BMW Fahrberichte

Reisekönig BMW R1250RT im Test: Zu viel Technik?

ABS, DTC, ESA, ACC, DBC – in unseren Fahrzeugen stecken immer mehr elektrische Helferlein. Doch nicht nur in neuen Autos kommen Assistenzsysteme zum Einsatz. Auch in Motorrädern nimmt die Unterstützung zu.


Doch während Assistenzsysteme in Autos etabliert sind, finden sich unter den Motorradfahrern viele Skeptiker: elektronisch einstellbares Fahrwerk, Traktionskontrolle? Für die Ausfahrt auf der Hausstrecke braucht’s eigentlich nur einen Motor und zwei Räder. Den Gegenentwurf dieses puristischen Fahrens stellt die neue BMW R1250RT da – sofern man es sich leisten kann (und will).

Alles digital bei der R1250 RT

Beim Erstkontakt mit der R1250RT fällt der Blick im Cockpit auf ein – natürlich – volldigitales, auch im direkten Sonnenlicht sehr gut ablesbares, entspiegeltes 10,25“-Display. Passend dazu bietet BMW die passende Smartphone-App für Apple und Android-Geräte an. Damit lassen sich Navigationsanweisungen (Pfeil- oder Kartennavigation) auf dem Motorrad anzeigen. Ohne verbundenes Smartphone ist die Navigation entsprechend leider nicht verfügbar. Gesteuert wird die Tachoeinheit via „Dreh-Drück-Regler“ und Schaltern am linken Griff. Obwohl der Autor dieser Zeilen selbst BMW-Motorradfahrer sowie technikaffin ist, benötigt das Zurechtfinden aufgrund des großen Funktionsumfangs zu Beginn etwas Zeit. Wir empfehlen unbedingt, sich zu Beginn im Stand mit dem System vertraut zu machen – dann bleiben die Augen beim Fahren auf der Straße.

Digitaler Tacho BMW R1250RT

Blickfang: Die 10,25″-Instrumenteneinheit stellt, in Verbindung mit dem Smartphone, zahlreiche Informationen bereit. Auch eine geteilte Anzeige, z.B. Drehzahl/Geschwindigkeit und Navigation ist möglich. (Bildrechte: BMW)

BMW R1250RT: Kernkompetenz Reise

RT, das steht bei BMW Motorrad für ‚Reise & Tour‘, entsprechend weist das Datenblatt ein fahrbereites Gewicht von 279 kg aus. Da kann das rangieren schon einmal zu Kraftakt werden. Die ‚Magie‘ passiert dann sobald man die Fuhre mit Motorkraft bewegt. Hohes Gewicht? Wie weggeblasen. Auf der Landstraße mit den Augen die Strecke anpeilen und die RT findet den Weg wie von selbst, kippt mit geringem Kraftaufwand in die Kurve, hält sie gewählte Linie spielerisch und beschleunigt dank 136 PS und 146 Nm Drehmoment kraftvoll. Die linke Hand hat dabei meistens frei, zumindest wenn der optionale Schaltassistent Pro an Bord ist, der Hoch- und Runterschalten ohne Kupplung ermöglicht. Für die schnelle Runde gibt es sicherlich handlichere und spritzigere Motorräder – aber zügig kann die RT auch. Oder entspannt, mit Musik aus der optionalen Musikanlage oder via Bluetooth mit dem Motorrad sowie Smartphone gekoppelten Kopfhörern.

Tour kann die R1250RT also. Und damit die Fahrt in den Urlaub entspannt vor der Hand geht, ist die RT immer mit zwei abnehmbaren Koffern ausgestattet, die jeweils einen Integralhelm aufnehmen können. Damit es bei der Fahrt nicht kalt wird, lassen sich Sitz- und Griffheizung bestellen. Gegen den Wind wiederrum hilft die elektrisch einstellbare Scheibe, die wirkungsvoll arbeitet. Der eigentliche Clou – Stichwort Assistenzsysteme – ist allerdings der neue adaptive Abstandstempomat (ACC). Bis Tempo 160 hält das Motorrad dank Radarsensor damit selbstständig den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug. Das funktioniert auf der Autobahn sehr zuverlässig, lediglich Spurwechsel und die folgende Beschleunigung erfolgen etwas verzögert. Einen Eindruck der ACC haben wir auch in unserem Video festgehalten.

BMW R1250RT Statisch

Reise & Tour kann die RT, auch dank serienmäßiger Koffer. Extras wie die ACC oder das adaptive Fahrwerk müssen aber zusätzlich gekauft werden. Das treibt den Preis in die Höhe. (Bildrechte: BMW)

Amitionierte Preise für die RT1250RT

Natürlich lässt sich BMW Motorrad diese Funktionen auch gut bezahlen. ‚Nackt‘ kostet die BMW R1250RT aktuell ab 19.600€. Unser Testmotorrad kostet mit technischer Vollausstattung, aber ohne optionale ‚Option 719‘-Anbauteile (z.B. gefräste Ventildeckel oder spezielle Felgen) knapp 26.000€. Immerhin hält sich der Verbrauch mit 5-6 Litern in Grenzen. Dank großem Tank sind damit über 400 Kilometer möglich – auch ohne längere Pause, denn die Sitzbank ist absolut komfortabel.

Natürlich ist die R1250RT eher nichts für die Puristen unter den Motorradfahrern. Wer öfter mit dem Motorrad in den Urlaub fährt profitiert aber vom Komfort und den Assitstenzsystemen und kann sich „Arbeit“ auf der Autobahn abnehmen lassen. Für die Tour auf der Landstraße fahren wir weiterhin lieber selbst.

Über den Autor

Jonas Braunersreuther

Autor Jonas Braunersreuther interessiert sich von Kindesbeinen an für sportliche Autos und Zweiräder sowie neue Entwicklungen auf dem Automobilmarkt.

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