Wer beim Namen “Kia” noch an koreanische Fahrzeuge ohne jeden Sinn für Design und eine billige Bauweise denkt, sollte diesen Artikel dringend lesen. Der Kia Sportage, der “kleine” SUV aus Kias Flotte, der baugleich mit dem Hyundai ix35 ist, hat mich vor Kurzem begleitet und Tag für Tag habe ich mehr Gefallen an ihm gefunden. Wieso mich der Sportage mit dem 180 PS 2.0 Liter Dieselmotor und Allradantrieb überzeugt hat, dass er durchaus unwettertauglich ist und welche Nachteile er hat, lest ihr im Fahrbericht.
Design
Peter Schreyer. Das Geheimrezept des frischen Aussehens des Sportage ist Peter Schreyer: Der deutsche Designer war zwischen 1979 und 2005 für den Volkswagen Konzern tätig und ist heute Präsident und Chefdesigner der Kia Motors Corporation und der Hyundai Motor Group. Mit seinem Team trägt er dazu bei, dass die südkoreanischen Wagen auch den premium-gewohnten Westeuropäern gefallen. Wenn ich mich an meine erste Mitfahrt in einem Kia Van, der innen wie außen einfach nur wie ein großer schwarzer Kasten aussah, erinnere, ist es doch erstaunlich, wie stark sich das Aussehen der Fahrzeuge in den letzten Jahren gewandelt hat. Der Sportage ist cool, nicht aufdringlich, sein Design wirkt einfach stimmig. Seine besonderen Erkennungsmerkmale sind neben der flachen Fensterfront die seitliche Chromlinie, die dick an der sehr breiten C Säule dick nach oben verläuft und die schicken, optionalen 18 Zoll Felgen. Er bringt ein dezentes, VW-ähnliches LED Tagfahrlicht mit. Die Front erinnert durch die leicht nach oben versetzten Scheinwerfer neben dem Chrom-Grill leicht an den neuen Honda CR-V. Vor dem ersten Einsteigen hatte ich mir den Sportage wesentlich kompakter vorgestellt, gerade wenn man an der Fahrertür steht merkt man schnell, dass man hier keinen ganz kompakten SUV bewegt. Beim unserem “Regen und Matsch SUV Battle” ging Fabians neulich auf autophorie.de getesteter Opel Mokka, geparkt neben dem Sportage, fast unter. (Dramatisierung!) Die Nebelscheinwerfer haben eine dynamisch eckige Form, die Blinker am Heck sind nicht in den “normalen” Heckleuchten integriert sondern separat fast ganz unten im Stoßfänger. Angenehm anders.
Hat man im Sportage Platz genommen, sitzt man gefühlt ebenfalls entsprechend hoch: Höher als im Mitsubishi ASX, auch höher als z.B. im VW Tiguan. Auch wenn eine hohe Sitzposition natürlich wenig sportlich ist, habe ich bei den letzten Test-SUVs doch Gefallen daran gefunden: Die Übersicht nach vorne ist klasse, das Sicherheitsgefühl hoch. Zum Ein- und Aussteigen, gerade bei vielen City Stopps, ist das auch komfortabel, vorausgesetzt, man hat den Koreaner vorher nicht durch den Matsch gezogen: Dann kann die Hose beim Ein- oder Aussteigen schnell etwas von den Türleisten abbekommen.
Der Innenraum ist eher funktionell orientiert als ein optischer Hochgenuss. Die Sitze sind zwar auch auf Langstrecken sehr bequem, bieten aber wenig Seitenhalt und sehen vor allem aufgrund ihrer vorne bald abfallenden, runden Form alles andere als aufregend aus. Etwas störend ist, dass auch in der höchsten Ausstattungslinie “Spirit” der Beifahrersitz nicht höhenverstellbar ist. Super ist dagegen die Mittelkonsole gestaltet: Die simple und durchdachte stufenartige Anordnung von Navigationssystem und Klimaautomatik sowie des genau iPhone-breiten gummierten Ablagestreifens sorgen für Komfort im Alltag. Alle Elemente sind während des Fahrens perfekt zugänglich, die Temperatur ist leicht einzustellen und auch der Tochscreen des Navis lässt sich leicht erreichen. Leider kann der Bordcomputer inmitten des Tachos immer nur einen Wert anzeigen (z.B. die Außentemperatur), außerdem kann nicht z.B. über den Blinkerhebel geswitcht werden sondern man muss immer erst an den Knopf rechts vorne an der Tachoeinheit fassen. Ablagemöglichkeiten sind reichlich vorhanden: In den Türtaschen haben auch etwas größere Flaschen Platz, in der Mitte gibt es 2 Becherhalter unterschiedlicher Größe und im Fach unter der Mittelarmlehne verbirgt sich nochmal ausreichend Stauraum. Besonders gut hat mir das klimatisierte Handschuhfach gefallen: Es ist zwar nicht besonders groß, wird aber von maximal kalter Luft vom Klimasystem gekühlt. Kleine Flaschen oder Dosen bleiben darin, im Gegensatz zu Konkurrenz-Kühlfächern, auch bei großer Hitze richtig schön kalt!
