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Studie von MHP und Fraunhofer über autonome Mobilität: 70 Prozent würden auf das eigene Auto verzichten

Sich mit der Zukunft zu beschäftigen, fasziniert die Menschen. Das liegt daran, dass niemand eine zuverlässige Antwort darauf geben kann, wie sie aussehen wird. Alles scheint möglich, wobei sich immer Prognosen und Tendenzen erkennen lassen. Schaut man sich speziell die Mobilität der Zukunft an, sieht man sich schon heute einer Palette unzähliger Konzepte gegenüber, die sich in unterschiedlichen Stufen ihrer Entwicklung befinden. In die autonome Mobilität werden viele Hoffnungen gesetzt. Doch welche Vorstellungen und Ideen gibt es? Wie realistisch ist ihre Umsetzung? Und besteht bei den Menschen überhaupt die Bereitschaft, die Veränderungen mitzugehen?

In einer Studie zur autonomen Mobilität wurde genau das untersucht. Die Zusammenarbeit zwischen der Management- und IT-Beratung MHP, dem Frauenhofer IAO und der Motorpresse Stuttgart als Recherchepartner förderte zutage, dass 70 Prozent der Menschen weltweit auf das eigene Auto verzichten würden, wenn geteilte autonome Mobilitätssysteme ihren Erwartungshaltungen entsprechen würden. Ob dem Privat-PKW in Zukunft und in Ballungsräumen das Aus droht? Und ob der autonom fahrende Privat-PKW wirklich die Lösung ist? Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass der Schlüssel für die Zukunft in geteilter Mobilität liegt.

Der Umstieg zu autonomer Mobilität

87 Prozent der Menschen, die schon heute Sharing-Angebote nutzen, gaben an, dass sie offen gegenüber autonomer Mobilität sind. Sie haben dem Privat-PKW bereits abgedankt und es ist fragwürdig, ob sie jemals zu ihm zurückkehren. Sich vom eigenen Auto abwenden und auf autonom fahrende Dienste umsteigen würden indes 70 Prozent der Menschen.

Als Motiv reicht einem Viertel schon der Traum eines Lebens ohne Staus und Parkplatzsuche. Fast die Hälfte stellt sich vor, mit autonomer Mobilität flexibler zu sein. Gründe wie ununterbrochene Verfügbarkeit und Klimafreundlichkeit rangieren in der Statistik knapp dahinter. 43 Prozent sehen in autonomer Mobilität eine Alternative zum ÖPNV. Als wichtig wird vor allem in Polen, Italien, den USA und China der Weg zur Arbeit gesehen. In Schweden und Deutschland liegt die Priorität der Menschen nicht darauf, den Weg zur Arbeit mit einem autonomen Transportmittel zu bestreiten.

Das Aussterben des privaten PKWs

Möglich ist alles, doch dass autonom fahrende Privat-PKWs die Straßen bevölkern, ist unwahrscheinlich. Weniger Verkehr? Gäbe es hierbei nicht. Nachhaltige Effekte für die Umwelt? Ebenfalls nicht. Die Befragten wünschen sich den autonom fahrenden Privat-PKW am wenigsten. Lediglich in China könnte dies ein zukunftssicheres Modell werden, da die Menschen dort sogenannte autonom fahrende VIP-Shuttles – also autonome PKW in Privatbesitz – zum Pendeln in Betracht ziehen.

Eine Frage der Sicherheit

Die bereits erwähnte Bereitschaft von 70 Prozent der Menschen, die sich vorstellen können, autonome Mobilität an Stelle des privaten PKWs zu nutzen, muss mit Vorsicht betrachtet werden. Denn weltweit heißt nicht, dass die Bereitschaft ausgewogen verteilt ist. In China liegt sie bei 91 Prozent. In Deutschland und den USA dafür deutlich niedriger. Dort überwiegen Sicherheitsbedenken.

