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Mercedes Drive Pilot im Test: Autonomes Fahren Level 3 ausprobiert

Wir haben den neuen Mercedes Drive Pilot im Berliner Stauverkehr getestet. Mit ihm kann man absolut rechtssicher teilautonom auf Level 3 fahren. Während der Fahrt kann man dann TV schauen oder am Notebook arbeiten. Es gibt aber auch einige Einschränkungen.

Momentan nur auf der Autobahn im Stau aktivierbar

Der Drive Pilot ist momentan für den Mercedes EQS und die S-Klasse verfügbar. Es dürfte aber nicht lang dauern, bis er auch in E- und C-Klasse bzw. den Elektro-Derivaten verfügbar ist. Die Basics: Das System funktioniert momentan auf rund 13.000 Autobahn-Kilometern in Deutschland. Bis 60 km/h und momentan nur im Stau. Starker Regen oder Nässe sowie Baustellen verhindern ein Aktivieren des Systems. Im Cockpit ändert sich nur das Lenkrad: Das Drive Pilot Lenkrad kommt mit 2 weiteren Tasten und LEDs – auf beiden Seiten mit der selben Funktion. Schlägt das Fahrzeug eine Aktivierung des Drive Pilot vor (mit “A” im digitalen Tacho und einer entspr. Animation), kann der Fahrer ihn am Lenkrad aktivieren.

Drive Pilot: Zuverlässig und vor allem: rechtssicher

Im Test folgt unsere S-Klasse dann dem Stauverkehr. Eine weitere Bedingung: Ein Fahrzeug voraus muss erkannt werden. Die S-Klasse übernimmt dann alles selbst – wobei ein Spurwechsel ebenfalls noch nicht möglich ist. Der Fahrer kann sich auf etwas (völlig) anderes konzentrieren. Sobald die Situation unklar wird oder z.B. die Eignung der Strecke endet, meldet sich der Drive Pilot. Dann muss der Fahrer innerhalb von rund 10 Sekunden wieder übernehmen. Wichtig zu wissen ist, dass das zwar noch kein vollständig perfekter Autopilot ist, sondern vielmehr die Basis fürs Beschreiten weiterer SAE-Level in Zukunft. Man kann sagen: Wenn der Drive Pilot aktiv ist, übernimmt Mercedes die Verantwortung. Dann muss auch alles absolut (rechts)sicher funktionieren. Kleinigkeiten wie eine Unklarheit über eine beginnende Baustelle können den Drive Pilot dann schon zum Deaktivieren bringen. In manchen Fällen bleibt der Drive Pilot aber auch mehrere Minuten oder gar eine halbe Stunde im Stau aktiv. Übernimmt der Fahrer trotz mehrere Hinweise nicht, wird ein Nothalt ausgeführt, den wir schon im Video zum Nothaltassistent von Mercedes gezeigt haben.

Während der Fahrt am Notebook – was sagt die Polizei?

Mercedes ist die erste Marke mit dieser Zulassung – entsprechend heimsen sich die Stuttgarter nun sicher jede Menge Vermittlungsarbeit ein. Der Polizei muss nun irgendwie klar gemacht werden, dass es in manchen Situationen erlaubt sein kann, Handy-spielend oder am Notebook arbeitend am Steuer zu sitzen. Bekommt man einen Strafzettel, weil man z.B. mit dem Handy am Ohr telefoniert, gibt es aber auch dafür eine Lösung. Mercedes-intern kann ausgelesen werden, zu welchem Zeitpunkt man legal mit Drive Pilot und wann manuell gefahren ist. Das kann im Zweifelsfall im Nachhinein bei der Polizei vorgelegt werden.

5.000 € Aufpreis – in Zukunft viel mehr möglich

Der Aufpreis für den Drive Pilot beträgt in der S-Klasse rund 5.000 € netto. Genau genommen ist das richtig günstig: Man erhält dafür nämlich zahlreiche neue Hardware. Allen voran eine große Präzisions-GPS-Antenne, ein Lidar an der Front, eine weitere Kamera vorne und hinten (die in die Ferne blicken) sowie einen Nässe-Sensor. Unbemerkt bekommt man auch Zugriff auf eine neue digitale Karte, in der Mercedes Routen auf den Zentimeter genau gespeichert hat. Eine S-Klasse (bzw. einen EQS) mit Drive Pilot erkennt man übrigens an der kleinen Auswuchtung hinten am Dach, darunter sitzt die GPS-Antenne.

An der Präzisions GPS Antenne am Heck der S-Klasse erkennt man die Ausstattung Drive Pilot

Sinnvoll, Spielerei oder nur der Anfang?

Insgesamt mag der Drive Pilot aktuell nur wie eine Erweiterung der bestehenden Distronic mit Stauassistent wirken, tatsächlich ist er aber die Basis für zahlreiche folgende Funktionen. Vor allem ist man erstmals rechtssicher auf Level 3 unterwegs. Wenn auch momentan nur in wenigen Situationen muss der Fahrer nur noch eingreifen können und der Drive Pilot übernimmt Kontrolle und damit Verantwortung. Der Drive Pilot lohnt sich unserer Meinung nach momentan also nur dann, wenn man wirklich kalkulierbar täglich oder oft in genau solche Stausituationen kommt, die wir auch im Video zeigen:

Über den Autor

Matthias Luft

Autor Matthias Luft faszinieren effiziente Motoren, moderne Designs und die neusten Fahrerassistenzsysteme.

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