Da der SUV Käufer ja meist großen Wert auf die Platzverhältnisse legt: Im Fond bietet der Sportage jede Menge Beinfreiheit, ein Stück weniger Platz ist z.B. im Audi Q5 oder VW Tiguan. Als kleines Gadget ist auch noch eine einstufige Sitzheizung hinten rechts und links verfügbar. Der Kofferraum ist mit einem Volumen von 465 Litern angemessen groß (mit umgeklappten Sitzen max. 1.353 Liter) und lässt sich einfach beladen, eine automatische Heckklappe ist nicht verfügbar. Unter der Kofferraumladefläche findet sich ein Ersatzrad auf Alufelge, also ein Rad, das identisch mit den montierten ist und bei einer Reifenpanne im Urlaub ungemein praktisch sein kann. Um es herum ist im doppelten Boden nochmal jede Menge freier Platz für “immer dabei” Utensilien.
Fahrverhalten
Den Kia Sportage zu fahren fühlt sich im Allgemeinen “weich” an. Das Fahrwerk ist sehr weich abgestimmt, fast schon zu weich, für meinen Geschmack aber noch in Ordnung. Er ist eben mehr auf Fahrkomfort für jedermann ausgelegt als auf sportliche Kurvenfahrten. Kopfsteinpflaster werden nahezu komplett von der Federung verschluckt. Sanft ist auch die elektromechanische Lenkung: Den “großen” Sportage mit einem Finger in Parklücken manövrieren ist angenehm, allerdings verliert die Lenkung bei höheren Geschwindigkeiten für meinen Geschmack zu wenig von ihrer Leichtgängigkeit. Bei zügigen Autobahnetappen leidet deshalb die Kontrollierbarkeit etwas. Sprints auf Schnellstraßen sind mit dem 180 PS Diesel problemlos möglich, die Vmax von 195 km/h lässt sich dabei relativ zügig erreichen. Auch durch die Bauweise bedingt hört man bei hohen Geschwindigkeiten ein paar Windgeräusche, den Motor dagegen kaum. Insbesondere bei Stadtfahrten macht sich die ohnehin gute Laufkultur des 2.0 Diesels bemerkbar: Er werkelt sehr ruhig bzw. seine Geräusche dringen kaum bis zum Fahrer vor. Erwähnenswert ist auch die insgesamt großzügige Dämmung des Sportage: Hört man bei SUVs des günstigeren Preissegments normalerweise jedes Steinchen gegen die Radläufe schlagen, ist das beim Sportage kaum der Fall – auch auf Schotter-Strecken hat man nicht das Gefühl einer sparsamen Bauweise.
Wo bei vielen Japanern noch der seitliche Blinker sitzt (beim Sportage steckt dieser im Außenspiegel), trägt der Sportage den Schriftzug AWD (wenn mitgekauft) und gibt sich damit als Allradfahrzeug aus. Ob der Kunde mit dem Wagen letztendlich wirklich häufig Offroad unterwegs ist bleibt zweifelhaft, fest steht aber, dass ein Allradantrieb im Winter, (und nicht nur da…) z.B. auf schneebedeckter Fahrbahn auf jeden Fall einen Stabilitäts- und Sicherheitszugewinn mit sich bringt. Beim Sportage leitet das Allradsystem in normalen Fahrsituationen das volle Drehmoment an die Vorderräder, was dem Krafstoffverbrauch zugute kommt. Mangelt es an eine Stelle an Traktion, wird die Antriebskraft automatisch entsprechend verteilt. Der Fahrer hat auch die Möglichkeit manuell in den “Lock” Modus zu wechseln um damit die Verteilung der Motorkraft gleichmäßig (50/50) auf die Vorder- und Hinterräder zu fixieren. (Bis max. 40 km/h)
Verbrauch
Anfangs sorgte der Verbrauch des etwa 1.7 Tonnen schweren Sportage 2.0 CRDi mit 180 PS für Enttäuschung: In den ersten Test-Tagen war ich relativ häufig im Stadtverkehr unterwegs, hier ließ sich der Verbrauch trotz abwechselnder Bundesstraßen-Etappen nicht unter 8.5 Litern senken. Hauptsächlich, weil bis zum Ende des Tests ein Großteil der Fahrstrecke von gut 2.500 Kilometern aus Autobahnen bei 130 km/h bestand zeigte der Bordcomputer sowie die Berechnung am Ende einen akzeptablen Wert von 7.7 Litern Diesel auf 100 Kilometern. (Werksangabe kombiniert: 6,1 Liter)
Technik
Meine Ausstattungsvariante “Spirit” hatte einige kleinere technische Helferlein an Bord. Zunächst wäre da das Touchscreen-Navigationssystem, das von der Bedienung her den einschlägigen VW Systemen nicht ganz fremd ist und mit einem AUX und USB Anschluss in der Mittelkonsole verbunden ist. Der Touchscreen selbst reagiert zwar eher zögerlich auf Berührungen, bietet dafür aber eine sehr schöne, hochauflösende Grafik bei den Karten. Die Zieleingabe funktioniert genau so schnell wie die Bluetooth Kopplung mit dem iPhone. Besonders aufgefallen ist mir auch die sehr schnelle Berechnung längerer Routen und das fixe scannen von USB Sticks mit Musikdateien. Regen- und Lichtautomatik reagieren ebenfalls im Handumdrehen auf wechselnde äußere Umstände. Die Klimaautomatik “Cleanair”, die sich mittels eines großen Reglers für jede Seite auf ein halbes Grad genau einstellen lässt, arbeitet auch bei großer Hitze (35 Grad und direkter Sonneneinstrahlung) überraschend zugfrei! Ganz familientauglich sind Seatbealtreminder auch für die Rückbank verfügbar, die Türen hinten lassen sich von Innen nur öffnen wenn auch die Fahrertüre geöffnet wurde.
