Fahrberichte Smart

Weniger ‘smart’, mehr Lifestyle: smart #1 im Test

smart kannte man auf dem deutschen Markt jahrelang als Hersteller von kleinen Stadtautos, etwa in Form des Modells ‚fortwo‘. Dieses Modell wurde seit 2017 auch vollelektrisch angeboten, die Produktion läuft allerdings derzeit aus. Zeit also für den Hersteller smart ein neues Modell auszurollen: Den smart #1.

Testwagenaussstatttung: ‘Premium’ mit 200 kW & 62 kWh-Akku im smart #1

Mit dem Grundgedanken eines kompakten Stadtautos des ursprünglichen smart fortwo hat der neue #1 allerdings nicht mehr viel zu tun. Stattdessen ist der #1, dem Zeitgeist folgend, als vollelektrisches Kompakt-SUV (Länge 4,30m) designt. Das Fahrzeug richtet sich damit an eine junge, hippe, kaufkräftige Zielgruppe, die man mit dem auffälligen Design im Exterieur und dem modernen Innenraum erreichen möchte. Die technische Basis stammt dabei vom Joint-Venture aus Mercedes-Benz und Geely. Der Volvo EX30 steht auf der gleichen Plattform.

Wir fahren den smart #1 in der Ausstattungslinie ‚Premium‘. So ausgestattet verbaut smart eine 66 kWh große Batterie im Unterboden, von der 62 kWh nutzbar sind. Angetrieben wird unser #1 von einem 272 PS (200 kW) starken permanent-Synchronmotor an der Hinterachse, der den Sprint auf 100 in 6,7 Sekunden ermöglichen soll. Die Reichweite mit einer Akkuladung soll 440 km betragen.

Das runde Design mit aufgesetzter Passagierkabine wirkt auf den ersten Blick ungewohnt, insbesondere in Kombination mit dem steilen Heckabschluss. Quelle: smart

Ungewöhnliches Design, futuristischer Innenraum

Soweit die Theorie – doch wie schlägt sich der smart #1 in der Praxis? Nun, das Design wirkt auf uns auf den ersten Blick etwas ungewohnt. Die runden Formen sind sicherlich dem cw-Wert von 0,29 geschuldet. Gewöhnungsbedürftig ist aber auch die abgesetzte Passagierkabine und der insgesamt ziemlich kastenförmige Aufbau. Dieser sorgt allerdings für ordentlich Kopfraum auf allen Plätzen. Am Heck hat man dem smart #1 ein durchgehendes Leuchtenband spendiert, die Optik erinnert uns entfernt an den Mercedes-Benz EQB.

Im Innenraum glänzt unser Testwagen dank ‚Premium‘-Ausstattung mit guter Verarbeitung. Hier trifft schwarzes Leder auf glänzende weiße Kunststoffe, das Design wirkt aufgeräumt, fast schon steril. Dazu gibt es eine umfangreiche 64-farbige Ambientebeleuchtung, die an Fahrzeuge von Mercedes-Benz erinnert. Mangelware sind dagegen echte Knöpfe. Lediglich dem Lenkrad hat man dem #1 echte Tasten spendiert, die restliche Bedienung einschließlich Klimatisierung erfolgt über den Bildschirm oder berührungsempfindliche Flächen. Wie das funtioniert?

smart #1 Innenraum

Der smart #1 ist im Innenraum sehr aufgeräumt gestaltet, die Bedienung erfolgt hauptsächlich über den 12,8″ großen Touchscreen in der Mitte. Quelle: smart

Verspieltes Infotainment und zahlreiche Warntöne

Wie oben beschrieben erfolgt die Bedienung über einen 12,8“ großen Touchscreen auf dem Armaturenbrett. Die Bedienoberfläche gibt sich verspielt, bis hin zum virtuellen „Haustier“, einem Fuchs. Die Bedienlogik leidet allerdings unter dem ‘hippen’ Design, grundlegende Funktionen wie die Verstellung der Außenspiegel müssen wir erst in den Tiefen des Systems suchen. Eine wirkliche Hilfe ist auch die Sprachsteuerung nicht, die regelmäßig – abgesehen von Navigationszielen – angibt diese Funktion erst noch erlernen zu müssen. Zudem finden sich in der deutschen Software gelegentlich noch Rechschreibfehler. Immerhin sind Over-the-Air-Updates möglich, sodass diese Probleme theoretisch ohne Werkstattbesuch behoben werden können.

