„MG“, das klingt nach britischer Automobiltradition und klassischen Roadstern. Doch diese Zeiten sind vorbei. Seit 2007 ist MG Teil des chinesischen SAIC-Konzerns, der unter anderem zusammen mit Volkswagen in China Fahrzeuge produziert.
Mit dem MG ZS EV bietet SAIC nun seit 2019 ein vollelektrisches Kompakt-SUV an, das mit 4,31m Länge beispielsweise den Volkswagen T-Roc um knapp 10 Zentimeter übertrifft. Dabei kostet der MG ZS EV in der von uns gefahrenen Variante nach Abzug des Umweltbonus‘ nur gut 25.000€. Kann das Konzept überzeugen? Wir sind den MG ZS EV knapp zwei Wochen und über 1000 Kilometer gefahren.
Unauffälliges Design beim MG ZS EV
Optisch wirkt der ZS EV – abgesehen von den großen MG-Emblemen – auf den ersten Blick eher unauffällig, wobei er Stilelemente verschiedener anderer Hersteller kombiniert. Das Tagfahrlicht erinnert an Mazda, den Kühlergrill kennt man so ähnlich von Mercedes Benz und die Rückleuchten am Heck könnten auch vom KIA Stonic stammen.
Wir fahren den MG ZS EV übrigens in der derzeit einzigen verfügbaren Ausstattungslinie „Luxury“, die serienmäßig zahlreiche Extras bietet. Mit an Bord sind etwa Kunstledersitze, ein großes Panorama-Schiebedach, ein 8“-Infotainmentsystem mit Navigationsfunktion. Auch zahlreiche Assistenzsysteme, wie ACC, Spurhalteassistent und Totwinkelwarner bietet der ZS EV. Auch die Bedienung selbst ist relativ selbsterklärend, wobei wir hier zwei Kritikpunkte haben. So ist die Reaktion des Infotainment-Bildschirms teilweise ziemlich träge und auch rudimentäre Englischkenntnisse sollten beim Fahrer vorhanden sein. Denn viele Hinweise im Cockpit lassen sich nur auf Englisch ablesen. Auch die Übersetzung der Infotainment-Software ins deutsche ist nur teilweise geglück. Statt „Nein“ bietet der MG ZS beispielsweise nur die Option „Nahe“. Immerhin lassen sich Smartphones serienmäßig via Apple Carplay und Android Auto verbinden, sodass für Navigation und Musikwiedergabe (sofern Spotify etc. genutzt wird) auf das Smartphone zurückgegriffen werden kann.
Im Innenraum bietet der ZS EV für Fahrer und Beifahrer genügend Platz und auch in Reihe zwei gehen die Platzverhältnisse in Ordnung.
Reichweite für den Stadtbetrieb
MG vermarktet den ZS EV in der Infobroschüre als „Real City SUV“, womit auch der Einsatzzweck schon recht gut umrissen ist. Denn mit einer Akkukapazität von 44,5 kWh und einem Alltagsverbrauch in der Stadt von etwa 17 kWh/100km erreicht der ZS EV rechnerisch eine Reichweite von 262 Kilometern. Auf der Autobahn genehmigt sich der ZS dagegen bei Tempo 120 (Höchstgeschwindigkeit 155 laut Tacho) über 20 kWh/100 Kilometer. Das drückt die Reichweite (ohne Klimaanlage) auf etwa 200 Kilometer. Besonders ärgerlich ist, dass der MG ZS EV an der AC-Ladesäule nur mit 6,6 kW lädt, was einer Ladeleistung etwa 39 Kilometer pro Stunde entspricht. Im Idealfall verfügt man als ZS-Käufer also über eine heimische Wallbox, denn kurzes „Zwischenladen“ unterwegs bringt hier relativ wenig. Zum Vergleich andere Hersteller bieten meist 11 kW oder sogar 22 kW (z.B. Polestar 2) Ladeleistung an AC-Ladesäulen.
Fahren: Nur keine Eile.
Das Kapitel „Fahren“ erledigt der MG ZS EV dann allerdings ordentlich und vor allem unaufgeregt. Typisch E-Auto beschleunigt der ZS dank 143 PS und 353 Nm Drehmoment zügig auf Tempo 100 (8,2 Sekunden), wobei hier die Reifen (Michelin Primacy 3 ST) schon mal um Traktion ringen.
Ansonsten zeigt sich der ZS EV, passend zur leichtgängigen Lenkung, sehr weich gefedert. In schnellen Kurven wankt der ZS also SUV-typisch. Wer sich mit dem Kompakt-SUV doch einmal auf die Langstrecke wagt, kann hier auf die serienmäßige ACC zurückgreifen, die insgesamt ordentlich funktioniert. Nicht überzeugen konnte uns der „MG Pilot“ mit aktiver Spurführung. Insbesondere auf der Landstraße lenkt dieser den MG teilweise auf die Gegenfahrbahn (hier in unserem Video zu sehen). Hier ist Vorsicht geboten! MG hat diesbezüglich aber bereits Verbesserungen angekündigt.
MG ZS EV: Preiswert oder günstig?
Mit 25.000€ ist der MG ZS EV eines der günstigsten Elektrofahrzeuge in diesem Segment und das trotz umfangreicher Ausstattung. Auch wenn der MG in Sachen Infotainment und Assistenzsysteme nicht auf Höhe der (teureren) Konkurrenz ist, kann man mit dem Auto glücklich werden. Voraussetzung: Stadtbetrieb & eigene Wallbox. Als Bonus gewährt MG übrigens sieben Jahre bzw. 150.000 Kilometer Garantie – das traut sich sonst nur KIA. In China ist man also anscheinend überzeugt vom MG ZS EV.