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Golf Facelift: Fahrbericht neuer e-Golf mit 136 PS

vw egolf facelift

Nach dem Start des e-Golf im Jahr 2014 erhält er nun erstmals ein Update mit mehr Leistung und Reichweite. Mittlerweile soll er 300 Kilometer (nach NEFZ) und tatsächlich 200 Kilometer weit mit einer Batterieladung kommen – diese Reichweite unter Realbedigungen kommuniziert Volkswagen offen. Die Kapazität der Batterie ist von 24,2 auf 35,8 kWh gestiegen und aus den ehemals 115 PS werden 136. Wir sind den e-Golf über Mallorcas Bergland gefahren und waren erstaunt, wie viel Spaß der Zero-Emission Golf machen kann.

Voll-LED Scheinwerfer serienmäßig
Das leicht geschärfte Design, das wir schon vom facegelifteten Standardmodell wie dem neuen Golf 1.5 TSI kennen, hat man auch auf den e-Golf angewendet. Ein deutlicher Unterscheid beim umweltfreundlichsten Golf ist das Tagfahrlicht, das sich (wie bisher schon) nicht in den Hauptscheinwerfer befindet, sondern in Form von zwei LED-Signaturen auf Höhe der früheren Nebelscheinwerfer strahlt. Die Voll-LED Scheinwerfer sind beim e-Golf bereits Serie und sind mit dem für E-Mobilität stehenden Blau durchzogen. Der Radarsensor für die ACC versteckt sich nicht, wie in den Verbrenner-Modellen, hinter dem Volkswagen-Emblem, sondern bleibt unten in der Frontschürze wie bisher sichtbar. Die besonders aerodynamisch optimierten, serienmäßigen 16-Zoll Felgen sind mit ihrem Design vielleicht nicht jedermanns Sache, sorgen aber für einen besonders futuristischen Look.

Voll aufgeladen durch das Tramuntana Gebirge Mallorcas
Wir starten mit knapp voll geladener Batterie vom Flughafen Palma aus in Richtung Canyamel ganz im Osten der Lieblingsinsel der Deutschen. Um es etwas spannender zu machen, nutzen wir nur auf dem ersten Stück die Schnellstraßen und Fahren ab Selva erstmal hoch in den Norden, wo uns traumhafte Panoramastraßen und etliche Kurven des Gebirgszugs Serra de Tramuntana erwarten. Auf der mallorquinischen Autobahn könnte man statt dem vermeintlich langsamen Elektronantrieb genauso gut mit einem spritzigen 1.5 TSI unterwegs sein. Sprints von 100 km/h aufwärts sind nicht langsam sondern machen richtig Spaß. Bis 150 km/h – mehr lässt der e-Golf nicht zu und sind im Tacho auch nicht vorgesehen. Bei höheren Geschwindigkeiten würde der Energieverbrauch wegen des Luftwiderstands massiv ansteigen.

Das Active Info Display kostet auch beim e-Golf noch 500 Euro Aufpreis

Bis 50 km/h auf Wunsch mit eingespieltem Motorsound
Durch malerische Örtchen geht es anschließend geräuschlos in Richtung Bergland. Wobei geräuschlos optional ist: Um die Fußgänger in den schmalen Gassen nicht von hinten zu überraschend, emittiert der e-Golf auf Wunsch bis 50 km/h ein Motorgeräusch. Das klingt etwas tiefer als ein niedrig drehender Benziner und macht insbesondere auf Supermarktparkplätzen wirklich Sinn. Möchte man Passanten erschrecken (dann aber bitte mit noch mehr Vorsichtig), schaltet man das Brummen mit dem Knopf direkt am Automatikwahlhebel aus. Von innen ist es kaum wahrzunehmen. Ab dem Ort Selva geht es steil bergauf in den dünn besiedelten Gebirgszug. Zahlreiche Kehren verlangen der Batterie einiges ab. Nach den ersten 15 Kilometern sinkt unsere Reichweite auf 120 Kilometer – gerade waren es noch 200. Laut Navi im Discover Pro sind es bis zu unserem Ziel noch satte 80 Kilometer und es geht erstmal noch weiter bergauf.  Stehen bleiben soll und kann man nicht: An der Passstraße gibt es kaum Haltebuchten, fast alle Grundstücke sind in Privatbesitz und eingezäunt.

Sind dynamische Passstraßen zu viel für die Batterie?
Einen Bergpass rein elektrisch zu erklimmen macht ungeahnt viel Spaß. Insbesondere, wenn man dem Drehmoment von 290 Nm, das bei einem Stromer drehzahlunabhängig zur Verfügung steht, freien Lauf lassen kann. Langweilig sieht ganz sicher anders aus. Auch wenn wir kein Sportfahrwerk und eher schmale 16 Zöller an Bord haben, macht der e-Golf auf Kurvenstraßen eine super Figur. Auf Tempo 100 beschleunigt er mit seinen 136 PS in 9,4 Sekunden (sein Vorgänger war knapp eine Sekunde langsamer). Für noch mehr Dynamik und Strom-Fresserei sorgen permanente Kolonnen von Rennradfahrern, die uns auch bergauf hinter den Kehren zum ständigen Abbremsen zwingen. Als wir uns immer noch im Steigen befinden und unsere Reichweite nur noch knapp über der Reststrecke, 80 Kilometer liegt, müssen wir so fahren, wie man es im e-Golf auch tun sollte: Effizient. Wir wechseln in den Eco+ Drivemode und würden am liebsten auch bergauf rekuperieren. Auch mit sanftem Gasfuß erreichen wir den Scheitelpunkt recht schnell und können auf dem Weg nach unten in Richtung Pollenca wieder Energie zurückgewinnen.

