Fahrberichte Porsche

Test: RaceChip Panamera 4S Diesel mit 505 PS & 1050 Nm

racechip porsche panamera II

Kann man aus einem Panamera 4S Diesel, mit 422 PS und 850 Nm ohnehin die stärkste Diesel-Limo überhaupt, noch mehr rausholen? RaceChip meint ja und bringt den Vierliter-V8 Biturbo mit ihrem Zusatzsteuergerät RaceChip Ultimate Connect auf 505 PS und legendäre 1050 Nm. Dabei sind gar keine großen Eingriffe in den Motor nötig: Der RaceChip wird einfach zwischen die Sensorik gesteckt.

Panamera 4S mit RaceChip Branding

RaceChip wird zwischen Sensorik angebracht
Schon letztes Jahr waren wir ziemlich angetan vom RaceChip Ultimate. Wir hatten ihm in einem Audi RS3, Racechips Showcar 2016, getestet. Die Göppinger hatten es geschafft, spürbar mehr Leistung aus dem ohnehin kräftigen Fünfzylinder des RS3 zu holen – nämlich 410 statt serienmäßigen 367 PS. Der V8 Diesel im Panamera bringt trotz Konzernzugehörigkeit ganz andere Voraussetzungen mit, nicht zuletzt ist auch der Einbau des Tuningmoduls weitaus komplizierter. Zwar wird es nach wie vor Zwischen die Sensorik gesteckt und fungiert als Zusatzsteuergerät, das sozusagen den Sensoren (Common-Rail Sensor, Ladedruck und Nockenwellensensor) modifizierte Werte vorgaukelt. Der Motor des Panamera II ist aber enorm verbaut, weshalb mal als Laie bei einem solchen Modell besser eine Werkstatt aufsucht. Um den besonderen Look des Showcars hat sich wieder Schwabenfolia mit einer dezenten Folierung gekümmert. Die italienischen Felgen von OZ sollen noch ein bisschen Gewicht einsparen. An Bord ist zudem ein höhenverstellbares Fahrwerk von KW (Tieferlegungsmodul DLC).

Porsche Panerma 4S Diesel mit 21 Zoll OZ Superturismo Dakar Felgen

Tuning per App ein- und ausschaltbar
So ein Serien-Panamera 4S Diesel steht ohnehin schon mal nicht schlecht da: Der Biturbo des V8 Diesels bringt ihn dank eines nahezu perfekten Allradantriebs in 4,3 Sekunden auf Tempo 100. Auch das Drehmoment ab Werk kann sich mit den Fahrer in den Sitz drückenden 850 Nm mehr als sehen lassen. Übertragen wird die Kraft über das 8-Gang PDK. Da bleibt natürlich die Frage: Spürt man noch mehr Kraft überhaupt? Wenn ja, wie? Der RaceChip Ultimate Connect, die neueste Generation aus der Göppinger Tuningschmiede, kann gegen Aufpreis per App gesteuert werden. Das heißt: Das Tuning kann vom Smartphone aus per Bluetooth ein- und ausgeschaltet werden. So kann man, je nach Fahrmanöver, recht gut vergleichen. Im Stadtverkehr – auch dafür ist knapp 2.050 Tonnen schwere Diesel Limo schließlich gemacht – merkt man das Tuning zumindest kaum. Höchstens im Modus “Race”, einer von drei Setups der RaceChip App (unabhängig von den Porsche Fahrmodi).

Launch Control Starts lassen das Leistungsplus deutlich spürbar werden
Um den Unterschied wahrnehmen zu können, benötigt man: Dynamische Fahrten und schöne Landstraßen. Am besten lässt sich das Plus an PS beim Start von 0 auf 100 km/h spüren. Statt serienmäßigen 4,3 Sekunden misst RaceChip nur 3,6. Das entspricht der Beschleunigung eines Panamera Turbo mit Sport Chrono Paket. Beweis gefällig? Die Kollegen aus den Niederlanden haben todesmutig 3,6 Sekunden bestätigt und für den Sprint von 0 – 250 km/h 27,4 Sekunden statt der werkseitigen 31,6 aufgezeichnet. Für uns subjektiv Testende ist das Zeitmessen aber schwierig, schon allein wegen der doch massiven Krafteinwirkung auf die Passagiere recht ungenau. Viel mehr verlassen wir uns aufs Gefühl: Nach einigen LaunchControl Starts mit und ohne Tuning merkt man die Leistungssteigerung recht deutlich. Schon beim ersten Ruck, dem ganz besonderen Moment, wenn die Launch Control des Panamera technisch alles dafür gibt, irgendwie möglichst schnell vom Fleck zu kommen, ohne Grip zu verlieren. Das ist für Fahrer und Mitfahrer immer wieder ein Erlebnis. Auch Blind-Tests von Passagieren zeigen schnell: “Ja, jetzt war das Tuning an”. Das PDK kommt mit den knapp 200 Nm mehr ganz gut zurecht. Bei den Race-Starts mit Tuning fällt der Drehmomentüberschuss beim Wechsel von Gang 1 zu 2 ein bisschen mehr auf, sonst scheint die Automatik die Kraft der Acht Zylinder gut kontrollieren zu können.

