Fahrberichte Mercedes-Benz

Fahrbericht: Neuer Mercedes-Benz Sprinter 319 CDI

Unser Flottenmanager hat uns einen neuen Auftrag aufs MBUX geschickt: Tulpen abholen auf einer Tulpenfarm in der Nähe von Amsterdam. Nachdem wir dem neuen Crafter in den letzten beiden Jahren unserem ausführlichen Test bis nach Island gefolgt sind, haben wir nun den Sprinter 319 CDI ausgiebig Probe gefahren. Er punktet mit seinem extrem laufruhigen V6 und den neuen PRO Connect Diensten, mit denen Fuhrparkmanager stets alle Fahrzeuge verwalten und zu Aufträgen schicken können.

Sprinter Kastenwagen 319 CDI (mittlerer Radstand, mittlere Dachhöhe)

Im Motoreport Test: Kastenwagen Hochdach mit realitätsnaher Ausstattung
Unser Test-Sprinter kommt weitestgehend ohne ästhetische Sonderausstattungen aus. Die Frontschürze besteht fast komplett aus Kunststoff, der im Fall der Fälle Parkrempler des hektischen Lieferalltags locker wegstecken kann. Außerdem haben wir uns in unserer realitätsnahen Ausstattung für die einfachen Halogenscheinwerfer entscheiden. Genauso könnte man natürlich für einen schicken Tourer LED-Scheinwerfer mit hübschem Tagfahrlicht und Chromlamellen am Kühlergrill bestellen. Der hier gezeigte Testwagen hat übrigens den mittleren Radstand sowie die mittlere Dachhöhe (Superdach, darüber gibt es noch das Super-Hochdach). In der Basisvariante gibt es beim Kastenwagen gar kein Fenster, wir haben uns lediglich eines in der Schiebetür gegönnt.

Laderaum mit optionaler Holzverkleidung und Zurrschienen an Seitenwänden

 

Variabilität des Laderaums sind kaum Grenzen gesetzt
Unsere Ladefläche ist mit einem Schwerlastboden ausgestattet. Im Alltag würden wir uns noch die beladbaren Radkästen (390 €) wünschen: Sie sind nicht so sehr “im Weg” wie die normalen Radkästen, sondern lassen sich besser mit sämtlichen Ladesituationen vereinbaren, da sie statt halb-rund eckig ausgeformt und holzverkleidet sind. In unserem Sprinter zeigen wir, wie man ihn beispielsweise beladen könnte: Die variablen Zurrschienen (optional) ermöglichen das Verzurren an sämtlichen Stellen, auch eine Gitterbox findet bequem Platz und an ihr kommt man während des Beladens zudem noch links und rechts vorbei. Genauer zeigen wir das im Video. Auf die unzähligen Lademöglichkeiten gehen wir aber an dieser Stelle nicht im Detail ein: Die Möglichkeiten des Sprinters sind vom Wohnmobil über den Pritschenwagen, den Tourer oder dem reinen Fahrgestell bzw. des Triebkopfes unzählig. In Zukunft könnte er außerdem z.B. dem Fiat Ducato in Sachen Wohnmobil Konkurrenz machen: Das ermöglicht der baulich kompakte, neue Frontantrieb.

Einfache Radkästen, optional auch “beladbar” in Holzverkleidung

Neu in der dritten Generation: Frontantrieb & 9-Gang Automatik
Seit der dritten Generation werden sowohl Daimlers Sprinter als auch der VW Crafter nicht mehr in einer Kooperation wie bisher gebaut. Der Sprinter läuft in Düsseldorf, der Crafter im polnischen Wrzensia vom Band. Die neuen Plattformen machen neue Antriebe möglich, so kommen sowohl Crafter als auch Sprinter ab sofort auch mit Frontantrieb. Im Sprinter gibt es dazu optional die neue 9-Gang Automatik (nur in Verbindung mit einem 4-Zylinder und Frontantrieb). Außerdem ist der Sprinter auch mit Allrad- oder auch Heckantrieb zu haben. In den beiden letzten Versionen optional allerdings nur mit der 7-Gang Automatik 7G-Tronic Plus. Im 319 CDI werkelt der nach wie vor kräftigste Antrieb: Ein V6 Diesel mit 190 PS und 440 Nm maximalem Drehmoment. Er lässt den (bestenfalls 1.990 kg leichten) Kastenwagen nicht nur leichtfüßig und agil wirken, sondern ist zudem noch extrem laufruhig. Nur per sanftem Turbo-Pfeifen meldet er sich unter Last zu Wort. Der Motorraum des Sprinters ist zudem gut gedämmt, was sowohl im Stand als auch auf der Autobahn bei höheren Geschwindigkeiten für viel Geräuschkomfort sorgt. Auch die 7-Gang Automatik schaltet unbemerkt wie von Daimlers Pkw-Sparte gewohnt. Am meisten werden sich viele Fahrer über die neue, elektromechanische Servolenkung freuen: Damit lenkt es sich so leicht wie in der A-Klasse.

