Der Q30 kombiniert den fernöstlichen Charme Infinitis mit grundsolider Technik von Daimler. Der Innenraum ähnelt der A-Klasse sehr, auch die Technik stammt aus Stuttgart. Aus vielerlei Gründen ist aus dieser Kooperation ein besserer GLA geworden. Wir waren im 2.2 Liter Diesel mit 170 PS unterwegs.
Innenraum mit hochwertigen Materialien und integriertem Navi
Der Mercedes GLA ist durchweg ein gutes Auto. Bis auf den Innenraum, das fanden wir schon im Fahrbericht des CLA aus 2014. Er ist einfach zu langweilig, zu kühl, zu klapprig. Zwar übernimmt der Q30 zahlreiche Elemente wie die Klimasteuerung oder das Lenkrad komplett, der Japaner ist aber an entscheidenden Stellen einfach deutlich attraktiver und wertiger verarbeitet. Da wären einerseits die Sitze, die Infiniti-typisch spürbar bequemer und auch in luxuriöseren Ausstattungsvarianten verfügbar sind. Andererseits sind für das Cockpit schon in der Einsteigervariante hochwertigere Materialien als das unschöne Plastik konfigurierbar, das in unserem A-Klasse Test an jeder Ecke verbaut war. Der schönste und damit auch der größte Unterschied zum Mercedes-Bruder im Interieur ist das Infotainmentsystem InTouch. Das hat man im Q30 ins Armaturenbrett integriert, was für ein wesentlich angenehmeres Ambiente im Cockpit sorgt als die Aufsteck-Variante in der A-Klasse. Statt des Daimler-typischen Automatikwahlhebels am Lenkrad kommt der Q30 immer mit dem Shift-by-Wire Schalter in der Mittelkonsole, wie ihn bei Mercedes nur die Spitzenversion der A-Klasse hat. Die LEDs des Toter-Winkel-Warners befinden sich außerdem besser sichtbar im Innenraum auf Höhe der Außenspiegel, zusammen mit den Hochtönern des optionalen Bose-Soundsystems.
Wo an der A-Klasse Karosserie die beiden Designlinien einfach mehr einen Strich zeichnen, strahlen die des Q30 auch wirklich Dynamik aus. Überhaupt dürfen die Formen so eines Premium-Nissans natürlich viel spannender sein als die einer A-Klasse: Mercedes passt sich der Modellpalette an, während der Q30 mit seinem Grill und den Heckleuchten für neue Modelle wie den Q60 eine neue Designgeneration vorgibt. Das gekonnte Nissan/Infiniti Design erkennt man auch an den Felgen, die eigens für den Q30 kreiert wurden. Unsere 19 Zöller im 5-Speichen Design sind nicht weniger attraktiv als die 18-Zöller mit roten Designelementen als verstecktes Detail.
2.2 Liter Turbodiesel (170 PS) mit 7-Gang Doppelkupplungsgetriebe
Mit dem knapp 1.600 Kilo schweren Q30 ist man mit 170 PS mehr als ausreichend motorisiert. Die Leistung des spritzigen Diesels bekommt der Q30 auch gut geregelt, wenn er sie nur über den Frontantrieb abgibt. Optional gibt es den Q30 oder auch QX30 mit reaktionsschnellem, variablem Allradantrieb. Das Doppelkupplungsgetriebe (7G-DCT), das wie der Motor aus dem Daimler-Fundus stammt, schaltet nahezu unbemerkt. Im Gegensatz zur A-Klasse ist es softwaretechnisch seitens Infiniti ein wenig sanfter abgestimmt worden. Damit schaltet es gefühlt weniger hastig, wenn man es mal richtig wild treibt. Den Sprint auf 100 km/h schafft er damit in 8,3 Sekunden.
Das Fahrwerk ist in der von uns gefahrenen Ausstattung Sport etwas härter abgestimmt (7 steifere Federn), wobei es auf der Langstrecke immer noch jede Menge Komfort mitbringt. Zudem liegt die S-Variante 20mm näher am Boden als das Basismodell. Eine Steer-by-Wire Lenkung wie im Q50 gibt es im Q30 nicht, dafür kommt ihm bei der Servolenkung wieder die Daimler-Erfahrung zugute: Sie ist deutlich besser geschwindigkeitsabhängig abgestimmt als Infinitis Lenkungen im Q70 oder QX70. 4,7 Liter Diesel gibt Infiniti als kombinierten Verbrauch an, realistisch sind bei sparsamer Fahrweise durchaus unter 6, bei eher dynamischeren Fahrten um die 6 bis maximal 7 Liter. Die maximale Leistung für Sportfahrer gibt es mit dem 2-Liter Turbobenziner mit 211 PS, der ausschließlich mit Allradantrieb angeboten wird.
