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Michelin setzt sich für Gebrauchtreifentest ein

Als Autofahrer stellt man sich oft zwei wesentliche Fragen, wenn es um Reifen geht: Wie lange kann ich noch sicher damit fahren und wann muss ich sie wechseln? Viele Hersteller entwickeln Reifen, die bis zum Erreichen der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimeter sicher sind. Doch nicht jeder Reifen bietet bei Abnutzung die gleiche Sicherheit. Das Alter und die Profiltiefe der Reifen spielen dabei laut Michelin eine untergeordnete Rolle. Aus diesem Grund setzt sich der Reifenhersteller für die Einführung von Reifentests an Gebrauchtreifen ein.

Nasse Fahrbahnen – der Gegner eines jeden Gebrauchtreifens

Abgefahrene Reifen haben viele positive Eigenschaften, wie zum Beispiel das Bremsen auf trockener Fahrbahn oder auch der daraus resultierende Kraftstoffverbrauch, welche sich mit beginnendem Verschleiß verbessern. Dagegen gehört das Bremsverhalten bei Nässe zu den wichtigsten Sicherheitsmerkmalen, die sich mit fortschreitender Abnutzung des Reifens verschlechtern – manchmal sehr deutlich über die gesamte Laufzeit.

Es erscheint logisch, dass die Reifenaufstandsfläche eine erhebliche Rolle bei der Spurstabilität und dem Grip des Fahrzeuges auf nasser Fahrbahn spielt, allerdings wird der Einfluss des Reifenprofildesigns dabei deutlich unterschätzt. Bei einem Praxistest in einem Fahrsicherheitszentrum haben wir sowohl das Bremsverhalten als auch das Handling von Neureifen und unterschiedlichen Gebrauchtreifen verglichen.

Beim Nassbremstest wurde die Bremsdistanz ermittelt, die bei der Verzögerung eines Fahrzeugs von 80 auf 20 km/h bei einer Wasserfilmtiefe von einem Millimeter zurückgelegt wird. Hierfür wurden zwei verschiedene Gebrauchtreifen mit der gleichen Mindestprofiltiefe verglichen, um die Notwendigkeit eines Gebrauchtreifentests hervorzuheben. Dabei konnte eine durchschnittliche Differenz des Bremsweges der beiden Gebrauchtreifen von 20 Metern gemessen werden.

Beim Nassbremstest sind Neureifen ihren abgefahrenen Mitbewerbern deutlich überlegen

Bei dem Handlingparcours bestätigte sich die Diskrepanz zwischen den unterschiedlichen Gebrauchtreifen. Bei gleicher Fahrweise konnte der gebrauchte Michelin Reifen gegenüber dem gleichwertigen Avon Reifen, durch seine bessere Bodenhaftung auf nasser Fahrbahn, überzeugen. Der gebrauchte Michelin Reifen, mit einer Profiltiefe von 1,6 mm, sorgte für ein vergleichbares Einlenkverhalten und Handling zu dem Neureifen mit 8 mm Profiltiefe.

Laut Michelin ist das auf die richtige Gummimischung, das Gewindemuster und die Aufstandsfläche zurückzuführen. Diese drei Kernelemente sorgen für einen langlebigen Reifen, der auch bei fortgeschrittenem Verschleiß, eine Sichere Fahrt bei ungünstigen Fahrbahnbedingungen gewährleistet.

 

Wieso sollten Reifentests auch an Gebrauchtreifen durchgeführt werden?

Alles nur gutes Marketing für Michelin? Der Reifenhersteller setzt sich nicht nur aus Profitorientierten Gründen für die langanhaltende Performance Strategie ein. Michelin ist überzeugt, dass der Gebrauchtreifentest nicht nur Einfluss auf die Sicherheit der Verbraucher, sondern auch auf deren Kaufkraft und die Umwelt hat.

Viele Autofahrer setzen sich nur geringfügig mit ihren Reifen auseinander. Der Wechsel von Winter- auf Sommerreifen ist irgendwo im Kalender notiert und aus mangelndem Vertrauen in die alten Reifen, werden diese oft frühzeitig gewechselt. Dieses Verhalten hat eine erhöhte Reifenproduktion und somit Co2 Ausstoß zufolge. Der angestrebten Gebrauchtreifentest wirkt laut Michelin daher auch der Umweltverschmutzung entgegen, da Reifen effizienter genutzt werden könnten.  Auch die Kaufkraft der Verbraucher würde durch die Langlebigkeit der Reifen erhöht werden.

Neureifen vs. abgefahrener Reifen

Am wohl wichtigsten ist allerdings die Sicherheit der Autofahrer. Durch den Gebrauchtreifentest könnte ein Grenzwert ermittelt werden, der eine größere Praxisrelevanz aufweist als die bisherigen Reglementierungen. In Frankreich wurde bereits der Vorschlag für die Aufnahme einer Grundsatzrichtlinie zum Test abgefahrener Reifen in die europäische Gesetzgebung eingebracht, ob sich dieser durchsetzen wird, ist noch offen. Von der Notwendigkeit dieses Tests sind wir allerdings nach dieser Fahrveranstaltung überzeugt.

Über den Autor

Ilona Farsky

Ilona Farsky studierte Internationale Betriebswirtschaftslehre und berichtet aus Wien regelmäßig über Automotive Events auf AUTOmativ.de und Motoreport.

1 Kommentar

  • Ich finde, der Grundgedanke ist sehr berechtigt. Wozu gibt es schließlich die Verschleißanzeiger im Profil! Michelin meldet sich natürlich nicht ohne eigene Interessen zu Wort. Aber die Qualität ist tatsächlich auch ein echtes Umweltargument. Ich hätte nach diesem Sommer übrigens einen Satz Michelin für Testzwecke abzugeben, sehen fast so aus wie der rechte Reifen im Bild ;-)

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