Besonders wenn man ein Modell mehrere Jahre nicht mehr gefahren ist, können neue Funktionen ganz schön beeindruckend wirken. Ganz gegen den Trend bringt der 530d einen 265 PS starken Sechszylinder Diesel mit. Richtig zukunftsträchtig sind allerdings die Assistenzsysteme des Driving Assistant Plus: Damit kann der 5er sogar teilautonom überholen.
Altbekanntes Interieur auf den hochauflösenden Stand gebracht
Wir fahren den BMW 530d als Limousine in der Luxury Line. In dieser Ausstattungslinie trägt er für eine Münchener Marke doch recht dick auf: Die Einsteigsleisten tragen den Luxury-Line Schriftzug sogar rot beleuchet. Innen geht es feudal weiter: Die Lederausstattungen wie unsere ‘Dakota’ Cognac Exklusivnaht (Serie in der Luxury Line) sehen nicht nur großartig aus, sondern sind auch äußerst bequem. Gönnt man sich die Komfortsitze für 2.300 € Aufpreis, sind diese auch in alle erdenklichen Richtungen verstellbar und bietet auf der Langstrecke einen legendär bequemen Sitz. Sonst findet man sich auch schnell zurecht, wenn man einige Jahre keinen BMW mehr gefahren ist: Klimasteuerung und Radio-Bedienelemte kennt man aus früheren Jahren fast unverändert, sogar ein CD-Fach gibt es noch. Neu, hochauflösend und beeindruckend ist aber das Navigationssystem Professional. Das Display kann auch per Touch bedient werden und stellt alles immer in der richtigen Helligkeit dar. Grafiken in den Assistenz-Menüs sind mit viel Detailliebe animiert und gestaltet – schönere Menüs zu sämtlichen Einstellungen gibt es kaum.
Voll digitales Cockpit für perfekte Übersicht und intuitive Bedienung
Im unmittelbaren Sichtfeld des Fahrers steht bei uns der digitale Tacho, BMW nennt ihn Multifunktionales Instrumentendisplay. Den digitalen Tacho haben wir bereits im Video ausführlich vorgestellt und waren recht begeistert: Im Gegensatz zum Active Info Display von Volkswagen oder auch dem digitalen Tacho im Volvo XC90 ist das MID von BMW nämlich beim Inhalt variabler. Außerdem gibt es verschiedene Styles: Während der normale Tacho ebenfalls aufwändig animiert ist (insb. die Assistenzfuktionen) gitb es auch eine “ruhige” Variante mit weniger Schatten und Animationen sowie einen knalligen roten Sportmodus. Das MuFu-Lenkrad liegt mit seiner Größe perfekt in der Hand. Die Bedienung der Assistenzsysteme (Tempomat/ACC) gelingt aber erst nach mehreren Tagen “blind”, dafür sind sich die Tasten zu ähnlich. Neben sämtlichen Displays erwähnen wir beim 5er ausnahmsweise auch die Ambietnebeleuchtung (Serie in der Luxury Line) als Highlight: Sie fällt auf, ist gleichzeitig aber dezent und nicht kitschig – obwohl man sie zweifarbig je nach Wunsch leuchten lassen kann.
Integral Aktivlenkung: Mitlenkende Hinterräder für mehr Wendigkeit und Stabilität
In der Stadt lässt sich der 5er überaus leicht manövrieren. Dafür sorgt in erster Linie die sog. Integral Aktivlenkung – ähnlich der 4Control bei Renault. Sie lässt die hinteren Räder mit einem minimalen Einschlag mitlenken. Bei niedrigen Geschwindigkeiten lenken die Hinterräder entgegen zu den Vorderrädern ein, was den 5er ein ganzes Stück wendiger macht als mit der normalen Lenkung. Entsprechend verkleinert sich der Wendekreis und der 5er wirkt plötzlich viel kompakter, als er eigentlich ist. Bei höheren Geschwindigkeiten lenken die Hinterräder dann in die selbe Richtung wie vorne – natürlich ebenfalls nur minimal. Das bringt zusätzliche Stabilität z.B. in schnell gefahrenen Autobahnkurven. Die Hinterrädlenkung wäre uns den Aufpreis von ca. 1.200 € wert. Anfangs fühlt sich das Lenken allerdings etwas nervös an – aber das ist Gewöhnungssache.
