Ob ein Formel-1-Team Erfolge feiern und vielleicht sogar eine Weltmeisterschaft für sich entscheiden kann, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Dementsprechend müssen die Chefs der Mannschaften stetig zielführende Entscheidungen treffen, um eine Chance auf Siege zu haben. Wir geben einen kurzen Überblick, welche Aspekte zentral sind.
Die Piloten
Einer der wohl zentralsten Faktoren für den Erfolg eines Teams sind die Piloten. Das wird vor allem bei einem Blick auf Ausnahmefahrer deutlich, die ihre Teamkollegen stets im Griff haben und dem Team durch mehr Speed im gleichen Boliden zu den wirklich großen Erfolgen verhelfen.
Zu dieser Kategorie zählt unter anderem Max Verstappen, Michael Schumacher war in seinen besten Zeiten bei Benetton und Ferrari ebenfalls die unangefochtene teaminterne Nummer 1. Für den Erfolg spielen grundsätzlich insbesondere folgende Eigenschaften der Fahrer eine Rolle:
- Ehrgeiz,
- Erfahrung und Abgeklärtheit
- sowie Konstanz.
Rookie vs. erfahrene Fahrer
Zunächst besteht die Frage, ob eher ein Rookie oder ein erfahrener Pilot für das Team geeignet ist. Beide Varianten haben diverse Vor- und Nachteile.
Junge Fahrer sind womöglich noch deutlich hungriger auf Erfolge als Piloten, die bereits einige siegreiche Rennen oder sogar Weltmeisterschaften hinter sich haben. Dieser Ehrgeiz kann zu Höchstleistungen treiben und in wichtigen Momenten den kleinen, aber entscheidenden Unterschied ausmachen.
Erfahrenere Piloten wiederum können vor allem durch Ihre Ruhe und die vielen bereits bestrittenen Rennen glänzen. Dies kann in verschiedenen Situationen ebenfalls hilfreich sein – zum Beispiel dann, wenn es darum geht, nicht zu viel auf einmal zu wollen, das Material zu schonen und sich einen Vorteil nicht mit der Brechstange, sondern clever und bedacht zu sichern.
Im Optimalfall bringt ein Pilot eine Mischung aus dieser Abgeklärtheit bei gleichzeitigem Hunger mit. Ein aktuelles Beispiel für einen solchen Fahrer bietet Fernando Alonso, der im Aston Martin in der Saison 2023 bisher stets brillante Vorstellungen ablieferte und sich beim Großen Preis von Saudi-Arabien sein 100. Podium sichern konnte.
Neben den einzelnen Fahrern sollte die Kombination der beiden Piloten passen. Im besten Fall verstehen sie sich gut und unterstützen sich, trotz der fraglos ständig bestehenden Konkurrenzsituation, gegenseitig.
Konstanz als wichtiges Kriterium
Ein weiteres wichtiges Kriterium für einen erfolgreichen Fahrer ist seine Konstanz. So muss der Pilot in den Qualifyings wie in den Rennen stetig gute Ergebnisse abliefern können – also beide Disziplinen beherrschen.
Zur Konstanz gehört außerdem, mit verschiedenen Arten von Strecken, seien es schnelle Pisten oder Stadtkurse, gut zurechtzukommen. Des Weiteren spielt das Umgehen von selbst verschuldeten Unfällen eine Rolle. Es ist für ein Team wenig zielführend, wenn der Fahrer zwar theoretisch gute Ergebnisse bringen kann, die sich jedoch im Rennen durch Unfälle und Ausfälle nicht in Punkte umwandeln lassen.
Strategie und Boxenstopps
Zwei weitere wichtige Faktoren, die eng miteinander Zusammenhängen und den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen können, sind die Boxenstopps und die ihnen zugrundeliegende Strategie.
Boxenstopps
Die Herausforderung beim Boxenstopp besteht für die Teams vor allem darin, die Aufgabe einerseits regelkonform und korrekt und andererseits möglichst schnell umzusetzen. Früher wurde bei den Stopps nachgetankt, im Rahmen einiger Änderungen zur Saison 2010 wurde dies verboten.
Somit bleibt der Reifenwechsel übrig. Prinzipiell wird dieser ähnlich vorgenommen wie bei einem normalen Straßenauto – hier wird nach dem Aufbocken des Pkw zunächst der Reifen gelöst. Daraufhin wird der Radbolzen entfernt sowie das neue Rad platziert und befestigt.
Allerdings gibt es dann doch deutlich Unterschiede zur Formel 1: In der Königsklasse wird der Reifen mit einem Schlagschrauber gelöst, das neue Rad aufgesetzt sowie wieder festgeschraubt – und das alles in Sekundenschnelle. Ein gelungener Stopp dauert heutzutage nicht länger als maximal 2,5 Sekunden.
Gibt es Verzögerungen, die den Stopp auf vier, fünf oder sogar mehr Sekunden verlängern, kann dies bereits den Sieg oder mehrere Positionen kosten. Daher ist es wenig verwunderlich, dass die Mechaniker stetig an ihren Skills feilen und das Wechseln der Reifen immer und immer wieder üben.
Die Rennstrategie
Im direkten Zusammenhang mit den Boxenstopps steht die Rennstrategie. Dabei spielen in der Vorbereitung des Rennens insbesondere folgende Fragestellungen eine Rolle:
- Welch Reifenmischungen werden in welcher Reihenfolge genutzt?
- Wie viele Boxenstopps macht das Team und wann finden sie statt?
- Geht das Team davon aus, dass es während des Rennens regnen wird?