Neben dem großen Zentraldisplay spendiert smart dem #1 noch ein kleines Cockpit-Display sowie ein Headup-Display. Hier ist der smart auf der Höhe der Zeit. Nervig dagegen: Wie zahlreiche Fahrzeuge vor allem asiatischer Hersteller beherrscht der Smart zahlreiche (Warn)töne. Das beginnt bereits beim Auf- oder Zusperren und geht weiter bei Unaufmerksamkeit oder drohendem Spurverlassen. Zum Glück lassen sich die Warntöne zum Großteil abschalten – allerdings nur, wenn man mit einem smart-Account im Fahrzeug angemeldet ist. Leider war dies aufgrund eines Netzwerkfehlers in unserem Testwagen nicht möglich, sodass wir die Warntöne nach jedem Fahrzeugstart wieder abschalten mussten.

Assistenzsysteme: Auf der Höhe der Zeit

Besser schlägt sich der #1 bei Thema Fahrerassistenz. Bei Nutzung der aktiven Spurmittenführung samt adaptiver Geschwindigkeitsregelung kann man sich – zumindest auf der Autobahn – recht entspannt fahren lassen. Auch in der Stadt fährt der Smart überraschend viel teilautonom. Zumindest wenn ein Fahrzeug vorausfährt. Denn scheinbar nutzt das Fahrzeug hier weniger Fahrbahnmarkierungen, sondern folgt dem Vordermann. Mit einem Totwinkelwarner, Matrix-LED sowie einem Parkassistenten ist das Assistenzpaket damit ziemlich vollständig. Zumindest wenn man die ‘Premium’-Ausstattung wählt.

Das Heck des #1 wirkt aufgrund der fast senkrecht abfallenden Dachlinie etwas gewöhnungsbedürftig, das Leuchtenband erinnert an den Mercedes-Benz EQB. Quelle: smart

smart #1: Handliches Fahrverhalten, annehmbarer Verbrauch

Und wie fährt er nun, abseits von Assistenzsystemen? Die Federung schafft einen guten Spagat zwischen Komfort und Sportlichkeit, die Lenkung arbeitet angenehm direkt und sorgt für ein handliches Fahrverhalten. Dank 272 PS beschleunigt der #1 natürlich jederzeit zügig, bis ihn die Software bei Tempo 180 einfängt. Auch der Verbrauch bewegt sich in einem annehmbaren Bereich. Während sich der Smart #1 in der Stadt mit etwa 17 bis 19 kWh auf 100 Kilometer zufrieden gibt, steigt der Verbauch auf der Autobahn (Tempo 130km/h, sofern möglich) auf knapp 25 kWh/100km. Ergibt eine rechnerische Reichweite zwischen 250 und 360 Kilometern.

Leichte Abstriche gilt es alledings bei der Alltagsnutzung. Da die C-Säule ziemlich breit ausfällt, ist die Übersichtlichkeit im Heckbereich in Kombination mit dem kleinen Heckfenster eingeschränkt. Auch die elektrische Heckklappe dürfte gerne einige Zentimeter weiter aufschwingen. Zudem interessant: Die zulässige Nutzlast ist mit 450 Kilogramm ziemlich begrenzt. Wer hier zu fünft unterwegs ist, kann den #1 schon überladen – auch ohne Gepäck im 411 Liter großen Kofferraum.

Preis: Konkurrenzfähig

Preislich startet der Smart #1 als ‚Pro‘ mit kleinerer 49 kWh-Batterie ab 37.490€. Unser gut ausgestatteter Testwagen liegt dagegen bei 44.990€, was im (vollelektrischen) Konkurrenzumfeld aber durchaus fair ist. Ein vergleichbar ausgestatteter Hyundai Kona liegt bei über 50.000€. Ebenfalls erwähnenswert: Der Smart #1 kommt als ‘Premium’ immer mit 22 kW-AC-Lader, sodass er auch abseits von Schnellladesäulen im Alltag relativ zügig geladen werden kann.

Technische Daten Smart #1 ‘Premium’

BeschreibungSmart #1 'Premium'
Leistung200kW / 272PS
Drehmoment343Nm
Akkukapazität (nutzbar / brutto)62kWh / 66kWh
Ladeleistung (DC) / Ladezeit (10-80%)150kW / <30Min
Getriebe1-Gang-Getriebe
AntriebsartHeckantrieb
Beschleunigung 0-100km/h6,7s
Höchstgeschwindigkeit180km/h (elektronisch abgeregelt)
Abmessungen (LxBxH)4,30m x 1,82m x 1,64m
Gewicht1820kg
Anhängelastnicht verfügbar
Verbrauch (Hersteller / Test)16,8-17,4kWh/100km / 17-25kWh/100km

Über den Autor

Jonas Braunersreuther

Autor Jonas Braunersreuther interessiert sich von Kindesbeinen an für sportliche Autos und Zweiräder sowie neue Entwicklungen auf dem Automobilmarkt.

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