Auch im Jahr 2017 ist kein Ende des SUV-Trends in Sicht. Das bringt sogar Alfa Romeo dazu, ihr erstes Sport Utility Vehicle herauszubringen. Dabei greift man auf die neue Giorgio Plattform zurück, auf der seit kurzem schon die Giulia steht. Herausgekommen ist der richtig ästhetische Stelvio. Vom Ötztal aus sind wir mit dem derzeit stärksten Benziner mit 280 PS und 8-Gang Automatik auf die Ötztaler Gletscherstraße gefahren. Nicht über den Passo dello Stelvio, dafür aber genauso traumhafte Kurvenstraßen der Alpen.
SUV Mainstream – aber bitte mit italienischem Designanspruch
Schön, dass Alfa nicht einfach drauf los gebaut hat. Auch wenn SUVs praktisch sind, kann man sich an den meist viel zu weit in die Höhe ragenden Fahrzeugen schnell satt sehen. Dank der richtigen Proportionen steht der vermeintliche Kurvenräuber aus dem Werk Cassino eigentlich mehr wie eine große Giulia aus. Zum Marktstart gibt es entweder das Grundmodell, die Ausstattung Stelvio Super oder die First Edition. Wie an unserem Testwagen sind dann die formschönen 20-Zöller “Trofeo” dabei. Das markante und trotzdem elegante Rosso Competizione sorgt auch an wolkigen Tagen auf der Nordseite der Alpen für das gewisse italienische Flair.
Deutlich verbesserter Innenraum als in vorherigen Alfa Modellen
Der Innenraum ist im Vergleich zu den Modellen der vorherigen Generation, wie z.B. der Giulietta, hochwertiger und insbesondere funktionaler geworden. Wie vom japanischen Kooperationspartner in den neuen Fiat 124 gebracht gibt es nun entscheidende Elemente wie die Lautstärkeregelung oder die komplette Bedienung des Infotainmentsystems in der Mittelkonsole. Dort, wo ohnehin häufig ein Arm abgelegt ist. Neben dem guten alten DNA-Wahlhebel für die entspr. Fahrmodi bestimmt nun ein formschöner Shift-by-Wire Stick das zentrale Bedienfeld. Das Multifunktionslenkrad wurde völlig neu gestaltet, die Tachoeinheit ist eine Mischung aus analog mit typischer Alfa-Schrift und digitalem Multifunktionsdisplay wie z.B. auch bei Jeep. Fürs Interieur empfehlen wir die optionalen Echtholz-Dekoreinlagen, z.B. in heller Eiche. Sie sorgen für etwas weniger Plastik auf einen Schlag und passen dann besser zum eleganten Erscheinungsbild als die Kunststoff-Basisausstattung. Das Cockpit der neuen Alfa-Generation ist jetzt auch richtig ergonomisch-praktisch und alle Funktionen findet man auch als Laie in kurzer Zeit.
280 PS Turbobenziner und 8-Gang Wandlergetriebe von ZF im Hochgebirge
Das Stilfser Joch in den italienischen Alpen mit seinen 75 Kehren auf 20 Kilometern gibt dem Stelvio seinen Namen. Mehr wegen des alpinen Umfelds an sich als wegen der Haarnadelkurven, möchte man anfangs meinen. Wir sind den Stelvio in den österreichischen Alpen gefahren – zuerst von Innsbruck übers Kühtai rauf nach Hochgurgl. Die Strecke reiht zwar nicht permanent soviele Kurven hintereinander wie der Passo Stelvio, steht aber wegen Ihrer sportlichen Streckenführung bis hoch auf 2.200 Meter gleichermaßen weit oben in unserer Liste der Top-Alpenstraßen. Der Stelvio kommt im Hochgebirge mit seinen 280 PS richtig gut voran und die 8-Gang Wandlerautomatik von ZF kommt mit der Leistung und dem Drehoment von 400 Nm bestens zurecht. Sie schaltet nahezu so knackig wie die neueste DSG-Generation. Beim sanften Fahrten fällt die Automatik gänzlich nicht mehr auf, nur bei Vollgas auf steilen Bergauf-Etappen kann man sie ein bisschen nervös werden lassen und muss ich dann vielleicht eine viertel oder halbe Sekunde geben, bis es wieder richtig mit der Zugkraft weiter geht. Das ist aber nichts, was die Konkurrenten (mit dem selben Getriebe) besser könnten. Wir finden es großartig, dass der Stelvio überhaupt nur noch mit der zweiten Generation des Wandlergetriebes ZF 8HP50 ausgeliefert wird. Manuell schalten ist vorbei und sowieos überflüssig. Meckern auf hohem Niveau gibt es nur beim schnellen Herausbeschleunigen aus Haarnadelkurven: Würde man gern ab dem Scheitelpunkt möglichst mit Vollgas vom Fleck kommen, genehmigt sich der Antriebsstrang einen Moment, bis es dann auch richtig losgeht. Einen netten Sound hat der 2.0 Turbo von innen wie von außen, wenn man ihn etwas höher dreht. Im Mittel soll der Turbobenziner 7 Liter / 100 km schlucken. Autogefühl konnte er auch auf der Rennstrecke überzeugen.
