Vor Kurzem hat Jeep die neuen Grand Cherokees des Modelljahres 2014 vorgestellt. Ein unter anderem mit einem LED Tagfahrlicht aufgefrischtes Exterieur, verbesserte Fahrassistenzsysteme, ein neues Multimediasystem und eine 8-Gang-Automatik (vorher: 5 Gänge) bringt der beliebte SUV mit. Über das Spitzenmodell Grand Cherokee SRT mit einem 468 PS starken V8 Motor habe ich schon berichtet, in diesem Fahrbericht geht es um den “kleinen” V6 Multijet II Diesel mit 250 PS.
Der Grand Cherokee ist für mich ja schon sowas wie der Inbegriff eines Geländewagens. Er sieht unheimlich kräftig und robust aus. Allein eines der 7 verchromten Rechtecke des Kühlergrills scheint so groß wie der ganze Grill manches Kleinwagens zu sein. Gefühlt ist der Grand Cherokee riesig, tatsächlich 4,87 Meter lang und knapp 2.5 Tonnen schwer. Man steigt ungewohnt hoch ein, sitzt hoch, hat eine massive Mittelkonsole und ein dickes Lederlenkrad vor sich, das elektrisch verstellbar ist. Der obere Teil des Lenkrads ist statt mit Leder mit einer Glanz-Holz-Optik gestaltet, die den gewissen Luxus ins Interieur des Geländegängers bringen. Besonders gefallen haben mir auch die Designelemente aus offenporigem, dunklem Echtholz. Wo die vorherige Version des Grand Cherokee in der Mittelkonsole noch einen rustikalen Automatikhebel mit “offenem” Schaltschema hatte, sitzt platzsparend und schick im Modell 2014 ein moderner Schalter der nur ein leichtes “Tippen” benötigt um die Fahrstufe zu wählen. Bei eingelegtem Drive-Modus genügt ein leichter Tipp nach unten um in den Sportmodus zu wechseln. Schaltpaddels am Lenkrad sind vorhanden, ein manuelles Getriebe ist im Grand Cherokee übrigens nicht verfügbar.
Genau wie das gesamte Auto ist auch der Touchscreen des Multimediasystems groß ausgefallen. Über ihn können erweiterte technische Daten wie z.B. der Öldruck in Echtzeit angezeigt werden. Außerdem wird über ihn die Klimatisierung gesteuert sowie Einstellungen des Tagfahrlichts oder der Assistenzsysteme vorgenommen. Der Bildschirm reagiert extrem gut und schnell auf Berührungen, leider lässt das Design der Menüs manchmal zu wünschen übrig. Das Bild der Rückfahrkamera ist auf der relativ großen Anzeige leider sehr pixelig und passt nicht ganz zum sonst eleganten Ambiente im Innenraum. Man sollte elegant-sportlich sagen, eine dynamische Farbgebung des Tachos und eine blaue Beleuchtung der Instrumente bei Dunkelheit lockern den Innenraum etwas auf.
Die Top-Ausstattungsversionen Overland und Summit haben serienmäßig ein sehr gut rockendes Harmann Soundsystem mit insgesamt 19 Lautsprechern an Bord. Auch die Entwicklung des Infotainmentsystems stammt von Harman. Der Subwoofer im Kofferraum ist ausreichend dimensioniert, um den großen Innenraum des Grand Cherokee mit satten Bässen zu beschallen. Während der kurzen Probefahrt war leider kein eingehendes “Testhören” möglich.
Go-Anywhere. Kurzer Geländetest.
Ab ins Gelände. In der Ausstattungsvariante “Summit” ist das Fahrwerk namens Quadra-Drive II mit elektronisch gesteuertem Sperrdifferenzial in der Hinterachse an Bord. Jeep hatte einen kleinen Offroadparcours über Schotter, Wiese und ein Bergab-Stück im Wald abgesteckt. Die Quadra-Lift Luftfederung stelle ich auf “Offroad II”, die höchste von 3 Optionen. Man muss bei einem nagelneuen Fahrzeug ja nicht gleich am Unterboden herumkratzen. Von normalen 22 Zentimetern erhöht man die Bodenfreiheit damit auf 28 Zentimeter. Fixiert man bei stehendem Fahrzeug einen Punkt außerhalb des Autos, kann man deutlich sehen, wie der Grand Cherokee in mehreren Stufen jeweils erst hinten, dann vorne angehoben wird. Bis der Vorgang abgeschlossen ist wird im Bordcomputer entweder “Raising” oder “Lowering” angezeigt. Bei entsprechender Fahrgeschwindigkeit wechselt das System automatisch wieder in die Stellung “aero”, die 13 mm unter der Normalhöhe von 22 cm liegt und damit besonders effizient und aerodynamisch sein soll. Die Luftfederung Quadra Lift ist in den Modellvarianten Overland und Summit Serie. Für etwas kleinere Personen kann es bei maximaler Höhe dann schon etwas zu hoch sein – dafür gibt es dann noch die Einstellung “Park”, die die Karosserie um 40 Millimeter unter Normalhöhe absenkt, um das Ein- und Aussteigen oder Beladen eines Dachgepäcksystems zu erleichtern. Mit dem Traktions-Assistenzsystem Select Terrain kann mittels eines Drehknopfes noch der aktuell befahrene Untergrund ausgewählt werden, Snow, Sand, Rock und Mud sowie ein Automatik Modus stehen zur Auswahl.
