Raus aus dem Business Kombi, ab in den winzigen gelben Tschechen. Für 2 Wochen war der kleinste Škoda mit dem größten Motor (1.0 Liter mit 75 PS) mein Testwagen. Auch wenn er grundsätzlich als Stadtauto konzipiert ist, habe ich ihn auch ausführlich über die Autobahn geschickt und einige Eindrücke mitgenommen.
Der schönere Up?
Kein anderes Modell der Hersteller innerhalb der VWAG ist sich so ähnlich wie der Škoda Citigo dem VW Up bzw. dem Seat Mii. Aus der Ferne lassen sich die Kleinstwagen besonders von hinten kaum unterscheiden. Der Citigo gefällt mir in Sachen Design am besten, er hat meiner Meinung nach die schönste Front bzw. den hübschesten Grill, das schwarze Plastik, das ziemlich weit nach unten reicht, bringt ein bisschen Dynamik in die Form. Beim Up sieht mir an der Frontschütze alles etwas zu “geschlossen” und nach Spielzeugauto aus. Die relativ großen Fensterflächen mit hinten abgedunkelten Scheiben sehen besonders bei einer Lackfarbe wie meinem “Sunflower-Gelb” super aus. Die 14 Zoll Alufelgen in Schwarz hauchen dem Citigo Coolness ein und sind außerdem für Waschanlagen-Faule Fahrer praktisch. Im Gegensatz zum VW Up gibts beim Citigo am Heck mehr Blech und weniger Glas. Der Citigo ist übrigens das erste Fahrzeug von Škoda, das das neue Firmenlogo (ab sofort in Chrom statt grün) auf der Motorhaube tragen darf.
Simply Clever Bauweise
Das Tolle am Citigo ist, dass nach dem Prinzip “Simply Clever” an allen Ecken des Autos eine günstige (nicht billige!) Bauweise an der Tagesordnung ist, alles aber immer noch im Alltag ausreichend und komfortabel ist. Spürbar wird das an vielen Details. Beim den ersten Startvorbereitungen fällt das z.B. gleich am Lenkrad auf: Es ist hochwertig und lässt sich super greifen, ist aber nur in der Höhe und nicht in der Tiefe verstellbar. Die Rahmen der Türen sind auch innen in Wagenfarbe lackiert und nicht verkleidet. Apropos nicht verkleidet: Geht es mit dem Citigo in Richtung Offroad, oder auch nur ein wenig, hört man im Innenraum so ziemlich jeden Stein, der gegen den Unterboden fliegt. Auch bei den elektronischen Fensterhebern wurde simpel gebaut: Auf ein Komfortöffnen wurde verzichtet, d.h. man muss den Knopf gedrückt halten bis die Scheibe ganz nach unten oder nach oben gefahren ist. Die Beifahrerseite kann von der Fahrerseite aus nicht bedient werden. Stört mich das? Nein! Schließlich ist genau das Sinn und Zweck des Citigo. Eines der cleveren Features sind die kleinen Netze, die an der Innenseite der Vordersitze angebracht sind. Hier kann man z.B. sein Handyladekabel oder Kleingeld verstauen.
Das Fach vorne in der Mittelkonsole kann als kleiner Stauraum oder als Becherhalter verwendet werden, für den Fond gibt es in der Mitte ebenfalls eine Möglichkeit, sein Getränk kippsicher zu verstauen. Kleine Flaschen finden dann nochmals in den Vordertüren Platz, auch in den Hecktüren gibt es kleine Ablagemöglichkeiten. Die Fenster im Fond können nicht nach unten gefahren, aber nach hinten aufgekippt werden.
Berganfahrassistent serienmäßig, Klimaanlage nicht
Obwohl man im Citigo vieles aufs Wesentliche reduziert hat, kommen einige Extras, die man in dieser Fahrzeugkategorie nicht sofort vermuten würde, nicht zu kurz. So ist neben einem Tempomat auch ein ausführlicher, wenn auch nur einzeiliger, Bordcomputer verfügbar, Tagfahrlicht und Berganfahrassistent sind sogar serienmäßig an Bord. Für 150 EUR kann man den aktiven Bremsassistenten City Safe Drive dazukaufen, der bei Geschwindigkeiten von 5-30 km/h bei einer drohenden Kolission automatisch eine Notbremsung ausführt – ein Highlight in dieser Fahrzeugkategorie. Einige Bremstests finden sich hier im Video. Außerdem sind Seatbelt-Reminder für alle 5 Sitzplätze und eine Parkdistance Control hinten verfügbar, die, wenn man das Navigon-Navi dazukauft, auch als optische Anzeige beim Parken hilfreich ist. Einziger Kritikpunkt für den Innenraum: Eine Mittelarmlehne ist, auch als Sonderausstattung, nicht erhältlich.
