Der Arteon soll an der Spitze von Volkswagens Modellpalette stehen. Dabei ist er Nachfolger des Passat CC und Ersatz für den luxuriösen Phaeton zugleich. Er basiert auf dem MQB, auf dem auch der Golf aufbaut. Im Interieur kennt man einiges schon aus dem Golf Facelift – mit seinem neuen Exterieur Design leitet der Arteon aber ein deutliches Update für das Markengesicht ein. Was unterscheidet den Arteon vom Passat CC – und hat er die Bezeichnung “Topmodell” verdient?
Cooles Fastback-Pendant zum Passat mit neuem Markengesicht
Die Optik des Arteon vereint VW-typisches, klassisches Design ohne Experimente mit der Coolness, die dem Phaeton und ein auch dem Passat CC fehlte. Von der Seite erkennen VAG-Kenner sicherlich nach hinten hin die Silhouette des Audi A7, auch wegen der langen, schlanken dritten Bremsleuchte. Obwohl der Arteon scheinbar flach nach hinten zusammenläuft, bringt er ungeahnt viel Platz im Fond sowie im Kofferraum mit. Seine Heckscheinwerfer, die an die die des CC erinnern, wirken im Verhältnis zur Karosserie richtig klein und kündigen die großzügigen Dimensionen im Inneren an. Das größte Design-Update fand an der Frontschürze statt. Sie lässt den Arteon fast schon gewagt flach wirken und trägt in der R-Line ordentlich mit Chrom auf. Trotzdem wirkt die Front sehr clean. Voll-LED Scheinwerfer – mit dynamischem Blinker ab “Elegance” – gibt es nun endlich serienmäßig in allen Ausstattungen. Die größten 20-Zoll Felgen “Roseo” sind sehr filigran designt und mit Ihrem Triebwerk-Look wirklich ein Kunstwerk. Auch in der Basis-Trimline “Arteon” sind aber schon coole 17-Zoll Alus montiert. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird der neue Touareg in Kürze als zweites Modell die neue Formensprache, insbesondere an der Front, annehmen.
Bewährter Innenraum: Ergonomisch tadellos wie in Passat & Golf
Im Innenraum bringt der Arteon weniger spektakuläre Neuerungen mit. Im Gegensatz zur häufigen Modell-Politik der Hersteller finden sich im Arteon Features, die vor einigen Monaten schon im Golf Update Premiere feierten. Die größten Hingucker sind dabei das (leider noch nicht serienmäßige) Active Info Display (unsere explizite Empfehlung für die Aufpreisliste), sowie das optionale Discover Pro, also die neueste Generation des Modularen Infotainment Baukastens. Auch wenn wir Merkmale wie die Analoguhr oder die Chromstreifen über den Lüftungsdüsen schon aus dem neuen Passat kennen, gibt es doch einige neue Linien im Arteon: Die Mittelkonsole ist auf Höhe des Infoainmentsystems nun ansteigend geformt, auf Wunsch gibt es auch eine mehrfarbige Ambientebeleuchtung in Form feiner LED-Streifen unter den Lüftungsauslässen, die nur bei Dunkelheit dezent zu sehen ist. Aus dem noblen Fundus der VW Oberklasse Phaeton & Touareg stammen etwa die dicken, doppelt verglasten Seitenscheiben. Ruhiger kann der Innenraum kaum werden.
Shift-by-Wire dann im neuen Touareg?
Der Arteon als neues Top-Modell schreit aber nach ein paar Neuerungen, die wir uns gewünscht hätten: Einen hübschen, kleinen Shift-by-Wire Stick zum Beispiel und eine neue Bedieneinheit für die Klimaautomatik. Der analoge DSG-Hebel passt nicht zur neuen Tacho- und Infotainment-Generation. Die Drehregler für die Klimaautomatik gibt es in der Form ebenfalls schon seit mehr als 5 Jahren – auch im Seat Leon. Auch die Interieur Designer haben uns auf unser Drängen hin den Wunsch nach mehr Digitalisierung bei der Bedienung verraten. Wir möchten nicht wissen, wie viele neue Automatik-Sticks es auf Papier schon gibt. Dafür durften sich die kreativen Verantwortlichen für den Innenraum aber bei neuen, elegant-sportlichen Sitzbezügen austoben.
Enormer Platz im Fond & Kofferraum sollte Kombi-Fans zum Umdenken bringen
Der Arteon wird sich hoffentlich über Käufer freuen, die von Modellen wie dem Passat (Kombi) oder einem SUV zu ihm wechseln. Um die Entscheidung für den hierzulande völlig vernachlässigten Fastback zu erleichtern, zeigt VW sein Können im Raumangebot im Fond. Hier steigt man höchstens etwas niedrig ein, hat aber eine enorme Bein- und Kopffreiheit. Mehr als im alten Passat CC, ein bisschen weniger als in der Chauffeurlimousine Phaeton natürlich. Für die rückwärtigen Passagiere gibts optional eine eigene, digital einstellbare Klimazone & Sitzheizung. Eher also wie im Touran, nicht ganz so luxuriös wie im Touareg oder Phaeton.
