Honda ist der weltgrößte Motorenhersteller. Nicht, weil die Japaner so viele Pkws verkaufen, sondern da hier auch Boots-, Motorrad oder Antriebe für Gartengeräte eingerechnet sind. Dass sie die Entwicklung von Antriebssträngen für Autos immer besser können, haben die sie im aktuellen Honda CR-V bewiesen: Der neue 1.6 Liter Turbodiesel mit 160 PS und 9-Gang Automatik ist eine der heimlichen Antriebs-Referenzen in 2015.
Ernüchterung, als Honda vor einigen Monaten veröffentlichte, dass für den CR-V die größte Motorisierung nun der 1.6 i-DTEC mit 160 PS sein soll. So wenig Hubraum in einem gut 1.7 Tonnen-SUV, das ggf. auch noch Anhänger ziehen soll? Mit zwei hintereinandergeschalteten Turboladern, die genug Leistung über das ganze Drehzahlband aus den 1.6 Litern holen soll, erzeugt Honda maximal 160 PS und ein Drehmoment von 350 Nm. Werte, die regelmäßig aus mehr Hubraum geholt wurden.
Ehemals: 2.2 i-DTEC mit 150 PS
Wir erinnern uns: 2013 hatten wir den CR-V 2.2 i-DTEC im Fahrbericht. Er brachte aus 2.2 Litern nur 150 PS und das gleiche Drehmoment von 350 Nm auf. Genau wie im Honda Accord war das zwar ein großartiger, recht effizienter Antrieb, allerdings war die Automatik mit nur 5 Fahrstufen nicht mehr wirklich zeitgemäß. Am neuen Downsizing 1.6er gibt es nun gleich 4 Gänge mehr. Zum Einsatz kommt das mittlerweile recht bekannte 9HP48 aus dem Hause ZF, das auch im Jeep Renegade oder Range Rover Evoque arbeitet.
Überzeugender Antriebsstrang: 1.6 Diesel mit 160 PS und 9-Gang Automatik
Im Vergleich zum 5-Gang Automaten wechselt das ZF Getriebe die Gänge nun wunderbar sanft und zum richtigen Zeitpunkt. Gerade auf alpinen Landstraßen muss nun nicht mehr permanent im dritten oder vierten Gang gefahren werden, sondern Hardware und Software arbeiten beim Schalten wirklich gekonnt zusammen. Durch die hohe Spreizung der Übersetzung wird zwar ein paar Mal mehr die Fahrstufe gewechselt, allerdings bleibt das auch bei Passstraßen nahezu unbemerkt. Andererseits steht für jede Situation die passende Übersetzung zur Verfügung, was die Drehzahl niedrig hält und damit dem Verbrauch und die Geräuschkulisse zugute kommt. Zwar sind die Übergänge nicht ganz so knackig wie beim allseits beliebten DSG, Zugkraftunterbrechungen sind aber auch bei ZFs Wandlerautomatik kaum spürbar.
Das gilt sogar, wenn sich der nicht allzu aerodynamische CR-V bei 150 km/h gegen den Wind stämmt: Beim Schalten vom achten auf den neunten Gang spürt man kein “Zurückfallen”. Damit stellt die Kombination aus 1.6 i-DTEC und 9-Gang AT auch Konkurrenten wie das neue 7-Gang Doppelkupplungsgetriebe im neuen Hyundai Tucson in den Schatten, dessen Schaltvorgänge deutlich präsenter und hektischer wirken. Beim Test über 3.000 Kilometer gibt es nur wegen zwei Dingen einen Grund zum Meckern: Beim Wechsel von P in D, bzw. R benötigt das Automatikgetriebe eine Bedenksekunde und ist nicht immer sofort bereit zum Anfahren. Bei (sehr) steilen Bergabfahrten (Motorbremse) schmeißt es beim Runterschalten manchmal einen Gang zu ruckartig ein.
