Mietwagen Reise

Roadtriperfahrung: Mit dem Campervan durch Neuseeland

Unser Toyota Liteace mit Ausblick auf den Lake Pukaki

Neuseeland ist geradezu prรคdestiniert dazu, mit dem Campervan oder Auto erkundet zu werden. Im Februar verbrachte ich zwei auรŸergewรถhnliche Wochen รผber 2.500 Kilometer auf der Sรผdinsel. In diesem Gastbeitrag mรถchte ich meine Erfahrungen mit euch teilen und euch natรผrlich Lust auf einen Roadtrip durch das entfernte Neuseeland machen. Ein Gastbeitrag von Katrin Meinhardt.

Mindestens 25 Stunden Anreise oder der lรคngste Nonstop-Flug รผberhaupt
Zugegeben, die Anreise kรถnnte nicht lรคnger sein: fรผr den Flug kann man gut und gerne um die 28 Stunden und mindestens einen, meist zwei Zwischenstopps einplanen. Man hat allerdings auch die Chance, den aktuell lรคngsten Nonstop-Flug der Welt zu buchen. Mit Qatar Airways geht es zunรคchst in knapp sechs Stunden zu deren Hub nach Doha, bevor man in die Boeing 777-200LR nach Auckland steigt: darin hat man dann 16 Stunden und 20 Minuten Zeit, die Bordunterhaltung zu genieรŸen (der Rรผckflug dauert sogar 17 Stunden und 40 Minuten!). Fรผr ein Flugticket nach Neuseeland in der Economy Class sollte man mit ca. 1.000-1.500โ‚ฌ rechnen. Wir haben einen Flug mit Etihad Airways von Mรผnchen รผber Abu Dhabi und Sydney nach Christchurch gebucht und waren sehr zufrieden. Der Rรผckflug ging ab Brisbane, da wir nach unseren zwei Wochen in Neuseeland noch weitere zwei Wochen in Australien unterwegs waren.

Milford Sound, am Ende der 120km langen Milford Road gelegen

Mietwagen auf Neuseeland: Die richtige Fahrzeugwahl
Nachdem fรผr uns feststand, dass wir Neuseelands Sรผdinsel erkunden wollen, machten wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Mietwagen. Generell gibt es zwei Mรถglichkeiten, den Roadtrip zu gestalten: man kann zum einen einen Klein- oder Mittelwagen mieten und in Motels oder B&Bs รผbernachten. Zum anderen kann man mit einem Campervan oder Motorhome die Wildnis erkunden (โ€žfree campingโ€œ) und auf Campingplรคtzen รผbernachten (welche in Neuseeland wirklich ausgezeichnet sind!). Beide Optionen haben Vor- und Nachteile und sollten nach persรถnlichen Prรคferenzen abgewogen werden. Wir haben uns fรผr die zweite Mรถglichkeit entschieden, da man mit einem Campervan doch etwas flexibler ist und an den auรŸergewรถhnlichsten Orten รผbernachten kann. Bei einem nรคchtlichen klaren Himmel sind dann auรŸerdem immer noch die genialen Ausblicke auf die MilchstraรŸe garantiert!

Die MilchstraรŸe sieht man aufgrund der geringen Lichtverschmutzung auf der Sรผdinsel Neuseelands besonders gut. Die Aufnahme entstand im Aoraki/Mount Cook National Park.

Gรผnstig und praktisch: Unser โ€žBackpacker Sleepervanโ€œ
Unser Wagen kam von der familiengefรผhrten Vermietung โ€žBackpacker Sleepervansโ€œ, die zur Dachgesellschaft Tui Sleepervans gehรถrt. Tui Sleepervans ist ein Netzwerk von Vermietungen und hat alle GrรถรŸen von Campervans im Portfolio, angefangen bei groรŸen Wohnmobilen fรผr bis zu sechs Personen (in der Hauptsaison fรผr ca. 350 NZD/ 220 โ‚ฌ pro Tag) bis hin zu unserem Backpacker Sleepervan fรผr zwei Personen (in der Hauptsaison fรผr ca. 95 NZD / 60 โ‚ฌ pro Tag). Der groรŸe Vorteil von Tui Sleepervans ist, dass sie keine Zusatzkosten fรผr den zweiten Fahrer berechnen, sowie die Kaution (und diese kann sehr รผppig ausfallen, bis zu 3000 NZD / 1.800 โ‚ฌ !) nicht von der Kreditkarte abziehen, sondern diese im Hintergrund nur blocken. AuรŸerdem sind in der Basis-Versicherung bereits ein Schutz fรผr Reifen und die Windschutzscheibe enthalten, was bei den StraรŸenverhรคltnissen in manchen Regionen durchaus Sinn macht. Als zusรคtzlicher Service wurde uns ein Shuttle-Service vom Flughafen zur Vermietung angeboten, was wir sehr dankend annahmen.

