Kein Kombi trägt so wenig auf wie der Opel Insignia Tourer. Aber auch sein grundsolider Auftritt lässt sich mit den 18-Zöllern etwas aufmöbeln. Im Interieur haben die Rüsselsheimer vieles richtig gemacht. Mehr Übersicht, weniger Knöpfe. Trotzdem gibt es noch Luft nach oben.
Die Sache mit der Mittelkonsole
Wir erinnern uns an den Mittelkonsolen-Horror aus den kürzlich abgelebten Generationen einiger Modelle von Opel. Zum Beispiel dem Astra GTC. Etliche kleine, schwarze Schalter machten das Finden einer Funktion auch nach zehn Jahren Dauerfahrt nervenaufreibend. Irgendwann hat Opel eingesehen, dass so ein Bedienkonzept keine Zukunft (und keine Ästhetik) hat und versucht, aufzuräumen. Das Ziel: Die Mittelkonsole soll hübscher und intuitiver werden. Das Ergebnis zeigt sich in der aktuellen Generation des Insignia. Die Bedienelemente hat man auf ein Minimum reduziert, die Anordnung mit dem Touchscreen oben beibehalten. Auf den ersten Blick also kein Vergleich mehr zum Wirrwarr der früheren Jahre.
Schaut man genauer hin, fällt auf, dass das akribische Reduzieren der Bedieneinheiten auch wieder Probleme mit sich bringt. Den für den Alltagskomfort wichtigste Element, die Eingabe der Wunschtemperatur, hat man halb-digital umgesetzt. Wie man sie bedient: Per kurzem, gezielten Druck, nicht durch festes, langes Drücken. Bis man das wirklich raus hat, sind wieder fünf Tage vergangen. Absolut positiv dagegen fallen die schnell auffindbaren und logisch angeordneten Tasten für Parksensoren oder den Sprurhalteassistent oberhalb des Touchscreens auf.
Der halbdigitale Tacho
Direkt revolutionär hat Opel das Multifunktionslenkrad umgesetzt: Der merkwürdige Klappschalter zur Aktivierung des Tempomats, wegen dem wir mit dem Astra auch Langstrecke lieber manuell gefahren sind, ist weg. Ein Bedienkreuz, dessen Funktionen man quasi erfühlen kann, macht das Einstellen der Wunschgeschwindigkeit viel einfacher. Verwunderung gibt es dann wieder beim sog. digitalen Tacho: Die große Anzeige wird fast immer nur zu 20% genutzt, der Rest bleibt schwarz. Die Navi-Karte beispielsweise kann nur als winziges Quadrat inmitten der eigentlich so sinnvollen digitalen Bildfläche dargstellt werden. Wieso? Trotzdem: Auch die halbdigitale Tachoeinheit ist in Sachen Übersicht und Optik ein großer Schritt vorwärts.
1.6 CDTI mit 120 PS und 6-Gang Schaltung
Unser Insignia in der Business Edition kostet mit dem kleinsten Diesel (1.6 CDTI mit 102 PS und manueller Schaltung) gerade einmal 27.600 Euro. Dass die 1,7 Tonnen schwere Kombi mit dem kleinen Selbstzünder ausgestattet ist, macht sich in manchen Situaitonen bemerkbar. Hastige Ampelstarts sind nicht das Ding des kleinen CDTI, als unerfahrener 1.6 CDTI Pilot gibt man einfach zu wenig Gas und würgt den Selbstzünder dabei in den ersten Tagen regelmäßig ab. Zum auf das Gewicht des Kombi bezogenen schwachen Herz kommt die manuelle 6-Gang Schaltung, die nicht gerade durch geschmeidige, kurze Schaltwege überzeugt. Hat man den Insignia mal auf Autobahngeschwindigkeiten von 130-160 km/h beschleunigt, wird man aber mit einem sehr ruhigen Fahrverhalten belohnt.
Ansehnliche Verbrauchswerte für den dicken Kombi
Ein großer Pluspunkt des 1.6er Diesels ist sein geringer Durst. Den angegebenen kombinierten Verbrauch von 4,3 Litern erreicht man zweifelsfrei nicht, allerdings war unser Testverbrauch im Bereich um die 5,5 – 6 Liter wirklich gut, da wir, in der Eile des Kombi-Alltags, wirklich nicht bewusst sparsam gefahren sind. Auch hochtourige Etappen wie dynamische Landstraßenfahren treiben den Verbrauch nicht nennenswert in die Höhe – allerdings ist der 120 PS Diesel auch einfach kein Sporttriebwerk. Für den Außendienst ist hier auf jeden Fall der 2.0 CDTI (170 PS) oder der 1.6 Turbobenziner mit ebenfalls 170 PS eine Überlegung wert.
Fahrerassistenz auf Monokamera-Basis
An Bord sind bei vielen Modellen Opels schon seit mehreren Jahren fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme, die nahezu komplett auf der Technik vom israelischen Zulieferer Mobileye basieren. Gearbeitet wird ausschließlich mit einer Frontkamera, die durch Software-Algorithmen Objekte wie Fahrzeuge identifiziert und beispielsweise den Abstand in Sekunden zu diesen Anzeigen kann. Nach diesem Prinzip funktionieren auch Kollisionswarner, Spurhalte-, Notbrems- und Verkehrszeichenassistent. Ein großer Vorteil am System von Opel ist, dass die Empfindlichkeit des Kollisionswarners in drei Stufen eingestellt werden kann. Der Insignia kommt optional auch mit einer adaptiven Geschwindigkeitsregelung, die dann auch einen Radarsensor mitbringt.
Persönlicher Serviceassistent OnStar
Im letzten Jahr hat Opel das OnStar System stark beworben, das wir in einem separaten Artikel ausführlich vorgestellt haben. Es kann als persönlicher Assistent verstanden werden: Durchs Drücken der OnStar Taste im Dachhimmel wird eine Sprachverbindung mit einem OnStar Berater hergestellt, der z.B. das gewünschte Ziel aufs Navi schicken kann. Auch einen WLAN Hotspot kann OnStar aufbauen. Integriert ist natürlich die im Rahmen der eCall-Gesetzgebung bald verpflichtende Notruffunktion. Fürs Infotainment sorgt das IntelliLink 900 der zweiten Generation mit 8”-Touchscreen, das absolut zuverlässig funktioniert, wenn man sich mal an die Menüführung gewöhnt hat.
Sicher ist: Der 1.6 CDTI mit 120 PS setzt einen entspannten Fahrer voraus, der mit einer moderaten Fahrweise das ganze Effizienzpotenzial herausholen kann. Das Fahrwerk des Insignia Tourer ist auf keinen Fall langweilig und ermöglicht mit einem der größeren Triebwerke außerdem jede Menge Kurvenspaß im Business- oder Familienkombi.
Opel Insignia Sports Tourer 1.6 CDTI (120 PS)
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Motor: Reihenvierzylinder
Leistung/Drehmoment: 88 kW (120 PS) / 320 Nm
Getriebe: 6-Gang Schaltgetriebe
Antrieb: Frontantrieb
0-100 km/h: 12,4 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 190 km/h
Leergewicht: 1.623 – 1.865 kg
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Verbrauch angegeben: 4,3 Liter / 100 Km (Komb.)
Verbrauch erfahren: ca. 6 Liter / 100 Km (Komb.)
Farbe: Schnee Weiß
Kofferraumvolumen: 540-1.530 L
Grundpreis Testwagen: 27.635 EUR
Endpreis Testwagen: 30.030 EUR
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