Fahrberichte Volkswagen

Erste Fahrt: VW Passat GTE Plug-In Hybrid

passat GTE

Nach dem Golf GTE bringt Volkswagen den hochkomplexen Plug-in Hybridantrieb auch in die Mittelklasse. Der Passat GTE soll 50 Kilometer rein elektrisch fahren können. Die E-Maschine alleine kann dabei maximal bis 130 km/h für Vorschub sorgen, im Hybridmodus sind 225 km/h möglich. Aus den 115 PS des Elektromotors und den 156 Pferden des bekannten 1.4 TSI Turbobenziners errechnet sich eine Systemleistung von 218 PS. Wie viele Kilometer schafft der Passat GTE tatsächlich emissionsfrei und harmonieren die beiden Motoren miteinander?

Die Farbe Blau steht bei VW für Elektromobilität – deshalb zieht sie sich auch um und durch den Passat. Begonnen bei einer blauen Linie entlang der Frontschürze, über das blaue GTE-Emblem am Kühlergrill, die blau lackierten Bremssättel bis zum Heck: Hier sind die verchromten Endrohre amüsanter Weise auf beiden Seiten Blender und enden nach wenigen Zentimetern im Kunststoff. Die überschaubaren Emissionen gibt der GTE noch vor dem Heck-Dekor nach unten ab. Der Anschluss zum Aufladen befindet sich nicht im VW Emblem (besetzt durch Radar-Sensorik), sondern rechts hinter einer nahezu unsichtbaren Klappe um Kühlergrill.

Die Voll-LED Scheinwerfer sind serienmäßig an Bord.

Die Voll-LED Scheinwerfer sind in der Ausstattungsvariante GTE Serie

Im Interieur finden sich ebenfalls an mehreren Stellen der GTE Schriftzug sowie blaue Nähte. In der Chromeinfassung des Automatikwahlhebels hat man am oberen Ende ebenfalls das GTE Logo platziert – dort, wo sonst etwa Kennzeichen der Antriebsvarianten wie z.B. 4Motion Platz finden. Auch die feinen Ambiente-Leuchtstreifen in den Türen tragen nun GTE-Blau. Die Tachoeinheit an sich wurde ebenfalls generell auf den Hybridbetrieb umgestaltet. In der großen Hybrid-Anzeige (Charge, Leistung des E-Motors und Boost) findet sich ein separater Drehzahlmesser für den Turbobenziner nur noch in Miniatur. Die traditionelle Zeiger-Einheit wie in unserem Testwagen wirkt gerade im GTE aber schon fast veraltet – je nach Ausstattung und Budget sollte man also zur deutlich fortschrittlicheren und flexiblen voll digitalen Tachoeinheit greifen.

passat GTE E Mode

Intelligentes Antriebsmanagement & Fahrmodi
Natürlich managt so ein Plug-In Hybrid den ganzen Antriebsstrang selbst. Grundsätzlich gibt es für den Fahrer im Vergleich zum Verbrenner nichts zu beachten – allerdings durchaus bei der Fahrweise, wenn man das Effizienzpotenzial auch wirklich ausnutzen will. Ein paar Möglichkeiten, die Steuerung der beiden Herzen des Passat zu beeinflussen, bieten die Tasten E-Mode und GTE Mode in der Mittelkonsole: Der E-Mode ist vergleichbar mit dem bekannten Drive-Mode Schalter. Nach dem Drücken wählt man auf dem Infotainmentsystem zwischen dem tatsächlichen E-Mode, also dem rein elektrischen Fahren, dem besonderen Modus Battery Charge (Eine Möglichkeit, die Batterie vom Verbrenner laden zu lassen) und dem Hybrid Mode. Das ist der in der Regel meistens vom Passat GTE benutzte Modus: Die optimierte Leistung aus beiden Antrieben. Der Elektromotor wird so häufig und lange wie möglich alleine genutzt.

