Mit dem XC40 hat nun auch Volvo ein kompaktes SUV. Im Gegensatz zum XC60 und XC90 basiert er aber nicht auf der seit 2015 neuen, großen SPA-, sondern auf der kompakten CMA Plattform. Macht ihn das trotz eines Einstiegspreises von satten 44.000 € zu einem wenig wertigeren Schweden oder kann er mit den höherklassigen Varianten mithalten? Wir sind den XC40 D4 AWD in der momentan verfügbaren, hohen Ausstattung Momentum gefahren.
Eigenständiges Design statt downgesizeter SPA-Plattform
Mit der neuen SPA-Plattform ist es Volvo seit 2015 gelungen, sein neues, nordisches Design in die größten Modelle zu bringen. Spätestens seit zwei Jahren wissen auch viele Auto-Laien, dass Volvo keine kastenförmigen Lehrerautos mehr baut. Mit dem XC40 auf der neuen CMA Plattform betritt Volvo nun auch wieder ein (für ihre Verhältnisse etwas) preisgünstigeres Segment und schafft gleichzeitig auch die Basis für eine möglichen V40. Das Exterieur des XC40 steht der Coolness der großen Brüder in nichts nach. Thors Hammer (die LED Lichtsignatur) ist nun nicht mehr ganz rechtwinklig sondern etwas geschwungen, auch die Seitenansicht wirkt nun etwas jugendlicher und verspielter. Besonders Mit optionaler Zweifarb-Lackierung erinnert die C-Säule in der Seitenansicht etwas an den Seat Arona. Die Lichtsignatur am Heck sorgt für besonders skandinavisches Feeling: Sie erinnert einerseits an die früheren Modelle Volvos und sorgt heute für das immernoch individuelle Auftreten Volvos im Einheitsbrei der LED-Heckleuchten. Mit ihrer Form unterscheiden sie den XC40 klar von XC60 (Signatur läuft weit nach innen zusammen) und XC90 (Heckleuchten verlaufen fast nur vertikal).
Fast alle Vorzüge des 90er Interieurs gibt es auch im XC40
Im Interieur gibt es überraschend wenige Unterschiede zu den größeren Modellen – hier würde man den Plattform-Unterschied als Laie kaum merken. Trotzdem hat Volvo nochmal insbesondere ein paar praktische Details draufgelegt: Dass die Automatik im XC40 nun über ein Shift-by-Wire System bedient wird, freut uns. Der kleine Hebel spart ungemein Platz in der Mittelkonsole. Umständlich ist nur seine Bedienung mit zweimaligem Drücken für den schnellen Wechsel von D zu R. Die Mittelkonsole ist gewohnt groß und bietet viel Stauraum. Auch die Türtaschen sind nun riesengroß geworden, da die Tieftöner der Audiosystem nun oben auf dem Armaturenbrett und unter den Sitzen Platz gefunden haben. Für den Preis ein Muss, aber nicht immer selbstverständlich bei Kompakt SUVs ist das hochwertige Interieur, das immernoch zu großen Teilen aus Soft-Touch Materialien besteht – auch wenn es die luxuriösen Echtholz-Inlays beim XC40 nicht mehr gibt.
Intelligente aber hochpreisige Funktionen im Kofferraum
Die Sitze sind auch nahezu genauso komfortabel wie bei den “großen”. Ein klarer Vorteil im Gegensatz z.B. zum VW T-Roc sind Infotainmentsystem und digitaler Tacho. Beide kommen serienmäßig, auf beiden kann man die Navi-Karte gleichzeitig darstellen lassen. Im Fond sitzt es sich auch mit 1,80 noch bequem, etwa vergleichbar mit dem kürzlich von uns getesteten Golf Sportsvan. Nur die C-Säule und deren Design verschluckt etwas Platz beim Einsteigen, sie sorgt aber auch für genügend Kopffreiheit. Den Kofferraum und dessen Funktionen zeigen wir im Detail in unserem Video-Fahrbericht zum XC40. Schade, dass hier Features wie die Taschenhaken und das Aufstellen des Ladebodens gut 1.000 € extra kosten.
Car-Sharing serienmäßig: XC40 mit Freuden und Familie per App teilen
Neben dem großen Infotainment-System Sensus Connect und dem digitalen Tacho bleibt der XC40 auch sonst absolut up-to-date in Sachen Konnektivität: Dank des serienmäßigen Volvo on Call Systems kann man seinen XC40 bald selbst car-sharen: Man kann beispielsweise einem Freund oder Familienmitglied Zugang zum Fahrzeug gewähren. Über den “Red Key”, einem roten Zweitschlüssel in der Mittelkonsole, kann dieser dann das Fahrzeug starten. Zugriff bekommt er über die Smartphone App Volvos, in der der Besitzer ihn z.B. für 8 Stunden Zugang gewährt. Der ernannte Fahrer kann dann mit seinem Smartphone den XC40 öffnen. Die (geringen) Datenpakete werden übers GSM Netz übertragen (SIM Karte immer an Bord), über die auch die Datenpakete (z.B. Standort) für die Notruffunktion laufen.