Richtig überraschen kann die Klimaanlage: Sie ist zwar manuell zu regeln, hält aber die eingestellte Temperatur durchaus konstant und arbeitet sehr zugfrei: Hier macht sich wohl beste VW Qualität bemerkbar. Auch die Halogenscheinwerfer und deren Fernlicht waren z.B. dem des Alfa Romeo MiTo um Weiten überlegen. Das Radiosystem ist im Prinzip identisch mit dem eines VW Polo, klanglich richtig gut für die Preisverhältnisse des Citigo. Es kann (MP3)CDs wiedergeben und sogar ein AUX Anschuss ist vorhanden. Navigationsansagen des Navigon-Gerätes werden direkt über die Lautsprecher ausgegeben. Bei den Reglern für Lüftung und Radio kommt dem Škoda wieder die VW Qualität zugute, alle Dreher sind identisch mit denen eines Golf. Das schon angesprochene, optionale Navigationssystem von Navigon, das mittig auf dem Armaturenbrett (ist das hier der korrekte Ausdruck? Siehe Foto!) befestigt werden kann, ermöglicht nicht nur eine Navigation der neusten Generation, sondern ist auf den Citigo gebrandet und kann in einem separatem Menü als großer Bordcomputer fungieren. Strecke A und B sind möglich, dann die üblichen Infos wie Reichweite, Verbrauch, Lifetime-Verbrauch usw. In einer netten Animation können auch Außen- oder Kühlwassertemperatur sowie Drehzahl angezeigt werden.
City Sitze und tiefer Kofferraum
Die Sitzposition ist angenehm hoch, genau richtig für urbane Menschen die eben nicht auf der Langstrecke sondern meist in der Stadt unterwegs sind. Häufiges Ein- und Aussteigen geht so leicht von statten. Die Sitze sind einigermaßen bequem, aber eher zweckmäßig als langstreckentauglich. Die Kopfstützen sind in der hohen Form der Sitze integriert.
Der Kofferraum erschreckt auf den ersten Blick durch die ungünstige Zugänglichkeit, nach dem Öffnen der Heckklappe muss erst noch die Hutablage nach oben geklappt werden, um richtig an den Stauraum zu kommen. Insgesamt fasst der Kofferraum aber wesentlich mehr, als man meint: Er ist zwar schmal aber ziemlich tief. Im Alltag finden 2 Kästen Wasser, wenn auch knapp, darin Platz. Wählt man das Reifen-Flickset statt eines Ersatzrades, hat man unter dem doppelten Boden nochmal relativ viel Raum für Kleinigkeiten, die immer dabei sein sollen. Im Alltag oft ein Problem: Der Kofferraum hat keine Beleuchtung!
City – Go: Fahrverhalten
Grundsätzlich hat man beim Citigo die Wahl zwischen zwei 1.0-Liter Benzinern: 44 und 55 kW sind verfügbar. Außerdem gibt es noch einen 44 kW Erdgas-Aggregat. Mein Testwagen hatte den 55 kW (75 PS) Motor mit manuellem 5-Gang-Schaltgetriebe verbaut. Was erwartet man nun, wenn man vom Honda Accord Type S mit 180 PS direkt in den Citigo steigt? Weniger Leistung. Klar. Ich hatte mir ihn in etwa so vorgestellt wie den VW Fox, den ich vor ein paar Jahren mal mit ähnlich kleiner Motorisierung gefahren bin. Aber: So langsam geht es gar nicht voran! Ordentlich Gas geben ist Pflicht, damit man erst mal anfahren kann. Dreht man aber ein bisschen höher als gewohnt, geht es ganz locker vorwärts. Der Drehzahlmesser versteckt sich unten links in der Tachoeinheit, weshalb man die manchmal nötigen hohen Drehzahlen auch nicht ständig visuell unter die Nase gerieben bekommt.