Eines der besten SUVs für dynamische Kurvenfahrten?
Kommen wir aber zu unserem fahrerischen Highlight des Stelvio: Seiner Straßenlage und der neuen Lenkung. Sie ist, solange man nur in der Stadt unterwegs ist, gewohnt leichtgängig. Das Lenkgefühl behält sie auch bei, wenn es richtig zackig über Kurvenstraßen geht, allerdings ist sie deutlich direkter und präzisier geworden, als wir es von Alfa Romeo, oder auch Alfas QV Modellen bisher kannten. Die Lenkung mit geringem Kraftaufwand (selbst in “Dynamic”) aber dennoch angenehmem Feedback macht wirklich ungeahnt viel Spaß – dafür sorgt auch die Übersetzung im Verhältnis 12:1. Zum Einsatz kommen hier doppelte Querlenker und eine halb virtuelle Lenkachse. Mit letzterer wird die Lenkung von Federungs- und Antriebseinflüssen abgekoppelt.
Variabler Allradantrieb Alfa Q4 verteilt bis zu 60% der Antriebskraft variabel nach vorne
Den Alfa Q4 gab es schon vor einigen Jahren einmal. Aktuell handelt es sich dabei um einen variablen Allradantrieb, bzw. gesagt ein Zuschalten der Vorderachse (bis zu 60% der Antriebskraft), wenn es hinten an Grip mangelt. Das Einkuppeln der Vorderachse funktioniert relativ reaktionsschnell. Auch auf die Gewichtsverteilung hat man im Stelvio viel Wert gelegt. Einerseits ist sie vorne/hinten sehr ausgeglichen, andererseits sind z.B. Motor, Motorhaube, Türen und Kotflügel aus leichtem Aluminium gefertigt. Unser Testwagen bringt damit ein Gewicht von überschaubaren 1.660 Kilo auf die Waage. Bei Fahrmanövern wir z.B. beim starken Abbremsen Pass-Abwärts vor einer Kehre reagiert der Stelvio dann entsprechend neutral und ohne Überraschungen.
Assistenzsysteme: Radarbasierter Notbremsassistent, ACC, City Safety
Im Wintersport-überlaufenen Sölden konnten wir direkt die FCW und das AEB, die Auffahrwarnung und den Notbremsassistent testen. Autos halten plötzlich an, um Wintersportler, die sich am Nachmittag mitten im Apres Ski befinden, über die Straße zu lassen. Wir haben es sogar so weit kommen lassen (müssen), dass der Stelvio uns den ersten Bremsimpuls geben musste. Das funktioniert zuverlässig und absolut sicher, was es eigentlich unmöglich macht, jemand anders aufzufahren. Für Präzision bei der Erkennung sorgt neben der Kamera auch ein Radarsensor, der auch an Bord ist, wenn man die ACC nicht bestellt. Wir empfehlen die adaptive Geschwindigkeitsregelung im Stelvio aber explizit: Sie macht Langstreckenfahrten extrem entspannt und bietet sich vor allem deshalb an, da der Stelvio immer mit Automatikgetriebe kommt. Stopp & Go Verkehr wird damit direkt zur Komfortangelegenheit. Einen Toter-Winkel-Warner und Spurhalteassistent gibt es auch, letzterer ist aber nur passiv. Unübersichtliches Rückwärtsausparken sichert ein Rear-Cross-Traffic Warner ab, der herannahenden Verkehr erkennt. Damit gibt es im Stelvio praktisch alle aktuellen Assistenzsysteme, die man wirklich gebrauchen kann.
Mit dem Stelvio schließt sich Alfa Romeo dem SUV-Trend an, ohne dabei den Designanspruch der Traditionsmarke zu verbiegen. Der 2.0 Turbo mit 280 PS macht in Verbinding mit dem Fahrwerk jede Menge Spaß, trotzdem dürfte sich der 2.2 Liter Diesel besser verkaufen. Mit der neuen Plattform hat auch das Cockpit ein schönes Upgrade erhalten, weshalb es sich auf jeden Fall lohnt, sich einen Stelvio für eine Probefahrt zu schnappen. Für die nahe Zukunft plant Alfa Romeo zwei weitere SUVs – größenmäßig unter und über dem Stelvio.
Alfa Romeo Stelvio First Edition 2.0 Turbo
Leistung/Drehmoment | 206 kW (280 PS) / 400 Nm |
Getriebe: | 8-Gang Automatik |
Antrieb: | Variabler Allradantrieb (Hecklastig) |
0-100 km/h: | 5,7 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 230 km/h |
Leergewicht | 1.660 kg |
Verbrauch angegeben | 7,0 Liter / 100 Km |
Kofferraumvolumen | 525 / 1.600 L (max./umgeklappt) |
Lackierung: | Rosso Competizione |
Grundpreis Stelvio Super 2.0 Turbo | 65,000 EUR |
[…] ist die Interieurgestaltung aber ein deutlicher Sprung nach vorne. Das stellt auch Matthias von motoreport […]
[…] dello Stelvio heißt. Mit 2757 m ist dieser der zweithöchste Pass der Alpen und der höchste Pass in Italien. Bislang steht der Preis für die umfangreiche Ausstattungsvariante Super fest, er liegt bei 47.000 […]