Seat hat seine Modellpalette in den letzten Jahren ordentlich aufgefrischt. Die Formen sind schärfer geworden und neben der bestehenden VW Technik haben in die teils preisgünstigen Modelle jede Menge Fahrerassistenzsysteme Einzug gehalten. Der Leon hat es den Seat-Käufern angetan. Vorallem, weil es den Kompakten mittlerweile in so viele Varianten gibt. Wir sind mit dem Fast-SUV X-Perience nicht nur zum Einkaufen gefahren, sondern haben den 2.0 TDI mit 184 PS und Allradantrieb im geländegängigen Kombi in den winterlichen Alpen ausprobiert.
Der X-Perience kann alles, was man in Deutschland mag: Jederzeit zuladen und ins Gelände gehen, auch wenn man es nur 3 Tage im Jahr macht. Aber das gute Gefühl, es zu können, fährt mit. Ein Volkswagen Verwandter ist z.B. der Skoda Octavia Scout. Während der Skoda nahezu die gleiche Technik mitbringt, spricht er eine etwas andere Zielgruppe an. Schon von der Optik her ist der Scout mehr der grundsolide Typ. Seine eher noch runden Formen signalisieren Komfort, während der Leon deutlich schärfer gezeichnet ist und sportlicher wirkt.
Variabler Allradantrieb, 2.0 TDI und 6-Gang DSG
Da wir sowohl einen Allradantrieb (Seat nennt ihn 4Drive) und den Winter vor der Tür hatten, mussten ein paar rutschige Teststrecken her. Besonders teilweise verschneite und nur leicht geräumte Straßen um die Örtchen Hochsölden und Obergurgl nahe der Mautstation des Timmelsjochs waren dafür eine wunderbare Location. Mit dem derzeit größten verfügbaren 2.0 TDI mit 184 PS hat man auch in diesem kompakten Kombi die Möglichkeit, allzeit dynamisch unterwegs zu sein. In 7.1 Sekunden beschleunigt der 1.529 Kg schwere Leon X-Perience auf Tempo 100. Langsam sieht anders aus und wie immer bei dieser Fahrzeugplattform innerhalb des VW Konzerns können wir jedem nur das 6-Gang DSG ans Herz legen. Durch die Schaltvorgänge ohne Zugkraftunterbrechung wird auch der stressigste Kombi-Familien Alltag auf der Straße ein bisschen sportlicher und entspannter. Der Fahrspaß kommt aber auch sonst nicht zu kurz: Obwohl der X-Perience knapp 3 cm höher liegt als die anderen Leon-Varianten, fühlt er sich nicht SUV-ähnlich an. Die Wankbewegungen in Kurven halten sich absolut im Rahmen.
Der Leon X-Perience zieht sich in der Regel über die Fronträder durchs Hochgebirge Tirols. Erkennt die Software einen Traktionsmangel vorne, kann der variable Allradantrieb einen Teil des Antriebsmoments auf die Hinterräder leiten. Das passiert bei moderater Fahrweise fast nie, da der Leon auch bei griffigem Schnee nur schwer aus der Fassung bzw. der Spur zu bekommen ist. Holt man allerdings auf einer nassen Serpentinenstraße etwas mehr aus dem Triebwerk heraus, kann man das Zuschalten der Heckachse besonders gut auf sportlich gefahrenen Kurven spüren. Ein Untersteuern wird damit verhindert und der X-Perience schiebt sich griffig um die Kehre. Mindestens genauso sinnvoll ist der 4Drive Antrieb natürlich in Alltagssituationen im Winter, wie z.B. früh morgens an einem nicht geräumten Bergauf-Stück. Auch wenn man den Allradantrieb vielleicht nur an wenigen Tagen im Jahr braucht, ist er genau dann oft die Rettung aus dem Schneechaos.
Gewohnt humaner Verbrauch auch mit DSG
Inklusive flotter Langstrecke, Bergpässen und Schnee-Action haben wir den Leon X-Perience 2.0 TDI (184 PS) auf einen berechneten Verbrauch von 7.0 Litern gebracht. Ein absolut akzeptabler Wert, den man, wie immer, bei moderater Fahrweise und mit manueller Schaltung noch drücken kann.
Die Lifestyle-Trimline X-Perience
4Drive Unterstützung gibt es auch für den “einfachen” Leon Kombi, den Leon ST, allerdings hat man in den X-Perience gleich ein bisschen mehr Ausstattung gepackt. Dazu zählen attraktivere Felgendesigns, die erhöhte Bodenfreiheit (27 mm) und die Plastikbeplankungen. Letztere kommen nicht nur als Lackschutz im Offroad-Gelände zum Einsatz, sondern sorgen nebenbei auch dafür, dass die Karosserie im Winter nicht zu viel Spritzwasser und eine hässliche Salz-Schicht abbekommt.