Unser Toyota Liteace mit Ausblick auf den Lake Pukaki

Zustand des Mietwagens: Toyota Liteace mit 400.000 Kilometern auf der Uhr
In Neuseeland sind die Autos generell รคlter und รคuรŸerlich in einem schlechteren Zustand als in Deutschland. Es scheint, als lรคgen die Neuseelรคnder eben nicht so viel Wert auf ihre Autos. Unser Wagen war ein Toyota Liteace vom Baujahr 1999. Wir mussten zweimal hinschauen, denn er hatte schon รผber 410.000 Kilometer auf dem Tacho! Wir haben unterwegs auch andere Reisende nach ihren Erfahrungen mit den Mietwagen gefragt, und der GroรŸteil berichtete uns von รคhnlichen Kilometeranzahlen. Aus eigener Erfahrung (ich war vor fรผnf Jahren bereits in Neuseeland; damals mieteten wir uns einen Van der Firma Spaceships) kann ich auรŸerdem noch berichten, dass auch andere groรŸe Autovermietungen Wรคgen mit mehr als 300.000 km vermieten.

Auf dem Weg von Queenstown nach Wanaka: Der Beginn der Crown Range Road

Die Ausstattung lieรŸ allerdings keine Wรผnsche offen: Es gab genรผgend Stauraum, ein ausklappbares Bett (etwas kuschelig mit 1,04×1,90m; Bettwรคsche wurde gestellt), 2 Gaskocher, eine groรŸe Auswahl an Kรผchenutensilien und Besteck und einen Kรผhlschrank. AuรŸerdem war der Wagen mit einer Heizung sowie einer Klimaanlage ausgestattet. Wie man sich vorstellen kann, war das Fahrerlebnis mit dem Wagen nicht vergleichbar mit einem hiesigen Mietwagen der Mittelklasse. Dennoch erwies uns der Wagen treue Dienste und war perfekt dafรผr, gรผnstig das Land zu erkunden. Es ist einfach unbezahlbar, morgens die Heckklappe aufzumachen und aus dem Bett den Sonnenaufgang zu beobachten.

Die funktionale Ausstattung mit Gaskochern, genรผgend Stauraum fรผr Geschirr und weitere Kochutensilien sowie dem ausklappbaren Bett

Wichtige Tipps zum richtigen Verhalten auf Neuseelands StraรŸen

  • Drive on the left! In Neuseeland herrscht Linksverkehr. Das ist am ersten Tag noch etwas ungewohnt, aber man findet sich wirklich schnell zurecht. Beim Fahren hilft es, sich an der Mittellinie zu orientieren, diese muss immer rechts vom Fahrer sein. Dieses offizielle Video fasst alle Verkehrsregeln sehr gut zusammen.
  • Die Geschwindigkeitsbeschrรคnkung liegt innerorts bei 50km/h, auรŸerorts bei 100km/h. Vor besonders gefรคhrlichen Kurven oder PassstraรŸen ist die zulรคssige Geschwindigkeit fรผr die jeweilige Kurve extra durch ein gelbes Schild gekennzeichnet. 

Hinweisschild fรผr einen kurvigen Streckenabschnitt

  • Generell sind die StraรŸen in Neuseeland in einem sehr guten Zustand. Mehrere Highways und zahlreiche LandstraรŸen ziehen sich durchs Land. Wirkliche Autobahnen sollte man aber allenfalls in der Gegend um Auckland erwarten, ansonsten sind die Highways eher mit LandstraรŸen in Deutschland mit gelegentlich vorkommenden รœberholspuren zu vergleichen. Manche touristischen Attraktionen in entlegeneren Regionen lassen sich nur รผber SchotterstraรŸen erreichen. Hier ist es besonders wichtig, vorsichtig zu fahren – siehe hierzu auch den Punkt “Versicherungenโ€œ

Allradantrieb (Four Wheel Drive โ€“ 4WD) wird fรผr StraรŸen mit schwierigen und schnell wechselnden Bedingungen immer empfohlen