D4 AWD mit 190 PS passt auf Autobahn und Landstraße gleichermaßen gut
Auf Kurvenstraßen fühlt man schnell, dass der XC40 etwas leichter und kompakter als XC60 und 90 sind. Mit 1,8 Tonnen ist er zwar noch kein leichtes Kompakt-SUV, trotzdem kommt er mit seinen 190 PS und 400 Nm absolut spritzig voran. Die Lenkung wirkt genauso erwachsen wie in Volvos höheren Klassen, nur die Fahrgeräusche dringen etwas mehr bis zu den Insassen durch. Die von uns gefahrene Trimline Momentum bringt serienmäßig ein komfortables Fahrwerk mit, das perfekt zum gemütlichen Cruisen passt. Wer es gern sportlich mag, der sollte sich aber über die R-Line bzw. das Sportfahrwerk nachdenken: Das Serienfahrwerk federt zwar viel Raus, dürfte für Sportfahrer aber auf Landstraßen schon etwas zu viel Wanken. Den Verbrauch gibt Volvo mit etwas über 5 Litern im Mittel an, wir haben knapp 8 Liter Diesel gebrauch, sind aber auch schön dynamisch über Kurvenstraßen rund um Berchtesgaden gefahren. Der variable Allradantrieb reagiert nun wesentlich schneller bei mangelndem Grip mit der Kraftverteilung als z.B. der XC60 aus 2013. Am meisten wird der AWD hierzulande vermutlich beim Anfahren auf Schnee und Eis in Aktion treten. Beim Anfahren wird die Kraft grundsätzlich auf beide Achsen verteilt, was auch an stark eisigen Steigungen ein einfaches Anfahren ermöglicht, wie wir in unserem Video zeigen.
Viele Fahrerassistenzsysteme bereits serienmäßig ab Bord
Im Gegensatz zur Verfügbarkeit der Assistenzsysteme bei anderen Herstellern macht Volvo keine Unterschiede zwischen Fahrzeugklasse bzw. Plattform: Alle Assistenten aus der SPA Plattform, also XC60, 90, S90 und V90, sind auch im XC40 verfügbar. Immer Serie sind einige eher passive Systeme wie ein Notbremsassistent, eine Spurhalteassistent oder auch die Oncoming Lane Mitigation, ein Assistent, der bei einem drohenden Frontalzusammenstoß wegen des Verlassens der eigenen Fahrbahn auf der Landstraße gegenlenkt. Aufpreispflichtig sind die teilautonomen Systeme wie etwa der Pilot Assist II, eine Kombi aus ACC und aktivem Lenkassistent. Wir haben alle Systeme in diesem Video zum XC60 bereits im Detail erklärt.
Der XC40 dürfte beste Chancen haben, Volvos neuer Verkaufsschlager zu werden. Trotz kompakterer Plattform steht er seinen großen Brüdern in nichts nach. Bald soll auch die Einstiegsvariante sowie ein kleinerer Diesel und Benziner verfügbar sein. Bis dahin startet unser D4 Momentum bei stolzen 44.000 €.
Volvo XC40 D4 AWD Momentum
Leistung/Drehmoment | 140 kW (190 PS) / 400 Nm |
Getriebe | 8-Gang Automatik |
Antrieb | Variabler Allradantrieb |
0-100 km/h | 7,9 Sekunden |
Hoechstgeschwindigkeit | 210 km/h |
Leergewicht | 1.824 kg |
Verbrauch angegeben | 5,1 Liter / 100 Km |
Verbrauch erfahren | ca. 7,5-8 Liter |
Kofferraumvolumen / umgeklappt | 460 / 1.336 L |
Einstiegspreis (Momentum D4) | ca. 44.000 € |
Testwagenpreis | ca. 55.000 € |
Unser Testwagen konfiguriert: | Datenblatt (PDF) |
Ich bin jetzt über 50.000km mit diesem Modell unterwegs gewesen – und vorher mit dem V60 D4 sehr zufrieden gewesen. Von daher nehme ich für mich in Anspruch das Fahrzeug gut beurteilen zu können.
Die Abstimmung von Motor und Getriebe ist beim XC40 D4 AWD, mit Verlaub, eine Katastrophe. Man hat nie den Eindruck in einem souveränen 190 PS Auto zu sitzen. Zum einen liegt das am verzögerten Ansprechverhalten beim Anfahren z.B. an Kreuzungen, es vergehen gefühlt 2-3 sek. bis der Motor das Gas annimmt, was zu extrem unangenehmen Situationen führen kann, wenn man z.B. vor einem anderen Fahrzeug abbiegen will. Beim Überholen auf Landstraßen, steht man nach dem Ausscheren förmlich auf der Gegenfahrbahn still, weil die Automatik beim Kick-Down Gänge wählt, die zu Drehzahlen ohne Drehmoment führen, da werden Sekunden zu Minuten bis das Getriebe sich sortiert hat. Es ist einfach nur erschreckend wenn man sich in so einer Situation wiederfindet. Unabhängig ob man im Comfort oder Dynamik Modus fährt, wirkt das Getriebe extrem nervös und unentschlossen. Was dazuführt, dass man immer den Eindruck hat wie ein “Halbstarker” unterwegs zu sein, die Drehzahl schießt häufig unvermittelt durch die Decke – und das beim einem Diesel mit 190 PS und 400Nm(!). In der Stadt ist der Dynamik Modus ein Graus, weil er dazu führt, dass man selbst bei gleichmäßiger Fahrt vielfach mit zu hoher Drehzahl unterwegs ist, die Automatik ist offensichtlich nicht intelligent genug die Fahrsituation richtig zu erkennen.
Ein solches Verhalten war dem V60 D4 völlig fremd, immer souverän und spontan, insbesondere im Sportmodus auf der kurvigen Landstraße, da war er fast schon nervös am Gas. Es gab nie Situationen in denen man sich unsicher fühlte, was das Ansprechverhalten des Motors betraf – ganz anders der 10PS stärkere XC40.
Demnächst wird bei mir die komplette Ventilsteuerung des Getriebes getauscht, wie mir gesagt wurde, ist die von mir geschilderte Problematik bei Volvo bekannt. Ich bin schon sehr gespannt, ob das zu einer Verbesserung des Fahrverhaltens führt. Es wundert mich sehr, dass man in Testberichten davon nichts liest.