Die Schaltung ist, wie die Lenkung, wahnsinnig leichtgängig. Mechanisch fühlt man hier tatsächlich keine gravierenden Unterscheide z.B. zum VW Polo. Gleich am ersten Testtag musste der Citigo knapp 400 Kilometer zurücklegen, es ging auf die Autobahn. Im vierten Gang beschleunigen, nein, das reicht nicht ganz, der Dritte muss es sein und auch ein bisschen Geduld, bis man die 100 km/h geknackt hat. In dieser Situation klingen viele schwache Benziner als würden sie auf jeden Fall gleich explodieren. Einen in in hohen Tönen kreischender Motor hat der Citigo überraschenderweise nicht: Bei 4-5.000 Touren ist der ein-Liter-Motor natürlich nicht zu überhören, sein Sound bleibt aber im niedrigen Frequenzbereich und klingt nicht so sehr angestrengt und gepeinigt wie manche Konkurrenten. Hat man nach einem Weilchen die Vmax von etwa 170 km/h erreicht, darf man sich freuen, dass sich der Citigo auf der Autobahn bei höheren Geschwindigkeiten angenehm stabil anfühlt.
75 PS sind mein Minimum
Ohne den schwächeren Motor mit 44 kW bzw. 60 PS gefahren zu sein muss ich sagen: Meine Empfehlung ist klar der “große” 55 kW Motor mit 75 PS! Nochmal 15 PS weniger wären mir dann doch zu schwach, dann könnte es auf der Landstraße oder Autobahn doch sehr nervig werden. Der Verbrauch des Citigo hat sich bei mir auf relativ genau 6 Liter eingependelt, dabei war ich insgesamt schon relativ hoch-drehend und zügig unterwegs.
Fazit
Der Škoda Citigo ist als hübscherer Up ein kleines und feines Alltagsmobil, hauptsächlich für die Stadt. Dank seiner kompakten Ausmaße und der guten Übersicht ist Einparken auch im dichten Gedränge kein Problem. Serienmäßige, praktische Extras und die Option auf ein Onboard Navi, einen Tempomaten oder Notbremsassistenten vereinen im Citigo moderne VW-Technik mit einem schlichten Basis-Fahrzeug. Der 1.0-Liter Benziner mit 75 PS ist in den meisten Situationen ausreichend, sorgt aber sicherlich bei manchem Fahrer für permanente Drehzahlen jenseits der 5.000 auf der Landstraße oder Autobahn. Auch wenn man den kleinen Benziner etwas mehr scheucht pendelt sich der Verbrauch bei der angenehmen 6 Liter Marke ein. Für kommende Generationen hätte sich der Citigo auf jeden Fall einen kleinen Diesel im Programm verdient. Der relativ günstige Anschaffungspreis und die qualitativ hochwertige Technik machen den Citigo zu einem sehr ehrlichen Auto!
Fotogalerie
Weitere Berichte zum Citigo
Auf autokarma.de, motoso.de, veight.de, trendlupe.de und neuwagen.de finden sich Fahrberichte von der Pressevorstellung, Jens (“Citigo Blogger”) Stratmann hat den 60 PS Motor getestet, seine Freundin fahren lassen und gecheckt, wie gut Kindersitze auf die Rückbank passen!
In einem weiteren Artikel habe ich auch die Notbremsfunktion City Safe Drive im Video vorgestellt.
Technische Daten Škoda Citigo Elegance 5-türer
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Motor: 1.0 Liter DOHC Reihen-Dreizylinder-Ottomotor
Leistung/Drehmoment: 75 PS (55 kW) / 95 Nm
Getriebe: 5 Gang Schaltgetriebe
Antrieb: Vorderradantrieb
0-100 km/h: 13,2 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 171 km/h
Leergewicht: 929 Kg
Testverbrauch: 6,0 Liter / 100 Km (Berechnet)
Gefahrene Kilometer: ca. 1.200
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Testzeitraum: 14 Tage
Farbe: Sunflower Gelb
Testwagenpreis: 12.895 EUR
Sonderausstattung in Variante “Elegance” (Auszug): 14 Zoll Alufelgen Schwarz, Navigon Multimedia- und Navigationssystem, manuelle Klimaanlage, Tempomat, City Safe Drive Notbremsassistent
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der 60PS und 75PS Motor haben dasselbe Drehmoment. Der 75PS holt seine Mehrleistung erst jenseits der 5000UPM. Der 75PS Motor ist somit die sinnlose Motorisierung, da kaum jemand solche Automobile bis 6000 Touren dreht. Bis 5000UPM sind beide Motoren exakt gleich stark. Dementsprechend merkt man im normalen Alltag die Mehrleistung des 75PS Motors auch nicht.