Fahrberichte RAM

RAM 1500 Laramie (2019) im Alltagstest

Anfang des Jahres hatten wir bereits einmal einen RAM 1500 zum Test zu Gast, allerdings das 2018er Modell (hier im Video). Nun hat uns der Importeur AEC mit Geschäftsstelle in München das neue Modell des RAM 1500 zum Test vor die Haustüre gestellt – Fahrbericht!

Kurzer Exkurs. Die Submarke RAM Trucks – oder kurz RAM – gehört zur Firma Dodge, welche wiederum Teil des Chrysler Konzerns ist. Dodge ist unter anderem für das Musclecar Challenger bekannt. Die Submarke RAM wiederum hat verschiedene Nutzfahrzeuge im Angebot, unter anderem die Pickups 1500, 2500, 3500, 4500 und 5500. Diese werden mit steigender Nummer immer größer. Wir fahren also den kleinsten Pickup den RAM anbietet. Wobei “klein” bei knapp sechs Metern Länge, 2,09 Meter Breite (ohne Spiegel) und 1,97 Meter Höhe sehr relativ ist. Zum Vergleich: Der VW Amarok kommt auf 5,25 Meter Länge und 1,95 Meter Breite.

Seitenansicht RAM 1500 Laramie

Beeindruckend: In der Seitenansicht ist die Länge des RAM 1500 gut zu erkennen

Erster Eindruck: unendliche Weiten

Einsteigen und der erste Eindruck: Ganz schön groß! Vorne: Eine ellenlange Motorhaube, deren Ende sich schwer abschätzen lässt. Zum Glück verfügt unser RAM über Parksensoren vorne und hinten, die beim Einparken helfen.

Weiter im Innenraum: Unser RAM kommt mit der Crew-Cabine getauften Fahrgastzelle, die für fünf Fahrgästen absolut langstreckentaugliche Plätze bereithält. Dabei hilft einmal der Entfall des Kardantunnels, der normal den Fußraum von Mitfahrern in der zweiten Reihe beschränkt. Der RAM verfügt zwar über Allradantrieb, allerdings ist das Fahrzeug derart hoch, dass die Kardanwelle einfach unter dem Fußboden verbaut werden konnte. Außerdem ist der RAM mit einer Breite über 2,40 Metern (mit Spiegel) so breit, dass der mittlere Sitz in Reihe zwei nicht zum Notsitz degradiert wird.

Damit der Aufstieg in den Innenraum nicht zum Kraftakt mutiert, verfügt unser 1500 über massiv wirkende Trittbretter, die beim Öffnen einer Tür oder auf Knopfdruck elektrisch ausfahren und den Einstieg erleichtern – erstaunte Blicke bei dieser kleinen Showeinlage gibt’s gratis dazu.

Beim Blick in den Rückspiegel fällt der Blick auf die Ladefläche, die hier von einem Abdeckung der Firma LEER (optional) verschlossen wird. Da auch hier die Abmessungen nur schwer ersichtlich, sind bietet der RAM eine sehr gute, weil sehr klare Rückfahrkamera, welche auch den Lenkeinschlag anzeigt. So ausgerüstet lässt sich der 5,92 Meter lange RAM nach einer kurzen Eingewöhnungszeit erstaunlich entspannt im Verkehr bewegen. Lediglich beim suchen von Parklücken sowie dem Einparkvorgang an sich wird klar, dass der RAM im europäischen Stadtbild etwas überdimensioniert ist.

RAM 1500 “Laramie” in Patriot Blue mit Sport Paket (u.a. Kühlergrill, Stroßstangen, div. Applikationen in Wagenfarbe, 20″ Chromfelgen) und Offroad Paket (u.a. elektronisches Sperrdifferenzial)

RAM 1500: Motor, Getriebe und Fahrleistungen

Der RAM 1500 tritt übrigens in der hochwertigen Trimline ‘Laramie’, dem Sport-Paket, dem Offroad-Paket sowie umfangreicher (Serien-)Ausstattung an. Immer dabei: Die 8-Gang-Automatik, die bei uns an einen, typisch amerikanisch, 5,7 Liter großen V8-Sauger gekoppelt ist. Der Motor leistet 401 PS und bietet ein Drehmoment 556 Nm. Wer nun Sportwagen ähnliche Beschleunigungswerte erwartet wird erst einmal enttäuscht. Denn der 1500 wiegt gut 2,5 Tonnen und absolviert so den Sprint auf 60 Meilen (96 km/h) in etwa 8 Sekunden. Das ist zwar für den Alltag absolut tauglich, allerdings langsamer als die reinen Leistungsdaten vermuten lassen. Der RAM eignet sich also eher zur gemütlichen Fortbewegung, was auch die Sitze ohne großen Seitenhalt sowie die optionale, sehr komfortable Luftfederung unterstützen.