Perfektes Fahrgefühl als Markenzeichen: 2.0 TDI mit 240 PS, 4Motion und 7-Gang DSG
Weitaus beeindruckender als der Innenraum sind die Fahrleistungen des Arteon. Wir sind den größten Diesel, den 2.0 TDI Bi-Turbo mit 240 PS sowie serienmäßigem 7-Gang DSG und Allradantrieb 4Motion gefahren. Das DSG empfehlen wir im Prinzip zu jedem VW oder den Konzernmarken, da es einfach richtig knackig schaltet. Sowohl im Stopp&Go Verkehr in der Stadt als auch auf der Landstraße oder der Autobahn macht der nahezu perfekt abgestimmte Antriebsstrang Spaß. 240 PS genügen außerdem für jede erdenkliche Situation außer der Rennstrecke. Mit 500 Nm sprintet der immerhin 1,8 Tonnen schwere Arteon in sportlichen 6,5 Sekunden auf Tempo 100. Am meisten ist uns im Vergleich zu anderen Modellen Volkswagens und denen der Mitbewerber das Fahrwerk aufgefallen. Obwohl wir die 20-Zöller mit dem geringen 35er Querschnitt fahren, bügelt das Fahrwerk Unebenheiten und Bodenwellen sehr gut aus. Andererseits ist man für Kurvenstrecken immer nah genug am Boden, um mit dem in Sekundenbruchteilen reagierenden, variablen Allradantrieb jede Menge Spaß zu haben. Die unterschiedlichen Settings des DCC, der adaptiven Fahrwerksregelung, werden nun viel deutlicher spürbar als bei vorherigen Modellen. Zudem kann man sie in mehr als nur 3 Basisstufen exakt einstellen. Die progressive Lenkung mit erstklassigem Lenkgefühl und sauberem Feedback trägt ebenfalls zum Lehrbuchmäßigen Fahreindruck des Arteon bei. Viel besser geht es eigentlich nicht.
Kleinere Motorisierungen folgen, mehr als 4 Zylinder sind nicht in Sicht
Bald sollen noch kleinere Motorisierungen wie der 2.0 TDI mit 150 PS oder der bereits im Golf vorgestellte 1.5 TSI mit 150 PS folgen. Ein standesgemäßer Sechszylinder ist nicht in Sicht, das sagt schon der Baukasten, auch keine Luftfederung, die Mitbewerber wie der Volvo S90 zumindest an einer Achse anbieten. Ein Luftfahrwerk vermissen wir (erstaunlicher Weise) bei den doch recht gut spürbaren Modi der adaptiven Dämpfer allerdings auch nicht.
Assistenzsysteme: ACC fährt jetzt vorausschauend nach Streckendaten
ACC und Lane Assist (dieser ist ab sofort Serie!) bilden im Arteon weiterhin die Basis für das teilautomatisierte Fahren mit dem DSG. Im Arteon reagiert die ACC nun erstmals auf Tempolimits und setzt diese, wenn gewünscht, automatisch als Höchstgeschwindigkeit. Das funktioniert ausgesprochen zuverlässig und harmonisch. Neu ist auch ein Effizienzassistent im Rahmen der ACC: Sie greift damit auf die Streckendaten des Navis zurück und bremst, wenn man auf einen Kreisverkehr oder eine Kurve zufährt sehr früh, um möglichst effizient unterwegs zu sein. Die Effizienzassistent rät auch dem Fahrer, den Fuß jetzt schon vom Gas zu nehmen, wenn man ohne ACC fährt. Die Adaptive Cruise Control ist nun serienmäßig bis 210 km/h aktiv. Der Emergency Assist, der den Arteon automatisch sicher zum Stillstand bringt, wenn während des Fahrens mit ACC und Lane Assist keine Lenkbewegungen vom Fahrer mehr registriert werden, bewegt den Arteon in einer Notfallsituation nach vorherigem Wachrütteln per Bremsruck sogar auf die ganz rechte Spur. Perfekt wäre es gewesen, wenn man das Können zum automatischen Spurwechsel auch für die ACC während der normalen Fahrt zum Überholen ermöglicht hätte – wie z.B. in der E-Klasse.
Auch der Dynamic Light Assist, den wir in Passat 2015 schon ausführlich im Video vorgestellt haben, bekommt nun Zugriff auf die GPS Daten. Aus den Navidaten und dem Kamerabild bekommt er die Möglichkeit, eine Kurve (z.B. auf einer dunklen Landstraße) schon auszuleuchten, bevor überhaupt der Lenkeinschlag des Fahrers erfolgt. Eine willkommene Erweiterung für den ohnehin beeindruckenden Lichtassistenten.
Der Arteon überzeugt vor allem mit der neuen Coolness im Design und seinen perfekten Fahreigenschaften. Sowohl für die sportliche Landstraße als auch die Langstrecke ist der 240 PS Diesel mit DSG und 4Motion unsere Referenz – im Schnitt haben wir nur 6,5 Liter bei sportlicher Fahrweise verbraucht. Im Innenraum trifft man weitestgehend bekannte Elemente. Das Active Info Display sollte man sich trotz Aufpreis unbedingt mitkonfigurieren – ebenso wie die vorausschauende ACC, die Langstreckenfahrten viel entspannter macht.
VW Arteon R-Line 2.0 TDI 4Motion
Motor | 4-Zylinder Bi-Turbo Diesel |
Leistung/Drehmoment | 176 kW (240 PS) / 500 Nm |
Getriebe: | 7-Gang Doppelkupplungsgetriebe |
Antrieb | Allradantrieb 4Motion |
0-100 km/h | 6,5 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 245 km/h |
Leergewicht | 1.828 kg |
Verbrauch angegeben | 5,9 Liter / 100 Km |
Kofferraumvolumen (umgeklappt) | 1.181 / (2.092) L |
Lackierung | Pyritsilber Metallic |
Grundpreis 2.0 TDI (240 PS) | 51.600 € |
Der Artikel gefällt mir ganz gut. Der VW Arteon 2.0 TDI hat ja ganz schön was unter der Haube. 240 PS ist ne Menge und VW ist für mich ohnehin die Top Marke überhaupt.