Fahrberichte Renault

Fahrbericht: Renault Talisman Grandtour 160 dCI EDC

renault talisman grandtour

Nach unserer ersten Testfahrt im Talisman als Limousine waren wir nun mit dem Grandtour, also dem Kombi unterwegs. Wie gut schaltet das Doppelkupplungsgetriebe EDC im Alltag, was verbraucht der Talisman mit dem 160 PS Diesel und wie gut sind die Assistenzsysteme?

Allradlenkung 4Control für mehr Kurvendynamik
Ein besonderes, wenn auch optionales Feature am neuen Renault Talisman ist die Allradlenkung 4Control. Mit ihr kann können auch die Hinterräder um ein paar Grad eingeschlagen werden (das ist von außen nahezu unsichtbar). Das macht den Talisman, insbesondere den Grandtour, in der Stadt deutlich weniger. Beim Lenkeinschlag spürt man insbesondere bei niedrigen Geschwindigkeiten, z.B. beim Rangieren auf einem Parkplatz, dass sich einfach mehr tut als bei einer klassischen Lenkung. Bei höheren Geschwindigkeiten schlagen die Hinterräder geringfügiger ein. Das bringt beispielsweise bei brenzligen Ausweichmanövern auf der Autobahn durchaus einen Sicherheitszugewinn. Auch auf den Kurvenstraßen der Schweizer Alpen, merkt man, dass sich der Talisman etwas wendiger um die Kehren schiebt.

Doppelkupplungsgetriebe EDC: Spaßig und effizient
Auch wenn der Talisman Grandtour kein so großer Kurvensportler wie etwa der neue Mégane GT mit 4Control ist, machen der 160 PS Diesel in Verbindung mit dem EDC doch jede Menge Spaß. Das DSG aus dem VW Konzern gilt ja immer ein bisschen als Referenz für ein knackiges Doppelkupplungsgetriebe. Das EDC von Renault kommt ihm in der Charakteristik sehr nahe. Zwar rattert es die Gänge nicht ganz so spritzig durch, allerdings hat uns die Wahl der Schaltpunkte sehr gefallen. Drückt man beispielsweise auf der Autobahn oder auch einer Bergaufetappe etwas mehr aufs Gas, wird nicht direkt ein oder zwei Gänge zurückgeschaltet, sondern auch mal im sechsten Gang geblieben. Erst wenn man wirklich Vollgas gibt oder bis zum Kickdown geht, schaltet das EDC runter. Eine angenehme und vor allem spritsparende Charakteristik. Beim gemütlichen Cruisen merkt man die Gangwechsel gar nicht mehr, auf wilderen Kurvenetappen fallen sie auch kaum auf. Insofern ist das EDC wirklich eine Empfehlung!

Flüelapass in den Schweizer Alpen: Hier macht der Kombi mit EDC und 4Control richtig Spaß

Verbrauch dCi 160: 7-7,5 Liter Diesel im Mittel
Der dCi 160 ist flott und im Alltag sicherlich für fast jede Situation ausreichend, aufgrund seines Hubraums von schmalen 1.6 Litern aber nicht unbedingt für heftige Sportfahrten gemacht. Für das (knappe) Überholen auf Landstraßen geht ihm aber auf keinen Fall die Puste aus. Da der Downsizing Diesel doch immerhin gut 1.600 Kilogramm bewegen muss, nimmt er sich im Verbrauch etwas mehr als von Renault angegeben: Die Werksangabe von kombinierten 4,6 Litern widersprach der Bordcomputer mit Werten um die 7 bis 7,5 Liter. Das ist insgesamt gar nicht schlecht, liegt aber fast 3 Liter über der Werksangabe. Die Reichweitenanzeige fällt auch deswegen etwas niedriger aus, da der Tank des Talisman nur 45 Liter fasst. Handgeschaltet und im Eco-Modus (das Cockpit wird dann von allen LEDs in ein grelles grün getaucht) kann man die besten Verbrauchwerte erzielen. In allen Situationen dringt das Diesel-Geräusch nur geringfügig zu den Passagieren durch. Das liegt auch an der Akustik-Verglasung in den höheren Ausstattungsvarianten.

Viele Fahrerassistenzsysteme verfügbar
Der Talisman kommt als “nobelster Renault” mit einer Reihe von Assistenzsystemen, von denen einige optional zu haben sind. So sind beispielsweise der Spurhaltewarner und der Fernlichtassistent ab der zweiten Ausstattungsvariante “Intens” Serie. Der Spurhaltewarner ist jedoch derzeit noch passiv und kann nicht mit aktiven Lenkeingriffen unterstützen. Vielmehr gibt er einen tiefen Ton beim Verlassen der Fahrspur aus. Der Toter-Winkel-Warner (immer eine Empfehlung) und die Rückfahrkamera sind erst ab der Ausstattungsvariante Initiale Paris inklusive und funktionieren ausgesprochen gut. Auch dann muss man jedoch – wie auch bei anderen Herstellern – für das derzeit interessanteste Feature nochmal extra zahlen: Die ACC – die adaptive Geschwindigkeitsregelung.

