Alfa Romeo Fahrberichte

Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio – Die individuelle Sportlerin

Frägt man nach einer Sportlimousine in der automobilen Mittelklasse, kommen den meisten Lesern dieser Zeilen vermutlich zuerst Fahrzeuge wie der BMW M3, der Audi (R)S5 oder der Mercedes-AMG C63(S) in den Sinn. Doch nicht nur die deutschen Autobauer haben schöne Töchter. Wir sind unterwegs in der Individualistin aus Turin, Italien: Vorhang auf für die Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio.

Technische Daten machen Lust auf mehr

Das vierblättrige Kleeblatt, Quadrifoglio Verde, ziert die Guila auf den Kotflügeln und macht dem Kenner auf den ersten Blick klar, wohin die Reise geht: 2,9 Liter V6-Biturbo, 510 PS, 600 Nm Drehmoment und Heckantrieb, dazu eine Wanderautomatik, die die Gänge im RACE-Modus in 150 Millisekunden wechselt. Der Motor stammt dazu aus der Entwicklungsabteilung von Ferrari und kommt, mit zwei Zylindern und etwas mehr Hub, unter anderem auch im Ferrari 488 und California T zum Einsatz. Auch der Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio setzt übrigens auf den 2,9-Liter Motor.

Giulia Quadrifoglio: Schon im Stand schnell

Von außen betrachtet gefällt uns die Giulia außerordentlich gut. Während man das Design von Audi, BMW & Co. aus dem Alltag zu genüge kennt, besticht die Giulia durch eine emotionale, aggressive Linienführung. Beginnend beim Alfa-typischen Kühlergrill „Scudetto“ über die scharfe Linienführung in der Seitenlinie bis zum großen Diffusor mit vierflutiger Auspuffanlage. Die Giulia Quadrifoglio stellt die Leistung zur Schau, ohne dabei zu dick aufzutragen. Die Leistung kommt dabei über die Hinterräder samt Sperrdifferenzial und aktiver Drehmomentverteilung auf die Straße.

Heckansicht Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio
Unser Testwagen tritt in der Außenfarbe ‘Rosso Competitione’ und mit 19″-Classico-Felgen samt Sportbereifung an. (Foto: Alfa Romeo)

Tranktionsprobleme? (Beinahe) Fehlanzeige!

Traktionsproblem muss man dabei, zumindest bei trockener Fahrbahn, überraschenderweise nicht haben, den optionalen Semislicks und sommerlichen Temperaturen sei Dank. Und sind die Semislicks erstmal auf Temperatur zeigt die Giulia ihr fahrdynamisches Potenzial. Den dna-Fahrdynamikregler auf ‚d‘ wie dynamic und Fuß auf’s Gas. Dank idealer Gewichtsverteilung 50:50, aktiver Aerodynamik, direkter und für ein Auto aus dem FCA-Konzern rückmeldungsfreudiger Lenkung wird die Kurvenjagd zur großen Freude. Die Grenzen der Haftreibung der Reifen sowie die Standfestigkeit der optionalen Carbon-Keramik-Bremse von Brembo (8286€) lassen sich hier nicht ergründen, ohne Gefahr zu laufen Punkte in Flensburg zu sammeln.

Den sportlichsten Fahrmodus ‚RACE‘ empfehlen wir, wie auch Alfa Romeo für die Rennstrecke, denn hier ist das ESP ausgeschaltet. Doch auch im dynamic-Modus lässt die Giulia Quadrifoglio leicht Schwenks des Heck zu. So macht die Giulia auch diesseits des legalen Tempos auf der Landstraße Spaß, woran auch die optionale Akrapovic-Auspuffanlage (4274€) ihren Anteil hat. Einen künstlichen Motorenklang, der über die Lautsprecher eingespielt wird hat die Giulia nicht nötig. Einen Soundcheck gibt es übrigens in unserem Fahrbericht im Video.

Alfa Romeo Giulia Quadrifoglio Seitenansicht

Sport: JA! Alltag: Jein

Dank des oben erwähnten dna-Fahrdynamikreglers kann die Giulia Quadrifoglio aber auch Langstrecke. Im zahmen Modus ‚n‘ wie neutral sinkt der Klangpegel der Auspuffanlage. Gleichzeitig wird die Lenkung ein wenig indirekter und die adaptiven Dämpfer sprechen feinfühliger an. Ein Problem bleibt auf der Langstrecke aber doch. Zwar erhielt die Giulia mit dem Facelift im Modelljahr 2020 ein neues, verbessertes Infotainment-System und neue Fahrassistenzsysteme. So soll die Giulia jetzt, dank eines von Bosch entwickelten Systems auf der Autobahn und im Stau die Spur halten. Besonders gut funktioniert das Assistenzsystem allerdings nicht. Hier hat die Konkurrenz deutlich mehr zu bieten.

Auch der 8,8 Zoll große Bildschirm des Infotainmentsystems ist nicht ganz auf Augenhöhe mit der Konkurrenz. Die Bedienung via Touchscreen ist weniger intuitiv, die Darstellung weniger scharf, die Farben weniger brilliant. Einen Eindruck zum Funktionsumfang bietet auch unser Video. Auch ein digitales Instrumentendisplay lässt sich nicht bestellen. Dafür vermittelt der Innenraum ansonsten einen angenehm sportlichen Eindruck. Hier verbaut Alfa Romeo viel Alcantara und Leder, die Nähte sind passend zur Außenfarbe ‚Rosso Competitione‘ (2729€) in Rot gesteppt (487€),  die großen Schaltwippen sind sogar vollständig aus Aluminium. Ein besonderes Lob verdienen außerdem die Schalensitze von Sparco die einerseits viel Seitenhalt bieten aber anderseits auch komfortal genug für die Langstrecke ausfallen. Der Aufpreis für die Sportsitze, deren Rückseite aus Sichtcarbon besteht: 3802€.

In der Kommandozentrale finden sich hinter dem Lenkrad noch analoge Rundinstrumente. Das zum Modelljahr 2020 verbesserte Infotainmentsystem mit 8,8″-Bildschirm ist in Sachen Bedienlogik und Darstellung nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit. (Foto: Alfa Romeo)

Der Preis der Giulia Quadrifoglio geht in Ordnung

Die Alfa Romeo Giulia ist ein Fahrerauto mit hohem dynamischen Potenzial, das den Fahrer allerdings nicht gleich mit der Leistung überfällt. Ist man Alfa Romeo zugeneigt könnte man die eher rudimentären Fahrerassistenzsysteme glatt als konsequente Fahrzeugauslegung durchgehen lassen. Freude kommt übrigens auch beim Preis auf: Der Einstiegspreis liegt bei gut 80.000€, unser beinahe voll ausgestatteter Testwagen beinahe 107.000€. Wobei wir uns die gut 8000€ für die Carbon-Keramik-Bremse beim überwiegenden Einsatz auf der Landstraße sparen würden.

Über den Autor

Jonas Braunersreuther

Autor Jonas Braunersreuther interessiert sich von Kindesbeinen an für sportliche Autos und Zweiräder sowie neue Entwicklungen auf dem Automobilmarkt.

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