Am 20.08.2019 hat Mercedes-Benz den neuen EQV präsentiert. Der EQV basiert auf der V-Klasse und wird auf der gleichen Produktionslinie im spanischen Vitoria gebaut. Entsprechend gibt es an der Karosserie kaum Unterschiede. Lediglich der sogenannte “Black-Panel-Kühlergrill” sorgt für das EQ-typische Aussehen wie es auch schon beim EQC zu finden ist. Außerdem bietet Mercedes-Benz besonders aerodynamisch geformte Felgen an, welche die Reichweite ein wenig erhöhen sollen. Ebenfalls erhalten bleiben die aus der V-Klasse bekannten unterschiedlichen Außenlängen. So ist der EQV mit einer Außenlänge von 5,14 m (Radstand 3,20 m) und 5,37 m (Radstand 3,43 m) erhältlich.
Fast schon bekannt: Innenraum wie in der Mercedes-Benz V-Klasse
Auch im Innenraum ähneln sich EQV und V-Klasse. So lässt sich der EQV zum Beispiel wahlweise mit Lounge-ähnlichem Design und vier zueinander ausgerichteten Sitzen in Reihe zwei und drei, als Shuttle mit sechs in Fahrtrichtung ausgerichteten Sitzen (inklusive Fahrer) oder als praktischer 7- oder 8 Sitzer bestellen. Neu ist im Vergleich zur V-Klasse allerdings die Integration des MBUX (Mercedes Benz User Experience) Infotainment-Systems (hier bei uns im Video). Damit lassen sich, wie beispielsweise aus der A-Klasse bekannt, Navigation, Telefonie und Vieles mehr per Sprache bedienen. Zudem deuten das Armaturenbrett in der Farbe “Midnight Blue” sowie die roségoldenen Akzente an der Klimasteuerung sowie an den Ziernähten auf den elektrischen Antrieb hin. Trotz des höheren Leergewichts aufgrund des Akkus sind weiterhin alle von der V-Klasse bekannten Ausstattungsoptionen verfügbar. Dies ist möglich, da Mercedes-Benz das maximal zulässige Gesamtgewicht auf 3,5 Tonnen erhöht hat (V-Klasse: bis zu 3,2 Tonnen).
Neu: Der vollelektrische Antrieb im Mercedes-Benz EQV
Neu ist auch der Antrieb. Im Unterboden – und damit ohne Platzverlust im Innenraum – ist ein 100 kWh großer Lithium-Ionen-Akku verbaut, von dem sich effektiv 90 kWh nutzen lassen. Die restlichen 10 kWh verbleiben immer im Akku und dienen zum Schutz, denn so wird eine Tiefentladung und damit Schädigung verhindert. Der Akku versorgt einen 150 kW (204 PS) starken Elektromotor (Drehmoment 362 Nm) an der Vorderachse mit Energie. Somit soll der EQV nach NEFZ-Zyklus 405 km weit kommen und elektronisch abgeregelt Tempo 160 km/h erreichen. Ob ein Allradantrieb, beispielsweise über einen zweiten Elektromotor an der Hinterachse, noch nachgereicht wird ist unklar. Wir rechnen aus Platzgründen eher nicht damit.
Allgemein bekannt sollte sein, dass der NEFZ-Zyklus nicht allzu realitätsnah ist und die Reichweite deswegen in der Praxis durchaus geringer ausfallen kann. Allerdings erklärte uns Benjamin Kaehler (Leiter eDrive@Vans), dass er selbst mit einer Akkuladung vor kurzem über 350 km gekommen ist (Autobahn mit Tempo ca. 120 km/h, Außentemperatur 38°C, Innentemperatur 22°C). Damit steht einer Nutzung im Alltag und auf längeren Touren nichts im Wege. Ist der Akku dann doch leer lässt er sich an einer Gleichstrom-Ladestation mit einer Ladeleistung von bis zu 110 kW aufladen. Ein Ladevorgang soll hier (von 10% bis 80% Akkukapazität) weniger als 45 Minuten dauern. An der Wechselstrom-Ladesäule, beispielsweise der heimischen Wallbox, lädt der EQV mit 11 kW. Hier dauert ein Ladezyklus weniger als 10 Stunden, was zum Laden über Nacht immer noch ausreichend ist.
Preis und weitere mögliche Modellvarianten des Mercedes-Benz EQV
Einen Einstiegspreis des neuen EQV ließen sich die Mercedes-Benz-Mitarbeiter noch nicht entlocken. Wir rechnen mit ca. 65.000€ für das präsentierte Modell EQV 300 (die V-Klasse 300d mit 239 PS startet aktuell bei knapp 53.000€). Die Auslieferung startet im Frühjahr 2020.
Wer sich schon einmal mit der Nomenklatur von Mercedes-Benz-Modellen beschäftigt hat, wird feststellen, dass “300er” Modelle (z.B. der C 300d mit 245 PS- hier bei uns im Video, hier der Lichttest) bisher deutlich leistungsstärker motorisiert waren als der EQV. Warum der neue EQV 300 diese Bezeichnung trägt begründete uns ein Mercedes-Benz-Mitarbeiter damit, dass bei elektrischen EQ-Modellen nicht mehr nur die Leistung, sondern auch die Akkukapazität bei der Einordnung eine Rolle spielen. Der EQV hat also weniger Leistung als ein klassischer 300er, aber dafür einen großen Akku. Ob Mercedes Benz noch eine günstigere Einstiegsvariante mit weniger Leistung sowie kleinerem Akku nachreicht (zum Beispiel EQV 200) wollte Marcus Breitschwerdt (Leiter Mercedes Benz Vans) im Gespräch noch nicht verraten. Sofern eine Nachfrage von Seiten der Kunden bestehe, sei dies allerdings möglich, da der Akku des EQV modular aufgebaut ist und sich entsprechend einfach skalieren lässt. Für die Einführung weiterer Modelle spricht zudem der Zusatz “300” – dieser wäre überflüssig, wenn keine weiteren Motorisierungen geplant wären.
Erste vollelektrische Großraumlimousine, Preise ab 65.000 €
Mit dem EQV hat Mercedes-Benz eine Variante des V-Klasse Vans vorgestellt, das sich sowohl an junge, freizeitaktive und solvente Kunden als auch an Flottenbetreiber richtet, denen eine lokal emissionsfreie Fortbewegung wichtig ist. Während das Ausstellungsfahrzeug vermutlich jenseits der 100.000€ Listenpreis liegen wird, ist auch der Einstiegspreis von geschätzten 65.000€ nichts für Sparfüchse. Andererseits ist Mercedes-Benz mit dem EQV der erste Anbieter einer vollelektrischen “Premium-Großraumlimousine” – und die ist dank über 400 km Reichweite (nach NEFZ) durchaus alltagstauglich. Außerdem – fünf Euro ins Phrasenschwein – war es schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben.
Leistung/Drehmoment | 150 kW (204 PS)/362 Nm |
Getriebe | 1-Gang Automatik |
Antrieb | Frontantrieb |
0-100 km/h | ca. 10 s (Schätzung) |
Höchstgeschwindigkeit | 160 km/h (elektronisch abgeregelt) |
Leergewicht | >2.500 kg (Schätzung) |
Verbrauch angegeben (kombiniert) | 27 kWh/100 km (vorläufig) |
Reichweite (nach NEFZ) | 405 km (vorläufig) |
Einstiegspreis | ca. 65.000€ (Schätzung) |
Fotos: Daimler