Adaptive Geschwindigkeitsregelung für nur 550 Euro, nur von 40-140 km/h aktiv
Sie kostet im Talisman dann zwar nur noch faire 550 Euro Aufpreis, ist aber auch in ihrer Funktionalität eingeschränkt. Selbst wenn man den Talisman mit Automatikgetriebe ordert, funktioniert sie nur von 40-140 km/h. Das ist in zweierlei Hinsicht schade: Möchte man gerne schneller als 140 km/h fahren, geht das nur, indem man wie früher komplett manuell fährt. Auf einen klassischen Tempomat ohne Abstandskontrolle kann man nämlich nicht wechseln. (Die aktuell produzierten Talisman schaffen es wohl bis 150 km/h). Oberhalb von 140 km/h lässt sich also keine Geschwindigkeit setzen, überstimmt man die ACC per Gaspedal und überschreitet die 160 km/h verabschiedet sie sich endgültig mit einem “Game Over” ähnlichen Melodie. Das selbe passiert beim Unterschreiten von 40 km/h: Wird man langsamer, schaltet sich die adaptive Geschwindigkeitsregelung ab und man muss bis auf 0 km/h selbst bremsen. Entsprechend gibt es kein automatisches Anfahren in Stausituationen, auch, wenn es dank der Automatik eigentlich möglich wäre. Mit der Bestellung der ACC sollte man also noch warten, bis diese einen höheren Geschwindigkeitsbereich abdeckt. In allen anderen Situationen – also während des Cruisens bei 120 km/h, funktioniert die ACC ausgesprochen zuverlässig und überzeugt mit sanften Bremseingriffen und schnellem Beschleunigen, wenn man zum Überholen den ausschert.

ACC im Talisman: Leider nur von 40-140 km/h

Viele Komfortfeatures, Fahrersitz mit Massage serienmäßig
Im Alltag sind die Komfortfunktionen im Talisman extrem praktisch. Entfernt man sich mit dem Schlüssel vom Fahrzeug, verriegelt sich der Talisman von selbst – das klappt immer und zuverlässig. Beim Annähern geht – je nach Tageszeit – das Licht an und er entriegelt sich wieder automatisch. Der zentrale Touchscreen, R-Link II genannt, funktioniert gut weitestgehend gut. Man benötigt aber schon ein bisschen, bis man sich zurechtgefunden hat. Manchmal blickt man nicht sofort durch, auf welchem der verschiedenen “Homescreens” man sich befindet. Dank physischer Tasten für z.B. die Temperaturregelung gelingen einige wichtige Schneezugriffe recht flott. Leider gibt es für die Infotainmentlautstärke, wie etwa auch im neulich getesteten Honda HR-V, nur am Lenkrad einen Drehregler. Im Cockpit ist alles geschickt um den Fahrer angeordnet, jede Funktion (außer eben die Lautstärke) lässt sich ergonomisch leicht erreichen. Die Sitze sind auch auf der Langstrecke mehr als bequem, bereits serienmäßig bringt der Talisman den Fahrersitz mit Massagefunktion (funktioniert angenehmer als noch vor einigen Jahren) mit.

Renault Talisman Grandtour Initale Paris in Amethyst-Schwarz mit 19 Zoll Felgen

 

Der Talisman Grandtour bildet mit seinem frischen und muskulösen Aussehen zurecht die neue Spitze der Renault Flotte. Das neue EDC passt perfekt zum 160 PS Diesel. Nervenaufreibendes Gekuppele im Stau- oder Stadtverkehr gibt es nicht mehr, auf der Landstraße macht es dank knackiger Schaltvorgänge richtig Spaß. Der Talisman bringt fortschrittliche Fahrerassistenz zu günstigen Preisen mit – auch, wenn man auf einen Stauassistenten noch etwas warten muss.

Renault Talisman Grandtour

Leistung/Drehmoment 118 kW (160 PS) / 380 Nm
Getriebe:6-Gang Doppelkupplungsgetriebe
Antrieb:Frontantrieb
0-100 km/h:9,6 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit213 km/h
Leergewicht1.615 kg
Verbrauch angegeben4,6 Liter / 100 Km
Verbrauch (Bordcomputer)7,5 Liter / 100 Km
Kofferraumvolumen572 L, 1.681 L (max./umgeklappt)
Lackierung: Amethyst-Schwarz Metallic
Grundpreis (dCi 160 Initale Paris)42.000 EUR
Testwagenpreis44.190 EUR

Über den Autor

Matthias Luft

Autor Matthias Luft faszinieren effiziente Motoren, moderne Designs und die neusten Fahrerassistenzsysteme.

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