Fahrberichte Mercedes-Benz

Mercedes-Benz E-Klasse (W214) im Test: Digital, elektrifiziert, gediegen

Die heilige Dreifaltigkeit der gehobenen Businesslimousine stellen in Deutschland klassischerweise der Audi A6, BMW 5er sowie die Mercedes-Benz E-Klasse dar. Die aktuellen Baureihen sind allerdings mittlerweile schon etwas betagt (Audi: 2018, BMW: 2017, Mercedes-Benz: 2016). Nun schickt Mercedes-Benz die nächste Generation der E-Klasse (Baureihe 214) auf den Markt. Mit dabei: Neues modernes Interieur, elektrifizierte Antriebe und viel Technik. Wir hatten bereits die Gelegenheit die neue E-Klasse im Studio unter die Lupe zu nehmen.

Abmessungen fast unverändert

Zum Start der neuen Baureihe steht die E-Klasse als Limousine (W214) zur Verfügung. Die E-Klasse wächst dabei im Vergleich zum Vorgänger leicht um zwei Zentimeter auf jetzt 4,95 Meter Länge. Bei der Breite (1,88 Meter) und Höhe (1,47 Meter) tut sich dagegen nichts. Passend zur Länge steigt auch der Radstand um zwei Zentimeter auf 2,96 Meter, was vor allem den Fondpassagieren zugutekommt. Die Proportionen folgen dabei einer klassischen Limousine, heißt: Lange Motorhaube, zurückversetzte Insassenkabine und kurzer Überhang hinten.

Bei den Abmesssungen und Proportionen bleibt die E-Klasse sich treu. Mit AMG-Line, Night-Paket und schwarzen Felgen wie im Bild, erhält die E-Klasse aber einen durchaus sportlichen Touch. (Quelle: Mercedes-Benz)

Exterieur: Brückenschlag zur EQ-Serie

Im Exterieurbereich wagt Mercedes-Benz den Brückenschlag zu den vollelektrischen EQ-Modellen und verbaut an der Front einen neuen, schwarzen Kühlergrill, der zudem optional beleuchtet ist. Als Reminiszenz an bisherige E-Klasse-Modelle mit Doppelscheinwerfer vorne ist das Tagfahrlicht mit zwei untenliegenden LED-Elementen ausgebildet. Zumindest wenn man das optionale Digital-Light bestellt. Auch beim Design der Heckleuchten setzt Mercedes-Benz bei der E-Klasse auf vier Leuchtelemente. Diese stilisieren den Mercedes-Benz-Stern, sodass auch nachts klar erkennbar ist von welchem Hersteller das Fahrzeug ist.

Mit dem schwarzen Grill (optional beleuchtet) wagt Mercedes-Benz den Brückenschlag zu den EQ-Modellen. (Quelle: Mercedes-Benz)

Innenraum jetzt mit ‘Superscreen’ (Option)

Deutlich modernisiert wurde zudem der Innenraum der neuen E-Klasse. Passend zur Positionierung zwischen Mittel- und Oberklasse führt Mercedes-Benz hier eine neue Displaygeneration ein. Während die C-Klasse mit einem großen zentralen Display und der EQS optional mit dem Hyperscreen ausgeliefert wird, lässt sich die E-Klasse optional mit „Superscreen“ bestellen. Dieser Superscreen vereint unter einer durchgehenden, gebogenen Glasfläche das zentrale Hauptdisplay, sowie den Beifahrerbildschirm. Das freistehende Fahrerdisplay (optional mit 3D-Effekt) hinter dem Lenkrad ist dabei – anders als beim Hyperscreen – als extra Einheit ausgeführt. Wer auf die Bestellung des Superscreen verzichtet erhält anstelle des Beifahrerdisplays klassische Zierelemente. Diese Zierelemente sind bei der neuen E-Klasse serienmäßig als offenporiges Holz ausgeführt. Auf Wunsch gibt es aber natürlich auch Klavierlack oder Metallgeflecht.

