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Hotel ade: Camping im Porsche Dachzelt

Manchmal hast du einfach Glück. Da stellst du fest, dass Porsche jetzt als Zubehör ein Dachzelt im Programm hat. Kurze Mail an die PR-Abteilung von Porsche und wenig später steht die Nummer, die Bestätigung flattert ins Postfach. Grundsätzlich sind Porsche-Testwagen natürlich immer ein Highlight. Doch dann stellst du fest, dass Porsche hier keine Kompromisse eingeht: Unser Dachzelt ist auf einem vollelektrischen Taycan Turbo S Cross Turismo montiert. Der schafft den Sprint auf 100 (ohne Dachzelt) dank 761 PS und 1050 Nm Drehmoment in unter drei Sekunden. Wie das mit dem Dachzelt harmoniert: Wir machen den Test.

Nun steht Ende September ein karminroter Taycan Cross Turismo mit aurum-farbenen (goldenen) Felgen bei uns auf dem Hof. Und als wäre der Taycan in dieser Konfiguration nicht schon auffällig genug, hat man uns wie versprochen das Porsche-eigene Dachzelt aufgeschnallt. Wobei hier angemerkt werden muss, dass das Zelt eigentlich von iKamper kommt und dort ‚Skycamper 3.0 Mini‘ heißt. Für Porsche wird das Zelt natürlich mit den entsprechenden Schriftzügen versehen, zudem gibt es ein individuelles Bergmotiv im Innenraum.

Porsche Dachzelt Innenraum

Schöner Wohnen im Porsche-Dachzelt, dank Dachfenster, fein gesteppter Matratze und individuellem Bergmotiv.

Annehmbarer Verbrauch trotz Dachzelt im Taycan Turbo S

Für unseren Test fahren wir von Nürnberg bis nach Österreich an den Walchsee. Somit können wir einerseits den Energieverbrauch mit Dachzelt und andererseits die Straßenlage auf umliegenden Voralpenstraßen testen.

Das Beladen des Fahrzeugs geht schonmal leicht von der Hand. Denn mit 446 Litern Kofferraumvolumen (+84 Liter unter der Fronthaube) lässt sich sämtliches Gepäck für einen Wochenendtrip entspannt im Cross Turismo unterbringen. Nach der Zieleingabe wirft unser Testwagen den optionalen ‚Porsche Intelligent Range Manager‘ (PIRM, 286€) an und plant unsere Ladestopps für eine möglichst kurze Reisezeit. Wir rollen mit Tempo 130 gen Süden, was auch der maximal zulässigen Geschwindigkeit mit Dachzelt entspricht. Bei konstanter Geschwindigkeit pendelt sich der Verbrauch mit Dachzelt bei etwa 25-27 kWh/100 Kilometer ein. Kein rekordverdächtig niedriger Verbrauch, aber in Kombination mit der 83,7 kWh großen Batterie ergibt sich so rechnerisch eine Reichweite von gut 300 Kilometern, was durchaus annehmbar ist. Auch die Geräuschentwicklung hat man bei der Entwicklung des Dachzelts gut in den Griff bekommen. Natürlich sind ab etwa Tempo 100 Windgeräusch zu vernehmen, wirklich störend werden diese jedoch nach unserem Empfinden – trotz leisem E-Antrieb – nie.

Abstriche bei der Ladeplanung

Einen weniger guten Job macht dafür die Software zur Ladeplanung die mehrfach den Ladepunkt und die zu fahrende Geschwindigkeit anpasst. Einmal müssen wir auf unserer Tour sogar umkehren und eine Ladesäule anfahren, die wir zuvor schon passiert hatten. Ebenfalls nervig: Der Taycan schickt uns auch auf dem Rückweg zu einer Ladesäule, die auf einem sonntags verschlossenen Parkplatz steht. Hier besteht also noch Optimierungsbedarf. Großartig dagegen: Hat sich der Taycan für eine 350kW-Säule entschieden, dann lädt er bei uns auch immer mit Vollstrom. Von den versprochenen 270kW Ladeleistung haben wir regelmäßig über 250kW erreicht (Spitze 266kW). So halten sich die Ladepausen (10-80% in unter 20 Minuten) in Grenzen. Langstrecke mit Dachzelt klappt also im Taycan ganz gut – vorausgesetzt man verlässt sich nicht zu 100% auf die Porsche Ladeplanung.