Der Kampf der Anbieter

Überlegungen und Ideen sind die Basis eines jeden Konzepts. Doch sie nützen nichts, wenn sie nicht umgesetzt werden. Hier trauen die Teilnehmer der Studie die Realisierung den Kommunen und dem ÖPNV zu. Private Mobility-Anbieter liegen mit 27 Prozent, die ihnen eine Umsetzung zutrauen, abgeschlagen dahinter. Doch sie sind nicht das letzte Glied der Kette. Tech-Riesen, wie beispielsweise Waymo wird noch weniger Vertrauen entgegengebracht.

Vertrauen in den ÖPNV allein wird nicht reichen, um eine Wende herbeizuführen. Seine momentanen Angebote bieten keinen Anreiz, den Privat-PKW aufzugeben. Es fehlt an Zuverlässigkeit seitens des ÖPNV und Zahlungsbereitschaft seitens der Kunden. Hoffnungen setzt man in Europa und den USA in das Konzept der Peoplemover.

Kreativer Transport

Angesichts der Globalisierung ist die Wichtigkeit des Transports von Waren rasant gestiegen und wird dies tendenziell weiter tun. Gerade in den USA, wo es zu wenig LKW-Fahrer gibt, formt sich ein Konzept, bei dem die Fahrer die LKWs lediglich auf den Wegen außerhalb des Highways steuern müssen. Ebenfalls interessant sind Lieferroboter, die die letzten Meter zum Empfänger autonom absolvieren sollen. Während diese Idee in China, Polen und den USA Anklang findet, ist das Interesse daran in Deutschland mau.

Die Zukunft lässt auf sich warten

Die Vorhersage, dass autonome Mobilitäts- und Transportlösungen bis 2025 umfassend im Einsatz sind, muss um mehrere Jahre nach hinten korrigiert werden – wenn nicht sogar um Jahrzehnte. Denn umso mehr in der Praxis getestet wird, desto deutlicher wird, was für ein Mammutprojekt das Konzept autonome Mobilität ist.

Studie VW Gen.Travel: Das vollelektrisch angetriebene Innovation Experience Vehicle (IEV) ist ein realer Prototyp, fährt autonom (Level 5) und gibt einen realistischen Ausblick auf die Mobilität im nächsten Jahrzehnt. Aufgrund seines modularen Interieur-Konzepts stellt das Fahrzeug eine flexible und nachhaltige Mobility-as-a-Service Alternative zu Kurzstreckenflügen dar. Als Forschungsfahrzeug dient der Gen.Travel dazu, das Konzept und neue Funktionalitäten auf seine Resonanz bei Kunden und Kundinnen zu testen. Auf Basis der Ergebnisse solcher Studien werden einzelne Features später in Serienfahrzeuge übertragen.

Die technischen Herausforderungen sind enorm. Sicherheit und Kontrolle der Fahrzeuge müssen zuverlässig sein. Und die Streckenbeschaffenheit und unterschiedlichen Rahmenbedingungen der europäischen Länder werfen der Realisierung des Konzepts viel Sand ins Getriebe.

Es bleibt abzuwarten, inwiefern die Erwartungen der Studienteilnehmer in den nächsten Jahren auf den Straßen zu sehen sein werden. Befragt wurden 5.000 repräsentativ ausgewählte Erwachsene aus den USA, China, Großbritannien, Schweden, Polen, Italien und Deutschland. 20 internationale Expertinnen und Experten spiegelten die Einschätzungen der Befragten. Die Studie läuft unter dem Titel „The Autonomous Gap: Ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig? Anspruch und Realität autonomer Mobilitätskonzepte in Europa, China und den USA”. Sie ist Teil der Forschungskooperation „WeTalkData“ und die dritte durchgeführte Studie dieser Reihe.

Über den Autor

Matthias Luft

Autor Matthias Luft faszinieren effiziente Motoren, moderne Designs und die neusten Fahrerassistenzsysteme.

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