Mercedes EQE SUV im Test: Ausfahrt im höhergelegten EQE

Nach EQS und EQS SUV sowie dem EQE rollt Mercedes-Benz nun nach dem bekannten Schema das neue EQE SUV in die Ausstellungsräume. Nach unserer Testfahrt im EQE 500 (Fahrbericht im Video) im Herbst letzten Jahres steht heute das neue EQE SUV als 350 4MATIC im sonnigen Portugal zur Ausfahrt bereit.

Beim Antriebsstrang setzt Mercedes-Benz auf die aus dem EQE bekannten Motoren und Batterien. So fährt unser EQE 350 4MATIC mit einer Systemleistung von 215kW/292 PS und 765 Nm Drehmoment vor. Die Energie beziehen die Motoren aus einem netto gut 90 kWh großen Akku. Mit der auch in EQS und EQE verwendeten EVA2-Plattform erhalten zudem (optional) Hinterachslenkung bis 10° Lenkwinkel und Luftfederung (optional) Einzug. Auch im Innenraum, speziell im Cockpit, gibt es im Vergleich zum EQE praktisch keine Änderung. Wer möchte, kann auch im EQE SUV den 1,41 Meter breiten Hyperscreen mit großflächiger Verglasung bestellen. Ebenfalls verfügbar: Digital-Light mit Projektionsfunktion, das Straßenmarkierungen und Warnhinweise vor den Fahrer auf die Straße projiziert. Alles eine Frage des Preises – doch dazu unter mehr.

Die Funktionen des ‘Digital Light’ haben wir schon hier im Video gezeigt.

Mit 4,86 Metern Länge spielt das EQE SUV in einer Liga mit dem Verbrenner GLE (4,92m). Der Radstand von 3,03 Metern sorgt aber in Kombination mit der optionalen Allradlenkung für spielerisches Handling beim Einparken.

Tolle Effizienz im 4,86m-Schiff

Die EVA2-Plattform-Fahrzeuge haben uns in der Vergangenheit aufgrund des relativ geringen Energiebedarfs und der exzellenten Ladeplanung überzeugt. Auch das EQE SUV stellt hier keine Ausnahme dar. Auf unserer entspannten Testfahrt über Landstraßen entlang der Atlantikküste sowie durch Lissabon genehmigte sich das SUV nur 19,6 kWh/100 Kilometer. Der vergleichsweise Energieverbrauch gelingt dem EQE SUV aufgrund des niedrigen cw-Werts von bis zu 0,25. Dazu ist die Karosserie bis ins Detail strömungsoptimiert und  entsprechend sehr rund gezeichnet. Das Design ohne Ecken und Kanten ist sicherlich Geschmackssache. Um die Effizienz weiter zu steigern kuppelt unser Allradmodell den Frontmotor vom Antriebsstrang ab, sofern er nicht benötigt wird. Mit Blick auf die üppigen Abmessungen (Länge 4,86m) und die 2580 kg Leergewicht ist der erzielte Verbrauch ziemlich beeindruckend. Zum Vergleich: Ein Volvo C40 Twin Motor (4,44m  Länge) lässt sich kaum unter 20 kWh/100km bewegen. Realistisch sind nach unserer Erfahrung eher 22-24 kWh/100km.

Nach unserer Testrunde über 153 Kilometer zeigt das EQE SUV übrigens einen Ladestand von 62% an. Berücksichtigt man die zu Beginn nicht ganz volle Batterie, so ergibt sich eine rechnerische Reichweite von 417 Kilometern mit einer Akkufüllung – Klasse! Geladen wird auf gutem Klassenniveau mit bis zu 170 kW. In der klassischen 10-80%-Ladekategorie sollte das EQE SUV ebenfalls die anständigen 32 Minuten des EQE erreichen.

Alles für die Effizienz: Die runde Form der Front sowie die flach stehende Windschutzscheibe sorgen für geringen Luftwiderstand (cW-Wert bis zu 0,25).

EQE SUV: Allradversion mit 1800kg Anhängelast

Zum Marktstart stehen neben dem von uns gefahrenen 350 4MATIC zudem die Heckmotorvariante 350+ sowie die stärkere Allradvariante 500 4MATIC zur Verfügung. Zudem ist schon eine AMG-Version des EQE SUV bestellbar. Für Fans von Wohnwagen dürften insbesondere die Allradversionen interessant sein, denn so ausgestattet darf das EQE SUV bis zu 1800 kg an den Haken nehmen. Nach unserem empfinden ist der EQE SUV 350 absolut ausreichend motorisiert, denn trotz des enormen Leerwichts von knapp 2,6 Tonen tritt der Testwagen spontan an.

EQE SUV: Leise & komfortabel

In Sachen Fahrverhalten ist das EQE SUV ein klassischer Mercedes – im positiven Sinne. Mit Luftfahrwerk (Option) bügelt unser Testwagen mehr oder weniger sämtliche Unebenheiten aus dem Asphaltband, nur große Schlaglöcher und Gullideckel schlagen gelegentlich hart durch. Passend zum kommoden Fahrwerk herrscht im Inneren angenehme Stille. Windgeräusche sind bis zum portugiesischen Autobahntempo von 120 km/h dank Doppelverglasung nicht zu vernehmen, das EQE SUV gleitet flüsterleise dahin. Zumindest solange man nicht das tolle (optionale) Burmester-Soundsystem mit Dolby Atoms nutzt und die optionalen, teilweise ziemlich kitschigen Motorsounds deaktiviert.

Das Cockpit übernimmt das EQE SUV von der EQE Limousine, auf Wunsch verbaut Mercedes natürlich auch den Hyperscreen (nicht im Foto). (Quelle: Mercedes-Benz)

So ausgestattet avanciert das EQE SUV zum erklassigen Reiseauto. Daran haben zudem auch die sehr bequemen vielfach verstellbaren optionalen Mulikontursitze ihren Anteil. Für die große Reise verbaut Mercedes-Benz auf Wunsch zudem die gesamte verfügbare Bandbreite an Assistenzsystemen. Diese reicht von der intelligenten Rekuperation, die praktisch jederzeit automatisch bremst, über aktive Spurmittenführung mit Distanzregelung , aktive Spurwechselunterstützung, bis hin zur 360°-Kamera mit selbstständigem Parkassistent. Wer im Konfigurator genug Kreuze macht, erhält ziemlich Alles, was derzeit in Sachen Assistenztechnik möglich ist. Dass man in einem SUV der oberen Mittelklasse in Reihe zwei ähnlich gut sitzt wie in Reihe eins versteht sich dabei praktisch von selbst.

Premium-SUV – Premium-Preis

Leider ebenfalls selbstverständlich sind die stattlichen Preise für das EQE SUV. Unser gut, aber bei weitem nicht voll ausgestattete Testwagen dürfte die 100.000€-Marke auch ohne Hyperscreen (8000€) deutlich knacken. Genaue Preise stehen allerdings noch aus.

Technische Daten EQE SUV 350 4MATIC