Mit dem Kia Optima findet sich auf Motoreport mal wieder eine hierzulande selten gesehene, koreanische Limousine. Vielleicht wurde er in Deutschland 2014 nur 370 mal zugelassen, weil es ihn nicht als Kombi gibt? Jedenfalls hat er fast alles, was man sich von einer Business-Limo erwartet.
Die Stärken des Optima liegen einerseits im Design. Als Konzernverwandter des Hyundai i40 unterscheidet er sich von ihm in deutlich schärferen, sportlichen Formen. Während der i40 eher der grundsolide, unspektakuläre Bruder ist, beeindruckt der Optima durch die Dynamik in der Formensprache und mit seiner extravagant-gestyleten Frontschürze. Damit erntet er in der Stadt jede Menge Blicke: Irgendwo her kommt einem die Front auch bekannt vor – und zwar ein wenig von Saab.
Business-Class ist auch das Interieur. Hier punktet der Optima besonders. In den auf Komfort ausgelegten Sitzen reist es sich auch auf langen Strecken bequem. Vorne sind sie optional beheiz- und sehr angenehm kühlbar. (Im Premiumpaket mit Holzeinlage im Lenkrad und Panoramadach 1.500 EUR) Sogar auf der Rückbank lässt sich die Sitzheizung in zwei Stufen regeln. Das Cockpit ist in Sachen Ergonomie sehr gut auf den Fahrer ausgerichtet: Die wichtigen Funktionen sind leicht erreichbar, das gilt vor allem für die Klimaregelung und das Infotainmentsystem. In der nächsten Version des Optima müsste nur das unglücklich positionierte Bedienfeld für die Assistenzsystme (unten links) besser integriert werden. Der Touchscreen des 8-Zoll Navis reagiert schnell und regelt in der neusten Version nun endlich auch automatisch seine Helligkeit. Die Menüführung ist überraschend einfach zu durchblicken, die Routenführung läuft stabil und zuverlässig. Unmissverständliche Spuranweisungen in Form großer Grafiken sind absolut gelungen.
Das Infotainmentsystem kann auch DAB-Radio wiedergeben, mit einer Besonderheit: Steht, was aktuell noch häufig passiert, der Empfang für einen DAB-Sender nicht zur Verfügung, wechselt das System unterbrechungsfrei(!) zum jeweiligen Sender im FM Netz. Diese Funktion vermisst man aktuell noch bei vielen, deutlich teureren Audiosystemen wie z.B. im aktuellen Audi S5. Den besten Klang holt man zweifelsfrei mit dem Infinity-Lautsprechersystem (8+4 Lautsprecher) aus dem Optima. Bis Geschwindigkeiten von 130 km/h klingt es großartig – danach setzt sich der dröhnende Motor durch.
Der Innenraum läd also zum entspannten Fahren ein – auch wegen des Platzes: In der Front ist keine Ecke im Weg, man stößt nirgends an, hat auch im Fußraum jede Menge Luft. Auch das Multifunktionslenkrad sieht nicht nur gut aus sondern lässt sich auch einwandfrei greifen und bedienen. Für etwas Luxus-Feeling sorgt an ihm die glatte Holzeinlage. Leider ist die Mittelarmlehne fest und lässt sich nicht nach vorne schieben, dafür genießen Passagiere im Fond ebenfalls eine enorme Beinfreiheit auch bei großen Personen auf den Vordersitzen. Dann wäre da noch der Kofferraum, dessen Volumen von 505 Litern man von außen eher nicht vermuten würde.