Taycan Turbo S Cross Turismo: Auch mit Dachzelt extrem dynamisch

In der Nähe von München biegen wir Richtung Chiemgau ab. Hier lassen sich auf kurvigen Landstraßen hervorragend die dynamischen Fähigkeiten mit erhöhtem Aufbau testen. Dabei bringt der Taycan dank Batterie im Fahrzeugboden und entsprechend niedrigem Schwerpunkt schon beste Voraussetzungen mit. Zusätzlich hat Porsche unserem Testwagen allerdings noch für 3273€ die aktive Wankstabilisierung PDCC spendiert. So ausgerüstet gibt sich der Taycan trotz etwa 56 kg zusätzlicher Dachlast gänzlich unbeeindruckt. Wenn wir den Aufbau nicht durch unser Panoramadach sehen würden, so könnten wir glatt vergessen, dass wir ihn montiert haben. Ob das Dachzelt allerdings auch einen Launch Control-Start mitmacht haben wir nicht getestet. Aber auch ohne Launch Control bewegt sich der Taycan auf oberbayerischen Landstraßen absolut beeindruckend, wobei man den digitalen Tacho ständig im Blick behalten sollte um nicht demnächst zu Fuß zu gehen.
Somit decken sich unsere Fahreindrücke auch mit unserem Fahrbericht zum Taycan GTS Sport Turismo – nur dass der Turbo S noch mehr Leistung hat.

Spitze ist der Taycan Turbo S Cross Turismo nicht nur beim der Fahrdynamik, sondern auch beim Ladentempo. Der Durchschnittsverbrauch von etwa 26 kWh/100km geht in Anbetracht von Leistung und Dachzelt in Ordnung.

Porsche Dachzelt: Einfacher Aufbau, tolle Verarbeitung, hoher Komfort

Für unsere Übernachtung haben wir uns einen Stellplatz auf einem Campingplatz direkt am Walchsee gebucht. Tendenziell würden wir das Dachzelt eher auf einem etwas geländegängigeren Macan oder Cayenne sehen, doch auch unser Cross Turismo muss dank höhenverstellbarem Luftfahrwerk kleinere Schottereinlagen oder die Fahrt über ebene Rasenflächen nicht fürchten. So erreichen wir unbeschadet den gebuchten Stellplatz und werde prompt kritisch (rotes Auto mit goldenen Felgen…) von den eingefleischten Mit-Campern beäugt.

Jetzt nicht blamieren und das Zelt professionell aufklappen. In der von iKamper vorgegebenen Aufstelldauer von einer Minute schaffen wir das zwar nicht ganz, aber nach gut fünf Minuten ist das Dachzelt einsatzbereit. Dabei sind nur wenige Handgriffe notwendig: Hartschalte aufsperren und mit Unterstützung der Druckdämpfer aufklappen. Leiter ein Stück ausziehen und Liegefläche ausklappen. Leiter arretieren und abschließend die Stangen aus der Tasche am Zelteingang für Zugang und Fenster montieren – fertig. Wer sich vor dem Erstversuch kurz das Video auf der iKamper-Homepage ansieht, sollte hier vor keinen allzu großen Problemen stehen.

Porsche Dachzelt Innnenraum

Blick ins Innere: Zwei Erwachsene können im Porsche Dachzelt recht gemütlich übernachten, sofern sie den etwas beengten Zelteingang überwunden haben.

