Mit dem neuen “Travel Assist” soll der Passat (Facelift 2019) teilautonom auf Level 2 fahren können. Der Travel Assist kostet in den Trimlines Passat und Business rund 1.000 €, in der Elegance ist er schon Serie. Wir haben getestet, was wirklich hinter dem vermeintlich neuen Feature steckt.
Lane Assist in Serie nur noch passiv
Wichtig zu wissen ist, dass der Lane Assist im Passat, wie z.B. auch im neuen T-Cross, nun serienmäßig an Bord ist. Aber Achtung: Es handelt sich hierbei um den passiven Lane Assist, der nur dann lenkt, wenn man die Spur zu verlassen droht. Er kann den Wagen nicht aktiv permanent in der Mitte der Spur halten. Bei diesem passiven Lenkassistenten zeigt das grüne Spur-Symbol an, dass die Spur erkannt wurde und man sich korrekt in deren Mitte bewegt. Das gelbe Symbol zeigt einen stattfindenden, korrigierenden Lenkeingriff an. Den Unterschied zwischen Spurhalte- und Lenkassistenten haben wir bereits in einem Video erklärt.
Aktiver Lenkassistent nur mit aktiviertem Travel Assist
Bisher konnte man in den meisten Volkswagen, die den Lane Assist an Bord hatten, die adaptive Spurführung in den Einstellungen unter “Fahrerassistenz” aktivieren. Ab sofort gibt es den aktiven Spurhalteassistenten und diese Option aber nur noch im Travel Assist. Hier funktioniert das Ganze etwas anders: Grundsätzlich wird wie bisher die aktivierte ACC (Serie bis 210 km/h bei allen Passat Modellen) und der passive Spurhalteassistent über die zwei bekannten Symbole im (digitalen) Kombiinstrument angezeigt. Neu ist am Multifunktionslenkrad die “Travel Assist” Taste auf der linken Seite. Drückt man diese, wird aus dem ACC und Lane Assist Symbolen ein einzelnes, grünes Symbol, an dem man den aktiven Travel Assist erkennt.
Wie teilautonom fährt der Passat mit dem Travel Assist?
In der Vorkommunikation zum Travel Assist erklärte Volkswagen, dass der Passat der erste VW sei, der auf diesem Level teilautonom fahren kann. Außerdem gibt es den Travel Assist selbst bisher nur im Passat Facelift und nicht im Arteon oder Touareg der dritten Generation. Allerdings darf man keine allzu hohen Erwartungen an das teilautonome Fahren haben: Es funktioniert zwar ausgesprochen gut, allerdings gibt es beim Travel Assist fast nichts, was nicht schon in den letzten Jahren bei der Fahrt mit ACC und aktivem Lane Assist möglich gewesen wäre. So kann der Travel Assist z.B. auch nur minimal engere Kurven lenken als der bisherige, aktive Lenkassistent. Auch wird beim Travel Assist der Fahrer immer nach etwa 10 Sekunden wieder ans Lenkrad gebeten. Teilweise funktionierte das (nicht erlaubte und auch nicht so gedachte!) Fahren-lassen ohne Hände am Lenkrad früher sogar länger. Erstaunt waren wir aber, wie gut die neue Multifunktionskamera (MFK 3.0) funktioniert. Sie erkannte einspurige, enge Baustellen, die teilweise statt mit Spurmarkierungen mit mobilen “Baustellenwänden” abgetrennt war, sehr gut. Die Situation zeigen wir auch in unserem Video.
Fahrererkennung mit kapazitivem Lenkrad statt Lenkmoment
Wenn zu lange vom Fahrer keine Reaktion erfolgte, bat der Lane Assist dieser nach einigen Sekunden wieder ans Lenkrad. Hierfür musste der Fahrer dann kurz Lenkmoment aufs Lenkrad ausüben, d.h., er musste praktisch leicht lenken oder in die Lenkung eingreifen. Der Passat 2019 kommt nun aber in Verbindung mit den Assistenzsystemen mit einem sog. kapazitivem Lenkrad: Seine Fläche ist kapazitiv, sie erkennt also Berührungen statt Lenkmoment. Somit reicht es theoretisch, wenn der Fahrer immer nur leicht Kontakt zum Lenkrad hat. In unserem Test hat das ganz gut, aber nicht immer perfekt funktioniert. Ein kleines Manko am Travel Assist: Bricht man das teilautonome Fahren, z.B. durch einen Bremseingriff ab, wird mit “Resume” zwar die ACC wiederaufgenommen, allerdings nicht der komplette Travel Assist. Möchte man die Geschwindigkeit und das aktive Lenken wieder aufnehmen, muss nach “Resume” für das Tempo nochmal die Travel Assist Taste gedrückt werden. Erst dann wird auch wieder mitgelenkt. Systeme wie das Assistenz-Paket bei Mercedes-Benz oder der Driving Assistant Professional bei BMW aktivieren bei einer Wiederaufnahme nach Abbruch alle relevanten Features.
Erkennung von Verkehrszeichen und Limit-Übernahme
Verkehrszeichen können, wie bisher, per Kamera & Navidaten erkannt werden. Mittlerweile ist es aber optional auch möglich, sie direkt als Set-Geschwindigkeit für die ACC übernehmen zu lassen. Hierfür muss im Infotainmentsystem die Option “Vorausschau auf Geschwindigkeit” aktiviert sein. Die Limits werden dann automatisch gesetzt und bei einem entspr. Verkehrszeichen direkt kräftig abgebremst. Eine Toleranz wie “fahre immer 20 km/h schneller” kann man nicht einstellen. Ist ein Navigations-Ziel gesetzt, bremst der Passat mit dem Travel Assist auch geschickt z.B. zu einer Autobahnausfahrt hin.
Insgesamt ist wichtig zu wissen, dass es ein teilautonomes Fahren ab sofort im Passat nur noch mit dem Travel Assist gibt. Der Lane Assist ist zwar serienmäßig an Bord, lenkt aber nur dann, wenn man die Spur zu verlassen droht.