Ich bin kein Offroadspezialist, aber auf dem kurzen Gefälle auf laub-bedecktem, unebenen Waldboden hat bei langsamer Fahrt alles wunderbar funktioniert. Der Grand Cherokee hat sich hier kaum geneigt, ins Rutschen gelangt man ebenfalls nicht. Für die optimale Bergab-Geschwindigkeit steht noch ein Bergabfahrassistent zur Verfügung. Nach einer leichten Kurve unten am Gefälle angekommen habe ich spaßeshalber versucht, rückwärts wieder hochzufahren – kein Problem, trotz Laubschicht hat da nicht mal ein Rad eine Umdrehung zu viel gemacht oder die Traktion verloren. Ich hätte auf jeden Fall große Lust einen “richtigen” Geländeparcours oder Ähnliches mit dem Grand Cherokee auszuprobieren.
Der meist verkaufte, zweit kleinste Motor im amerikanischen Premium SUV ist der 3 Liter V6 Diesel mit 250 PS. Für einen “kleinen” Motor scheint das ein ziemliches Leistungspaket zu sein, in Relation zum Gewicht des Fahrzeugs dann schon gar nicht mehr so sehr. Der Diesel, der aus der Entwicklung von Fiat stammt und sich dementsprechend auch “Multijet II” nennt, verspricht eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 8,2 Sekunden, hat ein Drehmoment von 570 Nm und eine Höchstgeschwindigkeit von etwas über 200 km/h.
In Verbindung mit dem neuen 8-Gang Automatikgetriebe macht der 3.0 Diesel eine Menge Spaß. Einer von 8 Gänge passt eben in jeder Situation, außerdem hat die Automatik immer blitzschnell den richtigen Gang parat. Ein Beispiel wäre, dass ich von 100 km/h relativ heftig in Richtung 0 km/h bremse um mich an einem Vorfahrt-achten Schild umzusehen. Sehe ich, dass alles frei ist, bin ich vielleicht noch 20km/h schnell. Gehe ich dann schnell von der Bremse und drücke das Gaspedal halb durch, wird sofort wieder beschleunigt, ohne dass sich das Getriebe erstmal “sortieren” muss. So muss das sein. Wie schon beim Grand Cherokee SRT beschrieben sind die kurzen Zeiten des Gangwechsels an sich ein weiteres Highlight. Am besten merkt man das, wenn man, z.B. beim Beschleunigen, selbst mit den Schaltpaddels am Lenkrad die Gänge wechselt. 3..4..5..6..7 – unmittelbar mit dem Drücken des Paddels wechselt der Gang. Initiiert man das Schalten, wird auch gewechselt und keine halbe Sekunde mehr gewartet.
Auch in der aktuellen Generation ist der Jeep Grand Cherokee ein Fahrzeug mit feinsten Go-Anywhere Qualitäten. Die Luftfederung Quadra Lift trägt hierbei zu großen Teilen bei. Sein Design bleibt in Grundzügen dem Ur-Grand Cherokee treu und hat sich für das Jahr 2014 bestens weiterentwickelt. Natürlich ist der Grand Cherokee mit seinen Ausmaßen und den V6 Dieselmotoren kein Spritsparwunder, das will er aber auch gar nicht sein. Im Vergleich zu den letzten Versionen des Jeep ließ sich der Verbrauch jedoch deutlich senken, wozu auch die 8 Gang Automatik beiträgt. Unsere Ausfahrt hat leider nur knapp 2 Stunden gedauert – wie sich der neue Grand Cherokee im Alltag schlägt, lässt sich erst in einem ausführlichen Test herausfinden.
Fotogalerie
Weitere Berichte zum neuen Jeep Grand Cherokee: Newcarz.de
Technische Daten & Ausstattungsdetails
Jeep Grand Cherokee Summit 3.0 l V6 MultiJet 184kW (250 PS)
[column grid=”2″ span=”1″] Leistung/Drehmoment: 250 PS (184kW) / 570 NmGetriebe: 8-Gang Automatikgetriebe
Antrieb: Quadra Drive II Allradsystem
0-100 km/h: 8,2 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 202 km/h
Leergewicht: 2522 Kg
Gepäckraum-Volumen: 782 / 1554 l [/column] [column grid=”2″ span=”1″] Verbrauch angegeben: 7,5 Liter / 100 Km (Kombiniert)
Gefahrene Kilometer: 100
Grundpreis: 65.500 EUR
Sonderausstattung (in Variante “Summit”, Auszug): BiXenonscheinwerfer, 20Zoll Leichtmetallräder (265/50), Sitzpolsterung Natura Leder Plus Velours Applikationen im Dachhimmel, Auspuffrohre in abgeflachtem Design, Harman Kardon Hifisystem. [/column]
Text: Matthias Luft , Fotos: Anja Hager