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VW Golf 8 GTI im Test: Ein Facelift an den richtigen Stellen

Nach den Standardderivaten hat nun auch der Golf GTI ein Facelift erhalten. Auf dem Papier gibt’s 20 PS mehr, auf jetzt 265 PS. Zeit für eine Ausfahrt auf der heimischen Landstraße und einen Vergleich mit unserem 2021er Golf GTI Clubsport (300PS). Wie nah kommt der Facelift-GTI dem Vor-Facelift-Clubsport?

Golf 8 GTI Facelift: Evolution im Exterieur

Optisch gibt’s beim GTI zum Facelift eine neue Frontschürze mit neu gestaltetem Tagfahrlicht und neuem Innenleben. Zudem ist das VW-Logo nun bei Dunkelheit beleuchtet, wir anfangs etwas kitschig, aber nach kurzer Zeit dann doch cool finden. Am Heck fallen uns die ebenfalls neu gestalteten Rückleuchten auf, außerdem gibt es mit den (optionalen) 19″-Felgen ‚Queenstown‘ ein neues Design. Das Felgendesign erinnert uns an die ‘Classico’-Felge von Alfa Romeo, soll aber tatsächlich die ‘Detroit’-Felgen des Golf 5 GTI zitieren. Dazu noch ein neuer, größerer GTI-Schriftzug an den vorderen Türen und die Änderungen im Exterieurbereich sind beschrieben. Nur keine größeren Änderungen, der GTI soll ja schließlich weiterhin auf den ersten Blick als GTI erkennbar sein. Die R-Line-Ausstattung des Golfs erbt wie beim Vor-Facelift die GTI-Front in leicht geänderter Form.

VW Golf 8 GTI Facelift Heck

Unser Testwagen fährt in unserer Lieblingsfarbe ‘Kings Red Metallic’ mit schwarzen Dach (1320€) vor. Zum Facelift gibt’s die hier aufgezogenen, neu gestalteten Felgen ‘Queenstown’ (zum stolzen Preis von 1630€!) und geänderte Rückleuchten.

Größere Veränderung im Interieur

Beim ersten Einstieg stellt sich beim neuen GTI gleich ein „Zuhause“-Gefühl ein. Die Sitze im typischen GTI-Karomuster (Scalepaper), die Sitzform zu unserem Clubsport unverändert gut. Hier trifft toller Seitenhalt auf hohen Sitzkomfort, das passt!

Topsportsitze

Die Sportsitze mit ‘Scalepaper’-Bezug (Serie) übernimmt VW ohne Änderung aus dem Vorfacelift. Das passt, denn die Sitze bieten viel Seitenhalt und sind gleichzeitig super bequem.

Neu ist natürlich der aufgesetzte 12,9“-Bildschirm in der Mitte, während der virtuelle Tacho, abgesehen von neuen Schriftarten, fast unverändert übernommen wurde. Die Optik des aufgesetzten Zentralbildschirms ist sicherlich Geschmacksache, die neue Bedienoberfläche und insbesondere die nun endlich hohe Reaktionsgeschwindigkeit des Systems sind aber auf jeden Fall ein großer Schritt nach vorne. Bei den Lenkradtasten wechselt VW beim GTI wieder zurück zu echten Tasten, wir haben uns allerdings auch mit den Touchtasten in unserem Clubsport gut arrangiert. Die Gefahr bei zügiger Fahrweise aus Versehen die Lenkradheizung zu aktivieren geht beim neuen Lenkrad aber gegen null. Die ordentlich Materialqualität behält VW beim Facelift bei. Anlass zur Diskussion geben nur die nun in kratzempfindlichem, hochglanzschwarz lackierte Mittelkonsole (vorher matt) und das Design der Zierleiste aus Kunststoff. Zumindest die Zierleiste lässt sich aber gegen 950€ Aufpreis gegen echtes Carbon tauschen.

Die größte Veränderung und gleichzeitig Verbesserung thront in Form des 12,9″ Bildschirms samt weiterentwickelter Software auf dem Armaturenbrett. Das Lenkrad kommt nun wieder mit klassischen Tasten.

Golf 8 GTI Facelift: Entspannt schnell

Speziell beim Antrieb soll das GTI Facelift aber kräftig zugelegt haben, VW verspricht einen Sprint auf Tempo 100 in 5,9 Sekunden. Unser Clubsport soll den Standardsprint in kaum schnelleren 5,6 Sekunden schaffen. Und tatsächlich liefert der GTI auf der Landstraße gut ab und tritt kräftig an. Dank überarbeitetem Fahrdynamikmanager, dem „Gehirn“ des GTI, gibt es eigentlich nie Schlupf an den Vorderrädern, entsprechend flink beschleunigt unser Testwagen auch aus engen Kurven. Einen Anteil daran haben sicherlich auch die Sportreifen von Bridgestone, mit denen der GTI, sobald sie warm sind, förmlich auf der Straße klebt. Untersteuern ernten wir nur, wenn wir es mutwillig provozieren. Lebensbejahend bewegt bleibt unser Testwagen stets neutral.

