Kleinstwagen haben es in Deutschland nicht leicht: Immer strengere Abgasemissionen und verpflichtende Assistenzsysteme treiben den Neuwagenpreis nach oben. Die Fahne für die laut Kraftfahrtbundesamt ‚Minis‘ getaufte Kategorie halten im Wesentlichen drei Fahrzeuge hoch. Der Toyota Aygo, der Hyundai i10 sowie der Konzernbruder Kia Picanto. Diese drei Modelle bringen es im Segment auf einen Marktanteil von knapp 80%.
Kia Picanto: Design & Materialqualität
Optisch tritt der Picanto als GT-Line selbstbewusst auf, mit dem durchgezogenen, geschwungenen Tagfahrlicht erinnert er an den großen Bruder EV9. Dazu gibt es vorne die Kia-typische ‚Tigernose‘ und Scheinwerfer in LED-Technik. Auch am Heck spendiert Kia dem Kleinstwagen LED-Technik und ein sportliches Design, zumindest in der von uns gefahrenen GT-Line. Vier Türen sind trotz der Länge von 3,60 Metern Serie, wobei es in der zweiten Reihe klassenüblich beengt zugeht. Innerstädtisch lässt es sich als Fahrgast aber auch dort aushalten. Dafür sitzen auch groß gewachsene vorne gut, nur die Sitzfläche fällt etwas kurz aus – und der Seitenhalt dürfte gerne großzügiger ausfallen.
Unser ausführliches Review im Studio gibt es hier auf YouTube.
In Sachen Materialqualität darf man am unteren Ende der automobilen Nahrungskette natürlich keine fein unterschäumten Oberflächen oder besonders hochwertige Materialien erwarten. Entsprechend präsentiert sich auch der Kia Picanto zweckmäßig eingerichtet, harte Kunststoffe dominieren den Innenraum. Die Verarbeitung geht aber in Ordnung und in der von uns gefahrenen GT-Line gibt es immerhin Lederimitat an den Sitzen.

Kein Rätsel im Cockpit: Die Klimaanlage wird mit Tasten und Drehrädern eingestellt, Musik und Assistenten am Lenkrad. Einfach und blind bedienbar.
Leistung gibt es nur bei Drehzahl
Unter der Haube unseres Testwagens steckt der zurzeit leider nicht bestellbare 1.2 MPI Vierzylinder mit 79 PS, der seine Leistung mittels Fünf-Gang-Getriebe an die Vorderachse schickt. Aktuell (März 2025) bietet Kia lediglich den schwächeren 1.0 DPI Dreizylinder mit 63 PS an. Der von uns gefahrene 1.2er Sauger macht im etwa eine Tonne schweren Kia Picanto durchaus Spaß. Da er allerdings ohne Turbolader auskommen muss, braucht es für das zügige Vorankommen höhere Drehzahlen. Auch die Handschaltung haben sie bei Kia gut hinbekommen, die Schaltwege sind kurz und knackig. Gewöhnungsbedürftig dagegen die sehr leichtgängige Kupplung, bei der es uns schwerfiel beim Anfahren den richtigen Druckpunkt zu treffen. Wir haben den kleine Picanto an der Ampel deswegen öfter abgewürgt, als wir es zugeben wollen.
Unseren Fahrbericht zum Kia Picanto gibt es hier auf YouTube:
Auch die Autobahn muss der kleine Kia nicht scheuen, bis Tempo 140 schwimmt der Picanto ganz ordentlich mit, darüber hinaus wird die Tempoaufnahme zäh und der Motor laut. Dafür glänzt der Kia auf Wunsch mit einer Vielzahl an Assistenzsystemen. Der Tempomat arbeitet zwar nicht adaptiv, sondern hält nur die gesetzte Geschwindigkeit. Dafür lässt sich auf Wunsch per Knopfdruck das per Kamera oder Kartendaten erkannte Tempolimit übernehmen. Zudem kann der Picanto aktiv die Spur halten, eine Funktion, die andere Hersteller sich teuer bezahlen lassen.

Der 1,2 Liter Vierzylinder muss im Kia Picanto leider ohne Turbolader auskommen. Für zügiges Vorankommen braucht der Motor Drehzahl.
Kia Picanto: Grundsolide auch ohne viele Extras
Auch in Sachen Infotainment ist der Picanto auf der Höhe der Zeit. Für Navigation (Serie) und Musik gibt es ein 8“-Display auf dem Armaturenbrett, das Handy lässt sich kabelgebunden per Android-Auto oder Apple Carplay verbinden. Untypisch für die Fahrzeugklasse ist der Kia immer online und kann so für die Navigation Echtzeitdaten nutzen oder Benzinpreise abrufen. Selbst eine Smartphone-App bietet Kia für den Picanto an, in der sich die letzten Fahrten oder der Tankfüllstand abrufen lassen.
Aber auch ohne den Technik-Luxus geht der Kia Picanto als grundsolides Fahrzeug durch. Der wöchentliche Einkauf lässt sich damit genauso bewältigen, wie die Fahrt zur Arbeit oder der Wochenendtrip. Wobei der Picanto aufgrund der kompakten Abmessungen natürlich vor allem in der Stadt seine Stärken bei Wendekreis und Parkplatzsuche ausspielt. Im Alltag haben wir den kleine Kia mit etwa sechs Litern Super auf 100 Kilometer bewegt. Die Reichweite liegt damit bei etwa 500 Kilometern, da der Tank nur gut 30 Liter fasst.

Nur in der GT-Line trägt der Kleinstwagen das durchgehende LED-Band. Dieses steht im aber – wie die gesamte Optik – unserer Meinung nach sehr gut.
Preislich ambitioniert
In der Anschaffung muss dagegen auch der Kia Picanto relativ teuer bezahlt werden. Der Grundpreis liegt derzeit bei 16.990€ für den Viersitzer. Hier hat der Kia zwar schon die wichtigsten Extras wie eine manuelle Klimaanlage, Navigation oder Parksensoren hinten verbaut. Sieben Jahre Garantie gibt es aber natürlich auch für den günstigsten Kia. Für unseren gut ausgestatteten Testwagen unter anderem mit LED-Scheinwerfern, Klimaautomatik, umfangreichen Assistenzsystemen und Keyless-Go wurden stolze 21.770€ fällig. Aktuell kostet der Picanto in der GT-Line mit dem kleineren 63 PS-Motor und manuellem Getriebe 21.240€.
Technische Daten Kia Picanto 1.2 MPI MT (GT-Line):
Kia Picanto GT-Line 1.2 MPI MT | |
Motorbauart | Reihen-Vierzylinder Benzinmotor |
Hubraum | 1197ccm |
Getriebe | 5-Gang-Schaltgetriebe |
Leistung bei Drehzahl | 58kW / 79PS bei 6000 1/min |
Drehmoment bei Drehzahl | 115Nm bei 4200 1/min |
Beschleunigung 0-100km/h | 13,1s |
Hoechstgeschwindigkeit | 159km/h |
Antriebsachse | Frontantrieb |
Abmessungen (LxBxH) | 3,60m x 1,60m x 1,49m |
Gewicht (EU) | 990kg |
Kofferraumvolumen | 255L / 1010L |
Verbrauch (Hersteller / Test) | 5,6L/100km / 6,1L/100km |
Preis (Basis / Testwagen) | 21.220 EUR / 21.770 EUR |