Mit einem Hecktriebler durch die winterlichen Alpen ist es so eine Sache. Spaßig wenn man alleine ist und Platz auf dem Schnee hat, gerade wenn die Räumdienste nicht mehr nachkommen kann es an starken Steigungen schon mal brenzlig werden. Andererseits ist das natürlich eine seltene, willkommene Testumgebung…
Nur die stärkste Variante namens Q50S mit dem V6 Benziner plus Hybridsystem ist optional mit einem Allradantrieb ausgestattet. Bei den kleineren Motorisierungen, dem 2.2 Liter Diesel und dem neuen 2-Liter-Turbobenziner, wird die Kraft über die Hinterachse abgegeben. Ist, wie auf den Instagram-Fotos zu sehen, das erste steile Stück Brennerautobahn und der Europabrücke richtig mit Schnee (-Matsch) überzogen und es herrscht stop and go Verkehr, wird es interessant. Auch für die Österreicher war es an dem Tag eher eine Ausnahmesituation. Der Q50 nennt sich Hightech Limousine, weshalb man es beim Berganfahren im Stau nicht wie früher mit Gefühl manuell probiert sondern gerne einfach in den Snow-Mode wechselt. Ohne nennenswerte ASR-Eingriffe regelt das Fahrprogramm Gasannahme usw. herunter, schaltet das Gaspedal schwer damit es problemlos über die Gebirgsautobahn geht, wo andere schon auf dem Seitenstreifen aufgegeben haben.
Erst bei noch mehr Schnee und weniger Salz ist die physikalische Grenze erreicht, auf manch steilen Parkplätzen ist dann einfach das Heck zu leicht und der Antrieb an der falschen Achse. Auf gestreuten, aber leicht schneebedeckten Fahrbahnen sorgten außerdem die montierten Pirelli Sottozero in 245/40 R19 für den nötigen Grip bei normalem Fahrtempo.
Bei mehreren Stunden Fahrt durch heftige Schneefälle wird auch die neulich erst getestete Fahrerassistenz des Q50 auf die Probe gestellt. Winterliche Autobahnverhältnisse bedeuten meist Kolonnenfahrten, die wiederum fordern heutzutage für ein entspanntes Reisen eine adaptive Geschwindigkeitsregelung (ACC). Wie die meisten Mitbewerber nutzt der Q50 hierfür unter anderem einen Radarsensor zum Messen des Abstands zu anderen Fahrzeugen. Bei starken Schnee- oder Regenfällen gibt es bei der Technik grundsätzlich zwei Probleme: “Reflektionen” durch den Niederschlag stören das Radar oder die Sensorik vereist bzw. wird zu stark bedeckt. Gegen letzteren Fall hätte beim Q50 eventuell eine geschicktere Positionierung geholfen, denn der Radarsensor befindet sich unten links in der Frontschürze neben dem Kennzeichen genau in der “Einkerbung”. Nach 30 Minuten Fahrt meldet der Bordcomputer das Frontradar als nicht verfügbar, Abhilfe schafft da nur das Entfernen des Schnees. Die Active Lane Control ist eine permanente Lenkunterstützung, die die Fahrspuren mit einer Kamera oben in der Frontscheibe erkennt. Hier lässt sich der Q50 von schwer erkennbaren Linien nicht beeindrucken und lenkt fehlerfrei exakt in der Spur.
Am wohlsten fühlt sich der Q50 bei besten Witterungsbedingungen auf den kurvigen Straßen Südtirols. Das Steer-by-Wire Sytem, “Direct Adaptive Steering” genannt, zeigt sein volles Potenzial. Die Lenkbewegungen werden nämlich vom Lenkrad rein digital auf das Stellglied an der Vorderachse übertragen. Was sich zunächst etwas synthetisch anfühlt, lernt man schnell zugunsten des Komforts zu schätzen. Zwar fehlt manchmal etwas das klassische Feedback, hat man sich an die Lenkung gewöhnt, lenken sich auch nervige, langsamen Pass-Passagen, die von Wohnmobilen angeführt werden, leicht und mit wenig Lenkaufwand. Im InTouch-System kann außerdem sowohl die Servounterstützung (Schwer, Standard, Leicht) als auch die Übersetzung (Direkt, Standard, Komfort) gewählt werden. Mehr zur Leistung des neuen 2-Liter-Turbobenziners findet man in diesem Fahrbericht von der Pressevorstellung. Alles zum Thema Infiniti gibts in der entsprechenden Kategorie.
Infiniti Q50 2.0t Sport
Leistung/Drehmoment: 211PS / 350 Nm
Getriebe: 7-Gang-Automatikgetriebe
Leergewicht: 1.678 kg
0-100 km/h: 7,2 Sekunden
Verbrauch angegeben: 6,3 Liter / 100 Km
Verbrauch erfahren: 8-9 Liter / 100 KmLackierung: Malbec Black
Grundpreis (2.0t AT): 39.260 EUR