e-Golf in Pure White mit serienmäßigen 16-Zoll Felgen Astana

Maximale Reichweite durch optimale Fahrweise
Für das Rekuperieren, also die Bremsenergierückgewinnung, gibt es im e-Golf zahlreiche Modi. Tritt man auf die Bremse, legen sich nicht, wie bei den Verbrenner-Gölfen, direkt die Bremsbacken an, sondern es wird zunächst die Motorbremse wie eine Art Dynamo genutzt um den Wagen abzubremsen und gleichzeitig die Batterie zu laden. Wenn man etwas stärker, oder auch plötzlich bremst arbeitet auch die klassische, hydraulische Bremse mit. Betätigt man im Fahrmodus D kein Pedal, rollt der e-Golf frei. Außerdem gibt es den Modus B (=Break, eine permanente Rekuperation statt Freilauf) und außerdem drei Stufen der Rekuperation. Obwohl wir anfangs befürchtet hatten, es mit der Fahrweise zu bunt getrieben zu haben, haben wir nach unserer Rekuperationsetappe am Zielort angekommen noch ganze 128 Kilometer Reichweite übrig, könnten das Bergstück also direkt nochmal fahren, vermutlich sogar genauso übertrieben sportlich und bei über 20 Grad natürlich auch mit laufender Klimaanlage, die beim e-Golf erfreulicher Weise auch im Stand, sprich Stau funktioniert. Der Golf bringt effektiv sogar etwas mehr Reichweite als der BMW i3 mit. Der Bordcomputer quittiert uns einen Verbrauch von ca. 14 kWh. Volkswagen gibt 12,7 kWh als Durchschnitt an.

Ladezeiten e-Golf: Per CCS nur 45 Minuten
Normale 230V Steckdose (2,3 kW): 13:15 Stunden (175 EUR Aufpreis für Netzkabel)
Ladestation (7,2 kW): 4:15 Stunden
CCS (40 kW): 45 Minuten (610 EUR Aufpreis für die Ladedose)
Batteriekapazität: 35,8 kWh

Digital & Vernetzt: Eco Fahrhinweise aufgrund der Navigationsdaten
Audi hatte es im neuen A4 als erstes an Bord: Die prädikativen Streckendaten für Sparhinweise. Mit einer überarbeiteten Software werden der e-Golf und Golf GTE in Kürze (ab Mitte 2017) den Fahrer darauf hinweisen, z.B. den Fuß vom Gas zu nehmen, wenn er sich einem Kreisverkehr nähert. Das grüne Symbol “Fuß vom Gas” erscheint z.B. auch dann, wenn man sich einem Tempolimit oder einer Kurve nähert. Besonders für unbekannte Strecken bietet diese Funktion ein hohes Sparpotenzial. Abzuwarten bleibt, ob sich dann auch die adaptive Geschwindigkeitsregelung an diese Spartipps hält, um beispielsweise längere Rekuperationszeiten zu ermöglichen. Diese Funktion wird es für alle e-Golf geben, denn das größte und neueste Infotainmentsystem Discover Pro ist serienmäßig an Bord. Im Discover Pro gibt es auch mehrere Statistiken zur emissionsfreien Fahrt und einen Eco-Trainer. Bereits beim Passat GTE haben wir die Car-Net e-Remote App vorgestellt, mit der man über eine Onlineverbindung aus der Ferne (und nicht nur lokal per Bluetooth) auf die E-Funktionen des Golf zugreifen kann. Man kann etwa den Ladezustand abfragen oder den Wagen batterieschonend vorheizen oder -klimatisieren, solange er noch am Stromnetz hängt. (Möchte man während der Fahrt nicht elektrisch heizen sondern die Abwärme des Motors nutzen, muss allerdings für knapp 1.000 Euro die Sonderausstattung “Wärmepumpe” dazubestellt werden.) Ansonsten gibt es auch im e-Golf alle fortschrittlichen Assistenzsysteme, die wie schon im Artikel zum Golf Facelift und in unseren Videos vorgestellt haben.

Der e-Golf macht ungeahnt viel Spaß auf kurvigen Landstraßen – er kann aber auch extrem sparsam mit seiner Batterieladung umgehen. Bereits als Anfänger in der Elektromobilität kann man hohe Reichweiten aus dem Akku herausholen. Wenn auch mit Aerodymanik-Alus sieht er für ein Elektroauto mit dem frischen Design auch noch richtig gut aus. Mit dem Update hält noch mehr Konnektivität im e-Golf Einzug, womit er z.B. im Winter vor der Abfahrt vom Sofa aus vorgeheizt werden kann. Da der e-Golf eine eigene Trimline ist, sind einige Sonderausstattungen wie das größte Navigationssystem Discover Pro, LED-Scheinwerfer, Alufelgen oder eine beheizbare Frontscheibe serienmäßig an Bord. 

Golf 7 Facelift: e-Golf 100 kW / 136 PS

Leistung/Drehmoment 100 kW (136 PS) / 290 Nm
Getriebe:1-Gang Automatik
Antrieb:Frontantrieb
Höchstgeschwindigkeit150 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h)9,6 Sekunden
Leergewicht1.615 kg
Reichweite nach NEFZ / praxisnah300 km / 200 km
Batteriekapazität35,8 kWh
EffizienzklasseA+
Verbrauch angegeben12,7 kWh / 100 km
Lackierung: Pure White
Grundpreis35.900 EUR
Preisca. 42.000 EUR

Über den Autor

Matthias Luft

Autor Matthias Luft faszinieren effiziente Motoren, moderne Designs und die neusten Fahrerassistenzsysteme.

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