Assistenzsysteme Volkswagen

Was ist VWs “Proaktives Insassenschutzsystem”? Test & Erklärung

Was ist eigentlich Volkwagens “Insassenschutzsystem” im Detail und wie gut funktioniert das Sicherheitsfeature in der Praxis? Dazu haben wir ein paar wilde Runden auf der Teststrecke eingelegt und verschiedene Szenarien durchgespielt.

Technischer Hintergrund des Pre-Crash-Systems

Laut der Produktbeschreibung von VW erfasst der proaktive Insassenschutz ab einer Fahrgeschwindigkeit von 30 hm/h selbstständig brenzlige Verkehrssituationen mit erhöhten Unfallpotenzial und bereitet die Insassen und das Fahrzeug entsprechend auf einen Aufprall vor. Dazu werden die vorderen Gurte gestrafft und Fahrer und Beifahrer so in einer optimalen Position möglichst fest auf den Sitzen fixiert.  Zusätzlich werden geöffnete Fenster ganz automatisch bis auf einen kleinen Spalt geschlossen. Bis auf einen kleinen Spalt? Richtig gelesen! Damit die bei einer Auslösung des Airbags entweichenden Gase nach einem Unfall möglichst schnell aus dem Innenraum entweichen können, werden die Fenster des Fahrzeuges nicht komplett geschlossen. Im Alltag lässt sich das System fast nie auslösen, es tritt wirklich nur in Gefahrensituationen in Aktion.

Gurtstraffer des Proaktiven Insassenschutzsystems mit Motor und Getriebe

Das Herzstück des proaktiven Insassenschutzsystems stellt ein elektronischer Gurtstraffer dar. Dieser verfügt über einen integrierten Motor samt Getriebe, welcher es der Bordelektronik erlaubt, die Sicherheitsgurte von Fahrer und Beifahrer bei Bedarf zu straffen. Für besonders festen Rückhalt im Falle eines Unfalls wurde deshalb sogar Pyrotechnik in Form einer kleinen Zündladung in das reversible System integriert. Reversibel? Genau – nach getaner Arbeit ist der proaktive Insassenschutz nämlich auch in der Lage, die Gurtstraffung wieder zu lockern.

Varianten und Verfügbarkeit

Während im T-Roc (MQB) noch die erste Version des Assistenten verbaut wird, kommt im ID.3 das aktuellere MEB-Insassenschutzsystem mit erweiterten Funktionsumfang zum Einsatz. Bei diesem werden dem Fahrer beispielsweise Eingriffe des proaktiven Systems im Cockpit angezeigt, während bei einem drohenden Crash ganz automatisch die Warnblinkbeleuchtung aktiviert wird.  Leider wird der empfehlenswerte Sicherheitsassistent noch nicht serienmäßig in allen VW Modellen verbaut. Um herauszufinden ob dein Wunschfahrzeug standardmäßig mit dem proaktiven Insassenschutz ausgestattet ist, bleibt also nur der Blick in die entsprechende Konfigurationsliste. Der Proaktive Insassenschutz ist, teilweise unter anderem Namen, auch bei Konzernmarken wie Skoda, Audi oder Seat verfügbar.

Praxistest: So funktioniert der proaktive Insassenschutz in Gefahrensituationen

Genug der Theorie – widmen wir uns der Praxis. Dafür entführen wir sowohl den aktuellen VW T-Roc als auch den ID.3 auf die Teststrecke und bringen beide Modelle in eben die Fahrsituationen, in denen das proaktive Insassenschutzsystem eingreift. Die Ausgangssituation stellt dabei eine nasser und vergleichsweise rutschiger Fahrbahnabschnitt dar, auf dem wir ganz bewusst mit durch übermäßig sportlicher Fahrweise den T-Roc in ein instabile Lage bringen. Dabei reagiert sowohl die erste Generation des proaktiven Insassenschutzes als auch das neuere MEB-System sehr schnell und greift punktgenau ein:

Wie in unserem Video oberhalb gut zu erkennen ist, funktioniert auch das automatische Schießen der Dach- und Seitenfenster einwandfrei. Auch das Einschalten der Warnblinker läuft im ID.3 zuverlässig ab, zudem werden Eingriffe des Sicherheitsassistenten im Kombiinstrument angezeigt. Als Nächstes testen wir den proaktiven Insassenschutz bei einer Vollbremsung und müssen dabei zunächst feststellen, dass sich der Assistent gar nicht so leicht übers Ohr hauen lässt. Dieser erkennt nämlich ziemlich genau, ob sich das Fahrzeug tatsächlich in einer richtigen Gefahrensituation befindet oder eben nicht.

Danach präsentiert sich das System aber auch bei einer schnell eingeleiteten Vollbremsung mit simuliertem Seitenverkehrt als enorm reaktionsschnell und leitet zuverlässig die entsprechenden Schutzmaßnahmen ein. Besonders positiv hat uns die Tatsache überrascht, dass der proaktive Insassenschutz auch bei deaktiviertem Front Assist aktiv bleibt und die Insassen weiter schützt.

Lohnt sich das Proaktive Insassenschutzsystem?

Der proaktive Insassenschutz sorgt für ein relevantes Plus an Fahrgastsicherheit und trägt dazu bei, das Fahrzeug nach einem möglichen Crash möglichst unverletzt verlassen zu können. Im Test erweist sich das Assistenzsystem als sehr reaktionsschnell und reagiert sensibel und greift zuverlässig ein. Aus unserer Sicht ist VWs proaktiver Insassenschutz deshalb uneingeschränkt empfehlenswert! Schade, dass es noch nicht bei allen Modellen in Serie verbaut wird. Hier kommt es für den Kauf (meistens überschaubarer, dreistelliger Aufpreis) also auf den eigenen Sicherheitswunsch an. Ein weiteres System, das häufiger serienmäßig an Bord ist, ist der Notbremsassistent Front Assist. In haben wir in einem eigenen Video zum Front Assist im Detail erklärt!

Über den Autor

Matthias Luft

Autor Matthias Luft faszinieren effiziente Motoren, moderne Designs und die neusten Fahrerassistenzsysteme.

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