Ein “Performance Crossover” soll Jaguars erstes SUV sein. Überhaupt verbindet uns zu SUVs ja eine Hassliebe. Aus “kann man mal fahren” sind auf motoreport.de mittlerweile etliche Tests der kompakten Geländewagen geworden. Eben weil sie so praktisch und komfortabel sind. Leider sind nur die wenigsten Modelle dieser Spezies ansatzweise sportlich. Jaguar kommt mit dem F-Pace der perfekten Mischung aus Alltags- und Sporttauglichkeit extrem nahe – und nimmt dabei das S in SUV ausnahmsweise ernst.
Alu-Bauweise, XE und XF als Basis
Im ersten Jaguar Crossover steckt das Beste aus den neuesten Entwicklungen der Briten: Etwa die leichte und hochfeste Alubauweise, die wir aus den Businesslimos XF und XE kennen. Das aktuelle Design des Kühlergrills der Limousinen ziert auch beim F-Pace die Front, hier wirkt es aufgrund der potenten Linien auf der Motorhaube und der höheren Bauart noch um ein Vielfaches kräftiger. Am Heck dürften die unverwechselbaren Heckleuchten des F-Type sofort ins Auge fallen. Besonders erfrischend ist das Felgen-Lineup des F-Pace: Es reicht von 17 bis 22 Zoll, wobei natürlich wieder die größte Dimension mit Abstand die attraktivste ist. Die 22-Zöller “Helix” oder “Turbine” lenken wirklich gut von der hohen Karosserie des F-Pace ab – dann stimmt auch die Seitenansicht mit dem Claim “Performance Crossover” überein. Konkurrenten wie der Porsche Macan wirken da einfach wesentlich unspektakulärer.
3.0 Liter V6 Diesel mit 300 PS und 700 Nm + 8-Gang Automatik
Beim Motor entscheiden wir uns für die ersten Fahrten mit dem F-Pace für einen alten Bekannten: Dem Dreiliter-V6 Biturbo mit 300 PS und einem max. Drehmoment von 700 Nm, das über die ebenfalls bewährte 8-Gang Automatik (Wandler) von ZF auf die Straße gelangt. Diesel und Automatik passen sozusagen perfekt in den F-Pace und könnten kaum besser harmonieren. Der Gangwechsel gelingt nahezu wie bei einer Doppelkupplung ohne Zugkraftunterbrechung, effizient oder sportlich je nach Fahrmodus. Die 300 PS und 700 Nm des Selbstzünders kommen vielleicht nicht immer so gewaltig wie sie auf dem Papier klingen beim Fahrer an. Gefühlt würde man vielleicht ein paar PS weniger schätzen. Auch kommt der F-Pace mit einem Sprint von 0 auf 100 in 6,2 Sekunden super sportlich vom Fleck, noch eine paar Millimeter mehr wird man aber erst von den beiden dicken Benzinern in den Sitz gedrückt. Trotz Alu-Karosserie zu großen Teilen bewegen wir hier immer noch ganze 1.880 Kilogramm. Alternativ zum V6 Diesel steht auch der aus Vollaluminium gefertigte, neueste Ingenium 2.0 Liter Vierzylinder Selbstzünder mit grundsoliden 180 PS zur Verfügung, den wir vor ein paar Monaten bereits im aktuellen Evoque gefahren sind. (Basisversion als 6-Gang Handschalter mit Heckantrieb oder günstigerer ZF-8-Gang Automatik). Die maximale Sportlichkeit gibt es mit den beiden kompressoraufgeladenen V6-Benzinern mit 340 und 380 PS, ebenfalls mit der 8-Gang Automatik aus dem V6-Diesel.
Rasante Kraftverteilung des Allradantrieb
Beim Antrieb handelt es sich, abseits der heckgetriebenen Basisversion, um einen hecklastigen AWD. Das bedeutet, im dass die Kraft im Normalfall über die Hinterachse auf den Asphalt gelangt. Mangelt es an Traktion – sei es auf Schnee und Eis oder auf der Rennstrecke – wird die Vorderachse mit eingekuppelt. Hierfür greift der F-Pace auf das Intelligent Driveline Dynamics System zurück, das ursprünglich für den F-Type AWD entwickelt wurde. Die Kraftverteilung von 100% Heck auf 50:50 Heck und Front funktioniert damit wirklich rasant und reibungslos. Andere variable Allradantriebe benötigen spürbar länger, um die passive Achse in Betrieb zu setzen.
