Zum Ende des Jahres beehrt uns der Skoda Scala mit 1,6 Liter Dieselmotor und DSG in der mittleren Ausstattungslinie ‘Style’ (ab 28.750€). Wie weit ist der Nachfolger des Skoda Rapid noch vom Konzernbruder VW Golf entfernt?
Skoda Scala: Erster Eindruck
Der erste Eindruck ist stattlich: Obwohl der Scala (Länge: 4,36 m) sich die technischen Basis (MQB-A0) mit dem VW Polo und Seat Ibiza teilt übertrifft er diese in der Länge um 29 cm (Polo: 4,07 m) bzw. 30 cm (Ibiza: 4,06 m) und spielt damit schon in der “Golf-Klasse” (Golf 8: 4,28 m). Damit ist klar, dass vier bzw. fünf Personen mit dem Skoda Scala entspannt reisen können. Wobei sich die Plätze auf der Rückbank aufgrund der leicht abfallenden Dachlinie mangels Kopffreiheit nur für Menschen bis etwa 1,85 m eignen. Auch der Kofferraum, bei uns mit elektrischer Heckklappe (350€) ausgerüstet, gibt mit 467 L Stauraum bei Urlaubsgepäck nicht auf.
Einen Haken gibt es allerdings schon: Die Assistenzsysteme der A0-Plattform sind technisch etwas einfacher gestrickt als im Golf (MQB-A1). So gibt es beispielsweise nur einen (mäßig funktionierenden) Fernlichtassistenten (190€) mit automatischer Fernlichtregelung, aber kein Matrix-LED-Fernlicht. Auch der Spurhalte-Assistent (Serie) greift nur bei der Gefahr die Spur zu verlassen ein und hält das Fahrzeug nicht permanent in der Mitte der Spur.
Fahreindrücke zum Scala
Wer allerdings nicht zu großen Wert auf die Assistenten legt, fährt mit dem Skoda Scala sehr gut. Unser Scala mit 1,6 Liter TDI, 115 PS und 7-Gang-DSG fährt – bis auf eine Ausnahme – unauffällig und ist dank der sehr bequemen Sitze mit einstellbarer Lordosenstütze (Dynamic Paket, 490€) absolut langstreckentauglich. Diese Ausnahme ist die die – beinahe schon VW-DSG-typische – Anfahrschwäche, die den Fahreindruck ein wenig trübt. Obwohl bei uns Winterbereifung in 17″ (Winterreifen mit LM Felge ‘Stratos’, 1.316 €) aufgezogen ist, kann beim Fahrkomfort fahrwerksseitig von unnötiger Stößigkeit keine Rede sein. Wer möchte, kann mit dem optionalen, adaptiven Sportfahrwerk SSC (430€) die Dämpfer auf ‘Sport’ stellen, doch selbst dann verkneift sich der Scala übertriebene Härte. Wir würden uns das SSC bei einer privaten Anschaffung sparen und lediglich die Fahrmodi für 190€ bestellen.
Lohnenswerte Mehrausstattung
Besser investiert ist das Geld auch in das riesige Panoramadach (im Paket ‘Emotion’ mit Voll-LED Beleuchtung rundum für 1.330€) das bei geöffnetem Rollo viel Licht in den Innenraum lässt. Nachteil: Geöffnet werden kann das Panoramadach leider nicht. Ebenfalls sinnvoll erscheint uns die Investition in das optionale volldigitale Instrumentendisplay in Kombination mit dem 8″-Infotainment ‘Bolero’ (470€) oder – wenn’s ein wenig mehr sein darf – in das System ‘Admunsen’ (1.190€), das dann auch ein Navigationssystem beinhaltet, sowie die Phone Box für 290€, welche das Smartphone induktiv lädt. Das neue, mit dem Amudsen-System auf Basis des MIB3 (Modularer Infotainment Baukasten 3) haben wir hier Golf 8 getestet. Allerdings unterstützt bereits das Bolero Android Auto, Apple Carplay und Mirrorlink. So lässt sich auch einfach über das Smartphone auf dem Infotainmentdisplay navigieren, Musik steuern und telefonieren. Theoretisch ist dies mit der Option ‘Wireless SmartLink’ (50€) – zum ersten Mal bei einem Skoda – auch kabellos möglich, allerdings hat Skoda die Funktion bisher nicht freigeschaltet.
Zurückhaltung an der Zapfsäule
So ausgestattet wird der Skoda Scala zum unauffällig guten Alltagsbegleiter, der sich zudem, dank Dieselmotor, an der Zapfsäule vornehm zurückhält. Im Alltag sind Verbräuche unter sechs Liter auf 100 km realistisch. Besonders effizient gefahren haben uns sogar 3,9 Liter auf 100 km genügt (Fahrmodus ‘Efficent’ mit viel ‘Freilauf’, eine Art segeln). Selbst wer einen schweren Gasfuß hat wird nicht übermäßig bestraft: Maximal vermeldete der Bordcomputer 8,3 Liter, hier waren wir aber mit hohem Volllastanteil (bis zu 220 km/h laut Tacho) auf der nächtlichen Autobahn unterwegs. Da der Diesel-Scala mit SCR-Katalysator ausgestattet ist und somit die Abgasnormen 6d-temp erfüllt, sind Fahrverbote in der Innenstadt übrigens kein Thema.
VW Golf oder Skoda Scala?
Wo liegt also der Unterschied zum Golf? Der Skoda Scala ist – entsprechend seiner Stellung im VAG-Konzern – im Innenraum etwas günstiger ausgestattet. Zwar ist das Armaturenbrett in Soft-Touch ausgeführt, allerdings findet sich sonst viel Hartplastik, das aber sehr sauber verarbeitet ist. Hier bietet der Golf mehr für’s Auge (und die Finger). Auch ein mehrfarbiges Ambientelicht (im Scala nur einfarbig) oder ein Headup Display gibt es beim Skodahändler nicht für Geld und gute Worte. Die etwas einfacheren Assistenzsysteme haben wir oben schon beschrieben. Zudem fällt die bessere Geräuschdämmung des Golf auf. So macht der Dieselmotor im Scala vor allem im kalten Zustand keinen Hehl aus seinem Verbrennungsprinzip und ab Tempo 160 sind Windgeräusche im Scala gut hörbar. Allerdings darf man natürlich nicht vergessen, dass der VW Golf ähnlich ausgestattet ein gutes Stück teurer ist. Wer also mit der etwas einfacheren Ausstattung leben kann wird mit dem Skoda Scala glücklich.
Fazit
In zwei Wochen haben wir mit dem Scala gut 2.000 km abgespult. Am meisten aufgefallen ist uns, dass uns nichts aufgefallen ist. Der Scala verrichtete unauffällig seinen Dienst und nervte kaum – Stichwort Anfahrschwäche, egal ob auf schnellen Autobahnetappen oder in der Stadt. Dazu glänzte der Scala mit den Skoda-typischen Detaillösungen wie Regenschirmen in den vorderen Türen oder dem obligatorischen Eiskratzer im Tankdeckel. Was wir uns wünschen würden: Ein zwei Liter Diesel mit 150 PS (wie im neuen Golf) würde dem Scala ausgezeichnet stehen und ihn noch einen Tick souveräner machen. Vielleicht wird unser Wunsch in Zukunft erfüllt. Ansonsten steht seit kurzem auch der 1,5 TSI mit 150 PS zur Verfügung. Dann muss es wirklich kein Golf mehr sein.