Die Rennställe machen sich vor jedem Grand Prix einen Plan, den sie verfolgen möchten – in vielen Fällen beinhaltet diese Strategie von Beginn an mehrere Optionen des Vorgehens. Allerdings ist es unerlässlich, flexibel zu bleiben und auf äußere Umstände zu reagieren. So können zum Beispiel Unfälle anderer Piloten, die zu einem Safety-Car oder einer Rennunterbrechung führen, alles verändern und eine schnelle sowie gleichzeitig gut durchdachte Reaktion erfordern.
Der Grund: gerade zu Beginn einer Safety-Car-Phase kann der Boxenstopp zu massiven Vorteilen führen kann – vor allem dann, wenn die Gegner ihn später oder wieder im normalen Rennbetrieb ausführen.
Des Weiteren müssen die Teams womöglich auf Veränderungen des Wetters sowie auf die Strategie der anderen Rennställe reagieren. Immer wieder auftretende Strategie-Fehler können dazu führen, dass ein Team viel öffentliche Kritik bekommt. Ein prominentes Beispiel hierfür ist die Problemserie bei Ferrari in der Saison 2022.
Budget und Finanzierung
Wie in jedem anderen Geschäftsfeld spielen in der Formel 1 die finanziellen Mittel, die ein Team mitbringt, eine zentrale Rolle für den Erfolg. Je mehr Geld zur Verfügung steht, desto besseres Personal kann angestellt werden und desto umfangreicher kann im Rahmen gewisser Einschränkungen des Reglements entwickelt werden.
Obergrenze und Unterschiede beim Budget
Da diese Umstände in den letzten Jahrzehnten dazu geführt haben, dass die Abstände zwischen den Teams aufgrund der unterschiedlichen wirtschaftlichen Basis sehr deutlich waren, wurde 2021 eine Budgetobergrenze eingeführt.
Für die Saison 2023 liegt diese bei etwas weniger als 154 Millionen Dollar, wobei noch ein Inflationsbonus hinzukommt. Allerdings gibt es gewisse Posten, die von dieser Begrenzung ausgenommen sind, was dazu führt, dass die Unterschiede zwischen den Teams nach wie vor deutlich sind.
Zu diesen Ausgaben zählen unter anderem die Gehälter für die Fahrer. In der Konsequenz stehen dem Spitzenreiter Red Bull dieses Jahr 400 Millionen Dollar zur Verfügung, Hass wiederum hat nur ein Budget von 150 Millionen Dollar – um nur zwei Beispiele zu nennen.
Sponsoren und Financiers in der Formel 1
Um ein möglichst hohes Budget zu generieren, greifen Rennställe auf Sponsoren und Financiers zurück. Ein besonders bekannter Investor in der Königsklasse ist der Milliardär Lawrence Stroll, dem der Rennstall Aston Martin F1 gehört.
Selbst die großen Marken in der Formel 1 wie Mercedes oder Ferrari greifen auf Sponsoren zurück. Mercedes wird unter anderem von Petronas unterstützt, Ferrari neben weiteren Werbepartnern von Shell und Santander.
Dabei erwarten die Partner aller Teams natürlich Ergebnisse, was einen gewissen Druck auslöst. Schlechte Resultate können zum Ausstieg von Partnern führen, was wiederum die finanzielle Basis für den Erfolg beschädigt.
Davon sind oftmals vor allem Teams im hinteren Teil des Feldes betroffen. Hieraus kann in einigen Fällen ein Teufelskreis werden. Dementsprechend müssen die Teams versuchen, möglichst effizient zu wirtschaften und mit dem Budget – ob gering oder umfangreich – stetige Erfolge zu erzielen.
Technische Entwicklung und funktionierende Strukturen
Auch neben der Strecke müssen die Teams möglichst gut aufgestellt sein. Dafür muss in allen Teilbereichen der Technik hochqualifiziertes Personal angeworben werden. Das gilt für die Konstrukteure in den Bereichen Chassis und Motor wie für die Mechaniker an der Strecke.
Gerade im Bereich der Konstruktion hat sich durch die fortschreitende Komplexität der Technik in den letzten Jahrzehnten einiges geändert. Mittlerweile arbeiten bei einigen Rennställen mehrere Hundert Personen, die oftmals in einem gewissen Teilbereich hochgradig spezialisiert sein, am Entwurf und der Entwicklung eines Boliden.
Star-Konstrukteure wie Adrian Newey sind deutlich seltener geworden. Deshalb ist es unabdingbar, dass die Strukturen der Teams und die Abläufe optimal aufgestellt sind. Nur so kann in der Zusammenarbeit ein Siegerauto entstehen, das der Konkurrenz auf der Strecke die entscheidenden Zehntel abnimmt.
Presse und öffentliche Wahrnehmung
Schlussendlich spielen für den Erfolg bis zu einem gewissen Grad die Presse und die öffentliche Wahrnehmung eines Teams eine Rolle. Steht ein Rennstall aufgrund von Fehlern heftig in der Kritik, kann das zu Verunsicherung und zu weiteren Problemen führen.
Das gilt für die Fahrer sowie für die im Hintergrund agierenden Personen. Andererseits können positive Berichte und Lob weiter beflügeln und motivieren, noch größere Erfolge einzufahren.
Fazit
Für den Erfolg eines Formel-1-Teams sind verschiedene Faktoren relevant. Dazu zählen die Fahrer sowie die Rennstrategie. Sponsorengelder wiederum bieten die Basis für ein möglichst umfangreiches Budget, das weitere Vorteile verschafft. Ebenfalls wichtig ist, dass ein Team hoch qualifizierte Ingenieure hat, die in einer sinnvollen Struktur am Auto arbeiten. Nicht zuletzt die öffentliche Wahrnehmung kann kleine, aber durchaus sichtbare Auswirkungen auf den Grad des Erfolgs haben.