Fahrberichte Škoda

Skoda Enyaq iV: Erster Test & Fahreindruck

Im vergangenen Jahr hat Volkswagen den neuen modularen E-Antriebs-Baukasten (MEB) und auch die ersten beiden Fahrzeuge auf dieser Plattform, nämlich den ID.3 und ID.4 vorgestellt. Ab Ende April wird nun auch das Schwestermodell des SUV VW ID.4 von Skoda, der Enyaq iV, ausgeliefert. Wir hatten die Gelegenheit eine Runde mit dem neuen Elektro-SUV zu drehen.

Enyaq iV 80 Velvet Red

Unser Testwagen trägt die Farbe “Velvet Rot metallic” (1030€) und die 21″-Felgen “Betria” (1300€). Ebenfalls gut zu sehen: die zum Heck abfallende Dachlinie. (Quelle: Skoda)

Skoda Enyaq iV: Außen wuchtig – innen gemütlich

Auf den ersten Blick wirkt der 4,65 Meter lange (Octavia: 4,67 m) Enyaq iV wuchtig, aber – in unseren Augen – deutlich gefälliger als der VW ID.4. Denn im Gegensatz zum ID.4 setzt Skoda beim Enyaq auf klare und scharfe Kanten und geometrische Formen. Wie der ID.4 auch, fällt die Dachlinie zum Heck hin leicht ab, zudem optimiert Skoda die Aerodynamik unter anderem durch eine flach stehende Frontscheibe. So soll der Enyaq iV trotz deutlich größerer Strinfläche einen ähnlich niedrigen Luftwiderstand bieten wie der Skoda Superb – gut für die Reichweite.

Im Innenraum setzt Skoda auf das Thema Nachhaltigkeit und bietet den Kunden auf Wunsch Innenraummaterialien aus recycelten Plastikflaschen und Wolle oder schadstoffarm „olivengegerbtes“ Leder. Die Verarbeitung ist gelungen, auch wenn teilweise Hartplastik zum Einsatz kommt – das kann der ID.4 aber auch nicht besser. Besonders angenehm sind uns die Sitze aufgefallen (Fahrerseite elektrisch verstellbar (Option), auf Wunsch auch Beifahrersitz (Option)), die zwar nur begrenzt Seitenhalt bieten, aber dafür absolut Langstecken-tauglich komfortabel sind. Auch im Fond sitzen Mitfahrer mit reichlich Beinfreiheit (und optionaler Sitzheizung) bis zu einer Körpergröße von etwa 1,80 Meter trotz (optionalem) Panoramadach gut. Außerdem bietet der Enyaq iV zahlreiche Ablagefächer, beispielsweis auch unter dem “Mitteltunnel” – perfekt für den Alltag und die Fahrt in den Urlaub.

Innenraum Enyaq iV Suite Black

Schön gemacht: Innenraumdesign “Suite” mit schwarzem Leder und Kontrastelementen in braun. Altenativ lassen sich auch vegane und umweltfreundliche Innenraumdesigns wählen. (Quelle: Skoda)

Unser Testwagen: Enyaq iV 80

Apropos Langstecke. Wir fahren den Skoda Enyaq iV in der Motorisierung „80“. Genau wie Volkswagen beim ID.4 verbaut Skoda hier einen 77 kWh Akku (netto) und kombiniert diesen mit einem 150 kW starken Motor an der Hinterachse. So ausgestattet soll der Enyaq iV je nach gewählter Ausstattung entsprechend dem WLTP-Zyklus über 500 Kilometer schaffen. In Zukunft soll der Enyaq iV zudem mit je einem Motor an Vorder- und Hinterachse und bis zu 300 PS bestellbar sein.

Wir drücken den Richtungswahlhebel auf „D“ und stromern los. Alternativ lässt sich auch der Fahrmodus „B“ wählen, dann rekuperiert der Enyaq iV so stark, dass man das Bremspedal kaum benötigt. Typisch für ein Elektroauto beschleunigt der Enyaq iV flüsterleise, der Motor ist kaum zu hören. Allerdings merkt man dem Enyaq iV das hohe Gewicht von über zwei Tonnen an. Der Enyaq iV tritt dank 310 Nm Drehmoment zwar beherzt und ansatzlos an. Gerade auf der Autobahn würden wir uns aber noch etwas mehr „Punch“ wünschen. Die Höchstgeschwindigkeit ist allerdings sowieso auf 160 km/h begrenzt. Die “kleineren” Motorisierungen würden wir nur wählen, wenn wir hauptsächlich innerorts unterwegs wären.

