Seit 1982 ist Opels Erfolgs-Kleinwagen nach 12,4 Millionen verkauften Exemplaren mittlerweile in der fünften Generation (“Corsa E”) angekommen. Vom Kastenförmigen Ur-Corsa über teils langweilige Designs ging es zum Modell 2014, das insbesondere von vorne stark an den kleineren Adam erinnert. Brandneu ist in diesem Segment eine Reihe fortschrittlicher Fahrerassistenzsysteme.
Beim Design dürfte weitestgehend die Coolness des Adam als Vorbild gedient haben: Endlich weg von den letzten zu runden Formen des Vorgängers zeichnen nun schärfere Linien Frontscheinwerfer, deren Tagfahrlicht und auch die Heckleuchten, die nun ebenfalls ein hübsches Leuchtband verliehen bekommen haben. Eine Hand voll neuer Felgen und trendige “blasse” Lackierungen sind auch verfügbar.
Wirft man einen Blick in den primitiven Innenraum des Corsa B aus den 90ern, ist man doch dankbar, dass die Entwicklung hier so gut und weit vorangekommen ist. Viele Elemente kommen nun aus den höheren Opel-Klassen, so das MuFu-Lenkrad, das etwa die Funktionen des Astra oder Cascada bietet. Intuitiver ist es in Sachen Bedienung des Tempomats zwar nicht geworden, aber dafür gibt es Fortschritte beim Bordcomputer: Er ist in weißer Schrift (nicht mehr Rot) ablesbar, im Breitformat angeordnet und blendet erkannte Verkehrszeichen übersichtlich ein. Endlich können auch mehrere Werte pro Menüseite angezeigt werden. Entscheidet man sich für das das Navigationssystem Intellilink, ist die Mittelkonsole sehr aufgeräumt: Nur noch zwei kleine Felder links und rechts erinnern an die ehemalige Knöpfe-Wüste. Hier werden z.B. Sitzheizung, Assistenzsysteme oder Parkhilfen aktiviert. Das Intellilink-System ist für einen unschlagbaren Preis von nur 300 EUR zu haben, für die Navigation ist allerdings ein Smartphone zwingend erforderlich. Dessen App (Hier: BringGo) wird dann sozusagen auf das Infotainmentsystem gestreamt. Für 295 EUR gibts außerdem eine Rückfahrkamera. Überzeugen konnte das Audiosystem, das nicht nur einen überzeugenden Klang sondern optional auch DAB-Radioempfang bietet.
Gerade für die lifestylige Zielgruppe gilt eine große Flexibilität der farblichen Anpassbarkeit als vorteilhaft. Ein Hingucker ist deshalb unter anderem die Linie oberhalb des Instrumentenbretts, die optional in Lack-Farbe gehalten ist und so insgesamt für ein stimmiges Design sorgt. Die Sitze sind überraschend bequem und überzeugen nun auch wie bei der Konkurrenz durch nette Retro-Karomuster und viele weitere Variationsmöglichkeiten.
Für die ersten Testfahrten in und um Frankfurt stand der 1.4 Turbo ecoFLEX Benziner mit 100 PS / 74 kW, manueller 6-Gang-Schaltung und Stop-Start Automatik zur Verfügung. Er ist neu im Corsa-Programm und bietet ein ansehnliches Drehmoment von 200 Nm, die von 1.850 bis 3.500 Touren anliegen. Bei Ampelsprints geht es also schön fix voran, die 6 Gänge sind ziemlich gut abgestimmt. 1,2 Tonnen wiegt der gefahrene 3-türer, eine Masse, die vom 100 PS Motor auch bei mittleren Steigungen im Taunus gar nicht allzu hohe Drehzahlen fordert. Ein hinzugekommener “City-Modus”, markenübergreifend keine bahnbrechende Neuerung, sorgt für mehr Lenkunterstützung in der Stadt. Deutlich innovativer ist da die überarbeitete elektromechanische Servolenkung an sich. Sie erhält u.a. vom neuen “ESP Plus” Informationen und unterstützt nun auch bei Seitenwind oder Kopfsteinpflaster durch aktives Kurshalten. Besonders auf Landstraßen fühlt sie sich nun wesentlich ausgereifter (auch als im Astra J) an, nicht mehr nur nach einer simplen, immer gleichen Kraftunterstützung.
Laut Bordcomputer flossen während unserer – zugegebenermaßen dynamischen – Testfahrt etwas über 7 Liter Benzin durch die Brennräume des 1.4ers, angegeben sind im Mittel 5,2 Liter / 100 km. Insbesondere früh geschaltet und moderat gefahren sollte man sich durchaus an den Wert annähern können.
