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Renault Austral im Test: Mehr premium wagen

Der Kadjar ist tot, lang lebe der Austral. 2022 hat Renault den Kadjar in den Ruhestand geschickt, stattdessen soll der neue Austral Kunden im beliebten Kompakt-SUV-Segment für sich begeistern. Wie das gelingen soll? Effiziente, elektrifizierte Motoren, schnittiges Design, viel Technik und hochwertige Materialien. Wir fühlen dem Neuen auf den Zahn.

Für unseren zweiwöchigen Test steht uns der Renault Austral in der höchsten Ausstattungslinie, Iconic Esprit Alpine, zur Verfügung. Der Testwagen in ‚Iron-Blau‘ mit schwarz abgesetztem Dach (1690€) gibt sich im ersten Eindruck selbstbewusst mit großen, verchromtem Kühlergrill, 20“-Felgen und ausladendem Tagfahr- und Rücklicht. Dazu prangt das neue Renault-Logo (beinhaltet den Radar-Sensor) groß an der Front. Abgesehen vom Renault-typischen Lichtdesign fällt der Austral auch mit zahlreichen Falzen in Motorhaube und den Seitenteilen auf, was dem SUV sehr gut steht.

Das Tagfahrlicht fällt Renault-typisch groß aus. Mit schwarzem Kühlergrill und Logo, sowie Powerdomes auf der Motorhaube gibt der Austral optisch den Sportler.

Renault Austral ‘Iconic Esprit Alpine’: Sportliche Akzente, gemütliche Sitze

Während wir den Fahrersitz entern fällt der Blick – passend zur Ausstattungslinie – auf einige Alpine-Anleihen. Die sportliche Submarke hat Renault beispielsweise bei den Einstiegsleisten, den Kopfstützen und den blauen Sitznähten in Szene gesetzt. Passend dazu erstrahlt die (einstellbare) Ambientebeleuchtung in Alpine-blau. Für zusätzlichen Rennsport-Flair sorgt der großflächig verlegte Alcantara-Stoff auf Sitzenwangen, Türverkleidung und Armaturenbrett. Weniger sportlich fällt dagegen die Sitzeform aus. Die sind zwar mit Stoff in Karbonfaser-Optik gestaltet, bequem (einschließlich Massagefunktion) und vielfach elektrisch einstellbar. Wir hätten uns aber etwas mehr Seitenhalt gewünscht. Passend zum recht hohen Niveau der Innenraumqualität wird das Infotainment über ein 12“ großes, großflächig verglastes Display gesteuert. Dieser Bildschirm schmiegt sich, unterbrochen von einem Luftauslass, an den 12,3“ großen digitalen Tacho an. Auch wenn das Design nicht ganz so elegant wirkt wie beim Mercedes-Benz Hyperscreen: Der Arbeitsplatz überzeugt.

Renault Austral Cockpit

Ähnlich wie Mercedes-Benz verbindet Renault im Austral Tachodisplay und Infotainment-Screen. Beim Betriebssystem setzt man auf Android Automotive. (Quelle: Renault)

Kaufempfehlung: Harman-Kardon-Soundsystem

Beim Infotainmentsystem setzt Renault nun, wie beispielsweise auch Volvo und Polestar, auf Android-Automotive. Heißt: Die Navigation läuft über Google Maps, zudem lassen sie Apps, zum Beispiel Spotify, installieren. Unsere Empfehlung: Unbedingt die 950€ in das hervorragende Harman-Kardon-Soundsystem investieren! Abseits der Google-Services benötigt die Bedienung des Infotainmentsystems etwas Eingewöhnung, funktioniert dann aber reaktionsschnell. Zum Glück sind die wichtigsten Funktionen, wie die Steuerung der Klimaanlage, weiterhin mit Tasten bedienbar.

Trotz Alpine-Branding eher gemütlich

Unter der Motorhaube unseres Austral arbeitet ein recht kleiner 1,2 Liter Dreizylinder-Benziner mit 131 PS. Der wird allerdings von zwei Elektromotoren unterstützt, was eine Systemleistung von 200 PS ergibt. Die benötigte Energie entnehmen diese einem 1,7 kWh großen Akku, der durch Rekuperation oder vom Verbrenner geladen wird. Da die Rekuperation in vier Stufen einstellbar ist, lässt sich auf Wunsch sogar fast im ‚One-Pedal-Modus‘ fahren.

Damit geht es 8,4 Sekunden aus den Stand auf Tempo 100 und weiter bis zur elektronisch abgeregelten Höchstgeschwindigkeit von 180 km/h, wobei Sport, trotz Alpine-Ausstattung, nicht die höchste Priorität im Austral hat. Dafür sorgt insbesondere das Multi-Mode-Getriebe, das Verbrenner und E-Motor in 15 Zahnradkombinationen zusammenschalten kann. Klingt kompliziert? Ist es scheinbar auch, denn der Austral gönnt sich unter Volllast oft überraschend lange Schaltpausen um die Gänge zu sortieren. Bei gemütlicher Fahrweise gelingt die Gangwahl dagegen meist treffsicher und unauffällig. Nur beim Umschalten von E-Modus und Verbrenner ruckt es gelegentlich leicht.