Trotz Frontantrieb hat man dem GTI Facelift Lenkeinflüsse durch den Antriebsstrang vollständig wegtrainiert, woran auch die neu adaptierte Progressivlenkung und die neu abgestimmte Differentialsperre ihren Anteil haben dürften. Damit fährt unser Testwagen stets mit schöner Rückmeldung im Lenkrad zielgenau und gut beherrschbar. Auch die 265 PS sind für die Landstraße genau richtig, sie sorgen für gute Fahrleistungen, ohne zu überfordern. Andere Kompaktsportler, wie ein Hyundai i30N oder Honda Civic Type-R bieten vielleicht mehr Show, der GTI ist einfach nur schnell ohne dabei ungebührlich spitz, hart oder laut zu sein.

Wer will, wechselt die Gänge des serienmäßigen 7-Gang-DSG mit den Schaltwippen am Lenkrad, allerdings schaltet der GTI im Getriebemodus ‚S‘ auch selbstständig ziemlich gut. Diese sehr geschliffene Art des Fahrens wirkt hier und da schon fast etwas emotionslos. Doch für häufigere dynamische Ausflüge bietet VW ja noch Golf GTI Clubsport und Golf R.

Unser Golf GTI Clubsport (2021) fährt noch zackiger

Apropos Clubsport: Im Grenzbereich fährt unser Clubsport noch etwas bissiger um die Kurve, zieht sich Dank schärfer abgestimmtem Frontdifferenzial sogar in die Kurven hinein. Zudem hören wir im Innenraum unseres Clubsport mehr von der Abgasanlage, insbesondere von den einprogrammierten Fehlzündungen. Hier ist der Basis-GTI im Innenraum ziemlich schwach auf der Brust, im Sport-Modus helfen die Lautsprecher für etwas satteren Klang. Als kleinen Trost erbt der GTI mit dem Facelift immerhin den ‘Emotionsstart’. Hier dreht der Motor beim Start kurz auf 2500 Umdrehungen, statt ca. 1500.

Am Heck wirkt unser GTI Clubsport dank größerem Dachkantenspoiler und größeren Endrohren nochmal sportlicher als der Basis GTI. Und er fährt dank mehr Leistung und schärfer abgestimmtem Antriebsstrang auch zackiger.

Wie gewohnt – und von der Kundschaft erwartet – bleibt der GTI auch nach dem Facelift im besten Sinne ein Golf. Heißt: Wer die adaptiven Dämpfer DCC bestellt, kann den GTI auch ganz entspannt ohne Einschränkungen und nervfrei leise im Alltag fahren. Dazu gibt’s weiterhin 374 Liter Kofferraumvolumen und optional sogar eine Anhängerkupplung.

Auch wenn 35PS und 30 Nm mehr Drehmoment unseres Clubsport auf dem Papier keine großen Unterschied machen, spätestens ab Tempo 190 zieht unser 2021er Clubsport dem normalen GTI ziemlich zügig davon. Und wo unser Clubsport stramm Richtung Höchstgeschwindigkeit 267 marschiert, ringt unser Testwagen die 250er Marke nur mühsam nieder. Vermutlich streut unser Clubsport bei der Leistung nach oben, wie auch schon von verschiedenen Prüfstandläufen bekannt.

VW Golf 8 GTI Front mit Logo beleuchtet

Jeder neue Golf GTI rollt nun mit dem beleuchteten VW-Logo vom Band, der Radarsensor wandert dafür gut sichtbar vor das Kühlerpaket. Die X-förmigen Nebelscheinwerfer kosten weiterhin 365€ Aufpreis. Die schwarzen Außenspiegel sind dagegen Teil des Black-Style-Pakets (in Kombination mit IQ.Light 1700€).

Mit dem Facelift dreht Volkswagen an den richtigen Stellschrauben

Mit dem Facelift des GTI dreht Volkswagen an den richtigen Stellschrauben, insbesondere das neue Infotainment überzeugt. Und auch auf der Landstraße macht der GTI richtig Spaß – ohne den Alltagskomfort zu vernachlässigen. Im harten Sportbetrieb und auf der Autobahn macht das GTI Facelift unserem „alten“ Clubsport allerdings nichts vor.
Preislich nähert sich der GTI allerdings zum Facelift dem Clubsport an. Der GTI startet derzeit in der Basis bei 44.505€, der GTI Clubsport bei 48.075€. Unser Testwagen kostet mit Extras stolze 55.175€.

Hier gibt es abschließend unseren Testbericht zum VW Golf 8 GTI Facelift auf YouTube.

Die Konfiguration unseres Testwagens gibt es zudem hier als PDF.

Technische Daten Volkswagen Golf 8 GTI Facelift (2024):

Volkswagen Golf 8 GTI Facelift
Motorbauart4-Zylinder Reihenmotor (EA888 evo4)
Hubraum1984ccm
Getriebe7-Gang-DSG
Leistung bei Drehzahl195kW / 265PS bei 5000-6500 1/min
Drehmoment bei Drehzahl370Nm bei 1600-4500 1/min
Beschleunigung 0-100km/h5,9s
Hoechstgeschwindigkeit250km/h
AntriebsachseFrontantrieb mit elektronisch geregeltem Sperrdifferential
Abmessungen (LxBxH)4,29m x 1,79m x 1,47m
Gewicht (DIN)1454kg
Kofferraumvolumen374L / 1230L
Verbrauch (Hersteller / Test)7,2L/100km / 8,2L/100km
Preis (Basis / Testwagen)44.505 EUR / 55.175 EUR

Über den Autor

Jonas Braunersreuther

Autor Jonas Braunersreuther interessiert sich von Kindesbeinen an für sportliche Autos und Zweiräder sowie neue Entwicklungen auf dem Automobilmarkt.

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