Active Noise Cancellation gegen Diesel-Tackern
Der 2.2 Liter Diesel ist nicht der ruhigste Selbstzünder. Deshalb kommt im Q30 ein akustischer Trick zum Einsatz: Eine aktive Geräuschunterdrückung. Je nach Geschwindigkeit wird über die Lautsprecher in den Türen ein sog. “Gegenschall” in den Innenraum geschickt. Das kann den Motor zwar nicht leiser machen, allerdings lässt der tiefe, leise Ton (der ohnehin nur kaum wahrnehmbar ist) den Klang des Diesels etwas “linearer” und weniger rau wirken. Im Innenraum wird es dadurch zwar minimal lauter, es ist aber immer noch leiser als in vielen Diesel-Mitbewerbern. Active Noise Cancellation ist nur im 2.2 Diesel verfügbar, hätte aber gar nicht unbedingt sein müssen: Dank der guten Schalldämmung ist der Diesel nur nach einem Kaltstart laut, ansonsten dringt er nicht stark in den Innenraum durch. Von Haus aus etwas ruhiger ist allerdings der 1.5d (Fahrbericht Infiniti Q30 1.5d).
Fahrerassistenz: Das Beste aus Deutschland und Japan
Beim Design punktet also alles, was Infiniti am GLA geändert hat. Den Japanern kommt aber die deutsche Fahrerassistenz zugute: Die ACC (adaptive Geschwindigkeitsregelung, bei Infiniti “ICC”) hätte Infiniti nicht so gut hinbekommen. In Modelle wie dem Q50 war sie einfach nicht so reaktionsschnell und präzise wie der Radar-Helfer von Daimler. Wie im Q50 kann die ICC auch bis zum Stillstand bremsen. Inklusive ist natürlich auch ein Notbremsassistent. Die Steuerung des Tempomaten bzw. der ACC funktioniert dabei über einen zusätzlichen Hebel am Lenkrad. Der Q30 besitzt zudem einen Spurassistent, der optisch, akustisch und per Vibration am Lenkrad zuverlässig beim versehentlichen Verlassen der Spur warnt. Dank Daimler-Assistenztechnik gibt es nun erstmals bei Infiniti einen aktiven Parkassistenten, der den Q30 halbautomatisch in enge Parklücken manövriert. Wer gerne manuell einparkt wird von der 360 Grad Ansicht unterstützt, die aus vier Kameras eine Vogelperspektive aufs Fahrzeug erstellt. Die Technik stammt hier, wie die Bewegtobjekterkennung, von Infiniti.
Der Infiniti Q30 ist mehr als nur ein umgestalteter GLA: Er holt das Beste aus seiner technischen Basis und verleiht dem Schwaben fernöstlichen Infiniti Charme, wie wir ihn aus Designstücken wir dem Q50 oder Q70 kennen. Die Kombination aus deutscher Technik mit frischem, neuen Design dürfte insbesondere im hart umkämpften SUV-Markt einige neue Kunden zu Nissans Premiumtochter holen. Infiniti ist gerade dabei, sein Händlernetz deutlich zu erweitern – eine Probefahrt lohnt sich also für jeden, der einen individuellen Look sucht, dabei aber auf hierzulande in etlichen Fahrzeugen bereits bewährte Technik nicht verzichten möchte.
Infiniti Q30S Premium Tech 2.2d
[column grid=”2″ span=”1″] Leistung/Drehmoment: 170 PS (125 kW) / 350 NmGetriebe: 7-Gang Doppelkupplung
0-100 km/h: 8,3 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 220 km/h
Leergewicht: ca. 1.600 Kg
Verbrauch angegeben: 4,7 Liter / 100 Km (Kombiniert) [/column] [column grid=”2″ span=”1″] Verbrauch erfahren: 5,5-7 Liter / 100 Km (Kombiniert)
Farbe: Moonlight White
Kofferraumvolumen: 430 L
Grundpreis 2.2d : 30.550 EUR
Testwagenpreis: 42.420 EUR
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Text & Fotos: Matthias Luft
Feines Auto!
Von 0 auf 100 in 8,3 Sekunden finde ich jedoch für diese Motorisierung und die PS Zahl etwas schwach, nun ja.
Könnte sein, dass das Gewicht doch etwas zu hoch geraten ist ;0)