Nur bedingt überzeugen kann der Austral auch beim Fahrverhalten. Das Fahrwerk federt in Kombination mit den großen 20“-Felgen grundsätzlich straff, insbesondere bei kurzen Stößen. Gleichzeitig regelt das ESP bei zügiger Fahrweise aber früh, während die Lenkung eher indirekt agiert. So ergibt sich ein etwas unharmonisches Fahrgefühl zwischen sportlicher Härte und diffusem Lenkgefühl. Auch hier gilt also: Gemütliches Gleiten vor sportlichem Fahren.

Renault Austral Heckansicht

Auch am Heck gibt’s ein auffälliges Lichtdesign, auf peinliche Fake-Auspuffblenden verzichtet Renault zum Glück.

Niedriger Verbrauch im Voll-Hybrid

Der Austral hat dagegen andere Qualitäten, nämlich Spritsparen. Trotz objektiv kleinem 1,7 kWh-Akku fährt der Austral sowohl in der Stadt, als auch auf der Autobahn, häufig rein elektrisch (im Mittel etwa 1/3 der Distanz). Das drückt den Verbrauch auf deutlich unter 6 Liter auf 100 Kilometer, was praktisch Diesel-Niveau ist – Klasse!

Renault Austral: Technisch auf dem aktuellsten Stand

Um gegen die Konkurrenz alias Seat Ateca, VW Tiguan oder Volvo XC40 zu bestehen braucht es im für Familiensegment allerdings mehr. So sind die Platzverhältnisse in der zweiten Reihe zwar nicht übertrieben ausladend, aber angemessen. Dazu lässt sich die Sitzbank verschieben, um mehr Platz im Kofferraum zu schaffen. Und auch für Fans von Assistenztechnik hält der Austral einiges bereit. Während eine gut funktionierende aktive Spurmittenführung mit adaptiver Geschwindigkeitsregelung (samt Berücksichtigung der Topographie), Totwinkel-Warner und 360°-Kamera fast schon obligatorisch sind, bietet Renault mit Headup-Display (700€), Matrix-LED-Scheinwerfern (900€) und Allradlenkung 4Control (1500€) auch einige eher seltene Optionen in dieser Klasse.

Trotz einiger Alpine-Elemente, wie hier an den Einstiegsleisten, passt gemütliches Gleiten besser zum Austral als Sport.

Konkurrenzfähige Preise

Mit dem neuen Austral stellt Renault einen ernsthaften Wettbewerber im beliebten Kompakt-SUV-Segment auf die Räder. Neben umfangreichen Technik-Features, samt tollem Soundsystem, überzeugt der Austral vor Allem mit geringem Verbrauch. Das Fahrwerk sowie das Multi-Mode-Getriebe benötigen allerdings noch etwas Feinschliff. Attraktiv wird der Austral auch über den Preis. Unser Testwagen kostet 49.240€. Seat beispielsweise bietet einige Ausstattungsoptionen, wie 20“-Felgen, Headup-Display und Matrix-LED gar nicht erst an – und trotzdem kostet der Ateca ähnlich ausgestattet mit 150 PS-Diesel 50.000€.

Abschließend wie gewohnt die technischen Daten des Renault Austral E-Tech 200 ‘Iconic Esprit Alpine’ sowie die Konfiguration unseres Testwagens als PDF. Hinweis: Die beheizbare Frontscheibe (150€) lässt sich derzeit nicht konfigurieren.

Renault Austral E-Tech 200
Abmessungen (Länge x Breite x Höhe)4,51m x 1,83m x 1,62m
Hubraum1199ccm
MotorkonzeptR3-Turbobenziner + 2 Elektromotoren
Leistung Verbrenner bei Drehzahl96kW / 131PS bei 4500 1/min
Drehmoment Verbrenner bei Drehzahl205Nm bei 1750 1/min
Leistung E-Motoren 50kW / 68PS
Drehmoment E-Motorenk. A.
Systemleistung 147kW / 200 PS
Systemdrehmomentk. A.
GetriebeMulti-Mode-Automatikgetriebe (15 Zahnradkombinationen
AntriebsachseFrontantrieb
Sprintzeit 0-100km/h8,4s
Höchstgeschwindigkeit174km/h (Tacho 180 km/h) (elektronisch begrenzt)
Verbrauch (Hersteller / Test)4,7 L/100km / ca. 5,5 L/100km
Leergewicht inklusive Fahrer1517kg
Grundpreis / Testwagenpreis44.950€ / 49.240€

Über den Autor

Jonas Braunersreuther

Autor Jonas Braunersreuther interessiert sich von Kindesbeinen an für sportliche Autos und Zweiräder sowie neue Entwicklungen auf dem Automobilmarkt.

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