Bewegt man den RAM gemütlich, fällt auch die übermotivierte Schaltstrategie der Automatik nicht so stark auf. Denn sobald das Gaspedal nur etwas stärker betätigt wird schaltet sie hektisch drei, vier Gänge herunter statt sich auf den großen Hubraum und damit das hohe Drehmoment zu verlassen. Leider bietet die Automatik auch keinen manuellen Modus um selbst Hand anzulegen. Denn die Tasten, welche an der klassischen Schaltwippenposition am Lenkrad verbaut sind, steuern die Musik, nicht das Getriebe. Abhilfe könnte der Griff zum eTorque getauften System schaffen. Hier wird der klassische Anlasser durch einen 48V-Startergenerator ersetzt, der 176 Nm zusätzlich an die Kurbelwelle schickt und so für zusätzliche Dynamik und weniger Schaltvorgänge sorgen dürfte.

Foto Motorraum

Trotz des großen V8-Motors ist im Motorraum noch relativ viel Platz

Highlight oder prollig? Klappenauspuff von AEC

Durch die drehzahllastige Auslegung des Getriebes folgt entsprechender Sound: Wir kommen regelmäßig in den Genuss von V8-Klang allererster Güte. Daran beteiligt: Der klassische Saugmotor und die vom Importeur eingebaute Klappenauspuffanlage. Ist die Klappe zu, tönt der RAM dank aktiver Geräuschunterdrückung dezent nach V8, perfekt für die Langstrecke. Ist das System aktiviert sieht die Welt ganz anders aus. Ab 3500 Touren steht der Auspuff auf Durchzug und brüllt seinen Hubraum in die Umwelt. Tipp: Das Fenster in der Heckscheibe öffnen um noch näher am Geschehen zu sein. Der Klappenauspuff ist aber selbstverständlich vom TÜV abgenommen, wie uns der Importeur versicherte. Und auch bei diversen Kontrollen durch die Polizei kam es noch zu keiner Beanstandung. Trotzdem ist der Auspuff, sobald die Klappe offen ist, extrem laut. Wer in der Stadt beim Beschleunigen öfter mal mit höherer Drehzahl fährt wird sich unter den Anwohnern nicht nur Freunde machen.

Innenraum und Infotainment

Im Innenraum präsentiert sich der RAM ebenfalls – typisch amerikanisch – üppig ausstaffiert. Ledersitze sind beim Laramie Serie, das druckvoll aber nicht übermäßig präzise spielende Harman-Kardon-Soundsystem mit 19 Lautsprechernund das 12″ große Touchdisplay in der Mittelkonsole gibt es gegen einen fairen Aufpreis. Letzteres legen wir allen Interessenten ans Herz, da die Raumnutzung des Bildschirms sehr gelungen ist. So lässt sich zum Beispiel wahlweise eine große Navigationsansicht über den ganzen Bildschirm legen oder zwei Ansichten parallel anzeigen, z.B. Android Auto/ Apple Carplay oben und Klimasteuerung unten. Darüber hinaus verfügt unser RAM unter anderem über das optionale Panorama-Glasdach (empfehlenswert), Tempomat (nicht adaptive, Serie), Voll-LED Scheinwerfer (Serie), Sitzheizung und -belüftung vorne (Serie). Die Verarbeitungsqualität liegt nicht ganz auf dem Niveau von Volkswagen und Co. geschweige denn auf dem der deutschen “Premium”-Hersteller. So lässst sich beispielsweise die Klappe von einem der beiden Handschuhfächer im geschlossenen Zustand leicht nach innen drücken. Insgesamt geht die Verarbeitungsqualität aber in Ordnung.