Ein besonders warmes Wohlfühl-Ambiente schaffte in unserem frostigen Alpintest das Interieur. Die Halb-Leder Sitze, deren Sitzfläche wie die Türverkleidungen mit weichem Alcantara Stoff bezogen sind, fühlen sich nicht nur hochwertig an, sondern werden im Gegensatz zu Vollleder-Ausstattungen bei Minusgraden auch nicht eiskalt. Einen ordentlichen Seitenhalt gibt es ohnehin auf allen Leon-Sitzen serienmäßig. Die schlichten, einfachen Nähte sind in der Ausstattung X-Perience Orange gehalten, aus den FR- oder Cupra-Varianten sind sie in den Farben Weiß oder Rot bekannt. Natürlich darf im Interieur auch der X-Perience-Schriftzug nicht fehlen – er findet sich z.B. am Lenkrad oder den Türleisten. Das Panorama Glas Schiebedach kostet zwar fast 1.000 Euro extra, überzeugt aber durch eine in der Tat riesige Glasfläche. Gerade im bedrückenden deutschen Winter entgeht dem Innenraum dann kein bisschen Sonne.
Navigationssystem Plus: Jetzt schneller und hochauflösender
Zu den technischen Highlights zählt mittlerweile im Seat Leon auch das Navigations- bzw. Infotainmentsystem. Bei uns an Bord war das Navigationssystem Plus, das sozusagen alle auch einzeln konfigurierbaren Features (Mirror Link, DAB+,…) schon inklusive hat. Seit 2015 ist außerdem die Touchscreen-Größe auf 6,5 Zoll gewachsen, die Auflösung wurde höher und die Reaktions- und Ladezeiten haben sich deutlich verkürzt. Nur wenigen Infotainmentsystemen gelingt es außerdem, so viele Funktionen derart übersichtlich und intuitiv bedienbar zu machen. In Verbindung mit dem Seat Sound System kann auch die Audioleistung durchaus mit deutlich teureren Anlagen der Premiumklasse mithalten. Das Infotainmentsystem hat man im Leon X-Perience außerdem um einen “Offroadmodus” erweitert, in dem z.B. die Neigung des Fahrzeugs angezeigt werden kann.
Hightech in der Kompaktklasse
Im Jahr 2013 war der Leon einer der ersten Kompakten im VW Konzern, die fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme wie eine ACC (Adaptive Cruise Control) und den Lane Assist optional an Bord hatten. Mit diesem Systemen ist fast schon ein teilautonomes Fahren möglich, da der Leon den Abstand zum Vordermann konstant hält und dazu noch aktiv Lenken kann. Der Fahrer darf nur seine Hände nicht (permanent…) vom Lenkrad nehmen. Diese mittlerweile fast perfekt ausgereifte und reaktionsschnelle Langstreckentechnik findet sich in den Fahrerassistenzpaketen I und II und ist besonders für häufige Urlaubsfahrten eine Überlegung wert. Eines der wichtigsten Elemente im Seat Konfigurator sind außerdem die Voll-LED Scheinwerfer. Sie verleihen dem Leon nicht nur die ganz besondere Optik, sondern sorgen zu einem fairen Preis noch für eine nahezu perfekte Ausleuchtung der Straße.
Mehr Fahrberichte zum Seat Leon
Den Seat Leon gibt es mittlerweile fast für jeden Einsatz. Deshalb sind wir ihn in den letzten Jahren schon in der Ausstattung FR als 2.0 TDI (150 PS) mit manueller Schaltung gefahren. Auch den Cupra 280 und den ST Cupra 280 hatten wir bereits im Test.
Autogefühl.de hat den X-Perience zudem im Offroad-Parcours getestet.
Technische Daten & Preise Seat Leon X-Perience 2.0 TDI DSG
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Leistung/Drehmoment: 136 kW (184 PS) / 380 Nm
Getriebe: 6-Gang Doppelkupplungsgetriebe
Antrieb: Variabler Allradantrieb
0-100 km/h: 7.1 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 224 km/h
Leergewicht: 1.529 kg
Verbrauch angegeben: 4,9 Liter / 100 Km (Kombiniert)
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Verbrauch erfahren: 7.0 Liter / 100 Km (Komb.)
Farbe: Adventure Braun
Kofferraumvolumen: 587/1.470 L
Testwagenpreis: ca. 41.000 EUR
Sonderausstattung (Auszug): Alcantara-Paket, Seat Sound System, Navigationssystem Plus, Fahrerassistenzpakete I&II
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Text & Fotos: Matthias Luft