Wird man mit dem Sportage doch einmal richtig geländegängig – das suggerieren schließlich fast alle Bilder in diesem Bericht – steht ein Bergabfahrassistent zur Verfügung. Er bremst, z.B. an einem starken, schneebedeckten Gefälle das Fahrzeug Rad für Rad optimal ab. Der Berganfahrassistent ist nur aktiv, wenn auch der Bergabfahrassistent eingeschaltet ist. Mein Lieblingsgadget und eigentlich auch das sinnvollste ist ganz klar der “Intelligente Parkassistent”. Er kann den Sportage rückwärts, genauer gesagt seitlich-rückwärts einparken. Hierfür fährt man mit aktiviertem Assistenten an hintereinander geparkten Autos vorbei, das System meldet sich wenn eine geeignete Lücke gefunden ist und lenkt dann optimal in die Parklücke ein. Der Fahrer gibt nur noch Gas und bremst. Ein tolles, zuverlässiges Feature, das ich auch in diesem Artikel ausführlich mit Video vorgestellt habe.
Ganz nach Kias Claim “The Power to Surprise” hat mich der Sportage in fast allen Belangen wirklich positiv überrascht. Wenn man bedenkt, dass der hier vorgestellte Sportage Spirit für 35.000 Euro nicht nur den größten Diesel, sondern auch einen Allradantrieb und jede verfügbare Ausstattung mitbringt, dürfte klar sein, dass er eine ernsthafte Konkurrenz für die einschlägigen deutschen SUVs ist: Beim Verbrauch und der Verarbeitung im Interieur kann er nicht ganz im Premiumsegment mitspielen, in allen anderen Disziplinen überzeugt er aber sehr. Soll er als Familienfahrzeug über mehrere Jahre seinen Dienst leisten, dürfte für viele Käufer auch Kias 7 Jahre Hersteller- und Mobilitätsgarantie interessant sein.
Fotogalerie
Mehr Fahrberichte zum Kia Sportage mit dem kleineren 136 PS Diesel gibts bei rad-ab.com und mein-auto-blog.de!
Technische Daten Kia Sportage HP – 2.0 CRDi 4WD
Leistung/Drehmoment: 184 PS (137 kW) / 383 Nm
Getriebe: 6 Gang Schaltgetriebe
Antrieb: Elektr. geregelter Allradantrieb
0-100 km/h: 9,8 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 195 km/h
Leergewicht: ca. 1700 Kg
Testverbrauch: 7,7 Liter / 100 Km (Berechnet und BC)
Gefahrene Kilometer: ca. 2.500
[/column] [column grid=”2″ span=”1″] Testzeitraum: 14 Tage
Farbe: Winchestergrau Metallic
Testwagenpreis: 35.030 EUR (= Basisversion zzgl. Panoramadach, 900 EUR und Intelligentes Parksystem, 590 EUR)
Sonderausstattung (Auszug): 18 Zoll Alufelgen, Multimedia- und Navigationssystem, Xenonscheinwerfer, Bergfahrassistenten, Sitzheizung hinten, Licht- und Scheibenwischerautomatik,intelligentes Parksystem, Panoramaschiebedach [/column]
Text: Matthias Luft, Fotos: Fabian Meßner, Matthias Luft
Und wie sieht ein Vergleich mit dem Hyundai IX 35 aus?
Grundsätzlich dürfte aber wie immer zwischen Kia und Hyundai alles sehr, sehr ähnlich sein. Leider bin ich ihn noch nicht gefahren, deshalb keine weiteren Infos.
nebelscheiner erzetsen KIA Sportage 2011
würden sie empfehlen das Auto zu kaufen?
ich bin mir unsicher, das Auto is sauber, 169,000km, öl und Filter sind komplett neu plus tüv wird er neu machen. das auto kostet 8k, ist das fair oder lieber nicht kaufen?
weil mir würde gesagt das dass auto häufig kaputt geht und muss öfters überprüft werden, besonders da das auto aus South Korea kommt. stimmt das alles?
liebe grüße