Audi Fahrberichte

Audi A3 allstreet im Test: Crossover für Gutverdiener

Nach vier Jahren Bauzeit frischt Audi den A3 auf und bringt gleich noch eine neue Version, den A3 allstreet, auf den Markt. Das Konzept ‚allstreet‘ kennen wir schon vom Audi A1 bzw. unter dem Namen ‚allroad‘ von A4 und A6. Konkret heißt das: Fahrwerk rauf (beim A3 allstreet um 15 Millimeter), dazu etwas robuster wirkende Stoßstangen. So ergibt sich eine um drei Zentimeter vergrößerte Bodenfreiheit und eine leicht erhöhte Sitzposition. Da der allstreet bei Audi nur eine Art Ausstattungslinie ist und kein gänzlich eigenständiges Modell, entfällt die Möglichkeit auf eine S-Line-Ausstattung. Mit Blick auf das Auslaufen der Q2-Baureihe kann der A3 allstreet so in Zukunft Kunden des Kompakt-SUV abholen, denen der Q3 zu groß ist.

Innenraum: Gute Verarbeitung, schwache Materialqualität

Unser Testwagen ist in pfeilgrau lackiert (790€) und steht auf 18“-Felgen (Serie 17“). Für eine richtige SUV-Optik reicht das höhergelegte Fahrwerk des A3 allstreet unserer Meinung nicht. Audi selbst spricht im Pressetext von einem “Crossover” mit “sportlich-robustem Look”. Im Innenraum gibt es zum „normalen“ A3 keine Änderungen, unserem Testwagen hat man allerdings zahlreiche Optionen spendiert, die den Preis in schwindelerregende Höhen treiben. Doch dazu später. Wie gewohnt kombiniert Audi analoge Tasten und Touchdisplay gekonnt, sodass die wichtigsten Funktionen, wie Klimasteuerung, Sitzheizung, Start-Stopp-Automatik und Assistenzsysteme per Tastendruck schnell und unkompliziert erreicht werden können. Auf den optionalen Sportsitzen mit Stoffbezug (500€) sitzen wir bequem, auch dank der optionalen Lordosenstütze (Im Paket 760€).

A3 allstreet Cockpit

Im Cockpit ändern sich zum Vor-Facelift nur Details, die Kombination aus Tasten und Touchdisplay überzeugt aber im Großen und Ganzen noch immer.

Kritikpunkte gibt es trotzdem. Zu Einen sind nicht alle Tasten der Klimasteuerung beleuchtet: Die (für uns) wichtigste Taste zur Temperaturregulation muss man nachts blind ertasten. Zum Anderen ist die Materialqualität, insbesondere an den Türtafeln, dem Basispreis von 35.400€ nicht angemessen. Klar, die Armablage ist weich unterschäumt. Ansonsten besteht die Türverkleidung, abgesehen von dem obligatorischen Stoffbezug, komplett aus Hartplastik. Selbst die Türtaschen sind nicht ausgekleidet. Das passt nicht zum Premiumanspruch der Ingolstädter. Immerhin überzeugt die Verarbeitungsqualität, knarzende oder unsauber montierte Teile suchen wir vergeblich.

35 TDI: Schnell und sparsam

Unter der Haube unseres A3 allstreet steckt der bewährte zwei Liter Dieselmotor mit 150 PS, der komplett ohne elektrische Unterstützung auskommt. Aber auch ohne E-Unterstützung geht der allstreet in Kombination mit dem serienmäßigen 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe geschliffen und kraftvoll ans Werk. Wobei dem Fahrer auch gut vernehmlich mitgeteilt wird, dass hier ein Dieselmotor verbaut ist. Auf der Haben-Seite steht dagegen die enorme Effizienz des Antriebs. Gemütlich auf der Autobahn erlaubt sich der 2.0 TDI deutlich unter 5 Liter Diesel auf 100 Kilometer (minimal 4,4 Liter). Auch sportlich bewegt steigt der Verbrauch nur schwer über 7 Liter. Dabei reißt unser Testwagen locker die angegebene Höchstgeschwindigkeit von 218 km/h – wir haben über 230 km/h erreicht. Im Alltag lag unser Verbrauch zwischen fünf und sechs Litern, was eine Reichweite von über 800 Kilometern mit einer Tankfüllung ermöglicht.