Wie erwartet ist das Zelt sehr gut verarbeitet und durchdacht konstruiert. Von Seitentaschen über Schlaufen für eine Lichtquelle bis zu Fliegengittern: alles da. Für den richtigen Wohlfühlfaktor sorgt zudem die rautenförmig gesteppte Wand am Kopfende. Einen dicken Pluspunkt sammelt außerdem die auf den ersten Blick etwas dünne, gesteppte Matratze, die sich beim Probeliegen aber als sehr komfortabel herausstellt. Wichtige Anmerkung: Unser Testwagen war mit einem schlüssellosen Zugangangssystem ausgestattet. Liegt man im Zelt, so fährt der Taycan regelmäßig die Türgriffe ein und aus. Deswegen haben wir den Fahrzeugschlüssel nach dem Absperren in mehrere Schichten Alufolie eingepackt, was den Schlüssel nach unserer Erfahrung abschirmt. Zudem kann optional der Neigungssensor durch zweimaliges Drücken des Verschließen-Knopfs innerhalb zwei Sekunden deaktiviert werden.

Porsche Zeltdach Seitenansicht

Der Aufbau der Dachzelts geht mit etwas Erfahrung einfach von der Hand: Hartschale aufklappen, Leiter und Fußteil arretieren, Fenster und Eingang mit Stangen fixieren – fertig.

Besondere Ausblicke garantiert

Ein weiteres Highlight des Porsche-Dachzelts ist sicherlich das SkyView-Fenster im Dachhimmel. Verschlossen mit Fliegengitter und Regenschutz eröffnet es nachts den Blick in den Sternenhimmel und lässt morgens die ersten Sonnenstrahlen ins Zelt. Sofern sämtliche Fenster und der Zugang verschlossen sind ist es nämlich stockfinster im Zelt.
Nach einem Kaltgetränk bei Sonnenuntergang beziehen wir nun unser Zelt. Dank der 1,30 Meter breiten und etwa 2,10 Meter langen Matratze finden hier zwei Erwachsene bequem Platz. Und dank 1,18 Meter Höhe auf Kopfhöhe ergibt sich ein luftiges Raumgefühl. Etwas nervig ist nur der relativ kleine Zeltzugang. Außerdem würden wir uns eine Möglichkeit wünschen unsere Schuhe gesondert unterzubringen um das Zelt nicht zu verschmutzen.

Porsche Dachzelt Aussicht

Klar, wer sich einen Taycan Turbo S leisten kann, der sollte auch das nötige Kleingeld für ein Hotelzimmer haben. Individuellere Aufwachmomente gibt es allerdings mit Dachzelt – insbesondere in Ländern mit ‘Jedermannsrecht’.

Die Nacht verläuft dann sehr angenehm. Trotz etwa 10°C Außentemperatur bleibt es im Zelt annehmbar warm, was für eine gute Isolierung spricht. Auch die Matratze trägt zum guten Schlafkomfort bei, wir sind weich gebettet. Das Highlight unseres Campingausflugs eröffnet sich dann am nächsten Morgen. Dank Stellplatz am See und passender Positionierung des Fahrzeugs am Vortag können wir vom Zelteingang aus gemütlich den Sonnenaufgang beobachten. Und damit sind wir beim großen Vorteil angekommen, den das Zelt im Vergleich zu (fast) jedem Hotel bietet: Wir können, sofern das Terrain befahrbar ist, praktisch überall übernachten. Grandiose Ausblicke beim Einschlafen und Aufwachen sind so garantiert.

Preis & Verfügbarkeit

Gänzlich gratis gibt es dieses Vergnügen aber leider nicht. Porsche verlangt für das Dachzelt (verfügbar für 911, Panamera, Taycan, Macan und Cayenne) derzeit 4981€. Zusätzlich wird beim Taycan noch der Grundträger (476€ bei verbautem Panoramadach) sowie die Dachreling (583€) benötigt. Was bei einem Grundpreis des Taycan Turbo S Cross Turismo von knapp 200.000€ und einem Testwagenpreis über 230.000€ dann aber nicht mehr so sehr ins Gewicht fällt…

Über den Autor

Jonas Braunersreuther

Autor Jonas Braunersreuther interessiert sich von Kindesbeinen an für sportliche Autos und Zweiräder sowie neue Entwicklungen auf dem Automobilmarkt.

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