Außer dem 1.4 Turbo steht ein neuer, direkteinspritzender Downsizing-1-Liter-3-Zylinder Benziner mit 90 oder 115 PS zur Verfügung, der im Mittel nur 4,3 bis 4,9 Liter verbrauchen soll. Einen Fahrbericht zum 115 PS 3-Zylinder findet man bei Autophorie. Neben den beiden Benzinern ist der überarbeitete 1.3 CDTI mit 95 oder 75 PS als 5-Gang-Handschalter der einzige Diesel im Motoren-Lineup. Innovativ war Opel auch bei der “Easytronic 3.0”, ein automatisiertes 5-Gang Getriebe (beim 1.4 Benziner mit 90 PS), das nun ohne “Kopfnicken” und große Zugkraftunterbrechungen auskommen soll. (Nur 575 EUR). Vorerst nur für den 1.4 Benziner mit 90 ist auch eine 6-Gang-Wandlerautomatik (neu im Corsa) lieferbar.
Eine der großen Stärken des neuen Corsa, der oberhalb des kommenden Karl und dem Adam eigentlich schon aus der Klein- in die Kompaktwagenklasse wächst, sind verschiedene Assistenzsysteme. Wie üblich haben sie sich schon in höheren Modellklassen etabliert und halten nun Einzug ins günstigste Segment. Angefangen bei den “Kleinigkeiten” sind nun BiXenon Scheinwerfer, ein Abbiegelicht und sogar eine beheizbare Frontscheibe verfügbar. Das erste, ultraschallgestützte Paket (580 EUR) an Fahrerassistenz besteht aus einem aktiven Lenkassistent, der nach dem Suchen einer geeigneten Parklücke das Fahrzeug nicht nur parallel sondern auch quer zur Fahrbahn einparken kann. (Der Fahrer gibt nur Gas und bremst, Video bei Imaedia) Mit dem Package ist auch der Toter-Winkel-Warner mit an Bord, der mittels LED-Symbolen in den Außenspiegeln vor Fahrzeugen außerhalb des Fahrer-Sichtfelds warnt und bei einem im falschen Moment gesetzten Blinker nochmals optische Signale gibt. Da auch hier Ultraschallsensoren genutzt werden, ist die Reichweite auf ca. 3 Meter beschränkt.
Die zweite Option in Sachen Fahrerassistenz (Paket: 700 EUR) beinhaltet einen sehr gut funktionierenden Spurhalteassistent (kein aktiver Lenkeingriff), eine Verkehrszeichenerkennung (auch Überholgebote), einen Fernlichtassistent und einen Frontkollisionswarner. Letzterer warnt den Fahrer bei einem drohenden Aufprall im Gegensatz zum bisherigen System nicht nur akustisch, sondern gibt mit einer Reihe LEDs, die in die Frontscheibe projiziert werden, auch ein nicht übersehbares optisches Feedback. (Ähnlich dem Volvo-Warnsystem) Der Mindestabstand zum Vordermann kann in 3 Stufen eingestellt werden, Fehlalarme treten hier erfahrungsgemäß selten bis gar nicht auf. Mit der Fülle an Komfort- und Sicherheitssystemen übertrifft der Corsa zwar z.B. den neuen Polo, für die Zukunft darf man sich hoffentlich in Sachen Sensorik auf Radarunterstützung freuen, die dann wie bei der Konkurrenz etwa eine adaptive Geschwindigkeitsregelung ermöglicht. Bislang diente zur kompletten Umfelderfassung Opels Frontkamera der zweiten Generation, die z.B. auch im Astra und Cascada arbeitet.
Das Design des neuen Corsa ist in der Tat eher ein Upgrade als ein Update. Gerade der Innenraum erinnert wenig an die vorangehenden Versionen. Die handgeschaltenen, kleinen Benziner sind die meistverkauften Motoren im Corsa, dazu haben auch die neuen 1.4 und 1.0 Benziner-Aggregate Potential. Eine neu abgestimmte Lenkung sorgt auch auf der Landstraße für mehr Fahrspaß. Die im Aufpreis günstigen Fahrerassistenzsysteme haben gerade für die Zielgruppe der jüngeren Fahrer Sinn – viele Funktionen unterstützen sowohl im hektischen Stadtverkehr als auch auf der Langstrecke.
Lesenswert sind auch die Berichte zum neuen Corsa E bei Mein-Auto-Blog, Trendlupe, Autogeco und Autogefühl. Einen sehr schönen Vergleich des neusten Corsa mit der knapp 20 Jahre alten Generation B gibt es bei Mypianeta.
Opel Corsa Color Edition 1.4 Turbo ecoFLEX
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Leistung/Drehmoment: 74 kW (100 PS) / 200 Nm
Getriebe: 6-Gang-Schaltgetriebe
Antrieb: Frontantrieb
0-100 km/h: 11 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 185 km/h
Leergewicht: 1.200 kg
Verbrauch angegeben: 5,2 Liter / 100 Km (Kombiniert)
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Farbe: Schnee Weiß
Kofferraumvolumen: 280 – 1.090 L
Testwagenpreis: ca. 19.200 EUR
Grundpreis (Color Edition): 16.380 EUR
Sonderausstattung (Auszug): 17 Zoll Felgen, Intellilink Infotainmentsystem, Komfortpaket(e), Klimaautomatik, Frontkamera
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Text & Fotos: Matthias Luft