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Der Cayenne Turbo GT ist tot – wir fahren den Thronfolger

Im Mai hatten wir die Gelegenheit den Porsche Cayenne „3.5“ zu fahren – eine der aufwendigsten Modellpflegen in der Porsche-Historie. Zur Verfügung standen hier der „Basis“-Cayenne, der „kleine“ E-Hybrid sowie der Cayenne S. Nun ist der kleinste Motor im Cayenne mit 353 PS sicherlich kein „Brot-und-Butter“-Auto und der Cayenne S mit V8 und 474 PS dürfte den meisten Ansprüchen eines durchschnittlichen SUV-Fahrers genügen (Fahrbericht). Doch damit gibt sich Porsche als Sportwagenhersteller natürlich nicht zufrieden. Und da das Topmodell Turbo GT in Europa aus Emissionsgründen nicht mehr zulassungsfähig war, muss nun ein neues Topmodell her. Wir fahren den neuen Top-Hybriden alias “Cayenne Turbo (S) E-Hybrid”.

Unseren Fahrbericht zum Vor-Facelift Turbo GT gibt es hier als Text und hier im Video.

Wer das Cayenne Coupé mit GT-Paket wählt erhält die Optik des Turbo GT bis hin zur Titan-Abgasanlage mit mittigen Endrohren. (Quelle: Porsche)

Mit über 700 PS der stärkste Cayenne aller Zeiten

Vorab: Ob der neue, stärkste Plug-In unter dem Namen ‚Turbo E-Hybrid‘ oder ‚Turbo S E-Hybrid‘ antritt wissen wir nicht. Auch bei genauen Leistungsdaten hält man sich noch zurück. Offiziell bekannt: „Deutlich über 700 PS“ und „deutlich über 900 Nm Drehmoment“. Unsere Vermutung: Der vier Liter große V8-Biturbobenziner erstarkt dank einiger Modifikationen wie Mono-Scroll statt Twin-Scroll-Turboladern von 550 PS auf etwa 580 PS. Dazu kommt der bekannte Hybrid-Antriebsstrang aus dem Cayenne E-Hybrid mit 176 PS. Damit dürfte die Systemleistung bei etwa 740 PS liegen – und sich im Bereich eines BMW XM ‚Red Label‘ (748 PS) bewegen. Was eher auf den Namen ‘Turbo S E-Hybrid’ hinweist.

Das Design stammt vom Turbo GT

Optisch erbt der Turbo (S) E-Hybrid auf Wunsch die Merkmale des Turbo GT. Heißt: Wer das Cayenne Coupé bestellt und das optionale GT-Paket wählt, erhält das Dach in Sichtcarbon, die Titan-Abgasanlage mit zwei mittig angeordneten Endrohren und den Dachspoiler mit auffälligen Carbon-Winglets an den Seiten. Dazu schraubt Porsche das Fahrwerk um 10 mm nach unten. Zudem verliert der Cayenne so noch einige Kilos. Alternativ gibt es den Turbo (S) E-Hybrid aber auch als klassisches SUV. Auch im Innenraum gibt es Turbo GT-Anleihen in Form eines gelben Zeigers im (digitalen) Drehzahlmesser und einer gelben 12-Uhr-Lenkradmarkierung, dazu gesellt sich ein roter Sport-Response-Button. Im von uns gefahrenen Prototypen ist (vermutlich) das GT-Interieurpaket mit viel Racetex-Verkleidung samt tiefseeblauen Akzentnähten verbaut. Diese Farbwahl dürfte sich dann voraussichtlich auch bei der Felgenfarbe wiederspiegeln. Auch das kennen wir schon vom Vor-Facelift-Turbo GT.

Cayenne Turbo (S) E-Hybrid Carbondach

Auch wenn man bei einem SUV über das Thema Leichtbau streiten kann: Das Dach aus Sichtcarbon (Option ‘GT-Paket’) senkt den Schwerpunkt – und sieht Klasse aus. (Quelle: Porsche)

Alltagstauglich & zeitweise vollelektrisch

Nun aber das Wichtigste: Wie fährt der neue Top-Cayenne? Erstmal: Ungewohnt. Wie die meisten Hybride startet der Cayenne Turbo (S) E-Hybrid, sofern der 25,9 kWh-Akku ausreichend geladen ist, rein elektrisch. Da der elektrische Antriebsstrang, wie oben beschrieben, vom Cayenne E-Hybrid übernommen wird, sollte die elektrische Reichweite im Alltag bei etwa 50 – 70 Kilometern liegen. Aber das ist hier ja eher zweitrangig. Nur so viel: Das Zusammenspiel von E-Motor und V8 klappt im Hybridmodus auch im Vorserienstand ohne Probleme, der Wechsel der Antriebsquelle erfolgt im Bummeltempo praktisch unmerklich. Aber für Bummeltempo kauft man keinen Turbo (S) E-Hybrid.

