Der Peugeot 308 ist einer der Kompaktwagen, die sich seit der neuesten Generation wirklich sehen lassen können. Irgendwie erkennt man im Design die beliebten Wolfsburger Formen wieder, es überzeugt aber durch jede Menge eigene Elemente – elegant und schnörkelfrei. Besonders ansehnlich ist die Front mit den optionalen Voll-LED-Scheinwerfern geworden. Im Fahrbericht: Der Mitte 2014 hinzugekommene stärkste Diesel HDi 150 und die Fahrerassistenzsysteme.
Interieur
Einer der größten Pluspunkte des Interieurs ist die saubere Verarbeitung hochwertig wirkender Materialien. Die Mittelkonsole sagt dir: Wir haben aufgeräumt. Außer einem Lautstärkeregler hat man fast alles in einen 9,7 Zoll Touchscreen verlagert. Grundsätzlich ist das eine gute Sache, jedoch benötigt man eben zum klassischen Temperatur-Einstellen in der Regel einen Schritt mehr als bei mechanischen Bedienelementen. (Menü Klima > Temperatur) Ganz Konsequent wurde das digitale Bedienkonzept nicht durchgehalten, da die Menüs (Navigation, Media, Klima,…) noch mit Buttons am Rand des Bildschirms angewählt werden. Schön wäre z.B. auch gewesen, die Drehregler für die Sitzheizung aus der Ablage in der Mittelkonsole digital darzustellen. Die Anzeige an sich überzeugt durch eine gute Reaktion sowie eine immer angenehme automatische Helligkeitsregelung. Die Menüstruktur ist gut durchdacht, nach einzelnen Funktionen muss kaum gesucht werden. Der DAB-Radioempfang und die Wiedergabe über das optionale Denon-Hifisystem lassen nicht viel zu wünschen übrig. Zahlreiche Chrom-Elemente, eine geschickte Farbwahl, die LED-Innenraum- und Ambientebeleuchtung sind es, die den 308 innen sowohl sehr gemütlich als auch nobel wirken lassen. Nach 20.000 Kilometern auf der Uhr erwies sich das helle Leder nicht als die robusteste Wahl, die Sitze selbst sind aber extrem bequem und lassen nicht unbedingt die Kompakt-Fahrzeugklasse vermuten. Ungemein praktisch sind die großen Türtaschen und das kühlbare Handschuhfach, das dank seiner großzügigen Abmessungen (12 L) auch locker ein Notebook schluckt.
Fahrverhalten
In erster Linie ist man mit dem 308 komfortabel unterwegs. Dazu trägt auch das Lenkrad bei, das einen ungewöhnlich kleinen Radius hat und somit Umgreif-Bewegungen erleichtert. Leicht ist auch die Lenkung an sich, eine starke Servo-Unterstützung ermöglicht ein Manövrieren des 308 sozusagen mit dem kleinen Finger einen ganzen Tag lang in der Stadt. Besonders gut steht dem 308 der größte 2-Liter-Diesel. 150 PS stehen beim BlueHDi zur Verfügung, eine Leistung, die für jegliche Alltagssituation mehr als genug ist. (0-100 km/h: 8,6 Sek.) Weiß man richtig mit der leicht hakeligen 6-Gang Schaltung umzugehen, belohnt der französische Selbstzünder das mit feinsten Verbrauchswerten. Bei effizienz-orientierten Autobahnetappen mit 110-130 km/h kommt man kaum über 5 Liter / 100 km im Schnitt, im Mix verbrauchte der Motor berechnet nur 5,7 Liter. (Nicht bewusst sparsame Fahrweise) Ein klein wenig trägt auch die Start/Stop Automatik bei, die schon ab gefühlt 10 km/h den Motor abschaltet. Damit der 308 auch bei Fahrern gut ankommt, die eigentlich gerne mehr Sportlichkeit gehabt hätten, hat man ihm auch eine Sport-Taste verpasst. Die Lenkung wird damit deutlich straffer und ein Soundgenerator macht aus dem Diesel akustisch einen Sport-Benziner. Für die meisten Geschmäcker soll der Motor jedoch leise sein, das hat Peugeot gut hinbekommen, bzw. die Geräusche des Diesels gut wegisoliert. Bei leisem Radio spürt- bzw hört man den Motor im Leerlauf kaum.
