Fahrberichte Opel

Opel Astra Sports Tourer: Kind, Kegel, Dreizylinder

Über den ersten Opel Astra in der Stellantis-Ägide ist schon viel berichtet worden. Tolles Fahrwerk, schöner Innenraum, spannendes Retrodesign. Auch wir hatten schon die Gelegenheit dem Astra beim obligatorischen Licht-Test (Video) auf den Zahn zu fühlen, damals noch mit 180 PS Hybridantriebsstrang (Fahrbericht). Für Alle, denen der kompakte Astra (4,37m) nicht reicht, schiebt Opel nun den größeren Sports Tourer (4,64m) nach.

Zum Test steht uns zwei Wochen der aktuelle Topbenziner ohne Elektrounterstützung zur Verfügung. Wobei „Top“ hier relativ ist. Während die Konkurrenz aus Wolfsburg im Golf Variant bis zu 320 Pferdchen unter der Motorhaube versammelt, beschränkt sich Opel auf maximal 130 PS. Wer sich mehr Leistung wünscht muss zum Hybrid greifen, welcher zur Zeit maximal 180 PS realisiert, eine 225 PS-Version (GSe) folgt.

Opel Astra Sports Tourer Frontansicht

Der Astra der sechsten Generation orientiert sich mit dem Vizor (horizontale Linie zwischen dem Tagfahrlicht) am Opel-Design der 1970er Jahre. Ganz modern: Das optionale, sehr gute Matrix-LED Licht mit 84 LEDs pro Scheinwerfer.

Astra Sports Tourer: Praktisch für Kind & Kegel

Die 130 PS unseres Testwagens entspringen einem verhältnismäßig kleinen Dreizylinder mit 1,2 Litern Hubraum. Zur besseren Einschätzung: Das ist weniger Volumen als eine handelsübliche Einweg-PET-Flasche beinhaltet. Für die Kraftübertragung verfügt unser Testwagen über eine 8-Gang-Automatik. Und diese Kombination funktioniert – allen Vorurteilen zum Trotz – überraschend gut. Der knurrige Dreizylinder legt munter los, die Automatik hat im Normalbetrieb stets den passenden Gang zur Hand. Nur im Sportmodus dauert der Gangwechsel ein wenig zu lang.

Nun ist der Astra aber auch nicht als Sportwagen konzipiert, sondern soll Kind und Kegel sicher und komfortabel im Alltag bewegen. Und hier geigt der Astra auf. In der empfehlenswerten Ausstattungsvariante ‚Elegance Business‘ öffnet die Heckklappe auf Wunsch (450€) sensorgesteuert und elektrisch, offenbart den Blick in den 597 Liter großen Kofferraum. Zusätzlicher Pluspunkt: Die Ladekante liegt mit etwa 60 cm extrem niedrig, sodass Be- und Entladen fast schon Spaß machen. Auch mit durchdachten Funktionen wie vom Kofferraum umlegbaren Rücksitzen und Netztaschen für Kleinkram zeigt sich der Sports Tourer von der praktischen Seite.

Opel Astra Sports Tourer Kofferraum

Im Gepäckabteil zeigt sich der Astra Sports Tourer von der praktischen Seite: Seitenfächer für Kleinkram, Fernentriegelung für die Rücksitze sowie Taschenhalter bieten im Alltag einen echten Mehrwert. Ebenfalls top: Die niedrige Ladekante (60 cm).

Stärken und Schwächen wie der Kompakt-Astra

Den Innenraum übernimmt der Astra Sports Tourer dagegen praktisch unverändert vom Kompakt-Astra. Das bringt die bekannten Vor- und Nachteile mit sich. Zu den großen Pluspunkten zählen sicherlich die extrem komfortablen vielfach einstellbaren AGR-Sitze (Serie fahrerseitig bei Business Elegance), ebenso wie das toll abgestimmte Fahrwerk und die hervorragenden Matrix-LED-Scheinwerfer (1300€, derzeit nur für Plug-In bestellbar, hier im Video im Nachtfahrt-Test). Ein Sorgenkind bleibt das verschachtelte Infotainmentsystem, das einige Eingewöhnung braucht. Immerhin lassen sich die wichtigsten Klimafunktionen wie Sitzheizung und Temperatureinstellung durch Tastendruck einstellen. Standesgemäß lassen sich Smartphones auch kabellos verbinden und sich Carplay bzw. Android Auto nutzen. Da die zusätzlich 27 cm Karosserielänge ausschließlich dem Kofferraum zugutekommen, geht es in Reihe zwei auch im Sports Tourer etwas beengter zu, als in Reihe eins.