Der Innenraum wirkt üppig, besonders das 12″ große Touchdisplay (mit Fingerabdrücken) sticht ins Auge

Alltagsnutzen des RAM 1500

Stellt sich die Frage: Wer braucht so ein Auto? Nun, zuerst sei gesagt, dass der RAM ein Lademeister ist. Sie haben am Wochenende eine größere Feier geplant und wollen dafür 30 Kästen Bier kaufen? Kein Problem. Der RAM packt diese selbst mit der Laderaumabdeckung von LEER locker weg. Auch zwei Euro-Paletten sollen auf der Ladefläche Platz finden. Lediglich eine Anti-Rutsch-Beschichtung hätten wir uns gewünscht, denn so bewegt sich ungesicherte Ladung – Stichwort Bierkästen – geräuschvoll bei jedem Beschleunigungs- und Bremsvorgang. Auch im Innenraum bietet der RAM zahlreiche Ablagefächer, etwa unter den Sitzen oder in der immens großen Mittelkonsole vorne.

Weiterer Pluspunkt: Der optionale Allradantrieb. Dieser lässt sich auf Wunsch auch sperren, sodass wir dem RAM in Verbindung mit dem optionalen Luftfahrwerk auch anspruchsvolleres Gelände zutrauen. Für den härteren Geländeeinsatz bietet RAM auch eine spezielle Trimline “Rebel” an. Lediglich der lange Radstand und das hohe Gewicht kann dem RAM dann noch zum Verhängnis werden. Aber um eine Kuh von der Weide oder einen Baum aus dem Wald zu ziehen reicht (mangels Testmöglichkeit leider nur gefühlt) auch unser Laramie.

Und wenn wir schon beim Thema Zugkraft sind: Der RAM darf bis zu 3,5 Tonnen an den Haken nehmen, Pferdeanhänger, Wohnwagen oder ein kleineres Boot stellen also kein Hindernis dar. Hier spielt der RAM dann auch den Hubraumvorteil aus.

RAM 1500 geöffnete Ladefläche + Abdeckung

Blick auf die Ladefläche – trotz Abdeckung von LEER bietet der RAM 1500 richtig viel Stauraum

Preis & Verbrauch

So unvernünftig sich ein knapp sechs Meter langes und über zwei Meter breites Auto mit fast sechs Litern Hubraum für die europäischen Ohren auch anhört, so unvernünftig ist übrigens auch der Verbrauch. Unter 15 Liter auf 100 Kilometer geht praktisch nichts, im Alltag sind 17 Liter realistisch und wer den Klappenauspuff gerne auf Durchzug stellt wird mit bis zu 22 Liter auf 100 km “belohnt”. Immerhin sorgt der Hersteller vor und verbaut auf Wunsch einen 124 Liter großen Tank (Serie: 98 Liter).

Der Importeur bietet übrigens auch eine Umrüstung auf Autogas (LPG) an, so lässt sich Geld beim Kraftstoff sparen. Außerdem lässt sich der RAM 1500 auch mit einem 3,6 Liter großen V6-Benziner mit 48V-Startergenerator bestellen. Gedrückt wird der Verbrauch auch durch die elektronische Abregelung der Höchstgeschwindigkeit bei (exakt, ohne Spielraum) 175 km/h. Dies spielt auf dem amerikanischen Markt vermutlich keine große Rolle, kann aber auf der deutschen Autobahn für Probleme beim Überholen sorgen.

Erstaunlich vernünftig – und wieder typisch amerikanisch – ist dann der Preis. Unser ziemlich vollständig ausgestatteter RAM 1500 Laramie kostet bei AEC ca. 72000€, je nach aktuellem Dollarkurs. Lediglich das “Advanced Safety”-Paket mit adaptivem Tempomat, Spurhalte-Assistent und 360° Kamera haben wir vermisst. RAM ruft dafür im US Konfigurator 1695 Dollar (+Steuer) auf, die wir auf jeden Fall noch investieren würden.

Über den Autor

Jonas Braunersreuther

Autor Jonas Braunersreuther interessiert sich von Kindesbeinen an für sportliche Autos und Zweiräder sowie neue Entwicklungen auf dem Automobilmarkt.

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