  • Tanken: in manchen Regionen, vor allem auf der Sรผdinsel (u.a. West Coast, Milford Road), kann es vorkommen, dass die nรคchste Tankstelle รผber 90km entfernt liegt. Informiert euch im Voraus und achtet auf Hinweisschilder, um dem teuren Abschleppdienst zu entgehen. 
  • Versicherung: es besteht keine gesetzliche Versicherungspflicht in Neuseeland. Daher ist es umso ratsamer, eine All-Inclusive-Versicherung ohne Selbstbehalt abzuschlieรŸen, insbesondere wegen durchaus wahrscheinlicher Steinschlรคge und Untergrundschรคden! Diese kostet je nach Anbieter und Alter der Fahrer ca. 30 NZD pro Tag extra. Wie bereits angesprochen, liegen manche Attraktionen am Ende von SchotterstraรŸen (gravel roads) – in der Regel ist das Fahren auf einigen SchotterstraรŸen nicht durch die Versicherung gestattet (z.B. Skippers Road Nรคhe Queenstown – teilweise einspurige, an Klippen entlangfรผhrende SchotterstraรŸe). Lest genau nach, welche StraรŸen ihr befahren dรผrft und welche nicht.

SchotterstraรŸe von Wanaka in den Mount Aspiring National Park

 

Es kann durchaus vorkommen, dass man kleine Flusslรคufe durchfahren muss

  • Und der wichtigste Tipp zum Schluss: Lasst euch Zeit! Es gibt so viele schรถne Aussichtspunkte oder kurze Wanderungen, die weder im Navi noch im Reisefรผhrer vermerkt sind. Also Augen offen halten und nach den Schildern Ausschau halten, die auf besonders schรถne landschaftliche Attraktionen hinweisen!

Mittagessen mit Ausblick auf Aoraki/Mount Cook sowie Lake Pukaki

Eine Reise nach Neuseeland ist ihr Geld Wert – fรผr Campervans unbedingt Preise vergleichen!
Ein Roadtrip durch Neuseeland ist leider kein Schnรคppchen. Die tรคgliche Miete fรผr die Campervans variiert stark nach GrรถรŸe und Ausstattung sowie Zeitpunkt der Miete (die Hauptreisezeit ist von Dezember bis Februar). Es lohnt sich auf jeden Fall, vorab gut zu recherchieren und die Anbieter zu vergleichen.

Die West Coast hรคlt besonders reizvolle Ausblicke bereit

Dennoch lohnt sich die weite Reise nach Neuseeland, da die Vielfalt an Landschaften wirklich einmalig ist und man diese mit dem Campervan auf eine unvergleichliche Art und Weise erleben kann. Die touristische Infrastruktur ist hervorragend und die Einwohner Neuseelands sind ausgesprochen freundlich und immer hilfsbereit.

Beeindruckendes Farbspiel am Crown Range Summit auf dem Weg von Queenstown nach Wanaka

 

Ausblick auf Aoraki/Mount Cook im Hooker Valley

รœber mich

Ich heiรŸe Katrin, bin 26 Jahre alt und bei meinem ersten Aufenthalt in Neuseeland im Jahr 2012 hat mich das Land bereits so fasziniert, sodass fรผr mich feststand: โ€žich komme auf jeden Fall wieder zurรผck!โ€œ. Nun, fรผnf Jahre und etliche Reiseerlebnisse spรคter, habe ich Neuseelands Sรผdinsel etwas intensiver erkundet. Mein grรถรŸtes Hobby ist das Reisen, sodass ich gerne und viel Zeit unterwegs verbringe. Aus diesem Interesse heraus studiere ich momentan Logistik- und Luftverkehrsmanagement. Mehr Fotos von unterwegs gibts unter instagram.com/katrin_mei.

 

รœber den Autor

Katrin Meinhardt

Reiseexpertin Katrin Meinhardt studierte Geographie sowie Logistik- und Luftverkehrsmanagement und berichtet auf Motoreport รผber ihre Roadtrip Erlebnisse jenseits Europas.
Katrin bei Instagram: @katrin_mei

1 Kommentar

  • Richtig schรถner Artikel. Ich habe mir auch รผberlegt diesen Sommer mit dem Van durch NZ zu fahren und dort fรผr einige Wochen zu bleiben. Allerdings war ich bis jetzt skeptisch aber durch deine Erfahrungen habe ich wieder richtig Lust bekommen.

    Weiter so!

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