Komfortabel & praktisch: Cockpit des neuen Sprinter (hier mit MBUX Infotainment)

Cockpit: Gelungene Kombi aus Nutzfahrzeug und luxuriösem Mercedes Pkw
Wir testen den Sprinter wie immer eher im Langstreckentest – einem wichtigen Szenario z.B. für Kurierfahrer. Am wichtigsten ist dann ein komfortables Cockpit. Im neuen Sprinter finden sich viele Elemente aus der aktuellen MB Pkw-Flotte, sogar das neueste 10,25 Infotainmentsystem MBUX ist verfügbar. Trotzdem hat er seinen Nutzfahrzeug-Charakter aber nicht verloren. Ein absolutes Highlight für den stressigen Lieferanten-Alltag ist Keyless Go, das im Sprinter in allen Varianten Serie ist. Der Fahrer kann den Schlüssel also immer in der Hosentasche lassen und startet den Motor per Knopf kontaktlos. Ein Feature, das im Crafter überhaupt nicht verfügbar ist. Ansonsten findet sich das aktuelle Pkw-Lenkrad im Sprinter: Es kommt für 150 € auf Wunsch auch als Multifunktionslenkrad. Der Gangwahlhebel für die Automatik befindet sich ebenfalls wie von Daimler gewohnt an der Lenksäule – das bringt wieder mehr Platz für ablagen am Armaturenbrett. Die bei uns gezeigten Ablagen unterhalb der Klimasteuerung kommen immer so wie hier abgebildet, für 50 € lassen sich dort auch zwei mal zwei Cupholder bestellen. Vor allem oben auf dem Dashboard sorgen drei große Fächer für viel Stauraum für Unterlagen.

Nie mehr ohne Rückfahrkamera: Hier auf dem 10,25 Zoll großen MBUX

Luftgefederte Heckachse und verschiedene Klimaanlagen optional
Wer Wert auf Klimakomfort legt muss im Konfigurator genau aufpassen: Ab Werk gibt es nur eine simple, analog geregelte Lüftung. In unserem Kastenwagen haben wir die halbautomatisch geregelt Klimaanlage Tempmatic (1.800 €) an Bord, bei der man die Temperatur vorgibt und die Lüftungsstufe noch manuell wählt. Erst bei der 2.300 € teuren Temptronic wird vollautomatisch geregelt. Wir waren mit der Halbautomatik (äußerst zugfrei) aber schon sehr zufrieden. Z.B. für Touristenfahrten mit dem Tourer macht die optionale Hochleistungsklimaanlage (dann auf dem Dach positioniert) Sinn. Als Sitze stehen optional der “Komfort Sitz” und ein Schwingsitz zur Wahl. Wer empfindliche Fracht (oder gar Fahrgäste) transportiert, kann eine luftgefederte Heckachse bestellen.

Assistenzsysteme: Distronic und aktiver Lenkassistent, Seitenwindassistent in Serie
Ganz wie in Daimlers Pkws halten nun auch viele Assistenzsysteme im Sprinter Einzug. Serienmäßig ist allerdings nur der (in der letzten Generation noch kostenpflichtige) Seitenwindassistent an Bord. Das Highlight dürfte für viele Langstrecken-Fahrer die Distronic sein: Dieser adaptive Tempomat hält eine eingestellte Geschwindigkeit konstant, bremst aktiv am und kann auch im Stau automatisch anfahren und bremsen – vorausgesetzt, man hat ein Automatikgetriebe an Bord. Unserer Meinung nach genauso sinnvoll ist der aktive Lenkassistent: Er unterstützt zwar nicht permanent aktiv beim Lenken, wie es der Crafter tut, bringt den Sprinter aber beim ungewollten Verlassen der Fahrspur wieder in die Spur zurück. Dafür nutzt er nicht die elektromechanische Lenkung, sondern Bremseingriffe. Droht man lediglich die Spur zu verlassen, macht er den Fahrer per Lenkradvibration darauf aufmerksam. Die beiden Funktionen zeigen wir auch im Detail in unserem Video zu den Assistenzsystemen im neuen Sprinter.