Komfortorientiertes Fahrverhalten
Etappen wie unsere Fahrt von Innsbruck hoch ins idyllische Kühtai auf 2.020 Metern machen mit diesem Antrieb auch in einem Honda CR-V überraschend viel Spaß. Klar, das Fahrwerk ist trotz neuer Dämpferabstimmung auf Komfort ausgelegt und die Wankbewegungen sind nicht wegzudenken. Aber der neue Antrieb bringt bei winterlichen Straßenverhältnissen in Verbindung mit dem variablen Allradantrieb (mit Automatik immer Serie) nicht nur ein Plus an Sicherheit, sondern auch an Dynamik. Zwar schaltet der “Real Time AWD” die hinteren Räder bei Traktionsverlust nicht immer schnell zu, allerdings lässt sich damit auf feuchter Fahrbahn ziemlich gut und sportlich der ein oder andere Pass erklimmen. Mit dem Facelift Anfang 2015 hat Honda auch der Lenkung ein Update verpasst: Sie ist nun spürbar reaktionsfreudiger und deutlich präziser. Dank dickerer Türdichtungen und Verbesserungen bei den Dämmungsmaterialien wurde der ohnehin schon leise Innenraum noch etwas optimiert. Dort gibt es aber nur geringste Veränderungen: Wer sich für die Automatik entscheidet, schaltet nur virtuell per Shift-by-Wire Joystick auf sehr kurzen Wegen, den rustikalen Wahlhebel gibt es nicht mehr.
Ansehnliche Verbräuche nur bei streng effizienter Fahrweise
Mit aktiviertem ECO-Mode gelingt mit der Automatik ein akzeptabler Verbrauch von 6,5 bis 7 Litern, allerdings muss man hier schon moderat fahren. Dynamische Etappen auf der Landstraße quittiert der Bordcomputer dann schon gerne mal mit 8 Litern oder etwas mehr. Mit dem serienmäßigen 6-Gang Handschalter geht sicherlich noch etwas weniger. Je nachdem, ob das Bremspedal stark oder leicht gedrückt wird schaltet sich der Motor im Stillstand ab (Intelligente Start&Stopp Automatik).
Honda CR-V: Weiterhin Top-Verfügbarkeit von Assistenzsystemen
Über die Fahrerassistenzsysteme des CR-V der aktuellen Generation haben wir bereits 2013 ausführlich berichtet. Die adaptive Geschwindigkeitsregelung soll nun mit der sog. iACC noch umsichtiger arbeiten und ausscherende Fahrzeuge noch früher erkennen. (Nicht an Bord unseres Testwagens). Besonders in Verbindung mit dem aktiven Lenkassistenten ist im CR-V damit (schon seit 2012) ein teilautonomes Fahren möglich. Neben der intelligenteren ACC kann nun auch der Notbremsassistent dank der Zusammenarbeit von Kamera und Radar noch weiter vorausschauen um noch früher eine Notbremsung einleiten zu können. Zudem sind Anfang 2015 ein paar weitere hilfreiche Sicherheitsfeatures hinzugekommen: Es gibt jetzt auch einen Toter-Winkel-Warner, eine zuverlässige Verkehrszeichenerkennung mit übersichtlicher Anzeige des aktuellen Limits und einen Ausparkassistent, der mit Hilfe zweier Radarsensoren am Heck vor herannahendem Verkehr warnt.
Seit der ersten Fahrt im Jahr 2012 gefallen uns zwei Dinge besonders am CR-V: Die Verfügbarkeit nahezu aller fortschrittlichen Fahrerassistenzsysteme und die kräftigen, effizienten i-DTEC Motoren – mit dem Upgrade des Antriebsstrangs nun auch der neue Downsizing-Diesel. Der 1.6 i-DTEC ist einer d e r unterschätzten Antriebe des Jahres 2015. In Sachen Leistung ist er durchaus mit dem vorherigen 2.2 Liter Diesel vergleichbar, wozu auch die nahezu perfekten Schaltvorgänge der 9-Gang Automatik betragen.
Mehr zu den Platzverhältnissen gibt es in schon in unseren Tests aus 2012 und 2014.
Technische Daten & Preise Honda CR-V Lifestyle 1.6 i-DTEC AWD
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Leistung/Drehmoment: 118 kW (160 PS) / 350 Nm
Getriebe: 9-Gang Automatikgetriebe
Antrieb: Variabler Allradantrieb
0-100 km/h: 10,3 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 197 km/h
Leergewicht: 1.728 kg
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Verbrauch angegeben: 5,3 Liter / 100 Km (Komb.)
Verbrauch erfahren: ca. 6-8 Liter / 100 Km (Komb.)
Farbe: Passion Red Pearl
Kofferraumvolumen: 450 L
Grundpreis (1.6 Diesel, 160 PS) : 32.990 EUR
Testwagenpreis: ca. 40.000 EUR
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