In der Stadt: Parking Assistant Plus parkt vollautomatisch
Fahren wir erstmal in der Stadt weiter: Gerade im Innenstadtverkehr macht sich vor allem der Parking Assistant Plus bezahlt. Er umfasst nicht nur eine 360 Grad (An-)Draufsicht auf den 530d, sondern kann auch wirklich alleine Einparken. Während man bei den meisten Park-Assistenten noch selbst lenken muss, muss man im 5er nur noch die entsprechende Taste in der Mittelkonsole (zur Sicherheit) gedrückt halten – der 5er gibt Gas, schaltet, bremst und lenkt dann von alleine. Wir empfehlen unser detailliertes Video zum Parking Assistant Plus. Außerdem stellt der 5er im Infotainmentdisplay Hindernisse extrem übersichtlich und graphisch nahezu perfekt dar. Trotz der fülligen Abmessungen kann man dann eigentlich nirgends mehr anstoßen – selbst wenn man es mit dem Parken nicht so drauf hat.
530d mit 265 PS für allzeit genug Power
Auf der Autobahn, im Außendienst-Modus sozusagen, macht sich dann der Sechszylinder Diesel bezahlt. Der stärkste Diesel im 5er sprintet in 5,7 Sekunden auf Tempo 100, das Drehoment von satten 620 Nm gelangt über eine 8-Gang Wandlerautomatik über die Hinterräder auf den Asphalt. Der Antrieb eignet sich damit sowohl fürs entspannte, komfortable Reisen genauso wie für Eile auf der Autobahn mit ständigem Abbremsen und Beschleunigen, da die Leistung so schnell nicht ausgeht. Auch die Wanderlautomatik von ZF, bei BMW Steptronic genannt, macht einen großartigen Job und schaltet immer perfekt. Trotz der Fülle an Technik, Komfortausstattung und Karosserie überschreitet der 5er ein Leegewicht von 1.700 Kilogramm nicht – was ihn auf der Landstraße schön spritzig macht. Der Reihensechser beschleunigt extrem liniar und flott. In Verbindung mit der liebevoll Deutsch/Englisch benannten “Dynamischen Dämpfer Control” können Sportfahrer noch etwas feinjustieren: Die adaptiven Dämpfer fallen vor allem bei recht sportlichen Kurvefahrten (im entsprechenden) Modus auf. Wer nicht ab und zu besonders dynamisch fahren möchte, kann sich aber die 1.200 € locker sparen. Das Fahrwerk des 5er ist auch ohne die aktiven Däpfer für viele Situationen perfekt ausgelotet. Wem der Antrieb im Winter nicht traktionsstark genug (da zu hecklastig) ist, schnappt sich einfach den Allradantrieb Xdrive und kommt dann auch ganz sicher am Morgen aus der verschneiten Tiefgaragenauffahrt. Verbraucht haben wir mit dem 5er um die 7,5-8
Driving Assistant Plus: Intelligente ACC und aktiver Spurhalteassistent
Zum ersten Mal überhaupt haben wir im 5er bei der Marke BMW mehr als einen reinen Tempomat ausprobieren können und waren direkt ziemlich begeistert. Für 2.800€ bekommt man den Driving Assistant Plus, ein Fahrerassistenzpaket mit etlichen Funktionen. Besonders hilfreich ist dabei der Speed Limit Assist: Diese Erweiterte adaptive Geschwindigkeitsregelung erkennt Tempolimits frühzeitig (anhand Navi-Daten und Kamera) und schlägt dem Fahrer vor, das Temolimit direkt als Set-Geschwindigkeit zu übernehmen. Hier kann man außerdem bis zu +/-15 km/h als Toleranz draufschlagen lassen. Die ACC funktioniert sonst sehr gut und zuverlässig und reagiert schnell bei Änderungen der Verkehrssituation. Der aktive Lenkassistent kann im Gegensatz zum Lane Assist bei z.B. Volkswagen ein ganzes Stück länger teilautonom lenken, ohne dass der Fahrer aktiv eingreift. Ein grünes, dann gelbes und am Ende rotes Lenkrad-Symbol signalisieren den Ablauf des teilautonomen Fahrens.