Für die Stadt: Rückfahrkamera für 350 €, Querverkehrswarner optional
Auch im Stadtverkehr geht es mit Fahrerassistenz in Zukunft deutlich entspannter zu: Allen voran mit der Rückfahrkamera (350 €) bzw. 360 Grad Ansicht (1.350 €). Sie bietet auch einen Blick auf die Seitenflanken und/oder nur nach vorne, was rangieren deutlich einfacherer und sicherer macht. Außerdem gibt es einen Notbremsassistenten, der sich im hektischen Stadtverkehr bei einer drohenden Kollision erst optisch und akustisch meldet und im Ernstfall auch aktiv bremsen kann. Ordert man den Toter-Winkel-Warner, warnt dieser beim Spurwechsel, wenn sich ein Fahrzeug im Toten Winkel befindet. Zudem kann er vor Querverkehr warnen und notbremsen, wenn sich beim Rückwärts-Ausparken Pkws oder Fußgänger schnell nähern und eine Kollision droht.

Der neue Sprinter fährt sich nahezu wie ein Pkw und bringt ein modernes, digitales Cockpit mit. Trotzdem hat er dank zahlreicher praktischer Lösungen noch an Nutzwert gewonnen. Natürlich sind dem neuen Sprinter ab knapp 20.000 € nach oben hin keine Grenzen gesetzt, insbesondere, wenn man sich einen schicken Tourer konfiguriert. Alle technischen Daten im Detail (Leergewichte usw.) folgen hier in Kürze.

Mercedes Benz Sprinter 319 CDI Kastenwagen

Leistung/Drehmoment 140 kW (190 PS) / 440 Nm
MotorV6 Diesel (2.987 cm³)
Getriebe7-Gang Automatik
AntriebHeckantrieb
Zul. Gesamtgewicht3.500 Kg
Verbrauch angegeben9,5 Liter / 100 Km
Einstiegspreis Sprinterknapp 19.990 €
LackierungIridiumsilber Metallic

Über den Autor

Matthias Luft

Autor Matthias Luft faszinieren effiziente Motoren, moderne Designs und die neusten Fahrerassistenzsysteme.

1 Kommentar

  • Moin, schöner Fahrbericht. Wenn er läuft… Ich habe im Februar 2018 meinen inzwischen vierten 319er bei MB geordert. Bei den beiden ersten gab es bereits kurz nach der Auslieferung diverse Kinderkrankheiten (Ölverlust; Rost; Kardanwelle etc.). Beim dritten hatte ich beidseitig elektrische Schiebetüren. Beide Türen wurden wegen starken Klappern komplett, inklusive Neulackierung ausgetauscht. (Seitdem fahre ich ein 2 Farben-Auto). Abgesehen von den “üblichen” Macken wurde bei 180000km (Motorplatzer nach falsch eingestellten Injektoren durch…MB) das komplette Aggregat kostenlos ausgetauscht. Nun ist einigermaßen Ruhe (abgesehen vom permanenten quietschen der kompletten Bremsanlage, klappern der Innenausstattung). Leider kann ich noch keinen aktuellen Fahrbericht abliefern, da sich der Liefertermin von September 2018 auf Juni 2019 verschoben hat ( also satte 15 Monate Lieferzeit!!!). Begründung: -beheizbare Frontscheibe n.l.; Window-Airbags n.l.; Abdeckklappen n.l.; (dadurch ist das LED-Licht ebenfalls nicht lieferbar).. mal sehen…
    Nun fragt sich sicher der Eine oder Andere, warum ich weiterhin MB fahren möchte- VW (T5 habe ich durch; Crafter hat leider keinen Sechszylinder, effektiv teurer, und ein Horror Kunden-Service bei uns in Kiel; Iveco gefällt mir nicht etc.. außerdem glaube ich immer noch an das Gute…. und an Qualität aus Düsseldorf…
    Gruss aus Kiel

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