Fahrer von Selbstzündern machen gerade eine schwere Zeit durch. An der Zapfsäule kostet Diesel mehr als Benzin. Auch die Preise für die Harnstofflösung AdBlue schießen in die Höhe. Wer vom Dieselskandal betroffen ist, bekommt diese Entwicklungen besonders deutlich zu spüren.
Diesel-Fahrzeuge werden seit Jahren immer unbeliebter: Laut Kraftfahrt-Bundesamt wurden im April 2022 fast 30 Prozent weniger Diesel-Autos zugelassen als im Vorjahresmonat. Mitunter ein Grund für das sinkende Vertrauen in die Verbrenner ist der 2015 bekannt gewordene VW-Abgasskandal, der sich mit den Jahren auch auf andere Automobilhersteller ausweitete. Neben Diesel-Fahrverbotszonen und einer geplanten steuerlichen Angleichung von Dieselkraftstoff und Benzin befeuern auch die steigenden Sprit- und AdBlue-Preise diesen Trend und sorgen für eine erhöhte Nachfrage nach E-Autos.
AdBlue-Mangel sorgt für eine extreme Preissteigerung
Die Preise für die Harnstofflösung steigen derzeit rasant, da es immer weniger AdBlue auf dem Markt gibt. Schuld für den Mangel sind die hohen Gaspreise. AdBlue wird nämlich aus Ammoniak und Kohlendioxid hergestellt und für den Herstellungsprozess von Ammoniak wird wiederum Erdgas benötigt. Aufgrund des Anstiegs der Gaspreise haben Chemiewerke wie etwa der Branchenriese BASF ihre Ammoniak-Produktion gedrosselt. Das Resultat: Ammoniak fehlt, AdBlue kann nicht ausreichend hergestellt werden, die Nachfrage übersteigt das Angebot. Infolgedessen ist der AdBlue-Preis allein im ersten Quartal 2022 von ursprünglich rund 13 Euro pro 100 Liter auf aktuell rund 76 Euro pro 100 Liter gestiegen. AdBlue ist damit fast sechsmal so teuer wie noch vor einigen Monaten.
Die Folgen für Diesel-Fahrer
Vor allem Transport- und Logistikunternehmen bekommen diese Folgen zu spüren und versuchen zum Teil, drohende AdBlue-Engpässe durch Hamsterkäufe und Vorrats-Haltungen vorzubeugen. Doch auch Millionen von Verbrauchern drohen negative Folgen durch den Mangel. So könnte ein leerer AdBlue-Tank beispielsweise zum Fahrzeug-Stillstand führen. Autos fahren zwar auch ohne AdBlue weiter. Doch wird der Motor einmal ausgeschaltet, lässt er sich nicht wieder starten.
Diesel-Fahrer sollten also regelmäßig checken, wie hoch der Vorrat bzw. die Reichweite noch ist. Im Normalfall muss ein AdBlue-Tank mit einem Fassungsvermögen von durchschnittlich 33 Litern nur alle eineinhalb Jahre nachgefüllt werden. Wer allerdings vom Dieselskandal betroffen ist, muss seinen Tank deutlich häufiger auffüllen.
Steigender AdBlue-Verbrauch durch Abgasskandal
Autobauer wie Mercedes haben im Rahmen des Dieselskandals getrickst und nur sehr kleine AdBlue-Tanks in ihren Diesel-PKW verbaut, um den Kofferraum möglichst groß gestalten zu können. Damit die betroffenen Autofahrer den AdBlue-Tanks trotzdem möglichst selten auffüllen müssen, wurde der Verbrauch der Harnstofflösung mithilfe einer Manipulationssoftware drastisch reduziert. Dies führte zu unerlaubt hohen Schadstoff-Emissionen.
Als der Abgasskandal ans Licht kam, mussten die verantwortlichen Hersteller nachträglich für eine ordnungsgemäße Abgasreinigung der betroffenen Autos sorgen. Die illegal manipulierten Diesel-Autos wurden hierfür einem Software-Update unterzogen. Dieses führte zwar zu einer besseren Abgasreinigung, gleichzeitig aber auch zu einem deutlich höheren AdBlue-Verbrauch. Die kleinen AdBlue-Tanks wurde so besonders in den letzten Monaten zu einem extremen Nachteil für die betroffenen Diesel-Fahrer.
Neben einem erhöhten AdBlue-Verbrauch können entsprechende Software-Updates in vielen Fällen auch zu einem höheren Kraftstoffverbrauch, zu Leistungseinbrüchen und sogar zu kostspieligen Motorschäden führen. Nicht zuletzt wegen dieser möglichen Folgeschäden haben PKW-Besitzer die Möglichkeit, Schadensersatz im Dieselskandal durchzusetzen.
Diese Schadensersatzansprüche gelten im Abgasskandal
Betroffene Verbraucher können ihren manipulierten Diesel einfach an den verantwortlichen Hersteller zurückgeben und eine Entschädigung geltend machen, die sich aus dem ursprünglichen Kaufpreis und der bisherigen Laufleistung berechnet. Alternativ kann das Auto auch weitergefahren werden. In diesem Fall bekommt der Diesel-Besitzer einen Teil des Kaufpreises zurückerstattet.