Zuletzt sind wir mit Jogger (Testbericht & Video) und Duster (Testbericht & Video) schon zwei Dacia-Derivate gefahren. Und wir waren beide Male positiv überrascht. Dem ursprünglichen Image des Billigautos sind die Modelle entwachsen, stattdessen gibt es eine solide Verarbeitung und in den höheren Ausstattungslinien auch sinnvolle Ausstattung. Den Sparzwang bei der Entwicklung sieht man zwar hier und da, wirklich störend ist er allerdings nicht. Nun gastiert der Dacia Sandero bei uns, einer der günstigsten Kleinwagen in Deutschland.
Um die Produktionskosten gering zu halten vereinfacht Dacia die Anzahl möglicher Optionen. Denn je mehr Optionen, wie Motoren, Felgen, Farben und Sonderausstattung konfiguriert werden können, desto komplizierter wird die Produktion – und das erhöht den Preis. Serienmäßig gibt es beim Sandero nun ein wie wir finden recht ansprechendes Karosseriedesign samt neuem Markenlogo und Frontdesign und in unserem Testwagen mit ‚Expression‘-Ausstattung sogar schön gestaltete LED-Tagfahrleuchten. Am Heck gibt des dagegen leider nur Halogen-Technik, die aber immerhin ebenfalls der aktuellen Dacia Designsprache folgen. Mit 4,09 Meter Außenlänge übertrifft der Dacia die Konkurrenz von Opel und VW (Corsa & Polo je 4,06m), sodass vor allem in Reihe eins zufriedenstellen Platzverhältnisse herrschen. In Reihe zwei geht es vor allem bei der Beinfreiheit klassenüblich eng zu.
Alltagsmotor: 91 PS, 160 Nm, Handschaltung
Zur Auswahl steht beim Dacia Sandero genau zwei Motoren, der kleine Saugbenziner mit 67 PS lässt sich allerdings nur mit der Einstiegsausstattungslinie ‚Essential‘ bestellen. Wir fahren dagegen die höhere Ausstattungslinie ‚Expression‘ mit dem 91 PS Turbobenziner (TCe 90) und 5-Gang-Handschaltung. Die 110 PS-Version bleibt leider dem höher gelegten Sandero Stepway vorbehalten. Alternativ können Kunden noch zum 101 PS Motor greifen, der neben Benzin mit Autogas betrieben werden kann.
Neben dem 5-Gang Handschalter lässt sich unser Motor auch mit einer stufenlosen Automatik bestellen, die allerdings sowohl das maximale Drehmoment reduziert, als auch den Normverbrauch erhöht. Da bleiben wir lieber beim Handschalter, der sich zwar nicht butterweich, aber durchaus annehmbar schalten lässt. Und mit den 91 PS und 160 Nm Drehmoment ist der nur gut 1050 kg schwere Dacia Sandero durchaus vernünftig motorisiert. Zwar klingt der Dreizylinder ziemlich kernig im Innenraum und benötigt für zügigeres Fahren höhere Drehzahlen, aber sowohl in der Stadt als auch auf der Autobahn können wir problemlos im Verkehr mitschwimmen.
Faire Aufpreispolitik im Dacia Sandero
Überhaupt zeigt sich der Dacia Sandero bei uns im Test von der unproblematischen, unauffälligen Seite. Mit dem bei uns verbauten ‚Komfort-Plus-Paket‘ (550€) öffnet und startet das Fahrzeug ohne, dass man dafür den Schlüssel in die Hand nehmen müsste. Ein- und Ausparken gelingt dank der kompakten Abmessungen eigentlich auch ohne das ‚Sicherheitspaket‘ (400€), welches Parksensoren vorne und hinten, Rückfahrkamera und Totwinkelwarner beinhaltet. Licht- und Regensensor, LED-Abblendlicht oder Tempomat gehören bei der Ausstattungslinie ‚Expression‘ sogar zur Serienausstattung. Und für schlanke 550€ hat man unserem Testwagen noch Klimaautomatik und Sitzheizung vorne spendiert.
