Auch bei etlichen Testfahrten mit Assistenzsystemen kommt bei den verschiedenen Begrifflichkeiten immer wieder Verwirrung auf: Fast alle Hersteller nennen ihre Spurassistenten anders. Oft ist unklar, ob es sich beim (teuer bezahlten) Feature lediglich um einen Warnung beim Verlassen der Fahrspur oder ein permanentes, aktives Lenken handelt. Wir zeigen die Unterschiede und Details im Video.
Spurhalteassistenten: Aktiv oder Passiv?
Mittlerweile sind Spurhalteassistenten in vielen Neuwagen Serie. Hier unterscheidet man aktive und passive Assistenten: Passive Spurhalteassistenten warnen z.B. optisch, akustisch oder haptisch, wenn man die Fahrspur zu verlassen droht. Zum Beispiel durch eine Vibration des Lenkrads. Aktive Spurhalteassistenten dagegen versuchen, das Fahrzeug beim Abdriften aus der Spur mit einem Lenkeingriff wieder in die Spur zu führen. Wie etwa in der Mecedes C-Klasse wird hierfür aber oft nicht gelenkt, sondern der Wagen über einen Bremseingriff in die Spur zurückgezogen.
Permanentes, aktives Lenken beim aktiven Spurassistenten bzw. Lenkassistenten
Seit Jahren ist der Lane Assist im Volkswagen Konzern bekannt. Kauft man ihn sich z.B. im Golf, kann der Golf permanent durch aktives Lenken unterstützen. Der Fahrer muss die Hände nur leicht am Lenkrad halten. Auf Autobahnen und Schnellstraßen ohne zu steile Kurven übernimmt der Golf das Lenken dann fast von selbst und hält sich mittig in der Spur. Hier gilt es allerdings auf die Einstellungen im Infotainmentsystem aufzupassen: Permanent aktiv gelenkt wird nur, wenn die “adaptive Spurführung” unter den Fahrerassistenz-Einstellungen aktiviert ist. Nimmt man dort den Haken weg, funktioniert der Lane Assist von VW ebenfalls nur wie ein Spurhalteassistent.
Volkswagens Lane Assist ist nicht gleich Lane Assist
In einem VW erkennt man, dass der Lane Assist eine Spur erkannt hat, wenn das Spur-Symbol im Kombiinstrument grün leuchtet. Aber Achtung: Im neuen T-Cross sieht das System altbekannt aus, hier ist der vermeintlich serienmäßige Lane Assist (heißt im T-Cross nur “Spurhalteassistent”) tatsächlich nicht als aktiver Lenkassistent verfügbar. Vielmehr lenkt er nur gegen, wenn man die Spur verlässt. Das schöne, permanente mittig Halten ist im T-Cross oder auch im Polo nicht verfügbar.
Beispiel C-Klasse: Zwei separate Tasten für Lenk- und Spurhalteassistent
Sehr gut gelöst hat man die (De-)Aktivierung in der Mercedes-Benz C-Klasse: Unten links am Dashboard gibt es zwei einzelne Knöpfe. Das Symbol mit den Spurmarkierungen aktiviert den serienmäßigen Spurhalteassistent. Das mit dem Lenkrad aktiviert den (aufpreispflichtigen) Lenkassistenten. Auch bei Mercedes braucht man ihn, damit man wirklich mit einer pemanentnen Lenkunterstützung in der Spur gehalten wird.
Im Englischen gibt es dafür ja auch differenzierende Begriffe:
– LDW … Lane Departure Warning = (Passive) Spurverlassens-Warnung
– LDP … LandeDeparturePrevention= (Aktive) Spurverlassens-Verhinderung
– LKA … Lane Keeping Assist = (Aktiver/Adaptiver) Spurhalte-Assistent
a) Es ist also sachlich falsch, wenn Autohersteller ihre aktiven oder passiven Spurverlassens-Systeme irgendwie “Spurhalte-…” oder “Lane Keeping …” nennen.
b) Die wirklich sinnvolle Stufe eines solchen Assistenzsystems ist ein echter LKA, weil er eine präventive Funktion hat.
Dieser sollte aus Sicherheitserwägungen allerdings um LDW und vor allem LDP ergänzt sein.