Seat, das ist diese Automarke, die mittelfristig von Cupra ersetzt wird? Nun, die Pläne für Seat kennen wohl nur die Seat- und Volkswagenkonzernvorstände. Immerhin hat Seat nun auch das vollelektrische Fahrzeug im Portfolio. Das ist allerdings kein VW ID.3-Klon, der läuft bei Cupra als ‚Born‘ vom Band. Stattdessen versucht sich Seat auf dem E-Rollermarkt. Ausfahrt mit dem Seat MÓ Performance.
Seat MÓ Performance: Ein geschminkter Silence S01+
Natürlich hat Seat den MÓ Performance nicht einfach so aus dem Boden gestampft. Die technische Basis stammt vom Silence S01+, bis hin zum Design. Was aber prinzipiell nicht schlecht sein muss. Doch nur den Roller eines anderen Hersteller umlabeln wollte man dann bei Seat doch nicht, speziell beim von uns gefahrenen ‚Performance‘-Modell. Also holte man sich mit Öhlins den Marktführer für Zweirad-Fahrwerkstechnik ins Boot, der nun den Dämpfer am Heck beisteuert. Dazu gibt es beim ‚Performance‘ eine verbesserte Bremsanlage, etwas mehr Höchstgeschwindigkeit (105 km/h) und eine bequemere Sitzbank.
Der bevorzugte Einsatzort des Seat MÓ Performance bleibt aber auch weiterhin die Stadt. Dazu passt auch das große Staufach unter der Sitzbank, das zwei Integralhelme oder bei Bedarf auch einen kleineren Einkauf schluckt. Ermöglicht wird der Stauraum durch die besondere Position des 5,6 kWh-Akkus. Dieser kann nämlich seitlich aus dem E-Roller gezogen werden und lässt sich dann in Stil eines Gepäckstücks auf Rollen bewegen, etwa zur nächsten Steckdose. Dort lädt der Akku in sechs bis acht Stunden von 0 auf 100%, was zugegeben nicht besonders schnell ist. Problematisch ist zudem das hohe Gewicht des Akkus (41kg). Wer den Akku regelmäßig in eine im Obergeschoss gelegene Wohnung tragen muss, spart sich das Fitnessstudio. Hier sind Roller mit zwei kleineren Akkus klar im Vorteil. Alternativ lässt sich der Akku aber natürlich im Roller selbst aufladen.
Hartes Fahrwerk, guter Vortrieb
So viel zu den harten Fakten. Aber wie fährt der MÓ ‚Performance‘ nun? Wir starten im mittleren Fahrmodus ‚City‘. Hier legt der MÓ Performance aus den Stand etwas verhalten los, bevor dann linear mehr Drehmoment freigegeben wird. Das reicht zum Mitschwimmen in der Stadt, genau wie die Höchstgeschwindigkeit von 75 km/h. Spaßiger fährt der MÓ aber natürlich im Sportmodus. Die leichte Anfahrschwäche verschwindet hier gänzlich und der Roller hängt richtig gut am Gas. Anlass zur Kritik gibt hier nur der sehr leichtgängige Gashebel, der sich nur mäßig gut dosieren lässt.
Dafür passt das Handling sehr gut, der MÓ Performance fährt ähnlich handlich wie ein ziemlich schnelles Fahrrad. Zudem setzt sich das Öhlins-Federbein an der Hinterachse mit tollem Ansprechverhalten in Szene. Dieses hohe Niveau bietet die auch golden lackierte, aber nicht einstellbare Gabel an der Front leider nicht. Kurze Stöße werden, vor allem in der Stadt, oft sehr trocken an den Fahrer weitergereicht. Schade. Aus unserer Sicht ebenfalls problematisch ist das fehlende ABS. Da der Roller für Fahranfänger mit A2-Führerschein ab 16 Jahren gefahren werden darf, wäre ein ABS – zumindest an der Vorderachse – ein sinnvoller Sicherheitsgewinn.
MÓ Performance: Nicht nur für die Stadt
Auf der Landstraße passt das Setting dagegen besser, es kommt auf kurvigem Geläuf durchaus Fahrspaß auf. Hier profitieren wir dann auch von der im Vergleich zum „normalen“ 125er-MÓ leicht erhöhten Höchstgeschwindigkeit von 105 km/h, inklusive e-Boost. Dieser e-Boost lässt sich allerdings nur für jeweils 30 Sekunden durch einen Druck auf den Mode-Schalter aktivieren. Dann folgt eine „Abkühlzeit“ von zwei Minuten, bevor der Boost wieder zur Verfügung steht. Allerdings lief unser MÓ Performance auch ohne Boost auf gerader Strecke laut etwas kontrastarmem Tacho über 100 km/h, mit Boost sogar 110. Wer sich zügig über die Landstraßen bewegt, zehrt allerdings auch an den Energiereserven des Akkus. Bei unserem Test bei sommerlichen Temperaturen schaffte der MÒ Performance im Sportmodus etwa 80 Kilometer mit einer Akkuladung. Im Stadtverkehr samt City-Modus sollte die Reichweite bei 100 Kilometern und mehr liegen, was für Pendelverkehr und Alltagsfahrten absolute ausreichend sein sollte.
Ambitionierter Preis beim MÓ Performance
Abschließend wie üblich der Blick in die Preisliste: Während der „normale“ Seat MÓ 125 bereits ab 7200€ startet, müssen für das ‚Performance‘-Modell 8900€ bezahlt werden, was für einen E-Roller unserer Meinung nach ein ziemlich hoher Preis ist. Zum Vergleich: Der NIU MQI GT EVO läuft ebenfalls 100 km/h und ist ab 5799€ bestellbar. Die Reichweite liegt mit bis zu 75 km allerdings deutlich niedriger. Hier gibt es unseren Test des Vorgängermodells NIU NQI. Interessant ist auch der Blick in die Verbrenner-Ecke. Das 125er Topmodell des Traditionsherstellers Vespa, die ‚GTS Super Tech 125‘, kostet knapp 6500€. Hier haben E-Roller aktuell den gleichen Malus wie E-Autos: Sie sind im Vergleich zur Verbrenner-Konkurrenz (noch) teuerer.