Kombination der Fahrmodi für Effizienz oder maximale Leistung
Mit dem RaceChip per App Steuerung hat man entsprechend eine Vielzahl an Fahrmodi zur Verfügung: Die drei des RaceChip (Eco, Sport, Race), kombinierbar mit den Setups des jweiligen Fahrzeugs. Beim Panamera wären das Normal, Sport und Sport+. Das Tuning ist also immer zusätzlich zum entsprechenden Fahrprogramm aktiv und nimmt konkret auf die Drive Modes des Herstellers keinen Einfluss – vielmehr immer auf die gesamte Leistung. Dank der Luftfederung varriert auch die Bodenfreiheit des Panamera entsprechend des gewünschten Fahrprogramms. Den Unterschied spürt man beim Panamera deutlich: So kann er komfortabel über Kopfsteinpflaster gleiten aber auf der Landstraße auch so einige Unebenheiten an den Fahrer weitergeben. Mit der Hinterachslenkung schiebt sich der Panamera (gefühlt mit der Länge eines Kleintransporters) ziemlich agil um die Ecken. Die 505 PS gleichen einen großen Teil des Gewichts wieder aus und lassen den Panamera so leichtfüßig wirken, als wäre er deutlich leichter – wenn es doch ein großer Unterschied zu zweisitzigen Zuffenhausenern ist.

Gaspedal Tuning verspricht besseres Ansprechverhalten
RaceChip hat auch virtuell am Gaspedal geschraubt. Mit dem Gaspedal Tuning Response Control, das ähnlich des Motortunings zwischen Gaspedal und Gaspedalsensor angebracht wird, nimmt man Einfluss auf die Befehle des Fahrers. Während Flottenkunden damit beispielsweise die Gasannahme für mehr Effizienz in mehreren Stufen geringer dosieren können, nutzt Racechip beim Panamera die Pedalbox um die Signale zu “verstärken”. Das soll die (ohnehin geringe) Reaktionszeit des Motors verkürzen, wenn der Fahrer das Pedal (durch-)tritt. Für das tatsächliche Leistungsplus selbst bleibt aber nach wie vor ausschließlich der RaceChip Ultimate verantwortlich.

Tuning ein und aus mit der RaceChip App (hier im Audi RS3)

Der Panamera 4S Diesel lässt sich locker unter 8 Litern / 100 km fahren
RaceChip wirbt neben der Leistungssteigerung stets auch mit der Verbrauchsoptimierung. Je nach Modell soll der Motor locker einen Liter weniger Schlucken. Das Prinzip in Kürze: Durch ein (je nach Motor) spürbar erhöhtes Drehoment kann ich im vierten Gang bei niedriger Drehzahl fahren, wo ich sonst im dritten Gang mit höherer Drehzahl gefahren wäre. Der V8 des Panamera ist, das kann man nur so sagen, überraschend sparsam. Porsche gibt ihn mit 9,4 Litern / 100 km kombiniert an. Wir haben bei – wenigstens halbwegs effizienter Fahrweise – teilweise unter 8 Litern verbraucht. Wir haben den Verbrauch auf unserer Stammstrecke Autobahn A70 Bayreuth – Bamberg mit aktiviertem RaceChip jeweils zwischen 0,4 und 0,8 Liter weniger verbrannt. Das kann sich in Anbetracht der Motordimension wirklich sehen lassen. Nach einigen Tiefflug-Etappen ist es schließlich ein schönes Gefühl, den saftigen Verbauch bei Geschwindigkeiten jenseits der 200 bei 130 km/h doch stark kompensieren zu können. Dafür gibt es die Porsche Diesel ja auch.

Auch bei einem 4 Liter V8 kann man spürbar noch was rausholen – hätten wir nicht unbedingt gedacht. RaceChip lohnt sich insbesondere bei gewöhnlichen Motoren, dazu muss es gar kein V8 sein. Wieviel welches der Tuningmodule aus dem eigenen Fahrzeug holen kann, erfährt man im Konfigurator von RaceChip. Den RaceChip Ultimate gibts ab 499 Euro.

RaceChip Porsche Panamera 4S Diesel

Leistung310 kW (422 PS) >> 371 kW (505 PS)
Drehmoment 850 Nm >> 1.050 Nm
Leistungsgewicht4,86 kg/PS >> 4,06 kg/PS
Getriebe:8-Gang PDK
Antrieb:Allrad
0-100 km/h:4,3 >> 3,6 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit285 km/h
Leergewicht2.025 kg
Basispreis141.950 €
Preis Showcar (inkl. Tuning, Folierung, OZ Felgen, Reifen)150.983 €

Über den Autor

Matthias Luft

Autor Matthias Luft faszinieren effiziente Motoren, moderne Designs und die neusten Fahrerassistenzsysteme.

1 Kommentar

  • Hallo Matthias,

    Schon ein verdammt hohes Leergewicht muss ich sagen. Ich bevorzuge da eher den 911er mit deutlich weniger Gewicht und gleichzeitig mehr Power. :)

    Danke für den ausführlichen Bericht!

    Beste Grüße
    Artur

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