passat gte variant

Rein elektrischer Fahrspaß so häufig wie möglich
Wortwörtlich spannend sind die ersten Meter mit dem Passat aus der Tiefgarage: Man hört jede kleinste Lenkbewegung durch das Quietschen der Reifen auf dem neuen Boden des Parkhauses am Flughafen Amsterdam, da man sonst eben nichts hört. In aller Regel startet der Passat GTE direkt vollelektrisch. Und da so ein Passat ausgesprochen gut gedämmt ist, hört man noch mal ein bisschen weniger vom Fahrgeschehen als bei so manchem elektrisch bewegten Konkurrenten. Überhaupt ist es natürlich das rein elektrische Fahren, das am meisten Spaß macht.  330 Nm entwickelt der 115 PS starke Elektromotor aus dem Stand heraus. Auch im nicht ganz leichten Passat ist das Drehmoment ein ganz ordentlicher Wert. Sprich: Ruft man im Elektromodus die maximale Leistung ab, geht es richtig flott voran. Das zeigt auch unser kurzes Video von 0 bis 60 km/h. Das Gaspedal darf der Fahrer im Elektrobetrieb komplett durchdrücken, ohne Angst haben zu müssen, dass der Benziner anspringt. (Genügend Saft in der Batterie vorausgesetzt). Erst wenn man den Wiederstand bis zum Kickdown überwindet, wird der 1.4 TSI eingekuppelt und ist in Sekundenbruchteilen zur Stelle. Außerdem nicht missen möchte man den sanften, aber futuristischen Sound der E-Maschine, der durchaus dem GTE-Logo gerecht wird. Unabhängig von der Batterieladung unterstützt der E-Motor außerdem jeweils bei den ersten Metern zum Anfahren, also dem drehmomentintensivsten Part. Dieser “Boost” ist jeweils als deutliche Unterstützung  des 1.4 TSI spürbar.

Passat GTE infotainment energiefluss

Aktueller Energiefluss: Rekuperation, Laden der Batterie.

Nahezu lautlos & teilautonom auf der Autobahn
Der Elektromotor zieht den gut 1.7 Tonnen schweren Passat auch über die Autobahn. Bis 130 km/h ist das möglich, allerdings aufgrund des bei diesen Geschwindigkeiten deutlich höheren Luftwiederstands nicht allzu lange. Will man schnell überholen, schaltet sich zwangsweise der Benziner zu. Diesen und viele andere Schritte des Antriebsstrangs hat Volkswagen aber fein ausgetüftelt: Das Starten des Turbobenziners spürt der Laie sozusagen gar nicht. Ist man etwas Passat erfahren, merkt man es vielleicht an den minimal stärkeren Vibrationen – die (ebenfalls schwachen) Windgeräusche bei etwa 100-140 km/h übertönen den bestens gedämmten 1.4 TSI aber so gut wie ganz. Bis zu 50 Kilometer sollen mit den 9,9 kWh der Batterie schaffbar sein. Sparfüchse wissen die Assistenzfunktionen wie die adaptive Geschwindigkeitsregelung zu nutzen: Gerade beim Hybrid ist die automatisch geregelte, möglichst konstant gehaltene Geschwindigkeit und die schnelle Reaktion des Systems bei einem Abbremsen wertvoll für die Batterieladung:

Das gesamte System wirkt – im Spiel mit dem aktiven Spurhalte-Assistenten –  so perfekt, dass man autonom fahrende Fahrzeuge eigentlich binnen Jahresfrist erwartet. Die ersten 30 km blickt man immer mal wieder auf die Batterie-Anzeige im Kombi-Instrument. Alles läuft, es fühlt sich so „richtig“ an. Lautlos stromern. Die Reifen rollen ab, ein wenig säuselt der Wind – aber alles in allem ist es die Ruhe einer Burg, mit der man sich im aktuellen Passat verbandelt fühlt. Außendienstler lieben den Passat. Das Verarbeitungs-Niveau und die „simple“ Bedienstruktur erklären diese Liebe. – Fahrbericht auf mein-auto-blog.de

Passat GTE Variant in Harvard Blue Metallic mit 18 Zoll Bereifung 235/45

Passat GTE Variant in Harvard Blue Metallic mit 18 Zoll Bereifung 235/45. Serie: 17 Zoll.

Neben dem speziell auf den Hybridantrieb ausgelegten (natürlich serienmäßigen) 6-Gang-DSG ist der neu entwickelte elektromechanische Bremskraftverstärker (e-BKV) ein zentrales Bestandteil des Antriebskonzepts: Im Vergleich zum gewöhnlich betriebenen Passat wirkt das Bremspedal minimal schwergängiger, im Hintergrund tut sich während des Bremsvorgangs einiges: Der Antriebstrang rekuperiert, gewinnt also Bremsenergie zurück und speist sie in die Batterie ein. Nach Möglichkeit wird nur mit der E-Maschine und erst später mit der hydraulischen Bremsanlage verzögert. Auch wenn der Fahrer kein Gas gibt wird je nach Situation leicht der “Dynamoeffekt” spürbar. Den S-Modus des DSG gibt ersetzt der Buchstabe B: Ist dieser “Brake” Modus aktiviert, z.B. auf steilen, langen Bergab-Passagen, wirkt der Elektromotor möglichst stark und permanent als Motorbremse.