Hartes Fahrwerk im Audi A3 allstreet

Und trotzdem möchten wir eine solch lange Strecke nicht am Stück absolvieren. Der Grund dafür ist das für den allsteet neu abgestimmte Fahrwerk. Auch wenn Audi eine Balance zwischen Komfort und Sport verspricht, kommen gerade kurze Stöße beim A3 allstreet ziemlich ungefiltert bei den Fahrgästen an. Auf der sportlichen Runde stört und das natürlich nicht, hier freuen wir uns über die geringe Wankneigung und die gute Straßenlage. Auch das Lenkgefühl ist dank Progressivlenkung (250€) präzise und gefühlsecht. Doch im Alltag oder auf längeren Autobahnetappen nervt uns die straffe Abstimmung. Da das Fahrwerk mit einstellbaren Dämpfern im allstreet leider nicht verfügbar ist, bleibt nur der Griff zu den 17“-Serienfelgen für mehr Fahrkomfort. Den Langstreckenkomfort schmälert zudem das hohe Innenraumgeräusch ab Tempo 180, vorwiegend ausgelöst von Windgeräuschen der Außenspiegel.

Wer das hübsche Tagfahrlicht mit einstellbaren Lichtsignaturen möchte, muss mindestens 890€ investieren. Matrix-LED gibt’s für stolze 1590€, die Felgen unseres Testwagens kosten 900€.

Zeitgemäße Assistenzsysteme

Das ist schade, denn wer bei Audi 1330€ zusätzlich investiert, erhält mit dem ‘prädikativen Fahrassistent pro’ eine Vielzahl an Assistenzsystemen, welche die Langstrecke deutlich erleichtern. Angefangen von adaptiver Geschwindigkeitsregelung und aktiver Spurmittenführung über Totwinkelwarner bis hin zu Notbremssystemen und Park-Lenk-Assistenz verbaut Audi im A3 allstreet den aktuellen Stand der Technik. Weniger gelungen ist dagegen die serienmäßige Spurverlasswarnung, welche den allstreet zurück Richtung Fahrbahnmitte schubst, sobald man sich einer Fahrbahnmarkierung nähert. Da der Eingriff hier schon sehr früh erfolgt, greift unser Testwagen auf schmalen Landstraßen ständig in die Lenkung ein. Die ständigen Lenkradbewegungen nerven uns auf Dauer ordentlich. Zum Glück lässt sich die Funktion mit einem langen Druck am Blinkerhebel abschalten – zumindest bis zum nächsten Fahrzeugstart.

Audi A3 allstreet Heckansicht

Auch am Heck unser pfeilgrauer (790€) A3 aufgrund des angedeuteten Unterfahrschutzes klar als allstreet erkennbar. Weiteres allstreet-Merkmal: Die schwarz lackierte Schwellerleiste. Das Rücklicht mit einzelnen Segmenten kostet dagegen Aufpreis.

Audi A3 allstreet: Nur für Gutverdiener

Für Überraschung sorgt der Blick auf den Testwagenpreis. Der A3 allstreet mit dem 150 PS Diesel startet derzeit bei 41.000€. Unser Testwagen kommt dagegen auf einen strammen Listenpreis von 53.590€. Wer zusätzlich Matrix-LED, aktive Spurmittenführung oder eine Lederausstattung wünscht, bewegt sich im Bereich über 55.000€. Zum Vergleich: ein vergleichbar ausgestatteter Mercedes GLA 200d liegt bei 50.000€, ein etwas besser ausgestatteter BMW 118d gar bei 49.500€.

Abschließend gibt es hier wie gewohnt unsere Testwagenkonfiguration als PDF.

Technische Daten Audi A3 allstreet 35 TDI

MotorbauartReihen-Vierzylinder Dieselmotor (EA288 evo)
Hubraum1968ccm
Getriebe7-Gang-DSG
Leistung bei Drehzahl110kW / 150PS bei 3000-4200 1/min
Drehmoment bei Drehzahl360Nm bei 1600-2750 1/min
Beschleunigung 0-100km/h8,3s
Hoechstgeschwindigkeit218km/h
AntriebsachseFrontantrieb
Abmessungen (LxBxH)4,35m x 1,81m x 1,48m
Gewicht (EU)1510kg
Kofferraumvolumen380L / 1200L
Verbrauch (Hersteller / Test)5,2L/100km / 5,5L/100km
Preis (Basis / Testwagen)41.000 EUR / 53.590 EUR

Audi A3 als 1.5 TFSI im Video

Über den Autor

Jonas Braunersreuther

Autor Jonas Braunersreuther interessiert sich von Kindesbeinen an für sportliche Autos und Zweiräder sowie neue Entwicklungen auf dem Automobilmarkt.

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