Mercedes-Benz E-Klasse Cockpit

Im Innenraum dominiert der neue ‘Superscreen’ (Option), das Interieur folgt sonst der aktuellen Design-Philosphie. (Quelle: Mercedes-Benz)

Neues MBUX & Routinen

Mit der neuen E-Klasse zieht auch einen neue Generation des MBUX- Infotainmentsystems ein. Neben neuen farbigen Icons hört die E-Klasse jetzt auf Wunsch immer auf Befehle zur Spracheingabe, sodass ein Aktivierungswort überflüssig wird. Die Verarbeitung der Sprachbefehle erfolgt dabei datenschutzkonform im Fahrzeug, nur bei Rechercheaufgaben, z.B. der Wetterabfrage, sendet die E-Klasse Daten via 5G in die Cloud. Einzige Einschränkung: Die „Just Talk“-Funktion funktioniert nur wenn der Fahrer alleine im Fahrzeug ist. Ebenfalls neu sind erweiterte Routinen, mit denen die E-Klasse ihren Fahrer besser unterstützen soll. So sind beispielsweise Szenarien wie ‚aktiviere die Lenkrad- und Sitzheizung und stelle das Ambientelicht auf Rot, wenn die Innenraumtemperatur unter 10°C liegt‘ denkbar.

Speziell für Geschäftsleute und jüngere Kundschaft verfügt die E-Klasse zudem optional über eine Selfie-Kamera, die – ebenfalls neu – auch im Stand für Videotelefonie via Drittanbieter-Apps wie Webex und Zoom genutzt werden kann. Weitere Drittanbieter-Apps zum Start sind die Social-Media-Plattform Tiktok sowie das Spiel „Angry Birds“.

Soft- und Hardware-Spielereien in der neuen E-Klasse

Unter der Überschrift „Spielerei“ lassen sich darüber hinaus verschiedene neue Software- und Hardwarefunktionen zusammenfassen. So lassen sich die vorderen Lüftungsdüsen nun optional automatisch mittels Elektromotor verstellen. Anders als beispielsweise beim Porsche Taycan ist aber auch eine händische Verstellung möglich. Ebenfalls als Spielerei würden wir die aktive Ambientebeleuchtung (Option) mit Soundvisualisierung bezeichnen. Auf Wunsch pulsiert hier das durchgängige LED-Band im Cockpit im Rhythmus zur Musik. Passend dazu liefert Burmester (optional) ein neues 4D-Soundsystem mit Dolby Atmos und Körperschallwandlern in den vorderen Sitzen. Diese verstärken die Basswahrnehmung durch Vibration der Vordersitze.
Erweitert wurde zudem die optionale ENERGIZING COMFORT-Funktion, die nun Reisekrankheit von Fahrgästen verringern soll.

Zu den “Spielereien” der neuen E-Klasse zählen die optional elektrisch verstellbaren Lüftungsdüsen in der ersten Reihe. Anders als beispielsweise bei Porsche lassen sich diese aber auch jederzeit manuell verstellen. (Quelle: Mercedes-Benz)

In Sachen Assistenz auf dem akutellesten Stand

Sinnvoller erachten wir dagegen die technische Weiterentwicklung von Fahrwerk und Assistenzsystemen. Markentypisch bietet Mercedes-Benz in der neuen E-Klasse den aktuellsten Stand der Technik vom adaptiven Tempomat (Serie) über aktive Spurmittenführung (Option) und Totwinkelwarner (Option) bis hin zum Parkassistenten (Option). Speziell beim Parkassistenten hat Mercedes-Benz Hand angelegt, sodass dieser nun gespeicherte Strecken, z.B. die Hauseinfahrt, automatisch abfahren kann. Einparken kann die E-Klasse jetzt auch fernsteuert mit dem Smartphone und in entsprechend ausgestatteten Parkhäusern sogar vollautomatisch. Um das Rangieren zu vereinfachen verbaut Mercedes-Benz auf Wunsch auch eine Hinterachslenkung bis 4,5° Lenkwinkel. Aus der Oberklasse erbt die neue E-Klasse zudem das Digital Light (Option), gegen zusätzlichen Aufpreis auch mit Projektionsfunktion von Fahrspur und Symbolen auf die Straße.