Auch getarnt zeigen sich die typischen Turbo S-Insignien: Carbon-Keramik-Bremse (PCCB) und doppelte Positions-LEDs in der ‘SportDesign’-Frontverkleidung. (Quelle: Porsche)

Cayenne Turbo (S) E-Hybrid: Sportwagen durch und durch

Also den Mode-Button des serienmäßigen Sport-Chrono-Pakets am Lenkrad flugs im Uhrzeigersinn gedreht und schon schaltet der Cayenne in den Sport- oder Sport-Plus-Modus. Und dann passiert die „Porsche-Magie“. Das neue Fahrwerk strafft sich, das Getriebe wechselt in Habachtstellung und die Abgasanlage stellt auf Durchzug. Von der Zurückhaltung, die wir dem V8 im Cayenne S noch attestiert haben ist nun nichts mehr zu spüren, im Innenraum erklingt nun endlich standesgemäßer V8-Sound.

Und dann tritt der Turbo (S) E-Hybrid an, wie es wohl die wenigsten SUVs können. Ein Turboloch sucht man dank E-Unterstützung vergeblich, das Leergewicht von etwa 2,5 Tonnen spielt plötzlich eine untergeordnete Rolle. Hier helfen natürlich die im Prototypen verbaute Allradlenkung und die (vermutlich) vorhandene Wankstabilisierung (PDDC) kräftig mit. So stichst du mit einer ungeahnten Geschwindigkeit in Kurven, die Vorderachse mit 0,45° mehr Negativsturz und Pirelli P Zero Corsa-Besohlung (Option) klinkt sich in den Radius ein und lässt dich den Cayenne dank rückmeldungsfreudiger Lenkung spielerisch platzieren. Dann am Kurvenscheitel der beherzte Tritt aufs Gas, die 315er Hinterreifen liefern ordentlich Grip und der Cayenne schießt mit einem leichten Heckschwenk auf die nächste Gerade. Und wie schon beim seeligen Vor-Facelift-Turbo GT bleibst du als Fahrer etwas ratlos zurück: Wie schaffen sie es in Zuffenhausen nur so viel Dynamik aus einem fast-fünf-Meter-SUV zu kitzeln?

Porsche Cayenne Turbo S E-Hybrid Road Frontansicht

Auch wenn das Top-Model des Cayenne nun teilelektrisch fährt: Die Fahrleistungen & Fahrdynamik sind ähnlich beeindruckend wie beim Vor-Facelifte ‘Turbo GT’. (Quelle: Porsche)

Interessant bleibt die Frage, wie der Cayenne Turbo (S) E-Hybrid mit leerem Akku fährt. Prognostizieren lässt sich freilich, dass der Cayenne auch mit über 550 Verbrenner-PS nicht an Leistungsmangel leiden dürfte. Darauf deutet auch die prognostizierte Höchstgeschwindigkeit von über 290 km/h hin, die den Turbo (S) E-Hybrid zum derzeit schnellsten Hybrid-SUV machen dürfte. Die Sprintzeit von “deutlich unter 4 Sekunden” auf Tempo 100 wird der Top-Hybrid aber wahrscheinlich nur mit E-Unterstützung schaffen.

Porsche Cayenne Turbo (S) E-Hybrid: Wenn teilelektrisch, dann so!

Nachdem sich bei der Vorstellung des Facelifts mit Einstellung des Turbo GT in Europa beim Autor dieser Zeiten Ernüchterung breit gemacht hat besteht nun wieder Hoffnung. Der Turbo GT lebt auch in Europa. Zwar „nur“ als Hybrid – aber mit ähnlich viel Fahrspaß. Danke Porsche! Ein Wehmutstropfen bleibt aber wie üblich bei Porsche. Der Basispreis des Top-Hybriden dürfte nach unserer Einschätzung „deutlich über 200.000€“ liegen, um im Porsche-Sprech zu bleiben. Und dann ist da vermutlich noch eine Aufpreisliste die einige Verlockungen beinhaltet. Wer nun schon voller Vorfreude den Porsche-Konfigurator öffnet muss sich allerdings noch gedulden. Die Vorstellung des Cayenne Turbo (S) E-Hybrid ist nach unseren Informationen für September geplant, die ersten Fahrzeuge sollen im November ausgeliefert werden.

Über den Autor

Jonas Braunersreuther

Autor Jonas Braunersreuther interessiert sich von Kindesbeinen an für sportliche Autos und Zweiräder sowie neue Entwicklungen auf dem Automobilmarkt.

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