Eine nicht zu unterschätzende Schwäche bringt unser Optima allerdings mit: Den 1.7er Diesel namens CRDi. Während er im Konzern-Verwandten Hyundai i40 im Februar eine gute Figur machte, tut er sich im Optima deutlich schwerer und lässt die Limousine teils schwergängig wirken. Überraschend ist das vorallem deshalb, da es sich um das gleiche Aggregat handelt. Entweder handelt es sich um eine andere Abstimmung im Kia oder es ist tatsächlich nur eine subjektive Empfindung? Seine Stärken sind das lockere Mitschwimmen im Stadtverkehr oder komfortable Landstraßen-Fahrten. Trotz der 130 PS vermisst man aber manchmal etwas Leistung. Zum Beispiel beim Anfahren, hat man es etwas eiliger muss das Gedpedal schon ein ganzes Stück zurücklegen – sonst ist der Start gescheitert. Den Sprint auf Tempo 100 schafft der Koreaner in 10,3 Sekunden, möchte man wirklich flott sein muss man den Diesel aber mit knapp dreitausend Umdrehungen verhältnismäßig hoch drehen.
Hier sprechen wir aber wirklich von dynamischen Fahrten. Ist man permanent effizient unterwegs und schaltet früh hoch, spürt man zwar von der Beschleunigung wenig, hält aber den Verbrauch bei angenehmen Werten von 6,3-6,8 Liter – was schon ein richtig guter Wert ist. Sicherlich bügelt die bislang nicht gefahrene Automatik die Problematik mit der Schwäche beim Anfahren aus – ein (deutlich) höherer Dieselkonsum dürfte hier aber die Folge sein. Schade, dass es den Optima als Diesel nur mit dem 1.7 CRDi zu bestellen gibt – ein 2.2er Selbstzünder wie im Kia Sportage aus 2013 mit deutlich mehr Power hätte einfach viel besser zu Kias Limousine gepasst. Zwei Liter Hubraum und 165 PS bringt allerdings das Benzineraggregat mit.
In Sachen Geräuschkulisse hat der Optima zwei Schwächen: Im Leerlauf dringt der Diesel einfach zu laut nach innen. Dem Hyundai i40 muss man hier wohl mehr Dämmmaterial verpasst haben – im seinen Innenraum kommen deutlich weniger Geräusche an. Auch auf der Autobahn kann es im Optima etwas lauter werden, und zwar ab etwa 150 km/h. Der Motor wird zu aufdringlich, auch das Abrollgeräusch der Reifen ist dann recht präsent. Die Klimaautomatik schaltet man im Hochsommer besser auf Umluft: Ab einer gewissen Geschwindigkeit drückt die Außenluft wohl zu stark gegen den Optima – er lässt zuviel nach Innen durch, weshalb es schnell mal zieht, besonders durch den nicht verschließbaren Schacht für die Frontscheibe. Interessanter Weise hatten der Kia Sportage und c’eed GT damit keine Probleme. Für die Fahrerassistenz bringt der Optima einen ordentlichen, aktiven Spurhalteassistent mit. Wie etwa auch der Sportage kann er halbautomatisch längs einparken.
Schade, dass dem Optima als einer Business-Limousine genau das als Option fehlt, was im geschäftlichen Alltag oft so wichtig ist: Eine kraftvoller Diesel, der ihn auf der Autobahn zügig auf der linken Spur hält. Sonst gibt es nichts zu meckern: Der Innenraum ist hochwertig und komfortabel, das Cockpit wirklich gut gestaltet. Trotz seines attraktiven Äußeren ist er viel zu selten auf deutschen Straßen zu sehen.
Kia Optima 1.7 CRDi Spirit
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Leistung/Drehmoment: 100 kW (136 PS) / 325 Nm
Getriebe: 6-Gang manuell
Antrieb: Frontantrieb
0-100 km/h: 10,3 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 202 km/h
Leergewicht: 1575 – 1675 kg
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Verbrauch angegeben: 4,9 Liter / 100 Km (Kombiniert)
Verbrauch berechnet: 6,3 Liter / 100 Km (Kombiniert)
Farbe: Snow White Pearl
Kofferraumvolumen: 505 L
Testwagenpreis: 33.890 EUR
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