Skoda Enyaq iV Velvet Rot

Theoretisch bietet der Enyaq iV in der Motorisierung “80” (77 kWh nutzbare Akkukapazität und 204 PS) eine Reichweite von über 500 km nach WLTP. Realistisch sind bei vorausschauender Fahrweise 400 km und mehr. (Quelle: Skoda)

Langstreckentauglich und technisch up-to-date

Passend zum eher gemächlichen Charakter des Autos ist aber immerhin das optionale adaptive Fahrwerk komfortabel abgestimmt. Trotz optionaler 21“-Felgen (1300€) werden kurze Stöße, zum Beispiel Autobahnfugen, gut geschluckt. Nur auf langen Wellen wippt der Enyaq leicht nach. Für einen ausführlicheren Test auf der Landstraße fehlte uns leider die Zeit. Zudem waren an unserem Testwagen Sommerreifen montiert, was bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt und Schneeregen nicht die beste Wahl ist.

Der Travel Assist (Sonderausstattung) unterstützt mit einer angenehmen, aktiven Spurmittenführung

In Sachen Assistenzsysteme schöpft Skoda aus dem Vollen, vor Allem der gut funktionierende ‚Travel Assist‘, der Tempolimits automatisch übernimmt und den Abstand zum Vordermann sowie die Spur automatisch hält, hat uns auf der Autobahn überzeugt (hier unser Video zu Skodas neuem Travel Assist im Enyaq). Empfehlenswert ist außerdem das neue Headup-Display mit ‚Augmented Reality‘-Funktionen. Damit blendet der Enyaq beispielsweise Navigationsanweisung (z.B. Abbiegepfeile) direkt im Blickfeld des Fahrers ein und markiert auf der Autobahn die aktuellle Fahrspur – eine ähnliche Funktion bietet neben dem VW-Konzern bisher nur Mercedes-Benz zum Beispiel in der neuen S-Klasse. Die Darstellung von Medieninhalten, Naviationkarte, Fahrzeugfunktionen und Vielem mehr übernimmt bei uns übrigens ein 13″-großes Display in der Mittelkonsole. Das “virtuelle Cockpit” fällt dagegen ziemlich klein aus und zeigt nur wenige Infos wie Geschwindigkeit, Navigationspfeil und Assistensysteme an.

Matrix-LED Scheinwerfer Enyaq iV

Technisch ist der Enyaq iV am Puls der Zeit. Auf Wunsch lässt sich beispielsweise das “Crystal Lighting”-Matrix-LED-System bestellen. Dazu kommen der (aufpreispflichte) Travel-Assist und das optionale “Augmented Reality Head-up Display”. (Quelle: Skoda)

Enyqa iV: Preis, Verbrauch und Ladedauer

Klar ist, dass es den Enyaq iV so gut ausgestattet nicht zum Billigtarif gibt. Der Enyqa iV „80“ startet bei 44.570€ (abzüglich Förderung von bis zu 9750€). Unser sehr gut ausgestatteter Testwagen schlägt mit etwa 58.500€ (abzüglich Förderung) zu Buche. Abschließend noch ein Blick auf unseren Testverbrauch, gerade bei Elektrofahrzeugen ein wichtiger Punkt. Wir haben auf unserer zügig gefahrenen Testrunde bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt knapp 23 kWh auf 100 km verbraucht. Rechnerisch ergibt sich so eine Reichweite von etwa 330 km. Wer gemütlich unterwegs ist und häufig rekuperiert, sollte relativ leicht eine Reichweite von 400 km und mehr erreichen. Ist der Akku dann leer lässt er sich im Idealfall in 38 Minuten mit 125 kW Ladeleistung von 5% auf 80% aufladen. An der heimischen Wallbox lässt sich der Enyaq dagegen nur mit 11 kW, also beispielsweise über Nacht, aufladen. Immerhin schont man so den Akku. Übrigens: Bei der maximalen Ladeleistung will Skoda demnächst mittels Software-Update nachlegen – 150 kW, vielleicht sogar 200 kW erscheinen uns möglich.

Über den Autor

Jonas Braunersreuther

Autor Jonas Braunersreuther interessiert sich von Kindesbeinen an für sportliche Autos und Zweiräder sowie neue Entwicklungen auf dem Automobilmarkt.

4 Kommentare

  • Vielen Dank für den Bericht, mich würden 2 Themen interessieren1. Wie ist die Bildqualität der Displays und HUD? War das hochauflösend oder Pixelig? 2. Haben die Assistenzsysteme im Enyaq den vollen Funktionsumfang oder sind sie, wie manchmal in der Vergangenheit von der Konzern Mutter vorgegeben, abgeschwächt?

  • Das Skoda hier mit der Ladeleistung noch nachlegen will, ist leider Quatsch. Skoda selbst teilte mir auf Nachfrage mit, dass mal ein Sondermodell mit 170kW Ladeleistung geplant war, es aber nicht kommen wird und ein nachträgliches Anpassen auch OTA nicht passieren wird bzw. machbar ist.

    • Danke für den Hinweis! Bei der Fahrveranstaltung des Enyaq iV im April wurde uns allerdings – wie im Artikel beschrieben – dieses Funktionsupdate für Ende 2021 in Aussicht gestellt. Gut möglich, dass sich die Pläne mittlerweile wieder geändert haben, wie Sie berichten.

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