Auch der Innenraum ist schlau gestaltet, neben harten Kunststoffen gibt es einige weiche Stoffakzente, die das Cockpit aufhübschen. Zudem sind die wichtigsten Elemente weich gestaltet, etwa die (optionale) Mittelarmlehne (Komfort-Plus-Paket) und die Armablagen in den Türen. Dazu lässt sich das Smartphone mit dem ‚Media Nav‘-Paket (400€) via Android Auto oder Carplay mit dem etwas kontrastarmen 8“-Zentraldisplay verbinden. Die Onboard-Navigation kommt hier ebenfalls mit. Also eigentlich Alles da, was man sich von einem kompakten Stadtauto wünscht. Denn wer hauptsächlich in der Stadt unterwegs ist, kann getrost auf Matrix-LED, Options-Soundsystem oder Ambientelicht verzichten.
Weder Sportwagen noch Komfortkutsche
Und genauso pragmatisch wie der Dacia Sandero ausgestattet ist, fährt er auch. Heißt: Komfortables Fahrwerk, das nur gelegentlich kurze Stöße weiterreicht, eher indirekte Lenkung, aber trotzdem Fahrverhalten. Dass man mit einer Sprintzeit von 12,3 Sekunden auf Tempo 100 keine Rekorde aufstellt versteht sich von selbst, spielt im Alltag allerdings keine Rolle. Auch dass die Geräuschdämmung, insbesondere des Motors, eher unterdurchschnittlich ist: Geschenkt. Natürlich fährt ein VW Polo geschliffener, dämpft feiner und bietet mehr Gimmicks. Nur kostet ein mit unserem Testwagen vergleichbarer Polo auch über 10000€ mehr.
Abstriche beim Thema Sicherheit
Leichte Abstriche gibt es aber natürlich trotzdem zu machen. Kamerabasierte Assistenzsysteme, wie eine Warnung beim Verlassen der Fahrspur, gibt es nicht, was in Zweifelsfall durchaus hilfreich sein kann. Das bemängelt auch Euro NCAP, die dem Schwestermodell Sandero Stepway nur zwei von fünf möglichen Sternen beim Crashtest verliehen hat. Zudem ist die Ladekante des Sandero mit knapp 80 Zentimetern ziemlich hoch. Einkäufe müssen also erst ziemlich hoch über die Ladekante gehoben werden müssen, bevor sie in den tiefen Kofferraum fallen. Immerhin ist dieser mit 320 Litern im Klassenvergleich vernünftig groß dimensioniert (Polo: 301-350 Liter).
Dacia Sandero: Für Alle, die kein Statussymbol brauchen
Der Dacia Sandero punktet aber – genau wie der Jogger und der Duster – mit klassischen Talenten. Heißt: Vernünftige Ausstattungsoptionen zum fairen Preis, keine unnötigen Extras. Dazu ein solides Fahrverhalten, mit dem man zwar weder eine Sport- noch Komfortwertung gewinnt, die aber trotzdem den meisten Fahrern taugen wird. Und das zu einem absolut Privatkunden-tauglichen Preis. Tatsächlich erinnert uns der Dacia Sandero in Sachen Fahrleistungen und Ausstattung stark an den von uns privat gefahrenen Skoda Fabia III, Baujahr 2015, der sich im Alltag ähnlich entspannt fährt.
Technische Daten Dacia Sandero ‘Expression’ (TCe90)
Daten | Dacia Sandero TCe90 |
Abmessungen (Länge x Breite x Höhe) | 4,09m x 1,84m x 1,50m |
Hubraum | 999cm |
Motorkonzept | 3-Zylinder Turbobenziner |
Leistung bei Drehzahl | 67kW / 91PS bei 4600-5000 1/min |
Drehmoment bei Drehzahl | 160Nm bei 2100-3750 1/min |
Getriebe | 5-Gang Schaltgetriebe |
Antriebsachse | Frontantrieb |
Sprintzeit 0-100km/h | 12,3s |
Höchstgeschwindigkeit | 174km/h |
Vebrauch (Hersteller/Test) | 5,2L/100km / ca. 6L/100km |
Leergewicht mit Fahrer | 1125kg |
Grundpreis / Testwagenpreis | 13.950€ / 16.950€ |