Passat GTE Tacho

Leider fehlt der voll digitale Tacho bei der umfassenden Serienausstattung

Unsere erste 60 Kilometer lange Testfahrt vom Flughafen Amsterdam zum Etappenpunkt auf dem Land haben wir tatsächlich fast rein elektrisch zurückgelegt. (Ca. 45 Km) Natürlich gehört dazu ein vorausschauender und weniger dynamischer Fahrstil. Eine schnellere, 30 Kilometer-Etappe, teils im GTE Modus, quittierte der Bordcomputer mit etwas über 3 Litern Super / 100 km. (Angegeben sind um die 1.7 Liter, 6,7 sagte der Bordcomputer bei autonotizen.de) Ob Verbrauch in Litern,  Stromverbrauch in kWh, Reichweite, Sparpotenzial und Eco-Ratgeber – alles wird ohnehin wunderbar illustriert im Bordcomputer oder Infotainmentsystem dargestellt.

Effizienz-Statistiken lassen sich in allen Variationen darstellen.

Effizienz-Statistiken lassen sich in allen Variationen darstellen.

Wohlfühlklima vom Smartphone aus einstellen
Zwischen 25 und 27 Grad hatte es während unserer sommerlichen Testfahrt in Nordholland. Selbst beim rein elektrischen Fahren bleibt es im Innenraum angenehm kühl: Der Klimakompressor hängt nämlich nicht, wie allerorts, am Verbrenner, sondern wird mit Strom betrieben. Das ermöglicht frische Luft unabhängig vom Betriebsmodus. Noch besser: Da man in Deutschland sozusagen das ganze Jahr heizen oder kühlen muss, bietet die bald erhältliche E-Manager App fürs Smartphone die Möglichkeit, von der Couch oder vom Restaurant aus das Klima im Passat vorzubereiten. Optimaler Weise während er sich auflädt direkt aus dem Stromnetz. Etwas über vier Stunden braucht der GTE für eine komplette Ladung aus dem Hausnetz (der normalen Steckdose), lädt man an der Ladesäule oder greift daheim auf Starkstrom zurück, lässt sich die Ladezeit halbieren.

passat gte amsterdam

GT?
Es bleibt natürlich die Frage, wie viel GTI im GTE steckt. Auch wenn der 1.4 TSI auf Volllast nicht ganz nach GTI klingt, ist der Passat GTE doch ein großartiges Gesamtpaket und eine Mischung aus Komfort und Sportlichkeit, hinter der eine beeindruckende Leistung der technischen Entwicklung der Wolfsburger steckt. Statt einem ersten Anlauf, den Passat als Plug-In Hybrid herauszubringen, scheint der Antrieb des beliebten Mittelklasse-Wagens perfekt gelungen zu sein. Die Bezeichnung GTE weißt also eher auf die kraftvolle Zukunft der Elektromobilität als auf permanente Sportlichkeit hin. Auch wenn sich das kombinierte Drehmoment von 400 Nm und die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 7,4 Sekunden durchaus sehen lassen können. Den alltäglichen Weg zur Arbeit rein elektrisch zurückzulegen und bei Bedarf auf die Gesamtreichweite von gut 1.000 Kilometern zurückzugreifen ist das Ziel des Passat GTE. Ab 44.250 EUR ist der Plug-In Hybrid zu haben, allerdings sind hier schon deutlich mehr optische und technische Ausstattungsmerkmale an Bord als bei den Verbrenner-Modellen.

Den Passat GTE im ausführlichen Video-Fahrbericht gibts wie immer bei Autogefühl.

VW Passat GTE Variant
[column grid=”2″ span=”1″] Systemleistung/-Drehmoment: 160 kW / 218 PS) / 400 Nm
1.4 TSI: 115 kW (166 PS)
Elektromotor: 85 kW (115 PS)
Getriebe: 6-Gang-Doppelkupplungsgetr.
Antrieb: Frontantrieb
0-100 km/h: 7,4 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 225 km/h
[/column]

[column grid=”2″ span=”1″] Leergewicht:  1.735 kg
Verbrauch angegeben: 5,0 Liter / 100 Km (Kombiniert)
Verbrauch angegeben: 1.7 Liter / 100 Km (Kombiniert)
Farbe: Harvard Blue Metallic
Kofferraumvolumen: 650 / 1.780 L
Einstiegspreis ab 44.250 EUR
[/column]

Über den Autor

Matthias Luft

Autor Matthias Luft faszinieren effiziente Motoren, moderne Designs und die neusten Fahrerassistenzsysteme.

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