Ausstattungsempfehlung: Business Elegance

Wie schon angedeutet schnürt Opel mit der Ausstattungslinie ‚Business Elegance‘ ein ziemlich perfektes Paket und bündelt sinnvolle Ausstattungen zum attraktiven Preis. Dazu zählen insbesondere der adaptive Tempomat, 180°-Rückfahrkamera samt Parksensoren vorne und hinten, Lichtsensor & Regensensor, LED-Scheinwerfer & Fernlichtsensor, Navigationssystem, Sitzheizung und 2-Zonen Klimaanlage. Wir würden lediglich das Fahrassistenzpaket IntelliDrive 1.0 für 550€ dazubuchen.

Opel Astra Sports Tourer Cockpit

Das Cockpit übernimmt der Sports Tourer vom kompakten Bruder. Das gilt auch für die Stärken (Bedientasten am Lenkrad, Headup-Display) und Schwächen (unübersichtliches Infotainment-System, empfindliche Hochglanzflächen).

Astra Sports Tourer: Benziner oder Plug-In Hybrid kaufen?

So ausgestattet gibt sich der Astra Sports Tourer in unserem zweiwöchigen Test als überaus angenehmer, wenn auch unauffälliger Begleiter. Auf der Autobahn zeigt sich der Astra Sports Tourer gut von Windgeräuschen isoliert, auch wenn der Motor durchaus vernehmbar arbeitet. Im Vergleich zum 180 PS-Hybrid, den wir in der Kompaktversion gefahren sind, fehlt natürlich etwas Leistung. Trotzdem beschleunigt der Sports Tourer in knapp 10 Sekunden auf 100 km/h und läuft auf freier Strecke über 200 km/h, sodass wir dem kleinen 1200er Turbo uneingeschränkt für den Alltag empfehlen können. Der Hybrid mit 1,6 Litern Hubraum und 150 Verbrenner-PS ist hier natürlich besser aufgestellt (0-100 km/h: 7,7s, Vmax: 225 km/h). Wir haben die Mehrleistung allerdings nicht wirklich vermisst. Weiterhin angenehm: Der Verbrauch lag bei uns über gut 2000 Kilometer bei knapp sieben Litern auf 100 Kilometer, was angesichts der Größe ein guter Wert ist.

Ab Frühsommer 2023 mit mehr Assistenzsystemen

Alle Fans von Assistenzsystemen sollten mit der Bestellung allerdings noch warten. Denn zur Zeit wird der Astra noch mit IntelliDrive 1.0 ausgeliefert (550€). Ab Frühsommer 2023 liefert Opel dann Fahrzeuge mit Version 2.0 aus. Dann bietet der Astra zusätzlich zu aktiver Spurhaltung, Querverkehrswarner und Totwinkelwarner auch intelligente Geschwindigkeitsanpassung sowie aktive Spurwechselunterstützung. Einige Details zu den IntelliDrive 1.0 System gibt es bereits hier in unserem Video zum Opel Astra.

Ein besonderes Lob erhalten die sehr bequemen, teilelektrisch verstellbaren AGR-Sitze von uns. Unbedingte Kaufempfehlung!

Familienfreundliche Preisgestaltung

Doch nicht nur beim Raumangebot gibt sich der Astra Sports Tourer familienfreundlich, sondern auch bei der Preisgestaltung. Unser sinnvoll ausgestatteter Sports Tourer startet mit dem 130 PS Benziner und Automatik bei 32.250€ (Ausstattung Business Elegance). Unser Testwagen lässt sich für 33.920€ bestellen. Allerdings sind die tollen Matrix-LED-Scheinwerfer aktuell nur beim Plug-In bestellbar, Kostenpunkt 1300€. Der vergleichbar ausgestattete Plug-In Hybrid kostet übrigens 41.420€. Und auch ein Blick auf die Wolfsburger Konkurrenz darf abschließend nicht fehlen. Da es den Golf Variant mit 130 PS und 7-Gang-DSG nur mir 48V-Unterstützung gibt liegt hier ein vergleichbar ausgestattetes Fahrzeug bei etwa 38.000€.

Technische Daten Opel Astras Sports Tourer (1.2 Benzin, 130 PS) & Testwagenkonfiguration:

Opel Astra Sports Tourer 1.2 Turbo "Business Elegance"
Hubraum1199 ccm
Leistung bei Drehzahl96 kW /130 PS bei 5500 1/min
Drehmoment bei Drehzahl230 Nm bei 1750 1/min
Getriebe8-Gang Automatik
Beschleunigung 0-100 km/h9,9 Sekunden
AntriebsachseFrontantrieb
Höchstgeschwindigkeit210 km/h
Abmessungen (Länge x Breite x Höhe)4,64 x 1,86 x 1,48 m
Leergewicht1421 kg
Verbrauch (Hersteller / Test)5,8 L/100km / 6,8 L/100km
Preis (Basis / Testwagen)32.250€ / 33.920€

Über den Autor

Jonas Braunersreuther

Autor Jonas Braunersreuther interessiert sich von Kindesbeinen an für sportliche Autos und Zweiräder sowie neue Entwicklungen auf dem Automobilmarkt.

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