Spurhalteassistent wechselt vollautomatisch die Fahrspur
Von 60 bis 180 km/h kann zudem der Spurwechselassistent genutzt werden. Hält man den Blinker zwei Sekunden in die gewünschte Richtung, prüft das System das Verkehrsgeschehn und wechselt autonom die Spur, wenn niemand im titen Winkel ist oder zu schnell von hinten herrannaht. Die Funktion arbeitet ausgesprochen zuverlässig, sogar in Autobahnkurven sind für den Spurwechselassistent keine Herausforderung. Hat man z.B. einen Lkw überholt, hält man den Blinker wieder kurz nach oben und der Spurwechsel zurück auf die rechte Spur beginnt und wird zügig ausgeführt. Die Funktion zeigen wir auch im Video zum Driving Assistant Plus im Detail. Die aktiven LED-Scheinwerfer sind leider nicht Teil des Driving Assistant Plus, für nochmals 1.500€ bekommt man aber eine allzeit perfekte Ausleuchtung stockdunkler Landstraßen, wie wir in unserem Video zeigen.
Ferngesteuertes Parken: 5er BMW rollt fahrerlos aus engen Parklücken
Ebenfalls zum Staunen bringt Passagiere und natürlich den Fahrer selbst des ferngesteuerte Parken: Über den Display Schlüssel steuert man den 5er hier vor und zurück, während er wie von Geisterhand automatisch vorwärts oder rückwärts fährt, ohne dass jemand am Steuer sitzen muss. Die Funktion bietet sich an wenn man eng eingeparkt ist oder man den 5er aus der schmalen Garage fahren lassen möchte. Sogar Hindernisse (Park Distance Control) werden am Mini-Touchscreen des Schlüssels angezeigt. Das ferngesteurte Parken funktioniert nur, wenn der “Fahrer” mit dem Display Schlüssel direkt neben dem Fahrzeug herläuft, sich also in unmittelbarer nähe befindet und einen Sicherheits-Knopf am Schlüssel permanent gedrückt hält. Ein beeindruckendes System, das uns die 500€ Aufpreis wert wäre. Aber Achtung: Natürlich benötigt man dazu vorher andere Ausstattungsmerkamle wie eben den Display-Schlüssel (290 €) oder iDrive.
Insgesamt beeidrucken Motor und Fahrdynamik des neuen 5er genau so wie die Palette an Fahrerassistenzsytemen. Für durchaus ausgereifte Funktionen wie den Spurwechselassistent bezahlt manim Paket nicht mehr als bei den Mitbewerbern. Insbesondere Langstreckenfahrten sind im 5er mit viel Assistenzfunktionen enorm entspannend. Wenn der Motor immer genug Power liefert und Assistenten einen großen Teil monotoner Aktionen abnehmen, stellt sich der Effekt ein, dass man am Ende einer 600 km-Strecke einfach viel entspannter ankommt. Trotz aller Helferlein haben wir in Richtung Süden nicht die Autobahn, sondern das Timmelsjoch genommen. Der Reihensechszylinder Diesel dürfte einer der letzten seiner Art sein – umso größer war für uns der Spaß, mit 620 Nm Drehmoment und Allradlenkung mehrere Alpenpässe kurz vor der Wintersperre kurvendynamisch und ganz manuell gefahren zu erklimmen.
BMW 530d Limousine Luxury Line
Leistung/Drehmoment | 195 kW (265 PS) / 620 Nm |
Getriebe: | 8-Gang Automatik (ZF) |
Antrieb: | Hinterradantrieb |
0-100 km/h: | 5,7 Sekunden |
Hu00f6chstgeschwindigkeit | 250 km/h |
Leergewicht | 1640/1715 kg |
Verbrauch angegeben | 4,9 Liter / 100 Km |
Kofferraumvolumen normal (7-Sitzer) | 530 L |
Basispreis 530d | 55.399 u20ac |
Testwagenpreis | 83.370 u20ac |