Fahrerassistenz
Am vielversprechendsten sollte die adaptive Geschwindigkeitsregelung sein, die man nicht unbedingt in einem französischen Kompakten vermuten würde. Dieser Abstands-Tempomat soll eine eingestellte Geschwindigkeit halten und sie bei Bedarf anpassen, um z.B. im Stauverkehr vorausfahrenden Fahrzeugen folgen zu können. Auch wenn sich das System bei Peugeot Adaptive Cruise Control nennt, fehlt ihm ein ganz entscheidendes Feature: Die autonomen Bremseingriffe. Das System, das zwar mit einem Radarsensor arbeitet, kann lediglich die Geschwindigkeit reduzieren. Das ist bei Differenzgeschwindigkeiten von 10-20 km/h zum Vordermann kein Problem, wenig hilfreich ist das Konzept aber, wenn z.B. Tempo 160 gefahren wird und der Vordermann nur 120 km/h schnell ist – der Fahrer wird dann optisch und akustisch gebeten (manuell) zu bremsen. Umständlich ist außerdem, dass der gewünschte Abstand in Sekunden gewählt werden muss. Sieht man das Feature also eher als Abstands-Warner, funktioniert hier die automatische Anpassung der Set-Geschwindigkeit aber zuverlässig und exakt. Außerdem ist eine Notbremsfunktion an Bord, die bei einer drohenden Kollision dann doch eine aktive Not-Bremsung auslösen soll.
Dem Toter-Winkel-Warner entgeht kaum ein Fahrzeug, das Feature ist sowohl für Autobahnen als auch für den mehrspurigen Stadtverkehr eine Überlegung wert. Im Falle eines Unfalls oder technischen Problems steht die Peugeot Connect Assistance zur Verfügung. Zwei Knöpfe im Dachhimmel ermöglichen über eine integrierte SIM-Karte einen Freisprech-Kontakt zur Assistance oder zu Rettungskräften, wobei auch der Standort automatisch übertragen werden kann. Ausführlich wurde das schon im Fahrbericht des verwandten Citroën DS5 Hybrid beschrieben.
Absolut urban-tauglich macht den 308 der automatische Einparkassistent, der nicht nur Längs-Lücken nimmt, sondern auch einfach und passgenau rückwärts im 90 Grad Winkel einparkt. Wurde man zugeparkt, übernimmt er auch das Längs-Ausparken komplett. Lediglich die Taste für das Starten des Parklücken-Suchvorgangs ist etwas ungünstig unten links im Cockpit platziert. Im Rahmen der Sonderausstattung ist insbesondere die Keyless-Funktion (450 EUR) zu empfehlen: Im Gegensatz zur Konkurrenz entriegelt sie auch, wenn der Fahrer sich mit dem Schlüssel in der Tasche dem Wagen nähert und der Beifahrer schon eine Tür berührt. Wie beim Seat Leon überzeugen die Voll-LED Scheinwerfer sowohl durch ihre Optik als auch die Leuchtkraft und einer Energieersparnis von ca. 50% gegenüber Halogenleuchten.
Der Peugeot 308 erfüllt alle Ansprüche, die in der erschwinglichen Kompaktklasse entscheidend sind. Der derzeit größte 150 PS-Diesel überzeugt durch seine Kraft und die guten Verbrauchswerte sowie eine absolut gute Geräuschdämmung. Innovationen wie die Fahrerassistenzsysteme oder das i-Cockpit müssen noch ein bisschen ausreifen, machen aber ohne Frage Spaß und erleichtern den Autofahrer-Alltag.
Mehr Eindrücke zum Peugeot 308 gibts auf mein-auto-blog.de, etwas zum e-THP 130 findet sich bei Autophorie. Den 1.6er Diesel hat autogefühl.de getestet.
Peugeot 308 Blue HDi 150 Allure STOP & START 6-Gang Schaltgetriebe
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Leistung/Drehmoment: 110 kW (150 PS) / 370 Nm
Getriebe: 6-Gang-Schaltgetriebe
Antrieb: Frontantrieb
0-100 km/h: 8,6 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 218 km/h
Leergewicht: 1.490 kg
Verbrauch angegeben: 4,0 Liter / 100 Km (Kombiniert)
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Verbrauch berechnet: 5,7 Liter / 100 Km (Kombiniert)
Farbe: Dark Blau Metallic
Kofferraumvolumen: 420 – 1228 L
Testwagenpreis: ca. 30.050 Euro
Grundpreis: 27.100 Euro (Blue HDi 150)
Sonderausstattung (Auszug): Denon Soundsystem, Navigationspaket, Keyless-System, LED-Scheinwerfer
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Fotos: Motoreport, Peugeot. Für Fahrberichte finden sich auf motoreport.de fast nie Pressebilder. Sie zeigen das Fahrzeug selten aus der “eigenen” Perspektive oder sind einfach identisch in zu vielen Magazinen zu finden. Leider brachte der Testwagen grobe Lackschäden und lediglich unschöne Radkappen mit – damit lohnen sich eigene Fotos nicht.
[…] Mehr zum Peugeot 308 SW findet ihr auch hier im Blog: das i-Cockpit, sowie den Hatchback oder den BlueHDI mit Sechsgang-Automatik. Mehr zum 308 auch auf motoreport. […]