Gefühlt näher am Asphalt
Wie viel Sportlichkeit im F-Pace steckt, findet man eigentlich nur richtig auf einer Teststrecke heraus, auf der man sich den Grenzen des Fahrwerks nähern kann. Sowohl im Slalomparcours als auch auf der Handlingstrecke spürt man recht schnell die Unterschiede zu den Mitbewerbern dieser Klasse: Der F-Pace schafft es überraschend gut, ruhig am Asphalt zu kleben. Natürlich nicht ganz wie die “flachen” Jaguars. Wirklich Spaß macht er aber, weil er nur geringfügig aufschaukelt und das wirklich großartig abgestimmte Fahrwerk so gut wie nicht zu Wankbewegungen neigt. Sie sind es nämlich, die so oft in dieser Fahrzeugklasse den Fahrspaß im Keim ersticken. Gelenkt wird direkt und mit optimal dosierter Servounterstützung – viel Luft zu den einschlägigen deutschen Konkurrenten bleibt hier nicht.
Ausgefeiltes Fahrwerk für dynamische Fahrten ohne Transporter-Feeling
Auch von stärksten Kräften, die auf die Vorder- und Hinterbeine der Katze wirken, bleibt der Jaguar unbeeindruckt und bestens handlebar. Dazu tragen neben dem großen Radstand auch die neue Alu-Doppelquerlenker Achse und die Alu-Integral Hinterachse bei. Der Großteil der SUVs befindet sich aber nunmal nie auf der Rennstrecke oder im Gelände: Den meisten Fahrspaß gibt es dann in der Regel auf Landstraßen wie denen der wunderschönen Eifel. Auch auf Kurvenreichen, alten Fahrbahnen mit etlichen Bodenwellen wiederholt sich der Fahreindruck vom Dynamiktest: Das Fahrwerk bietet immer jede Menge Rückmeldung, die Lenkung ist direkt und man hat das Gefühl, der Fahrbahn deutlich näher zu sein als auf der tatsächlichen SUV-Sitzhöhe. Der Sound des V6 Diesels liegt dabei angenehm dezent im Ohr.
Stereokamera als Basis für fortschrittliche Fahrerassistenz
Für eine möglichst detaillierte Umgebungserfassung arbeitet im neuen F-Pace eine Stereokamera von Bosch. Neben den bereits im XF vorgestellten Features wie einer adaptiven Geschwindigkeitsregelung, einem Spurhalteassistenten (aktives Gegenlenken), einer Verkehrszeichenerkennung und einem Notbremssystem wurde die Funktionalität im F-Pace um eine Fußgängererkennung erweitert. In Verbindung mit der Verkehrszeichenerkennung kann die ACC die Set-Geschwindigkeit je nach Tempolimit automatisch anpassen. Auch ein Stau-Folge-Fahren wird dank der Stereokamera unterstützt. Das Headup-Display mit Lasertechnik ist gestochen scharf aus der Scheibe abzulesen. In Anbetracht der eher unspektakulären, analogen Tachoeinheit ist das voll digitale 12,3 Zoll HD TFT Display ein Highlight: Es kann frei konfiguriert werden und bietet auch eine Vollbilddarstellung der Navikarte. Die Auflösung ist in etwa mit dem Display im Volvo XC90 vergleichbar. Ein Besonderes Feature für alle Liebhaber von schmutzigen oder waghalsigen Outdoorsportarten ist ein zweiter Schlüssel in Form eines wasserdichten Armbands. Der Keyless Schlüssel verbleibt im verriegelten Auto und wird deaktivert, Zugang gibt es dann mit dem Armband. Mitbestellen sollte man unbedingt das neue Infotainmentsystem InControl Touch Pro. Es ist nicht nur im praktischen Breitformat angeordnet, sondern funktioniert auch wesentlich zügiger und hochauflösender als sein etwas in die Jahre gekommener Vorgänger.
Endlich: Mit dem F-Pace hat Jaguar einen Crossover geschaffen, den wir auf dem Markt so oft vermisst haben. Ein nobler Alltagswagen mit dem Laderaum-Verlangen so vieler Deutscher, mit dem man aber in einem ungewohnt hohen Maß Spaß auf der Landstraße haben kann. Vorausgesetzt, die Einkäufe und Passagiere sind gut verzurrt…
Jaguar F-Pace 30d AWD
Leistung/Drehmoment: 221 kW (300 PS) / 700 Nm
Getriebe: 8-Gang Automatik
Antrieb: Heck, Allrad variabel
0-100 km/h: 6,2 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 241 km/h
Leergewicht: ab 1.884 kg
Verbrauch angegeben: 6,0 Liter / 100 Km (Kombiniert)
Kofferraumvolumen: 650 L (umgeklappt)
Einstiegspreis 30d (Trimline Pure): 57.690 EUR
Hallo, der Fahrbericht des Jaguar XF 30d ist echt sehr informativ. Toller Blog.
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