Mercedes-Benz E-Klasse Rückleuchten

Am Heck finden sich nun neu gestaltete Rückleuchten, die das Mercedes-Benz Logo zitieren. (Quelle: Mercedes-Benz)

E-Klasse: Zu Beginn nur Benziner und Plug-In-Hybride

Zum Bestellstart stehen sechs Antriebsvarianten, davon drei Plug-In-Hybride zur Verfügung. Auch die Verbrennervarianten sind dabei immer mit einem Elektromotor im Getriebe mild-hybridisiert. Der Elektromotor unterstützt nun mit bis zu 23 PS und 205 Nm Drehmoment. Zu Beginn verfügbar sind die Mild-Hybride E200 (204 + 23 PS / 320 + 205 Nm), E220d (197 + 23 PS / 440 Nm + 205 Nm) sowie E220d 4MATIC.

Auf Seiten der Plug-In-Hybride stehen zu Beginn nur Benzinvarianten zur Verfügung, konkret E300e (204 + 129 PS / 550 Nm), E300e 4MATIC sowie E400e 4MATIC (252 + 129 PS / 650 Nm). Die elektrische Reichweite steigt in der neuen E-Klasse deutlich auf etwa 100 Kilometer. Die Energie dafür stammt aus einer nun 25,4 kWh großen Batterie, die sich optional auch mit bis zu 55 kW am DC-Lader aufladen lässt (Serie: 11 kW AC). Alle zu Beginn verfügbaren Antriebe schöpfen ihre Kraft aus einem Vierzylindermotor mit knapp zwei Liter Hubraum.

In naher Zukunft liefert Mercedes-Benz dann noch Diesel-Hybride sowie Sechszylinder-Motoren (!) nach. Zudem ist natürlich mit scharfen AMG-Varianten zu rechnen. Ebenfalls noch in diesem Jahr soll zudem das in Deutschland beliebte E-Klasse T-Modell vorgestellt werden.

Die ‘Exclusive-Line’ darf den Mercedes-Stern weiterhin stehend auf der langen Motorhaube tragen. Sechszylindermotoren liefert Mercedes-Benz noch nach. (Quelle: Mercedes-Benz)

Sitzprobe in der neuen E-Klasse

Die Platzverhältnisse in der neuen E-Klasse sind – mit zwei kleinen Einschränkungen – klassenüblich üppig. Speziell in Reihe eins ist das Raumgefühl sehr gut. In der zweiten Reihe streichelt dagegen der Dachhimmel das Haupt der Passagiere, zumindest wenn diese über 1,95m groß sind und das optionale Glasdach geordert wird. Einschränkungen gibt es zudem beim Fußraum unter den Vordersitzen, wenn das optionale Burmester-4D-Soundsystem verbaut ist. Hier passen die Füße nicht mehr unter die Vordersitze, vermutlich sind hier die Körperschallwandler montiert. Die Beinfreiheit ist dagegen – auch aufgrund des längeren Radstands – hervorragend.

Mercedes-Benz E-Klasse AMG-Line & Exclusiv-Line

Es muss nicht immer grau oder schwarz sein: Mit ‘Verdesilber’ (links) und ‘Nautikblau’ (rechts) gibt es die E-Klasse auch in auffälligeren Lackierungen. (Quelle: Mercedes-Benz)

Preise: Noch unbekannt

Mit der Einführung der neuen E-Klasse setzt Mercedes-Benz die neue Paket-Logik um. Das bedeutet, dass sich viele Optionen nicht mehr einzeln, sondern nur in von Mercedes-Benz vorgegebenen Konfigurationen bestellen lassen. Konkrete Preise hat Mercedes-Benz noch nicht kommuniziert, es ist allerdings davon auszugehen, dass die neue E-Klasse (deutlich?) teurer wird, als das bisherige Modell. Bisher startet die E-Klasse Limousine ab gut 51.000€ (E200d). Wir schätzen den Einstiegspreis der neuen E-Klasse (als E200) auf etwa 55.000€.
Alle Motoren haben wir hier in den technische Daten zur E-Klasse zusammengefasst!

Über den Autor

Jonas Braunersreuther

Autor Jonas Braunersreuther interessiert sich von Kindesbeinen an für sportliche Autos und Zweiräder sowie neue Entwicklungen auf dem Automobilmarkt.

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